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2* Beilage Blatter
N 21
Nittwwoch⸗/ 2 18 — *
Jourual.
. talien.
' * Beroua, 10. Februar. Die gänzliche
Begnaͤdigung der vor 2 Monaten zu mehr-
jaͤhligem Gefängniß verurtheilten Grafen
verſoͤhnend beſonders auf die höhexe Ge-
ſellſchaft gewirkt. Es zeigt ſich dieß Deut-
iich bei den Feſten des Feldmarſchalls Sra-
fen Radetzty, zu denen ſich in den letz-
ien Jahren die hohe italieniſche Ariſtokea-
Lctdaͤnken die Begnadiaten die günftige
Wendung ihres Schickſals zum großen Theil
Kaiſer zu erwirken und zu dieſem Behuf
ſich unmittelar an S, Mar wendete; noch
ehe der Graf nach Veroͤna zurückgekehrt
war war die kaiſerliche Entſchließung ſchon
telegraphiſch hier eingetroffen. Graf Luti
reisie algbald ſeinem Schwager Guerrieri
nach Olmütz entgegen, um vereint mit die-
darzubringen.
— * Zurin, 11. Febr. Endlich ſiegte das
Miniſterium in der Ttägigen Debatte über
die Modifteation des Preßgeſetzes vom
Jahr 1848 mit I8 gegen 42 Stimmen.
England.
London, 13. Febr. Im Hauſe der
Gemeinen wurde geſtern die von Lord J.
Ruffell eingebraͤchte Neformbill zum
erſtenmal verleſen. Es iſt bekanntlich par-
lamentariſcher Brauch in England, daß bei
der erſten Leſung einer Bill keine Debatte
angeſponnen wird. Dieſe pflegt erſt bei
der zweiten Leſung eröffnet zu werden ; für
die zweite Leſung der Reformbill iſt der
A. Februar anberaumt. Lord John Ruſ-
‚fell hat ferner eine Bill zur Unterdrückung
der het den Wahlen vorkommenden Be-
Leſung derſelbẽ Tag angeletzt wie für
die der Hauptbill. Nächſten Montag wird
der Premierminiſter die auf die Miliz
bezuͤgliche Bill einbringen und, mit einſt-
weiliger Beſeitigung jedes andern Gegen-
ſtandes deren ſofortige Erwägung beantra-
gen. Der Haͤndelsminiſter Labouchere
hat eine Bill angekündigt, kraft welcher
ddie Königin ermächtigt ſein ſoll, auf ande-
rem ‚alg dem Vertragsweg Beſtimmungen
abzuſchließen, zu Gunſten der in Schiff-
fahrisſachen mit den auswärtigen Natio-
nen herzuſtellenden Reciprocität! In der-
ſelben Unterbausfißung hat ſich Sir F,
Antrag eines Deputirten auf Ernennung
einer Commiſſion angeſchloſſen, die mit Un-
terſuchung der neuetlich bei Verprovianti-
rung der Flotte an den Tag gekommenen
Unterſchleife beauftragt iſt. Im Oberhaus
hat geſtern Graf Fig-Willtam vom
Miniſter des Auswärtigen Aufklätungen
über Mathers Angelegenheit in Florenz
begehrt. Lord Granville ergriff bei die-
ſem Anlaß zum erſtenmal ſeit ſeinem Ein-
tritt ins Cabinet das Wort, und erwiderte,
er hege das Vertrauen, daß Oeſterreich
und Toscang ihr Unrecht einfehen werden,
wie er felbit, der Miniſter, beim Aatritt
ſeines Amts unbedenklich in der Angelegen-
heit des „Prometheus“ gegen dte Verei—⸗
nigten Staaten geihan habe! Es liege hie-
rin nur etwas einer großen Nalion zur
Ehre SGereichendes. : _
Theaterbau und Theaterſtraße.
