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Königin Maria von Hannover, des Her-
zogs Georg und der Herzogin Maria von
Saͤchſen-⸗Altenburg, wie des Erzherzogs Al-
brecht von Oeſterreich. Die beigegebene
Chronik erſtreckt ſich vom Juli 1851 bis
zum Juni 1852 einſchließlich. — In nicht
iuinderndem Grade empfehlungswerth iſt
auch der von demſelben Buchhändler ver-
oͤffentlichte 26. Jahrgang des „Genealogi-
ſchen Taſchenbuchs der gräflichen Häuſer“,
und der dritte Jahrgang des „Genealogi-
ſchen Taſchenbuchs der freiherrl. Häuſer?,
beide auf das Jahr 1853, beide durch we-
ſentliche Ergänzungen und Hinzufügungen
ſehr vervollfländigt. Erſteres zeigi das ſchön-
geſtochene, ſprechendähnliche Bildniß des
Grafen Franz von Wimpffen, letzteres das
des Freiherrn Joſeph Jellachich de Buzim.

Leipzig, I9. Oct. (A. A, 3.) Heute
ſind 39 Jaͤhre verfloſſen ſeit dem unvergeßli-
chen Tage, der Napoleon vor den ſiegrei-
chen Schaaren der verbündeten Mächte flie-
hen ſah nachdem 3 Tage lang der furcht-
bare Entſcheidungskampf rings um Leipzig
gewüthet hatte. Die Erinnerung an die
Fewaltige Völkerſchlacht iſt wohl noch bei
Fielen, welche jene Leipziger Schreckenstage
mit durchgelebt haben, lebendig; indeß ſtirbt
doch allmählig das Geſchlecht das damals
jung war, aus, und faſt mit jedem einzelnen
Tage werden Erinnerungen an Einzelheiten
jener furchtbaren Kataſtrophe begraben, die
mehr oder minder intereſfant und für die
Nachwelt zu Gewinnung eines treuen, le-
bendigen und vollſtändigen Bildes jenes
Rieſenkampfes werthvoll ſind. Es iſt deß-
halb kein geringes Verdienſt welches ſich
(neben den einzelnen emſigen Sammlern
von allerhand auf die Schlacht bezüglichen

Notizen von Augenzeugen) ein hieſiger Ber-

ein angeſehener Männer erwirbt, der ſeit
einer Reihe von Jahren mit Liebe und
glücklichem Tact bemüht iſt, alle hiſtoriſch
denkwuürdigen Stellen des weiten Schlacht-
feldes durch Denkmale oder ſonſtige Erin-
nerungszeichen zu ſchmücken.

Poſen, 18. Oetbr. (Berl. Nachr.) Der
dießjährige Poſener Landtag hat ſich, ver-
glichen mit ſeinen Vorgängern, vortheilhaft
aͤusgezeichnet durch Thätigkeit und Einhel-
ligkeit! Letztere iſt vornämlich erzielt wor-
den durch Beſeitigung des unſeligen Na-
tionalhaders, wodurch eine bisher in dem
Maße nie an das Licht gelretene Stärke des
eonfervativen Elements der Provinz ſich
dargethan hat und es möglich wurde, die
wichtigſten Vorlagen in der verhältnißmaͤ—

ßig kuͤrzen Zeit von 14 Tagen zu erledi-
gen, ein Ergebniß, welches um ſo bedeu-
render erſcheint, da mündlich und ſchriftlich
ſtets in beiden Sprachen verhandelt werden
muß. Um einen Begriff von dem Umfange
diefer Geſchäfte zu geben, genügt es/ wenn
angeführt wird, daß neben den zahlreichen lau-
fenden Sachen, ſo weitſchichtige Geſetze, wie
die Gemeinde und Kreisoroͤnung, in ein-
zelnen Theilen umgearbeitet, die Provin-
zialordnung begutachtet worden, daß in ei-
ner ausführlichen Eingabe dem Gange der
Regierung in Betreff der Zollfrage bei-
gepflichtet und der König gebeten worden,
auf den Weg der Zollgeſetzgebung vom
Jahr 1818 moͤglichſt zurückzukommen. Eine
andere wichtige, charakteriſtiſch genug von


Königs übergebene Bittſchrift, welche Ab⸗—
ſchaffung der Kammern auf geſetzlichem
Wege und Wiederherſtellung des vormaͤrz-
lichen Zuſtandes verlangt, wurde mit gro-
ßer Mehrheit einem Ausſchuſſe übergeben,
konnte von demſelben, der Wichtigkeit der
Sache angemeſſen, an dem einzigen, der
Verfammluͤng noch verbleibenden Geſchäfts-
tage zwar nur dahin begutachtet werden,

daß dieſelbe der höchſten Behörde zur Kennt-
niß gebracht, daher nicht mit andern un-


werde.

