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N: 302.
Donnerſtag, 23. December
—
durch die Voſt
Die Qanbwirtbfd)aftfldle
—— —
Deutſchland.
*1 Heidelberg, 22. Dec. Der blind-
geboͤrne Nikolaus Ketterer von Rohrbach,
feit feiner Kindheit bis zu ſeinem achzehn-
ien Lebensjahr Zögling tes Blinden-Inſti-
tuts in Freiburg beabſichtigt dem Verneh-
men nach Morgen am 23. d, M, im klei-
nen Mufeumsfaale ein Concert auf der
Floͤte und dem Clavier zu veranſtalten, wo-
dei Herr P. Iffland und Geſellſchaft ihn
durch ihre freundliche Mitwirkung unterſtü-
tzen werden! Indem wir alle Kunſtfreunde
darauf aufmerkſam machen, geben wir zu-
gleich dem Wunſche Raum, daß der un-
zlückliche Concertgeber, deſſen Leiſtungen
ung von competenter Seite als höchſt be-
achtenswerth empfohlen wurden, ein recht
Lahlreiches Auditorium finden möge. Die
Atteſte/ welche das Blinden-Inſtitut in Frei-
burg ſowohl/ als öffentliche Muſikdirectoren
in Karlsruhe und in Mannheim feinen Lei
ſtungen auf der Flöte und auf dem Claviere
ausftellten, laffen einen recht genußreiden
Abend erwarten. Sei dies recht Vielen ein
Grund mehr, den Blinden durch ihr Schärf-
lein zu unterſtützen.
Mannheini/?20. Dec. ( Mh. J.) Nach der
der Vertheilung der Zollvereins⸗Revenuen
gemachten Volkszählung hat unfere Stadt
2 Einwohner gegen 22,076 im Jahr
2 ; ;
Pforzheiui, 19. Dec. (Sch. Kr.) Die
Fürzlich vorgenommene Volkszählung weist
fuͤr die Stadt Pforzheim eine Bevoͤlkerung
von 9200 Seelen nach. Dieſelbe hat alfo
ſeit 1849, wo ſich die Einwohnerzahl auf
7950 belief, um nicht weniger als 1250
Seelen, alſo faſt um 16 Procent zugenom-
men, eine Vermehrung, die hauptſächiich
auf Rechnung der erhöhten induſtriellen
Thätigkeit zu ſetzen iſt. forzheim nimmt
ſowit unter den Städten Badens der Be-
völkerung nach den fünften Rang ein. —
Wie ich vernehme, beabſichtigt ein auswärti-
ger Graveur, von deſſen ungewoöhnlicher
Geſchicklichkeit hier kürzlich eine Probe zu
ſehen war, in unſerer Stadt eine ähnliche
Graveurſchule zu errichten, wie eine ſolche
längſt in Hanau beſteht. Sicherlich wird
dadurch einem Bedürfniß, das ſich längſt
fühlbar gemacht hat, abgeholfen.
Durlach, 20. Dec. (D L.) Heute er-
eignete ſich oberhalb Wilferdingen ein be-
dauernswürdiger Unglücsfall, Ein Knabe
von ungefähr 12 Jahren kam unter einen
geladenen Dielenwagen und wurden ihm
beide Süße abgeführt: — Das Mädchen,
das neulich am hiefigen Bahnhofe verun-
glückte, befindet ſich infofern. gut, daß man
ſich der Goffnung hingeben Fann, e& werde
nicht nötbig fein, {hm die Füße abzunehmen.
Aus der Pfalz/ 20, Dec. (Pf. - 3tg.)