Das Comite für den neuen Theaterbau
iſt nun dieſer Tageé durch einen Aufruf
vor die Oeffentlichkeit getreten, in welchem
die Bewohner Heidelbergs, welche Sinn
für Kunſt und Gemeinintereſſe haben, auf-
zefordert werden, ſich durch freiwillige Bei-
träge bei dieſem Unternehmen zu betheili-
gen. Schon haben einige Mitglievder die-
je8 Comite’8 ſich dem Geſchaͤft unterzogen
und Unterſchriften zu ſolchen Beiträgen ge-
ſammelt, und es freut uns, daß die Sache
wirklich vom wahren Standpunkte aus he-
trachtet wurde, indem, wie wir hören, be-
Dem erſten Schritt, der Erwerbung et-
nes gewiß in jeder Beziehung vortheilhaf-
ten Platzes, ift auch der zweite gefolgt,
* regſame Betheilizung an der Sache
e . A Ö 8 X 8 S
Wir zweifeln nun nicht mehr an dem
Gelingen des begonnenen Werkes, da, wenn
auch hie und da einzelne Anſichten dagegen
auftarchen, oder ſpiesbürgerliche Gedanken
gerne an dem Zuſtandekommen zweifeln
möchten, doch beim größten Theit der Ein-
wohner das Unternehmen Anklang findet,
Stadt gewinnt fowohl eine
neue Straße, ſo wie einen gewiß ſchönen
Bau! Diefe neue Straße wird hierdurch
und durch ihte geſunde freie Lage bald an-
gebaut und eine der ſchönſten unſerer Stadt
werden. Wix moͤchten deßhalb um ſo mehr
auf das Gebäude am linken Eck des Ein-
gangs in die projectirte Straße aufmerk-
ſam macdjen, was durch ſeine ſchiefe Bau-
art den Eintritt in dieſelbe weniger ſchoͤn
macht. *4 {&
Der Beſitzer dieſes Hauſes würde feden-
falls mehr gewinnen, je hreiter die Straße
angelegt werden könnte! Es iſt daher nicht
unerheblich bei Anlage derſelben darauf zu
fehen, daß einerfeits durch Bedingungen
andererſeits durch Begünſtigung auch da-
hin gewirkt werden möge, daß ein ſchönes
Ganze unſerer weit und breit ſo viel ge:
prieſenen Stadt geſchaffen werde.
Feuiltetvn.
Die Muͤhle des Coperuikus zu
Frauenburg.
Esolußz)
Aber die 8 heilige Liebe, welche —
frau Herz durchgluͤht erſtirbt fobald nicht, wenn
Weg ſtellen; ſie gleicht dem freundlichen Schnee:
glöckhen, welches durch . Eis und Schnee ſich
zum Tageslicht erhebt, um das Wiedererſchei-
ien des Lenzes als erſter Frühlingsbote zu ver-
künden. Denkt-er Deinex auch noch? und wie
mag’8 ihm ergehen? alfo fragte ſich Elsbeth
im Stillen wohl alftündlih. **
Heinrich war nach Danzig gewaͤndert und
hatte ſich dort bald gehörig eingerichtet. Beim
Auspacken feiner Sachen fand er auch das
Beutelchen mit dem Geld vor, das ihm Frau
Heilbronn wieder heimlich zugeſteckt Hatte. Von
dieſem Geld kaufte er auf der Danziger Meſſe,
dem fogenannten Dominik, einige niedliche Sa-
chen für Elsbeihs Eltern und das liebe Mäd-
chen felbſt und überfandte ihnen dieſelben durch
eine Frauenburgerin/ welche mit Leinwand zum
Markt gefommen, begleitet von den herelichſten
Grüßen! Sonſt floß ſein Leben ſehr einfoͤrmig
dahin; auch er machte ſich aͤhnliche Gedanken
wie Elsbeth und zaͤhlte ungeduldig die Tage
und Stunden bis zu dem Zeitpunkt hin, wo
ſich ſein Schickfal entſcheiden ſollten Endlich
war die Friſt verfirichen; er verabſchiedete fich,
mit den beſten Zeugniſſen verſehen von ſeinen
Meiſtern und eilte mit beklommenem Herzen
dem erwuͤnſchten Ziele zu. Zwar hatte auch
er durch das Geruͤcht gehört! daß bei Frauen-
burg eine Mühle erbaut werde; ‚aber mit den
Srisverhältniffen bekannt, hatte er der Sache
keinen Glauben geſchenkt! Wie-groß mar daher
ſein Erſtaunen, als er in Frauenburg angelangt
neben dem Heilbronn ſchen Haus eine ſtattliche
Mühle erblickte aber eine Mühle ohne — Waffer!
