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N‘ 295.

Mittwoch, 15. December

1852


vurch die Poſt
Bertchte werden gratis beigegeber
Auetunft ertheilt die Spaltzeile in Petitſchrift Etr.

Telegraphiſche Depeſche.

Paris, 13. Dec. (Ir. P.) Der ſpa-
niſche Geſandte hat dem Kaiſer ſeine neuen
Ereditive überreicht. — Aus Madrid, 8.
Dec. wird berichtet: Kraft eines Decrets
der Königin ſind alle Wablverſammlungen
ohne vorher eingeholte Erlaubniß verbolen.
— Alle Erwerber von Nationalgütern ha-
ben durch Rundſchreiben aufs neue die Ver-
ſicherung erhalten, daß ihr Eigenthum nicht
gefährdet fet. Ein Decret der Königin
fiellt die Congregation des heiligen Felipe
Reri wieder her.

Deutſchlaud.
Karlsruhe, 13 Dec. Se. Kön. Hoheit
der Regent haben Sich unter dem 5. Dec.
, S. allergnäbigft bewogen gefunden: die
Anſtellung des Reviſors Blenkner als Vor-
ſteher des Kreisgefängniſſes zu Mannheim
alg deftnitiv zu erflären; den Reviſions-
aſſiſtenten Erhardt zum Kanzliſten bei der


Pfarrer und Dekanatsverweſer Haas in
Kheinbiſchofsheim die evangeliſche Stadt-
pfarrei Müllheim und das Dekanat der
Dioͤceſe Müllheim, die evangeliſche Pfarrei
Eichſtetten, Dekanats Emmendingen, dem
Pfarrer Sevin in Strümpfelbronn, und
die evangeliſche Pfarret Sexau, Dekanats
Emmendingen, dem Pfarrer Heer in Bu-
chenberg zu übertragen.

A Seidelberg, 13 Decbr. Bon einem
glaubwürdigen Forellenftſcher des Schwarz-
waldes erbalten wir die intereſſante Mit-
theilung, daß in Biberach im Garten des
Poflhalters ein Pflaumenbaum und in Stei-
nach im Pfarrgarten ein ganzes Beet Zu-
ckererbſen in voller Blüthe prangen, und
daß letztere bereits Schoten haben. In Wol-
fach wurde dieſer Tage von armen Kindern
ein Teller friſcher Walderdbeeren zum Ver-
kauf angeboten; auch hat der Expeditor
der Eiſenbahn in Offenhurg einige an der
Gartenmauer gepflückt Nach den Tabellen
des leider zu frühe verſchiedenen Profeſſors
Stieffel hatten wir im Jahr 1833 — 1834
diefeiben Erſcheinungen im Rheinthal! Win-
ter fpät, gelind, furz; 21 Cigtage, 19 Schnee-
tage; größte Kälte — 4,5°3; Srühling früb,
kurz / trocken und ſchön; Sommer früb, lang
heiß und trocken; 82 Tage mit 20° 38
Regentage, größte Wärme + 29,3°; Herbſt
fpät, kurz und irocken; Erndte mittelmäßig,
Wein vorzüglich/ viel,

Stuttgart, 9. Deebr. Geſtern iſt der
Dierber ernannte neue preußifchẽ Gefandte,
Oraf . Sedendorff, hier angefommen.

München, 9, Dec, (A. Abdz.) Herr
. Wendland iſt heute, nach einer Audienz
bei Sr. Mai, dem König, auf feinen Ges
ſandtſchaftepoſten nach Yaris abgereist.

Gotha, 6. Dec, Wie es heißt, ſoll der
Herzog von Auguſtenburg gefonnen fein,
in Koburg feinen dauernden Wohnſitz bei
unſerm ihm befreundeten und gefinnungs-
verwandten Herzog zu nehmen.