Dem Bernehmen nadh ift dis jeßt nur ein
Theil der von politiſchen Verurtheilten ein-
gereichten Gnadengeſuche, und zwar. ab-
fchlägig! befchieden worden; über die an-
deren iſt noch keine Entſcheidung erfolgt:
Frankfurt, 19. Dec. (Fr P.) Selten
wurde in Frankfurt ein Ereigniß mit ſo
ungetheilter Freude aufgenommen, als die
Reiſe Sr. Btaj. des Kaiſers von Oeſter-
reich nach Berlin. Die dunkeln Wolken
werden verſcheucht und Deutſchland geret-
tet werdenz es kann allen Angriffen mit
Ruhe entgegen ſehen. Der Zollverein wird
erhalten und die durch deſfen Zexreißung
gefährdete Gedeihlichkeit unſerer Stadt iſt
wieder geſichert. Das mehrtägige Zuſam-
menſein beider Monarchen wird die Einig-
keit beider Großſtaaten befeſtigen und es
läßt ſich erwarten, daß die Bande der
Freundſchaft 2 Fürſten umſchlingen werden,
bie mit den glaͤnzendſten Eigenſchaften des
Geiſtes und Gemüthes geziert ſind. Die
allbekannte Gemüthlichkeit hohe wiſſenſchaft-
liche Bildung, Liebenswürdigkeit des preuß.
Königs und die friſche Juͤgendlichkeit und
Ritterlichkeit des Kaiſers werden nicht ver-
fehlen, gegenſeitig Eindruck zu machen. Pri-
vatbriefen aus Berlin zufolge, herrſcht dort
in allen Kreiſen über dieſes frohe Ereigniß
allgemeine Freude, die namentlich bei dem
Militär aller Grade bis zum Jubel geſtei-
gert iſt. — Dem Vernehmen nach mwird
Profeſſor Schenkel von Heidelberg dem-
nächſt auch hier Vorträge über das Weſen
des evangeliſchen Glaubens halten.
Mainz, 17. Dechr. Wie das M Iı
ſchreibt, hat ein kürzlich hier verſiorbener
Privatmann den größten Theil ſeines Ver-
mögens — 80— 100,000 fl. dem hieſi-
gen bürgerlichen Hoſpitale vermacht.
München, 17, Dec. Der Miniſterpräſi-
dent von der Pfordten hat geſtern wieder
zum erſtenmal einer Sitzung des Miniſter-
raths beigewohnt, die im Staatsminiſterium
des Aeußern ſtattfand und über zwei Stun-
den dauerte.
München, 18. Dec. Die miniſterielle
Neue Muͤnchener Ztg. ſtellt die Sendung
des Hen. v. Bruck nach Berlin als den
letzten Verſuch einer Verſtändigung dar.
Bayern und die mit
Staͤaten ſeien bis an die Grenze des Mög-
lichen gegangen. Werde dieſesmal die Ver-
fändigung. nicht erreicht, ſo würden die
Coalilionoſtaaten mit dem Ende der laufen-
den Zollvereinsperiode unbedingt in Zoll-
einigung mit Oeſterreich treten, für welchen
eventuellen Fall der Vertragsentwurf nun-
mehr gänzlich ausgearbeitet und durchbera-
then und die Arbeiten in Betreff des Ta-
rifs ihrer Vollendung bereits nahe feien,
Noch hofft jedoch das Dlatt, daß es nicht
zu diefem Aeußerſten kommen werde.
Berlin. 18 Dec. (P. 3.) Die große
Parade, welche heute zu Ehren des Kaiſers
von Oeſterreich unter den Linden ſtattfand,
hat die Bevölterung der Hauptſtadt in Be-
wegung geſetzt. Von Potsdam und der Um-
gegend Berlins hatten ſich auch ſehr viele
Schauluſtige eingefunden.! Am Montag
wird zu Ehren des Kaiſers eine große Pa-
rade bei Potsdam ſein. Der Tag der Ab-
reiſe des Kaiſers iſt noch nicht beſtimmt.
