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Donnerſtag, 16. December

1852.


dur
Berihte werden gratts beigegeben.

Telegraphiſche Depeſchen.
Konſtantinopel, 4. Decbr. (Fr. DL)
Die Weigerung der türkiſchen Banf, das
fremde Staatspapiergeld anzunehmen, hat
eine große Beſtürzung an der Börſe her-
vorgerufen und hält man in Folge davon
eine Geldkriſis für nahe bevorſtehend.
Wien, 13. Dec. (A. A. 3.) Freiherr
. Bruck iſt in Berlin angekommen. In
Montenegro nimmt der Conflict mit der
Pforte eine immer bedenklichere Wendung.
Es werden Sympatbien für die Montene-
griner in Oberalbanien bemerkbar,
Paris, 14. Dee. (Sch. M.) Die Ei-
villiſte iſt endgültig auf 25 Millionen Frk.
feſtgeſetzt, die Krondotation wie unier dem
Kaiferreih und der letzten Monarchie: die
f. Forften, Paläſte, Manufaktuxen, Kron-
mobilar 2c. Die Prinzen erhalten eine
Dotation von 1,500,000 Fr. Der Witt-
wengehalt für die Kaiferin wird ſpaͤler be-
ſtimmt. Fould nimmt den Zitel eines Staats-
miniſters des kaiſerl! Haufes an.

Deutſchland.

Aus Villingen ſchreibt man der „Bad.
Lzig. Die moderne Auswaͤnderungsluft,
wonach man ohne Paß und Gemeinbeun-
terſtützung die Reiſe über den Ocean in die
neue Welt anzutreten beginnt, hat auch da-
hier Anhänger gefunden. Zwei hieſige junge-
kraͤftige und arbeitsfähige Bürger haben ſich
unlaͤnaſt von hier nur mit einem einfachen
RNeifeaugweife entfernt, feither aber von
fich nichis mehr hören laſſen. Der eine
derſelben wollte ſchon im vorigen Jahr nach
Amerika auswandern, wenn ihm für ſich,
ſeine Ehefrau und Kind ein Reiſegeld von
100 fl. verſchafft würde. Dies wuͤrde ihm
mit dem Bemerken verweigert, daß er zu
Hauſe ein „Amerika? habe wenn er ſeinen
Kräften und Fähigkeiten gemäß arbeiten
wolle Nun hat er aber ſich dadurch zu
helfen gemwußt, daß er Akkordlöhne einzog,
einige Anlehen machte, und hierdurch über
200 fl. baaren Geldes zuſammenbrachte.
Der aͤndere wird kaum 30 fl. mit ſich ge-
nommen haben und vermag ſonach aus et-
genen Kräften eine weite Reiſe nicht zu
uͤnternehmen. Es ſcheint ſein Vorgeben, daß
er in der Gegend von Mühlhauſen im El-
ſaß wo ein Bruder und eine Schweſter
von ihm leben, Arbeit ſuchen wolle, weil
ſich (Dın ſolche dahier für eine Familie von
6 Röpfen nicht genügend darbiete, bloße
Ausflucht geweſen zu fein, un unbehindert
weiter zu fommen. Sein Weib und 4 Kin-
der verfallen nun der oͤffeyllichen Unterſtü-
zung · Vielleicht haben ſich beide auf das
mitgerommene Geld aſſocirt.

München, 10. Dec. (M. Tagbl.) Wie
man hört, wird ein Vorſchlag, für die Of-
fiziere der Infanterie Säbel aug Stahl und
Eiſen, folglich ohne aue Verzierung des
Griffes und der Scheide einzufuͤhren, die
allerhoͤchſte Genehmigung erhalten,

Gotha, 10. Det. (Fr. IJ Vor kurzem
hat unſer Herzog die landeghexrliche Sane-
tion zur Errichiung des Peſtalozzivereins
im hieſigen Lande ertheilt. Die Gründung


Sournals 2 fi. 13 Fr.,

eines ſolchen, die Unterſtützung und Er-
ziehung von Lehrer-Waiſen bezweckenden
Vereins wurde bekanntlich auf der thüringi-
ſchen Lehrerverſammlung zu Berka a. d.
Sim in Anreguag gebracht.

Weimar,/ 9. Dec. Unfere Aſſiſen dauern
fort, dieien aber wenig intereſſante Fälle
dar. Der Landtag wird wahrſcheinlich erft
im Februar eröffnet, die Waͤhlen ſind vol-
lendẽt. Die große Mehrzahl unter den I1
Abgeordneten gehört dem Siande der Staats-
diener an, ſo daß das Miniſterium auf eine
anſehnliche Maſorität rechnen kann.
Dresben 11. Dec. (Fr. P.) Die Aus-
ſichten für eine allſeitig befriedigende Lo-
ſung der Zollvereinsangelegenbeſt mehren
ſich jetzt in ſehr erfreulicher Weiſe. Be-


hung auf die Miſſion des frühern k. k.
Handelsminiſters Frhrn. v. Bruck gebaut.
Herr v. Bruck iſt geſtern auf ſeiner. Reiſe
hier eingetroffen, haͤtte heute eine längere
Conferenz mit dem Staatsminiſter v. Beuſt,
und wird morgen mit dem Frühzuge nach
Berlin abgehen! So viel ſcheint übrigens
jetzt ſchon ffeſtzuſtehen, daß es ſich gegen-
waͤrtig nur noch um Feſtſtellung der Ein-
zelnheiten handelt, die Verhandlungen über
das Gaͤnze als ſolches aber bereits als
abgeſchloffen zu betrachten iſt.