Er begab ſich nach der Behaufung des men-
ſchenfreundlichen Dombherrn. Dieſer hatte ihn
Augen verloren, und aus Danzig die vortheil-
jaffeſten Berichte über ihn erhalten und empfing
in nun mit großen Wohlwollen. *
Am andern Tag ſoͤllte die Mühle ſich al8
zweckdienlich bemähren. vierzu war aus Der
ganzen Umgegend eine unglaubliche Menge Men-
ſchen zuſammengekommen. Auch Heinrich, dem
Liebe und Erwartung den Schlaf geraubt haͤtten,
war ſchon mit dem erſten Sonnenſtrahl auf-
geſtanden und nach Heilbronns Haͤuschen geeilt,
um nach ſeiner geliebten Elsbeth auszuſchauen.
War e$ doch zu fpät geworben, fie zu begrüßen;
aber ſein verehrter Wohlthäter hatte ihm ſchon
gule Kunde von ihrem Wohlfein,. von ihrem
ireuen Andenken an ihn gegeben.. Schüchtern
nahte er dem lieben Hauſe und fiehe, aug Els-
beth hatte {Hın mit dem filhen Morgenroth
vem Schlaf entfagt und war im Gärtchen ne-
tigt, unı am heutigen Tag wie zu einem gro-
ſchönſten Gaben auszufchmücfen. Leiſe ſchlich
Heinrich durch die offene ©artenpforte. Els-
beth hatte ihm den Rücken zugekehrt und be-
trachtete prüfend die in ihrer Schürze gefams
melte Fülle von Blumen. Guten Morgen, -
Elsbeth! tönte e8 thr von bekannter Stimme
entgegen. Sie wandte ſich raſch um, ſah den
Geliebten, deſſen ſie eben gedacht, vor ſich ſtehen-
Schürze! Wonnethränen weinend ſanken die
Miedervereinten einander {n die Arme an das
freudepochende Herz. Raſch ſchwand in einer
nahen Laube unter tauſend Fragen und Ant-
worten und zärtlichem Gekoſe ein Stündchen
dahin! Da erft erinnerte ſich das glückliche
trank zu berliten hHabe, und ſo kehrte er dann
an Eloͤbeths Hand ins Haus zurück, an das
ſich ſo theure Erinnerungen knüpften und wurde .
hier von den biedern Alten mit inniger Herz-
lichkeit empfangen... . © *
Unterdeſfen war die Sonne ſchon böher ge-
ſtiegen und die Mitglieder des Domkapitels
begeben, um mit der zahlreich verſammelten!
Menge neugieriger Zuſchauer das gelungene
Wert ihre8 Collegen in AugenfHein zu nehmen.
fleine Schleufe, weldhe den Kanal vom -Fluß
frennte;, aufgezogen worden und hrauſend ſtürzte
ſich daͤs fihäumende Element in die geöffnete
Baͤhn! Weiter und weiter verfolgten die flüch-
tigen Wogen den ihnen weislich vorgezeichneten
Weg. Unfern der Mübhle ward das Gefälle
ſtärker; die Fluth waͤlzte ſich raſcher dahin und
1
—
2* Beilage Blatter
N 21
Nittwwoch⸗/ 2 18 — *
Jourual.