Heute iſt im hieſigen k. Schloß ein glän-
zendes Feſtmahl und am Mantag im Schloß
politiſche Bedeutung des Beſuchs des Kai-
ſers an dem hieſigen k. Hofe anbelaͤngt, ſo
iſt dieſelbe ſo ſelbſtredend und in die Au-
gen ſpringend, daß ſie nicht beſonders her-
vorgehoben zu werden braucht. Wie Id-
nen ſchon bekannt ſein wird, haben vorge-
ſtern die Verhandlungen zwiſchen dem Hrn.
v. Bruck und dem Herrn v. Pommereſche
begonnen. Alg Baſis derſelben wurden
von beiden Seiten Vorſchläge vorgelegt,
die — wie mir mitgetheilt wird — allers
dings, aber nicht weſentlich von einander
abweichen follen, Beide faffen den Han-
dels vertrag ing Auge und übergehen ſtill-
ſchweigend die den Haͤndelsverein betref-
fende Vorlage der Wiener Conferenz. Das,
was den öſterreichiſchen Entwurf eines Han-
delsvertrags zwiſchen dem Zoll= und Steuer-
verein auf der einen, und dem Kaiferſtaat
auf der andern Seite von einem der ge-
woͤhnlichen Handelsverträge unlerſcheidet,
foll das darin ausgeſprochene Verlangen
Oeſterretchs fein, Preußen müſſe ſich durch
die Feflfeguugen dieſes Vertrags auch üher
den für feine Exiſtenz zunächſt vorgeſchla-
genen Zeitraum hinaus gebunden erklären,
und zwar der Art, daß es nach dem Ab-
ſchluß dieſes Handelsvertrags nirgend Ab-
änderungen ſeiner handelspoͤlitiſchen Orga-
niſation träfe, ohne vorher ſich mit Oeſter-
reich darüber verſtaͤndigt zu haben. Es
darf diefer Zufaß, der die weſentliche Dif-
ferenz zwiſchen dem öſterreichiſchen und dem
preußiſchen Vorſchlage feſtſtellt als im Sinne
der mit Oeſterreich in handelspolitiſcher Bes _
ziehung verbundenen Staaten gemacht be-
trachtet werden; denn er wird, wenn ans
genommen, ſie vor einem weitern Vorgehen
Preußens auf dem Wege des Freihandels
ſchützen. Jedenfalls laͤßt der hier jetzt
herrſchende Geiſt der Eintracht und des
Vertrauens das Beſte von dieſen Unter-
handlungen hoffen. Ich bemerke über ihre
Form nocdh, daß ſie eine directe Berhand⸗—
lung zwiſchen dem dieſſeitigen und dem kai-
ſerlichen Cabinet daͤrſtellen! Herr v. Pom-
mereſche empfaͤngt ſeine Verhaltungsmaß-
regeln fowie die für die einzelnen Parteien
der Verhandlung nothwendig werdenden Bei-
geordneien (Delbrück, Philippsborn, Dach),
durch die deſondere Beſtimmung und An-
weiſung des Miniſterpraͤſidenten, der für
dieſen Zweck ſich zuvor in einer Conferenz
mit dem Handels und Finanzminiſter ver-
ſtändigt. Herr v. Bruck correſpondirt eben-
falls direct mit dem Grafen Buol und mit
Umgehung der hieſigen kaiſerlichen Geſandt-
ſchaft! Es empfiehit ſich dieſe Form des
Verkehrs ſchon von vorn herein ihrer Kürze
und Schneliigkeit wegen. Der große Zug
der Noten und Depefchen wird dadurch umz
gangen.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Aus Fiunte in Croatien wird der
Allg. 313. folgendes Ergebniß des dort
herkſchenden Sprachenſtreites bexichtet: Eine
Corporation wollte den neuen Obergefpan,
welcher der croatiſchen Sprache nicht mäch-
tig iſt, begrüßen, und es handelte ſich um
die Feſtfetzung der Sprache, in welcher die-
ſes Beſchehen follte. Nach einander wurde
die deutſche, lateiniſche, eroatiſche und ita-
N: 302.