Aus Berlin, vom 9. Dee. erwaͤhnt die
Frankf. Poſtzeitung einer Klage vieler Mit-
glieder der erſten Kammer, wie eine ſolche
wohl ſelten gehört wird, nämlich: man


Sournals 2


Preis Halbjähritch in Hetdelberg: 2 fl 6 Ar
M Die i‘‚anbwirtbid)affl(:?m
bet Inferaten, worüber die Erpeditlon


klagte über eine gar zu geringe Oppoſition
in dieſer Kammer, wodurch letztere allzu-
ſehr an Einförmigkeit leide und auch keine
rege Lebendigkeit auf der rechten Seite ſich
enifalten fönne. Es wäre dieſe Klage mitz
hin, fügt die P. Ztg. bei, eine Anerkennung
der Noihwendigkeit einer kräftigen Oppo-
ſition in jeder legislativen Körperſchaft. —
In Bezug auf die jüngſten Kammerwaͤhlen
iſt der Fall mehrmals vorgekommen, daß
Abgeordnele, welche von den oppoſilionellen
Wahlmännern in die Kammer geſchickt wor-
den find, ſich gegen Erwarten ihrer Wäh-
ler der rechten Seite des Hauſes angeſchloſſen
haben. Der entgegengeſetzte Fall iſt in-
deſſen auch vorhanden — Die ſeit kurzem
ins Leben getretenen Veränderungen in der
preuß. Armee berühren, wie die Köln Ztg.
meldet, das Weſen ihrer ſeitherigen Orgaͤ—
niſation nicht; ſind aber immerhin ſehr be-
deutend und namentlich auf eine größere
Kriegsbereitſchaft berechnet. Am geringſten
ſind ſte in der Infanterie; denn diefe iſt
einfach und durch ein neues Garderegi-
ment, das frühere Gardereferveregiment,
verſtarkt worden, ſo daß die Gardeinfan-
terie jetzt, mit dem 1. und 2. Gaͤrderegi-
ment zu Fuß, dem Kaiſer-Franz und Kai-
ſer⸗Alexander⸗ Grenadierregiment aus 5 Re-
gimentern beſteht. Die Linieninfanterie zählt
nach wie vor 32 Regimenter zu 3 Batail-
lonen, und S Reſerveregimenter zu 2 Ba-
taillonen jedes; aber die ſeit 1835 Deftes
hende 2jährige Dienſtzeit iſt wieder abge-
ſchafft und die Zjaͤhrige Dienſtzeit wieder
eingeführt. Jedes Linien- und jedes Land-
wehrregiment derſelben Nummer — den 8
Reſerveregimentern iſt nur je ein Bataillon
Landwehr zugetheilt — bilden hinfort eine
Infanteriebrigade. Die S Jägerabtheilun-

lone zu 24 Compagnien umgewandelt; aber
dieſelben werden erſt feßt, nachdem im Laufe


um 1 Hauptmann, 1 Oberlieutenant und 3
Unterlieutenante erhöht ift, zur vollen Stärke
ergänzt werden. Die bedeutendſte Verän-
derung ifl in der Bewaffnung der Land-
wehrcavallerie eingetreten die bisher, gleich-
viel in welcher Cavalleriewaffe die Mann-
ſchaften vorher gedient, ausſchließlich aus
Ulanenregimentern beſtand. Hinfort bleiben
die Mannſchaͤften, wenn ſie zur Land-
wehr übergehen, in der Waffe, in welcher
ſie in der Linie gedient; aus den früheren
Küraſſieren werden Landwehrregimenter
ſchwerer Reiterei, aus den frühern Drago-
nern und Hufaren leichter Reiterei, dus
den frühern Ulanen endlich nach wie vor
Ulanenregimenter formirt und ſie beſteht
demnach jetzt aug 2 Regimentern (Uanen)
Garde, 8 Regimentern ſchwerer Reiterei,
4 Negimentern Dragonern, 12 Megimen-
tern Huſaren und 8 Regimentern Ulanen.
Die Cavallerie des ſtehenden Heeres zählt
an Gaͤrdetruppen das Regiment Garde du
Corps, 1 Küraſſierregiment, 1 Dragoner-
regiment, 1 DHufarenregiment und 1 Ula-
nenregiment, an Linientruppen 8 Küraſſier-
regimenter, 4 Dragonerregimenter, 12 Hu-
ſarenregimenter und S Ulanenregimenter, und

jedes Armeecorps hat hinfort 8 Cavallerie-
regimenter.