Braunſchweig, 18. Oet. (O. R 3.)
Die Zahl der in den letzten Tagen der ge-
genwaͤrtigen Monatshälfte auf der hieſigen
Eiſenbahn nach Bremen beförderten Aus-
wanderer betraͤgt 650. Es waren darunter
etwa 80 aus dem hieſigen Lande/ die übri-
gen meiſtens Bayern.

Hannover, 17, Oethr. Die Hannov.
Zeitung! ſchreibt über die Verhandlungen,
welche über das von dem däniſchen Wacht-
ſchiffe auf der Elbe gegen vorbeifaͤhrende
haͤnnoverſche Soldaten eingehaltene Ver-
fahren gepflogen worden: Aus den Be-
richten der betreffenden Behörden hat ſich
ergeben, daß Handlungen in holſteiniſcher
Hoheit vorgekommen, die ſich alg ungerecht-
feriigt herausgeſtellt, und daß auf Grund
jener Bexichte ſeitens des Miniſteriums den
Landdroſteien in Lüneburg und Stade der
Auftrag ertheilt worden ift, die innerhalb
ihres Verwaltungsbezirks wohnenden, die
Elbe befahrenden Schiffer von Eontraven-
tionen innerhalb des holſteiniſchen Flußge-
biets mit dem Bemerken abzumahnẽn, daß
die k. Regierung nicht im Stande ſei, die
Folgen von ſolchen Contraventionen zu ver-
freten.“

* 3n Wien haben am 20, dı M. die
Zolleonferenzen begonnen.

Frankreich.

Aus Paris läßt ſich ein Mitarbeiter der
„A. A. Z.“ alſo vernehmen: Wollen Sie
unpartheiiſche Wahrheit über den Empfang
Louis Napoleons am 16. d. M. in Paris
hören? Als Augen- und Ohrenzeuge kann
ich nur von den Vorgängen am Thor St.
Denis ſprechen; aber es waren vort auf
Einem Raum, wie immer, mehr Menſchen-
maſſen als irgendwo auf der ganzen Boule-
vards⸗Linie verſammelt. Es wurde Vive
VEmpereur! gerufen, nichts anderes, aber
es wurde nicht ſtark gerufen; die Maſſe
des Publikums ſchwieg ſtill, obwohl ohne
feindſelige Phyſiognomie; die Nationalgarde,
die Liniẽ ſchwiegen ebenfalls, vermuthlich,
weil ſie unter den Waffen ſtanden. Von
wenigſtens einem halben Dutzend unbefan-
gener Zuſchauer, die an andern Orten ge-
ſtanden haben, höre ich meine eigenen Er-
fahrungen am Thore St. Denis auffallend
beſtätigen: Reſpect ſchien der Pariſer zu
haben, aber kein Enthuſtasmus. Letzterer
Affeet iſt bei ſeinem ironiſchen und frepti-
ſchen Charakter uͤberbaupt felten. Hie und
da voͤrte man das überall gebrauchte:
„Napoleon der Dritte“ kritiſiren: ein hin-
ter mir ſtehender Blouſenmann ſagte zu
ſeinem Nachbar: „Ich wußte nicht, daß wir
ihrer ſchon zwei gehabt haben.“ 80 habe
zufällig alle großen Kehlen⸗ Manifeſtationen
der leßten 412 Zahre in Paris mit ange-
hört; es will mir ſcheinen, wenn ich mich
kecht befinne, als ob ſich ſchon ſtärker rufen
gehört hätte, als heute. Doch Sie wiſſen,
daß ich Ihre eigenen Anſichten über der-
arüge Ausbrucksweiſen des öffentlichen Wil-
lens vollkommen theile. Was Übrigens zur
paſſiven Haltung der Pariſer viel veitraͤgt,
iſt das Bewußtfein, daß ſie es nicht mehr
ſind, die fürs ganze Land den Ton ange-
den, fondern daß das Kaiſerthum ihnen
von der Peripherie her durch eine eentri-
petale Bewegung über den Hals kommt.
Die zuftiedenſten Geſichter ſchienen mir die
zahlreichen Reiter zu machen, die den Kai-
ſer vorn und hinten umgaben; ſie blickten
im Gefühl ihter Kraft recht übermüthig,
mitunter faſt ſpoͤttiſch auf die entlang
ſtehenden Pariſer herab.