Donnerſtag, 23. December
—
durch die Voſt
Die Qanbwirtbfd)aftfldle
—— —
Deutſchland.
*1 Heidelberg, 22. Dec. Der blind-
geboͤrne Nikolaus Ketterer von Rohrbach,
feit feiner Kindheit bis zu ſeinem achzehn-
ien Lebensjahr Zögling tes Blinden-Inſti-
tuts in Freiburg beabſichtigt dem Verneh-
men nach Morgen am 23. d, M, im klei-
nen Mufeumsfaale ein Concert auf der
Floͤte und dem Clavier zu veranſtalten, wo-
dei Herr P. Iffland und Geſellſchaft ihn
durch ihre freundliche Mitwirkung unterſtü-
tzen werden! Indem wir alle Kunſtfreunde
darauf aufmerkſam machen, geben wir zu-
gleich dem Wunſche Raum, daß der un-
zlückliche Concertgeber, deſſen Leiſtungen
ung von competenter Seite als höchſt be-
achtenswerth empfohlen wurden, ein recht
Lahlreiches Auditorium finden möge. Die
Atteſte/ welche das Blinden-Inſtitut in Frei-
burg ſowohl/ als öffentliche Muſikdirectoren
in Karlsruhe und in Mannheim feinen Lei
ſtungen auf der Flöte und auf dem Claviere
ausftellten, laffen einen recht genußreiden
Abend erwarten. Sei dies recht Vielen ein
Grund mehr, den Blinden durch ihr Schärf-
lein zu unterſtützen.
Mannheini/?20. Dec. ( Mh. J.) Nach der
der Vertheilung der Zollvereins⸗Revenuen
gemachten Volkszählung hat unfere Stadt
2 Einwohner gegen 22,076 im Jahr
2 ; ;
Pforzheiui, 19. Dec. (Sch. Kr.) Die
Fürzlich vorgenommene Volkszählung weist
fuͤr die Stadt Pforzheim eine Bevoͤlkerung
von 9200 Seelen nach. Dieſelbe hat alfo
ſeit 1849, wo ſich die Einwohnerzahl auf
7950 belief, um nicht weniger als 1250
Seelen, alſo faſt um 16 Procent zugenom-
men, eine Vermehrung, die hauptſächiich
auf Rechnung der erhöhten induſtriellen
Thätigkeit zu ſetzen iſt. forzheim nimmt
ſowit unter den Städten Badens der Be-
völkerung nach den fünften Rang ein. —
Wie ich vernehme, beabſichtigt ein auswärti-
ger Graveur, von deſſen ungewoöhnlicher
Geſchicklichkeit hier kürzlich eine Probe zu
ſehen war, in unſerer Stadt eine ähnliche
Graveurſchule zu errichten, wie eine ſolche
längſt in Hanau beſteht. Sicherlich wird
dadurch einem Bedürfniß, das ſich längſt
fühlbar gemacht hat, abgeholfen.
Durlach, 20. Dec. (D L.) Heute er-
eignete ſich oberhalb Wilferdingen ein be-
dauernswürdiger Unglücsfall, Ein Knabe
von ungefähr 12 Jahren kam unter einen
geladenen Dielenwagen und wurden ihm
beide Süße abgeführt: — Das Mädchen,
das neulich am hiefigen Bahnhofe verun-
glückte, befindet ſich infofern. gut, daß man
ſich der Goffnung hingeben Fann, e& werde
nicht nötbig fein, {hm die Füße abzunehmen.
Aus der Pfalz/ 20, Dec. (Pf. - 3tg.)