Berlin, 10. Dec. (Fr. P.) Die Parteis
gliederung der zweiten Kammer ſtellt ſich
nach einem mir vorliegenden ſorgfältig ge-
arbeiteten Tableau im Allgemeinen fo: von
den entſchiedenen politiſchen Männern gehö=z
ren der Rechten 150 bis 160, der kalholi-
ſchen Fraction 56, der Linken Cvon der
Fraetion Vincke-Riedel bis zu Bethmann-
Hollweg) circa 100 Stimmen. Da nun-
wenigflens ein Drittel der katholiſchen Frac-
tion entſchteden confervativ ift, ſo wird in
allen außerkirchlichen Fragen die Rechte
über circa 170 bis 180 Stimmen gebieten,
Aber dieſe große Partei iſt ein Quodlibet
von Principien und deßhalb ohne Prin-
cipien und es wird ihr daher nur in ſel-
tenen Fällen möglich werden, eine ſiegreiche
Schlachtordnung aufzuſtellen. Herr v. Bruck,
der in einigen Tagen (es heißt am Monz
tag) bekanntlich erwartet wird, kommt nicht
allein bierber, Er bringt Beamte des Han-
delsminiſteriums mit, Ddie eine beſonders
gründliche Kenntniß der Tarifgeſetzgebungen
haben, und es beſtätigt dieſes meine Ihnen
ſchon ausgeſprochene und nicht grundloſe
Vermuthung, daß die Beſtimmung der Poſi-
tionen des Handelsvertrags zwiſchen dem
Zollverein und Oeſterreich den Hauptgegen-
fland der Verhandlungen bieten werden.
Und allerdings die Zahlen, welche unter
dieſen Verhäliniſſen aufgeſtellt werden wür-
den, könnten deutlicher die einigen u. fried-
fertigen Geſinnungen der Regierungen do-
cumentiren als die längſten Noten voll der
herzlichſten Verſicherungen. — Graf von
Thun-Hohenftein hat ſich bereils vorgeſtern
Mittag dürch den Frhrn. Prokeſch v. Oſten


Berlin, 12. Dee. Die im März 1848 von
den Rittergutsbeſitzern vielfach ausgeſtellten
Urkunden über unentgeltliche Aufhebung der
beftehenden Reallaſten ſind vom königlichen
Reviſionscollegium durchgaͤngig als erzwun-
gen und deßhaͤlb als ungiltig anerfannt. —
Wenn wir, ſo ſchreibt ein Correſpondent
der Frankfuͤrter Poſtzeitung, früher darauf
hindeuteten, daß die Anerfennung des neuen
Kaiſerthums in Frankreich von Seite Preu-
ßens auch binnen kurzem erfolgen werde,
ſo hören wir gegenwaͤrtig hier verſichexn-
daß dieſer Schritt von Seite des dieſſeiti-
gen Cabinets bereits geſchehen ſei. Die ſo
raſche Anerkennung Englands ſoll, wie In
den hieſigen diplomatiſchen Kreiſen hervor-
gehoben wird, namentlich am Wiener Hofe
ſehr überraſcht haben, da man Unterhand-
lungen zwiſchen Frankteich und England in
andern europäiſchen Fragen vorgusſetzt,
welche dem oͤnerreichiſchen Cabinet bis jetzt
unbekannt geblieben ſind. Das wird von
den Diplomaten anerkannt, daß die ganze
Angelegenheit von der jetzigen franzoͤſiſchen.
Regierung mit einer ſeitenen Umſicht gelei-
tet worden {ft, indem das Pariſer Cabinet
ſich fo zu ſtellen wußte inmitten der Groß-
mächte Europa's, als ob es jeder einzelnen
mit einem ganz beſondern Vertrauen ent-
gegen komme. Die Enttäuſchung ſoll daher
maͤnnigfach nicht angenehm berührt haben.
 
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