Paris, 23 Oetbr. Man ſpricht von
mannigfachen Verfaſſungsänderungen; die
Civilliſte ſoll erhöht, und eine kaiſerliche
Barde errichtet werden. Graf Chambord,
beißt es, habe eine Proteſtation eingereicht.
— Die Fluth der Kaiſeradreſſen wächst
fortwährend, - .

England.

London, 2. Oet. Nach einer Corre-
jpondenz im „ Morning Chroniele“ würde
Louis Napoleon nächſtens das Verbannungs-
decret gegen Die Generale Changarnier,
Lamoriciere , Bedeau und Leflo zurückneh-
men und den Genannten, ſo wie Herrn
Baze, die Rückkehr nach Frankreich geſiatten.
— Der preußiſche Gefandte Rilter von
Bunſen, befindet ſich ſeit geflern in Wind-
ſor alg Gaſt der Königin.

Schweiz.

Baſel 21. October. Der vielgeprüften
Wittwe Ludwig Philipps, welche man mit
dem Prinzen Joinville heute Abend in Ba-
ſel erwartet, wurden von der Bevölkerung
Lauſannes, wo ſie ſich ſehen ließ die größ-
ten Ehrenbezeugungen erwieſen. Sie be-
ſuchte den Dom das alte Schloß, das Mu-
ſeum 2e. Täglich wohnte ſie in der katho-
liſchen Kirche der Meſſe bei! welche freie
4* ſie ſelbſt auf der Reiſe nicht unters
aͤßt.

* @öln, 21. Oetbr. Aſſiſenverhand⸗—
lungen gegen Dr. Hermann Becker und
Genöſſen in Köln. Von den Ausſagen der
heute vernommenen Zeugen, duͤrch die un-
ter Anderm vom Anßreicher Steigers
und vom Bürgermeifter Roffel aus Lons
gerich Aufſchluß über die Verbreitung re-
volutionärer Schriften gegeben wird, ſind
hervorzuheben: die Ausſage des Lehrers
Lehmann aus Bonn, der in Crefeld einer
Verſammlung des dort beſtandenen wiſſen-
ſchaftlichen Vereins beiwohnte und in der-
ſelben den Vortrag eines Redners hörte,
welcher ſich alg Mitalied eines in Köln be-
ſtehenden — übrigens nicht näher bezeich-
neten — Vereins zu erkennen gab, und den
Standpunkt dieſes Kölnex Vereins dem Cres
feldex gegenüber weit höher hielt, weil deſ-
ſen Mitglieder bereits längſt nicht mehr an
die Exiſtenz eines Gottes glaubten. Von
den Angeklagten hält Zeuge Röſerin für
denjenigen, welcher dem damaligen Redner
am meiſten ähnlich ſah. — Die Polizei-
Commiſſare Vie deban dt u. Dockhorn
geben Auskunft über die Thätigkeit und die
Tendenz des Arbeiter Bildungs Vereins
Becker hat darin in der Geographie, Reiff
in der fraͤnzöſtſchen Sprache Daniels in
einer den Zeugen nicht mehr erinnerlichen
Materie Unterricht ertheilt; Bürgers und
Röſer haben regelmäßige Vortraͤge über
politiſche Gegenflände gehalten; auch die
Religion ſei Gegenſtand von Vorträgen
gewoͤrden; Röſer habe aus einer Schrift:
Ueber den wahren Tod Chrifti’, vorge-
leſen und dabei geäußert, er glaube zwar
ſchon lange nicht mehr an die Göttlichkeit
Chriſti, jedoch müſſe man dieſen Mann
hochhalten, da derſelbe der erſte Revolutio-
när geweſen ſet! Der Oberprocurator be-
antragt ſodann die Verleſung der Ausſage
des nicht erſchienenen Zeugen W Haupt
aus Hamburg. Wir werden auf den Inhaͤlt
noch zurückkommen. —



Redigirt unter Verantwortlichkeit von G. Reichard.
 
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