Dem Bernehmen nadh ift dis jeßt nur ein
Theil der von politiſchen Verurtheilten ein-
gereichten Gnadengeſuche, und zwar. ab-
fchlägig! befchieden worden; über die an-
deren iſt noch keine Entſcheidung erfolgt:
Frankfurt, 19. Dec. (Fr P.) Selten
wurde in Frankfurt ein Ereigniß mit ſo
ungetheilter Freude aufgenommen, als die
Reiſe Sr. Btaj. des Kaiſers von Oeſter-
reich nach Berlin. Die dunkeln Wolken
werden verſcheucht und Deutſchland geret-
tet werdenz es kann allen Angriffen mit
Ruhe entgegen ſehen. Der Zollverein wird
erhalten und die durch deſfen Zexreißung
gefährdete Gedeihlichkeit unſerer Stadt iſt
wieder geſichert. Das mehrtägige Zuſam-
menſein beider Monarchen wird die Einig-
keit beider Großſtaaten befeſtigen und es
läßt ſich erwarten, daß die Bande der
Freundſchaft 2 Fürſten umſchlingen werden,
bie mit den glaͤnzendſten Eigenſchaften des
Geiſtes und Gemüthes geziert ſind. Die
allbekannte Gemüthlichkeit hohe wiſſenſchaft-
liche Bildung, Liebenswürdigkeit des preuß.
Königs und die friſche Juͤgendlichkeit und
Ritterlichkeit des Kaiſers werden nicht ver-
fehlen, gegenſeitig Eindruck zu machen. Pri-
vatbriefen aus Berlin zufolge, herrſcht dort
in allen Kreiſen über dieſes frohe Ereigniß
allgemeine Freude, die namentlich bei dem
Militär aller Grade bis zum Jubel geſtei-
gert iſt. — Dem Vernehmen nach mwird
Profeſſor Schenkel von Heidelberg dem-
nächſt auch hier Vorträge über das Weſen
des evangeliſchen Glaubens halten.
Mainz, 17. Dechr. Wie das M Iı
ſchreibt, hat ein kürzlich hier verſiorbener
Privatmann den größten Theil ſeines Ver-
mögens — 80— 100,000 fl. dem hieſi-
gen bürgerlichen Hoſpitale vermacht.
München, 17, Dec. Der Miniſterpräſi-
dent von der Pfordten hat geſtern wieder
zum erſtenmal einer Sitzung des Miniſter-
raths beigewohnt, die im Staatsminiſterium
des Aeußern ſtattfand und über zwei Stun-
den dauerte.
München, 18. Dec. Die miniſterielle
Neue Muͤnchener Ztg. ſtellt die Sendung
des Hen. v. Bruck nach Berlin als den
letzten Verſuch einer Verſtändigung dar.
Bayern und die mit
Staͤaten ſeien bis an die Grenze des Mög-
lichen gegangen. Werde dieſesmal die Ver-
fändigung. nicht erreicht, ſo würden die
Coalilionoſtaaten mit dem Ende der laufen-
den Zollvereinsperiode unbedingt in Zoll-
einigung mit Oeſterreich treten, für welchen
eventuellen Fall der Vertragsentwurf nun-
mehr gänzlich ausgearbeitet und durchbera-
then und die Arbeiten in Betreff des Ta-
rifs ihrer Vollendung bereits nahe feien,
Noch hofft jedoch das Dlatt, daß es nicht
zu diefem Aeußerſten kommen werde.
Berlin. 18 Dec. (P. 3.) Die große
Parade, welche heute zu Ehren des Kaiſers
von Oeſterreich unter den Linden ſtattfand,
hat die Bevölterung der Hauptſtadt in Be-
wegung geſetzt. Von Potsdam und der Um-
gegend Berlins hatten ſich auch ſehr viele
Schauluſtige eingefunden.! Am Montag
wird zu Ehren des Kaiſers eine große Pa-
rade bei Potsdam ſein. Der Tag der Ab-
reiſe des Kaiſers iſt noch nicht beſtimmt.