. talien.
' * Beroua, 10. Februar. Die gänzliche
Begnaͤdigung der vor 2 Monaten zu mehr-
jaͤhligem Gefängniß verurtheilten Grafen
verſoͤhnend beſonders auf die höhexe Ge-
ſellſchaft gewirkt. Es zeigt ſich dieß Deut-
iich bei den Feſten des Feldmarſchalls Sra-
fen Radetzty, zu denen ſich in den letz-
ien Jahren die hohe italieniſche Ariſtokea-
Lctdaͤnken die Begnadiaten die günftige
Wendung ihres Schickſals zum großen Theil
Kaiſer zu erwirken und zu dieſem Behuf
ſich unmittelar an S, Mar wendete; noch
ehe der Graf nach Veroͤna zurückgekehrt
war war die kaiſerliche Entſchließung ſchon
telegraphiſch hier eingetroffen. Graf Luti
reisie algbald ſeinem Schwager Guerrieri
nach Olmütz entgegen, um vereint mit die-
darzubringen.
— * Zurin, 11. Febr. Endlich ſiegte das
Miniſterium in der Ttägigen Debatte über
die Modifteation des Preßgeſetzes vom
Jahr 1848 mit I8 gegen 42 Stimmen.
England.
London, 13. Febr. Im Hauſe der
Gemeinen wurde geſtern die von Lord J.
Ruffell eingebraͤchte Neformbill zum
erſtenmal verleſen. Es iſt bekanntlich par-
lamentariſcher Brauch in England, daß bei
der erſten Leſung einer Bill keine Debatte
angeſponnen wird. Dieſe pflegt erſt bei
der zweiten Leſung eröffnet zu werden ; für
die zweite Leſung der Reformbill iſt der
A. Februar anberaumt. Lord John Ruſ-
‚fell hat ferner eine Bill zur Unterdrückung
der het den Wahlen vorkommenden Be-
Leſung derſelbẽ Tag angeletzt wie für
die der Hauptbill. Nächſten Montag wird
der Premierminiſter die auf die Miliz
bezuͤgliche Bill einbringen und, mit einſt-
weiliger Beſeitigung jedes andern Gegen-
ſtandes deren ſofortige Erwägung beantra-
gen. Der Haͤndelsminiſter Labouchere
hat eine Bill angekündigt, kraft welcher
ddie Königin ermächtigt ſein ſoll, auf ande-
rem ‚alg dem Vertragsweg Beſtimmungen
abzuſchließen, zu Gunſten der in Schiff-
fahrisſachen mit den auswärtigen Natio-
nen herzuſtellenden Reciprocität! In der-
ſelben Unterbausfißung hat ſich Sir F,
Antrag eines Deputirten auf Ernennung
einer Commiſſion angeſchloſſen, die mit Un-
terſuchung der neuetlich bei Verprovianti-
rung der Flotte an den Tag gekommenen
Unterſchleife beauftragt iſt. Im Oberhaus
hat geſtern Graf Fig-Willtam vom
Miniſter des Auswärtigen Aufklätungen
über Mathers Angelegenheit in Florenz
begehrt. Lord Granville ergriff bei die-
ſem Anlaß zum erſtenmal ſeit ſeinem Ein-
tritt ins Cabinet das Wort, und erwiderte,
er hege das Vertrauen, daß Oeſterreich
und Toscang ihr Unrecht einfehen werden,
wie er felbit, der Miniſter, beim Aatritt
ſeines Amts unbedenklich in der Angelegen-
heit des „Prometheus“ gegen dte Verei—⸗
nigten Staaten geihan habe! Es liege hie-
rin nur etwas einer großen Nalion zur
Ehre SGereichendes. : _
Theaterbau und Theaterſtraße.
