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N‘ 303:.

} i‘weitag'} A December

1852.



_Berihte. werden gratis beigegeben.
Ausfunft erthetlt, die Spaltzeile in Petttſchrift Etr.

Preis Halbjährite in Heidelberg: 2 fl.,6 Fr.


worüber die Erpeditton


Deutſchland.

Freiburg / 21. Dec. (Fr. 3.) Die ſeit
mehreren Jahren waͤchſende Frequenz unſe-
rer Albert z Ludwigs = Hochſchuͤle iſt ein er-
freuliches Zeichen! Aus dem uns ſo eben
zugekommenen gedrucdten „Verzeichniß der
Behörden, Lehrer, Anſtolten, Beamten und
Stuͤdirenden auf der großh bad. Uniperſi-
tät Freiburg im Winter-Halbjahr 1852/53“
erfehen wir, daß ſowohl die Zahl der Stu-
direnden gegen das verlaufene Sommer-
femeſter bedeutend zugenommen, als auch
die durch Ruf an andere Lehranſtalten und
durch Tod abgegangenen Lehrer erfolgten
Luͤcken durch die gluͤcklichſte Wahl wieder
„ausgefüllt ſind. Nach der in dem genannten
Berzeichniffe, aufgeſtellten Ueberſicht erhalten
wir für das WinterSemeſter folgende
Zahlen: Theologen 1852-—53: 158 Inlan-
der, 4 Auslaͤnder, zuſammen 199. Juͤriſten
und Notariatscandidaten 59 I., 2 A 3 61.
Mediciner, Pharmaceuten und höhere Cht-
rurgen 68 J. 12 A., 3. 80, Cameraliſten,
Philoſophen und Philologen 18 I., 4 A.,
3, 22. Hofpitanten 16 niedere Chixur-
gen 13 Es nehmen mithin an den Vor-
leſungen Theil im Ganzen 392 Im Som-
werſemeſter 4852 aber nur 338 Somit
hätte die Zahl gegen das letzte Sommer-
Semeſter um 54 zugenommen. Man zaͤhlt
gegenwärtig 29 ordentliche, außerordent
licher Prof., 9 Privatdocenten und 4 Lehrer
Dder Künfte. Bon den ordentlichen Profeſſoren
Fommen 7 auf die theoloaifcdhe (1 penfio-
nirt), 6 auf die juriſtiſche, S auf die medi-
einiſche und &S: auf die philoſophiſchund
cameraliſtiſche Facultät. Von den Privat-
docenten fommt 1 auf die theologiſche, 5
auf die medieiniſche und 3 auf die philo-
ſophiſche und cameraliſtiſche Facultät. Der
außerordentliche Profeſſor gehört der philo⸗—
ſophiſchen Facultät an.

München, 18 Dec. (Fr. J.) Die heu-
tige Schraͤnne ergab ein Sinken der Preiſe
in allen Getraideſorten; war es auch nicht
bedeutend (3 bis 27 fr. per Scheffel)ſo
verdient es doch darum Erwaͤhnung, weil
der fettherige Schneemangel ſchon da und
dort Befürchtungen laut werden ließ.

Aus Berlin, 18, Dee. ſchreibt ein Be-
richterſtatter des Sch, M, über den Beſuch
des Kaiſers von Oeſterreicht Fragen Sie
mich nun,. welche Bedeutung ich dieſem er-
freulichen Befuͤche beilege, ſo geſtehe ich
Dhne Zaudern: und Rüchalt, daß derſelbe
iM Meinen Augen hoͤher anzuſchlagen iſt,
als ein feierlich unierzeichneier Friedens!
ſchluß. Die beiden deuiſchen Groͤßmächte
— und dieß ſcheint mir die Hauͤptfache zu


Neugeſtaltung aller politiſchen Zuftaͤnde ge-
forderie Stellung in —— 8
einruͤcken und alle verkehrten Suprematie-
gedanken fallen laffen. Zu ihrem eigenen
Schaden haben beide Cabinette erfabhren
müſſen, wie nutzlos es iſt, volitiſchen Ein-
fluß bei Fragen in Ausſicht zu nehmen,
deren Löſung ganz anderswo liegt. Die
handelspolitiſche Frage, wie Herr v. Bruck


Zollverein wieder herſtellen kann! Geides
wird auch nach andern uns zugehenden Pri-
vatnachrichten als in der nächſten Zeit be-
vorſtehend angegeben.) Die Handelseini-
gung wird dann ebenſo wenig in Betracht
fommen, als die müſſige Priorität. Anders
hat die Coalition es, haben namentlich die
würtembergiſche und die badiſche Regierung
die Saͤche nie angefehenz und es iſt In der
That lächerlich, zu glauben, man werde in
Dresden, Darmſtadt, München ungehalten
fein über den kaiſerlichen Beſuch beim Ber-
liner Hofe. Welcher deutſch geſinnte Deut-
ſche wird die Eintraͤcht nicht höher achten
alg die 3wietracht?

Berlin, 19. Dee. Unter vorſtehendem
Datum heißt es in der „Lpz. 3igr Es
iſt heute jener ereignißſchwere 17. Decebr.,
an welchem Friedrich der Große 17407 in
Schleſien einrückte und der erſte ſchleſiſche
Krieg begann. An demſelben 17. December
begrüßen. wir zum erſtenmal einen Kaiſer
aug dem erlauchten Hauſe Habsburg in den
Mauern Berlins — ſollten wir nicht hof-
fen dürfen, daß von dieſem Tage der waͤhre
Friede, das herzlichſte Einverſtändniß zwi-
ſchen den beiden deutſchen Großſtaaten da-
liren wird, denen Deutſchlands Gröhße und
Kubhm, ſeine Wohlfahrt und ſeine Zu-
funft am meiſten am Herzen liegen muß !
Wir wollen uns dieſe freudigen Hoff-
nung durch keinen jener Mißlaute ſtören
laſſen, die ein ühelangebrachter Nationol-
ſtoiz ſo gerne in den Juͤbel verföhnter Her-
zen miſcht. Deutſchland iſt ftarf, wenn ſeine
Fürßen einig ſind Und gewiß fehlt es nicht
an dringenden Aufforderungen zur Eintracht.