Heute iſt im hieſigen k. Schloß ein glän-
zendes Feſtmahl und am Mantag im Schloß
politiſche Bedeutung des Beſuchs des Kai-
ſers an dem hieſigen k. Hofe anbelaͤngt, ſo
iſt dieſelbe ſo ſelbſtredend und in die Au-
gen ſpringend, daß ſie nicht beſonders her-
vorgehoben zu werden braucht. Wie Id-
nen ſchon bekannt ſein wird, haben vorge-
ſtern die Verhandlungen zwiſchen dem Hrn.
v. Bruck und dem Herrn v. Pommereſche
begonnen. Alg Baſis derſelben wurden
von beiden Seiten Vorſchläge vorgelegt,
die — wie mir mitgetheilt wird — allers
dings, aber nicht weſentlich von einander
abweichen follen, Beide faffen den Han-
dels vertrag ing Auge und übergehen ſtill-
ſchweigend die den Haͤndelsverein betref-
fende Vorlage der Wiener Conferenz. Das,
was den öſterreichiſchen Entwurf eines Han-
delsvertrags zwiſchen dem Zoll= und Steuer-
verein auf der einen, und dem Kaiferſtaat
auf der andern Seite von einem der ge-
woͤhnlichen Handelsverträge unlerſcheidet,
foll das darin ausgeſprochene Verlangen
Oeſterretchs fein, Preußen müſſe ſich durch
die Feflfeguugen dieſes Vertrags auch üher
den für feine Exiſtenz zunächſt vorgeſchla-
genen Zeitraum hinaus gebunden erklären,
und zwar der Art, daß es nach dem Ab-
ſchluß dieſes Handelsvertrags nirgend Ab-
änderungen ſeiner handelspoͤlitiſchen Orga-
niſation träfe, ohne vorher ſich mit Oeſter-
reich darüber verſtaͤndigt zu haben. Es
darf diefer Zufaß, der die weſentliche Dif-
ferenz zwiſchen dem öſterreichiſchen und dem
preußiſchen Vorſchlage feſtſtellt als im Sinne
der mit Oeſterreich in handelspolitiſcher Bes _
ziehung verbundenen Staaten gemacht be-
trachtet werden; denn er wird, wenn ans
genommen, ſie vor einem weitern Vorgehen
Preußens auf dem Wege des Freihandels
ſchützen. Jedenfalls laͤßt der hier jetzt
herrſchende Geiſt der Eintracht und des
Vertrauens das Beſte von dieſen Unter-
handlungen hoffen. Ich bemerke über ihre
Form nocdh, daß ſie eine directe Berhand⸗—
lung zwiſchen dem dieſſeitigen und dem kai-
ſerlichen Cabinet daͤrſtellen! Herr v. Pom-
mereſche empfaͤngt ſeine Verhaltungsmaß-
regeln fowie die für die einzelnen Parteien
der Verhandlung nothwendig werdenden Bei-
geordneien (Delbrück, Philippsborn, Dach),
durch die deſondere Beſtimmung und An-
weiſung des Miniſterpraͤſidenten, der für
dieſen Zweck ſich zuvor in einer Conferenz
mit dem Handels und Finanzminiſter ver-
ſtändigt. Herr v. Bruck correſpondirt eben-
falls direct mit dem Grafen Buol und mit
Umgehung der hieſigen kaiſerlichen Geſandt-
ſchaft! Es empfiehit ſich dieſe Form des
Verkehrs ſchon von vorn herein ihrer Kürze
und Schneliigkeit wegen. Der große Zug
der Noten und Depefchen wird dadurch umz
gangen.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Aus Fiunte in Croatien wird der
Allg. 313. folgendes Ergebniß des dort
herkſchenden Sprachenſtreites bexichtet: Eine
Corporation wollte den neuen Obergefpan,
welcher der croatiſchen Sprache nicht mäch-
tig iſt, begrüßen, und es handelte ſich um
die Feſtfetzung der Sprache, in welcher die-
ſes Beſchehen follte. Nach einander wurde
die deutſche, lateiniſche, eroatiſche und ita-