Das Comite für den neuen Theaterbau
iſt nun dieſer Tageé durch einen Aufruf
vor die Oeffentlichkeit getreten, in welchem
die Bewohner Heidelbergs, welche Sinn
für Kunſt und Gemeinintereſſe haben, auf-
zefordert werden, ſich durch freiwillige Bei-
träge bei dieſem Unternehmen zu betheili-
gen. Schon haben einige Mitglievder die-
je8 Comite’8 ſich dem Geſchaͤft unterzogen
und Unterſchriften zu ſolchen Beiträgen ge-
ſammelt, und es freut uns, daß die Sache
wirklich vom wahren Standpunkte aus he-
trachtet wurde, indem, wie wir hören, be-
Dem erſten Schritt, der Erwerbung et-
nes gewiß in jeder Beziehung vortheilhaf-
ten Platzes, ift auch der zweite gefolgt,
* regſame Betheilizung an der Sache
e . A Ö 8 X 8 S
Wir zweifeln nun nicht mehr an dem
Gelingen des begonnenen Werkes, da, wenn
auch hie und da einzelne Anſichten dagegen
auftarchen, oder ſpiesbürgerliche Gedanken
gerne an dem Zuſtandekommen zweifeln
möchten, doch beim größten Theit der Ein-
wohner das Unternehmen Anklang findet,
Stadt gewinnt fowohl eine
neue Straße, ſo wie einen gewiß ſchönen
Bau! Diefe neue Straße wird hierdurch
und durch ihte geſunde freie Lage bald an-
gebaut und eine der ſchönſten unſerer Stadt
werden. Wix moͤchten deßhalb um ſo mehr
auf das Gebäude am linken Eck des Ein-
gangs in die projectirte Straße aufmerk-
ſam macdjen, was durch ſeine ſchiefe Bau-
art den Eintritt in dieſelbe weniger ſchoͤn
macht. *4 {&
Der Beſitzer dieſes Hauſes würde feden-
falls mehr gewinnen, je hreiter die Straße
angelegt werden könnte! Es iſt daher nicht
unerheblich bei Anlage derſelben darauf zu
fehen, daß einerfeits durch Bedingungen
andererſeits durch Begünſtigung auch da-
hin gewirkt werden möge, daß ein ſchönes
Ganze unſerer weit und breit ſo viel ge:
prieſenen Stadt geſchaffen werde.
Feuiltetvn.
Die Muͤhle des Coperuikus zu
Frauenburg.
Esolußz)
Aber die 8 heilige Liebe, welche —
frau Herz durchgluͤht erſtirbt fobald nicht, wenn
Weg ſtellen; ſie gleicht dem freundlichen Schnee:
glöckhen, welches durch . Eis und Schnee ſich
zum Tageslicht erhebt, um das Wiedererſchei-
ien des Lenzes als erſter Frühlingsbote zu ver-
künden. Denkt-er Deinex auch noch? und wie
mag’8 ihm ergehen? alfo fragte ſich Elsbeth
im Stillen wohl alftündlih. **
Heinrich war nach Danzig gewaͤndert und
hatte ſich dort bald gehörig eingerichtet. Beim
Auspacken feiner Sachen fand er auch das
Beutelchen mit dem Geld vor, das ihm Frau
Heilbronn wieder heimlich zugeſteckt Hatte. Von
dieſem Geld kaufte er auf der Danziger Meſſe,
dem fogenannten Dominik, einige niedliche Sa-
chen für Elsbeihs Eltern und das liebe Mäd-
chen felbſt und überfandte ihnen dieſelben durch
eine Frauenburgerin/ welche mit Leinwand zum
Markt gefommen, begleitet von den herelichſten
Grüßen! Sonſt floß ſein Leben ſehr einfoͤrmig
dahin; auch er machte ſich aͤhnliche Gedanken
wie Elsbeth und zaͤhlte ungeduldig die Tage
und Stunden bis zu dem Zeitpunkt hin, wo
ſich ſein Schickfal entſcheiden ſollten Endlich
war die Friſt verfirichen; er verabſchiedete fich,
mit den beſten Zeugniſſen verſehen von ſeinen
Meiſtern und eilte mit beklommenem Herzen
dem erwuͤnſchten Ziele zu. Zwar hatte auch
er durch das Geruͤcht gehört! daß bei Frauen-
burg eine Mühle erbaut werde; ‚aber mit den
Srisverhältniffen bekannt, hatte er der Sache
keinen Glauben geſchenkt! Wie-groß mar daher
ſein Erſtaunen, als er in Frauenburg angelangt
neben dem Heilbronn ſchen Haus eine ſtattliche
Mühle erblickte aber eine Mühle ohne — Waffer!