Wien 16. Deebr. Die Nachricht von
einem bevorſtehenden Congreß in Warſchau
wird auch im „Dresdener Journal“ von
hier aus für ungegründet extlart, um ſo
mehr, alg die jüngſten franzöſiſchen Ereig-
niffe, welche längere Zeit vorausgeſehen
werden konnten, kein Motiv zu einer ſol-


lei Monaͤrchencongreſſe nach dem Wiener
Friedensſchluſſe wenig Reſultate von nach-
haltiger Wirkung gehabt haben. Die Wie-
ner Congreßacte wird als der Grundpfei-
ler des beſtehenden europaͤiſchen Staats-
rechts und vor allem des Territorialbeſitzes
betkachtet, deren Umkreis ſelbſtverſtändlich
auch jede Veränderung innerhalb deſſelben
begkenzt. Ein ſolches Einverſiändniß unter
den Großmaͤchten konnte für mögliche Er-
eigniffe auch ohne den Zuſammenlritt eines
Congreſſes ſchon erzielt worzen ſein. Uebri-
gens ſcheint bezüglich des Regierungswech-
ſels in Fraͤnkreich eine Gefahr weder nahe
bevorſtehend, noch groß, und Europa hat
für das, was der neue Kaiſer zum Beſten
Frankreichs gethan, einen ſolidaxiſchen Dank
zu entrichten. A
ſagt das genannte Blatt, fo hat L. Napo-
leoͤn aud) den etwas heiklichern dynaſtiſchen
Punkt des Succeſſionsrechts gegenüber den
Cabinelen bisher mit mehr Mäßigung als
die franzöfijchen Acclamationen zu berüd-
ſichtigen „gewußt, und in diesfälligen offi-
eiellen Mittheilungen iſt nur ven dem Re-


Lohne den Beifatz „der Orittel die Sprache.
Aus Wien berichtet die N. Preußz 3.
mil vieler Beßimmtheit,daß von einer Ver-
mählung des Kaiſers Napoleon mit der
Prinzeſſin Carola v. Waſa durchaus keine
Rede mehr ſei, indem der Prinz v. Waſa
nimmer feine Einwilligung dazu gebe,



— Halb{ährltch in Geidelberg: 2 fl. 6 M,
Die Landwlrthſchaftlichen
worüber die Expedition

Frankreich.

Paris, 9 Dec. Das Schreiben durch
welches drouin de Lhuys, der Miniſter
der auswaͤrtigen Angelegenheiten den Re-
präſentanten der auswärligen Höfe die Um-
wandelung der franzöſiſchen Regierungs-
form angezeigt haͤt, lautet: „Mein Herr!
Ich habe die Ehre, Ihnen in der Anlage
zugleich mit dem Text des Senatusconſul-
te$, welches die Bedingungen feſtſtellt unz
ter welchen für die Zukunft die fouveräne
Gewalt in Frankreich ausgeubt und weiter-
geführt werden foll, eine officielle Abſchrift
des Plebiseites zuzuſenden, welches dieſe
wichtigen Modificationen heſtätigt und ſie
zum Staatsgeſetz macht. Der neue Kaiſer
der Franzoſen beſteigt demgemäß durch die
Gnade der göttlichen Vorſehung den Thron,
auf welchen ihn das faſt einſtimmige Vo-
tum der Nation beruft, und ich beeile mich,
die Befehle des Staatsoberhauptes zu voll-
ziehen, indem ich durch Ihr Oraan der
Regierung von ſeine Thronbeſteigung
anzeige. Dieſe in der politiſchen Verfaſ-
ſung Frankreichs bewerkſtelligte Umwande-
iung erfordert nach dem Gebrauch, daß die
in Paris aecreditirten politiſchen Agenten,
ſowie diejenigen Sr. Ma des Kaiſers der
Franzoſen bei den auswärtigen Höfen, neue
Beglaubigungsſchreiben erhalten. Ich werde
mir indeſſen ein Bergnügen daraus machen,
bis dabin, wo dieſe doppelte Formaltät er-
füllt ſein wird, dem guten Einvernehmen,
welches zwiſchen unſern beiden Regierun-
gen beſteht und zu herrſchen nicht aufbören
wird, entſprechende Beziehungen in officid-
ſer Weiſe mit ihnen zu unterhalten. In
Waͤhrheit, wenn ſich Frankreich eine für
ſeine Sitten, ſeine Traditionen und die
Stelle, welche es in der Welt einnimmt,
geeignetere Regierung wählte; wenn ſeine
Intereſſen in einer Rückkehr zur Monarchie
die Bürgſchaft finden, die ihm fehlte, fo
liegt darin nichts, was ſeine äußere Stel-
lung verändern könnte! Der Kaiſer aner-
fennt und billigt alles, was der Präſident
der Republik feit Jahren anerkannt und
gebilligt hat. Dieſelbe Hand, derſelbe Ge-
danke werden fortfahren Frankreichs Ge-
ſchicke zu lenken und eine in den ſchwierig-
ſten Verhältniſſen gewonnene Erfahrung
hat zur Genüge dargeihan, daß die franz
Regierung, eiferſüchtig auf die eigenen Rechte,
in gleiher Weiſe die Rechte Anderer aner-
fannte und den größten Preis daran feßte,
von ihrer Seite zur Erhaltung des allge-
meinen Friedens beizutragen. Auf dieſes
Ziel hin werden die Bemähungen der Re-
gierung des Kaiſers der Franzoſen immer .
zerichtkt bleiben, der das felte Vertrauen
bat,. daß, indem feine Intentionen ſich in


meinungen der andern Souveräne befinden,
die Ruhe der Welt geſichert ſein wird. Ich
zweifle nicht/ Herr daß die Wie-
dereinſetzung der kaiſerlichen Gewalt in
Frankreich überall nur als ein glückliches
Ereigniß angeſehen werde, weit es ein
Pfand der Stabilität und der Dauer iſt,
 
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