Berlin, 20 Decı Geſtern war große
Militärcour,- bei welcher der Kaiſer von
Oeſterreich ungefähr Folgendes zu dem ver-
ſammelten Offtziereorps ſprach:„Ich freue
mich, die Herren ſo zahlreich hier verſam-
melt zu fehen, die Vertreter der preußiſchen
Armee die ich geſtern kennen zu lernen
Gelegenheit halte! Die Armee Ihres er-


Treue zu ſchwerer Zeit; der Geiſt der Ehre
und Treue aber iſt es, der ein Band ſchlingt
um aͤlle braven Armeen! Der Geiſt der
Ehre und Treue iſt es, der meine Armee
mit der preußiſchen verbündet und darum
kann ich auch an dieſer Stelle die feſte Ue-
berzeugung ausſprechen, daß beide Armeen,
was immer für Ereigniſſe kommen mögen,
in treuer Waffenbrüderſchaft feſt mit ein-
ander ſtehen werden.“ *

Berliu, 20: Dec. (Nat. 3) Die Ue-
bertragung der Verhandlungen in der Zoll-
frage an das Finanzininiſterium ſcheint da-
rauf hinzudeuten, daß Fragen von rein po-
litiſcher Bedeutung zur Entſcheidung nicht
vorliegen und ſich die zu vereinbarenden
Feſtſetzungen auf Punkte materiellen In-
halts beſchränken! Was wir daͤrüber er-
fahren, entſpricht dieſer Anſicht, und es

vorragenden Punkte, die jetzt vorliegen, zu
ſein— 99 ı

F Berlin, 20. Dec. In den verſchiede-
nen Fractionen der zweiten Kammer wird
die bald nach dem Feſte ſtattfindende Wahl
eines neuen Präſidenten lebhaft diseutirt.
An eine Wiederwahl des Herrn Geh. Rath
Uhden iſt um ſo weniger zu denken als
derfelbe aus Geſundheitsrückſichten bereits
den lebhaften Wunfch geäußert hat, ſeiner
anſtrengenden Functionen als Kammerpräſi-
dent üderhoben zu ſein! Wer an ſeine
Stelle treien wird, ſteht noch dahin; man
hört die Namen von Bonin und Kleiſt-
Retzow. Die Wahl des letztern wird als
die wahrſcheinlichſte bezeichnet. Die ka-
tholiſche Frackiön, in Gemeinſchaft mit den
polniſchen Abgeordneten, bereitet eine Adreſſe
an Se. Mag den König vor, worin um
Rücknahme der bekannten, vom Cultus-
Miniſterium und dem Miniſter des Innern
in Bezug auf die Jeſuitenfrage erlaſſenen
Verordnung, gebeten wird Ein Theil die-
ſer Verordnung lautete bekanntlich dahin:
daß der Beſuch des Collegium germanicum
von Sellen der Kinder preußiſcher Unter-
thanen, dieſen Kindern das Recht der An-
ſtellung im Preußiſchen entziehen ſolle! Die
betreffende Petition wird 85 Unterſchriften
zählen; an der Spitze ſteht Graf Wald-
bott. — Die Verhandlungen über die Zolt-
frage, die ungeſtörten Fortgang haben, ſind
in undurchdringliches Schweigen gehüllt. —
Morgen Mittag verläßt uns Se, Maj.
der Kaiſer. Er war geflern früh im Cadei-
ten Corps; von dort aus begab er ſich in
die nahgelegene Kaͤſerne des Kaiſer Franz
Grenadier-Regiments, deſſen Chef er ift.
Nachmittag verſammelte er in Potsdam die
Offtziere der vortigen Garniſon um ſich
und ſprach, nachdem er ſich über die mu-
ſterhafte Haltung der preußiſchen Truppen
in den ſchmeichelhafteſten Ausdrücken geäu-
ßert hatte, ſeinen lebhaften Wunſch dahin
aust daß Preußen und Oeſterreich immer
neben einander, nicht aber gegen einan-
der ſtehen möchten. — Hiet "eingetroffen
zur Begrüßung des Kaiſers ſind der König
von Haͤnnover und der Herzog v Braun-
ſchweig!

Trier, Dec. In unſerer Stadt hat
ſich ein Verein für überſeeiſchen Weinhaͤn—
del gebildet, welcher bereits an 500 Ohm
veredelter Weine nach Newyork ſandte, wo
dieſelben raſchen Abſatz fanden.! Der Ver-
ein iſt bereit alle, ihre Weine veredelnden
Weinproducenten aus dem Zollverein als
Mitglieder an den Vortheilen des Unter-
nehmens Theil nehmen zu laſſen oder auch
ihre Weine gegen mäßige Proviſion zum
überſeeiſchen Abſatz zu übernehmen., (Rä-
here Auskunft ertheill Dr. Ludwig Gall in
Trier.)

Wien, 14, Dec. Ueber die letzten Le-
bensmomente der kürzlich in Mantua we-
gen Hochverraths hingerichteten Individuen
erfährt ein hieſiges miniſterielles Blatt nach-
ſtehende Einzelheiten. Die Verurtheilten
bezeigten die innigſte Reue über ihr Ber-
broͤchen und eine religiöſe Ergebung in ihr
 
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