Er begab ſich nach der Behaufung des men-
ſchenfreundlichen Dombherrn. Dieſer hatte ihn
Augen verloren, und aus Danzig die vortheil-
jaffeſten Berichte über ihn erhalten und empfing
in nun mit großen Wohlwollen. *
Am andern Tag ſoͤllte die Mühle ſich al8
zweckdienlich bemähren. vierzu war aus Der
ganzen Umgegend eine unglaubliche Menge Men-
ſchen zuſammengekommen. Auch Heinrich, dem
Liebe und Erwartung den Schlaf geraubt haͤtten,
war ſchon mit dem erſten Sonnenſtrahl auf-
geſtanden und nach Heilbronns Haͤuschen geeilt,
um nach ſeiner geliebten Elsbeth auszuſchauen.
War e$ doch zu fpät geworben, fie zu begrüßen;
aber ſein verehrter Wohlthäter hatte ihm ſchon
gule Kunde von ihrem Wohlfein,. von ihrem
ireuen Andenken an ihn gegeben.. Schüchtern
nahte er dem lieben Hauſe und fiehe, aug Els-
beth hatte {Hın mit dem filhen Morgenroth
vem Schlaf entfagt und war im Gärtchen ne-
tigt, unı am heutigen Tag wie zu einem gro-
ſchönſten Gaben auszufchmücfen. Leiſe ſchlich
Heinrich durch die offene ©artenpforte. Els-
beth hatte ihm den Rücken zugekehrt und be-
trachtete prüfend die in ihrer Schürze gefams
melte Fülle von Blumen. Guten Morgen, -
Elsbeth! tönte e8 thr von bekannter Stimme
entgegen. Sie wandte ſich raſch um, ſah den
Geliebten, deſſen ſie eben gedacht, vor ſich ſtehen-
Schürze! Wonnethränen weinend ſanken die
Miedervereinten einander {n die Arme an das
freudepochende Herz. Raſch ſchwand in einer
nahen Laube unter tauſend Fragen und Ant-
worten und zärtlichem Gekoſe ein Stündchen
dahin! Da erft erinnerte ſich das glückliche
trank zu berliten hHabe, und ſo kehrte er dann
an Eloͤbeths Hand ins Haus zurück, an das
ſich ſo theure Erinnerungen knüpften und wurde .
hier von den biedern Alten mit inniger Herz-
lichkeit empfangen... . © *
Unterdeſfen war die Sonne ſchon böher ge-
ſtiegen und die Mitglieder des Domkapitels
begeben, um mit der zahlreich verſammelten!
Menge neugieriger Zuſchauer das gelungene
Wert ihre8 Collegen in AugenfHein zu nehmen.
fleine Schleufe, weldhe den Kanal vom -Fluß
frennte;, aufgezogen worden und hrauſend ſtürzte
ſich daͤs fihäumende Element in die geöffnete
Baͤhn! Weiter und weiter verfolgten die flüch-
tigen Wogen den ihnen weislich vorgezeichneten
Weg. Unfern der Mübhle ward das Gefälle
ſtärker; die Fluth waͤlzte ſich raſcher dahin und
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