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— Mittwoch, den 3. März —
Schweiz Du denfft. Hoffit, Du hier ⏑
Bern, 26. * *5*— Regierungsrath — Feui Drn finden — fuch’ e8 zu erjagen — fein Menfeh
hat auf den Antrag der Poltzeidireelion Ein deutſcher Edelmann. auf dem meiten Erdenzunde wird fich mebr

‘ befehloffen, von den 17 polttifchen Flücht (Fortfegung ) _ Deines Gluͤckes freuen, als ich; — — mein

lingen, welche theils auf Garantie der eid-
genöſſiſchen Behörden oder Gutſprechung
der Behoͤrden, iheils auf Gelddepoͤſita noch
in Kaͤnton geduldet wurden, folgende ſechs
Wegen ihrer Einmiſchung in unſere politi-
%en Verhältniffe aus dem Kanton zu wei-
en: 1) Francois, Erneſt Fouxniex aus
Frankreich, wohnhaͤft in Bern; 2) Friedr.

rech! von Obertirch Großherzogthum Ba-
den, wohnhaft in Bern; 3) Wilh. Löwe,
Aus Calbe in Vreußen, wohnhaft ın Bern;
4). Cudwig Pfau, aus Heilbronn im Wür-
tembergifhen, wohnhaft in Bern; 5) Nob.
%. Herzer, aus Baden-Baden, wohnhaft in
Steffisburg, und 6) M. Fiala aus Karls-
ruhe, wohnhaft in Bern.

Belgien.

Brüſſel, 27, Fedınar. Kaum war die
geſtrige Sitzung der Repräſentantenkammer
cröffnet, alg Herr Oſy das Wort zu einer
Inierpellation verlaͤngte. Nach mancher
Discuſſion, nach manchem Epigramme, wel-
hes ſich die 2 Parteien gegenſeitig zuwar-
fen, beſchloß man, ſich zum geheimen Co-
Mite zu bilden Herr Oſy interpellirte als-
dann die Regierung über die politiſche und
finanzielle Laͤge des Landes und über die
Natur feiner Verhältniſſe wit Frankreich.
Der Abgeordnete war der Anſicht, daß ſich
die Kaiamer den Ruͤſtungen widerſetzen
Möge, die in Antwerpen und andern befe-
ſigien Städten vor ſich gingen. Bei die-
fer Gelegenheit hoben die politijchen Freunde
des Miniferiums Rogier den wahren Ge-
ſichtspunkt hervor, der unfer Land intereſ-
ſirt, und der Miniſter erflärte laut, ſo lange
er die Ehre haben würde, die Angelegen-
heiten Belgiens und ſeine Freiheiten zu
verwalten, liefen dieſelben keine Gefahr,
der er nicht mit allen ſeinen Kräften vor-
zubeugen fuchte. Dieſes Glaubensbekennt-
niß des Miniſteriums durch Herrn Rogier
wurde mit ungemeinem Beifall aufgenom-
men, und ſobald diefe edle Rede beendigt
war, billigte die Kammer alle Maßregeln
der Regierung. — Die öffentliche Sitzung
wurde um 5 Uhr wieder aufgenommen,
und der Herr Präſident verlas folgenden
Beſchluß, welchen die Kammer in ihrem
geheimen Comite gefaßt hatte; „In Ge-
genwaͤrt der beruhigenden Erläuterungen,
Welde das Cabinei geliefert hat, erklärt die
Kammer, ihre öffentlide Sigung wieder
aufnehmen zu wollen.“ Köin. 3.)

Amerika.

Neuorleaus, 12. Febr. Der öſtreichiſche
Sefchäftsträger, Herr Hülſemann, der ſich
eit einigen Tagen hier aufhielt, iſt mit dem
Dampfer „ Philadelphia “ nach Havanna
übgereift, wo er einftweilen zu bleiben ge-
denkt, Oeſterreich hat alfo keinen Beriveter
Uehr in der Unton, Am 9, d, M. kam der
paniſche Conful, LCaborde, deffen Haus früher
Nach Lopez' Hinrichtung der Pöbel zerftört
Und geplündert haͤtte, auf dem Kriegsfchtff
Lolon aug der Havanna hier an und
Wurde mit fünfzig Kaͤnonenſchüſſen begrüßt,
Al8 das Schiff durch die Bariiacken ging.
Die Union hat alfo gefhan, was ſie ver-
ſrochen und: wie man verfidhert, hat die
xanijchẽ Regierung auch den Amerikaner
Jraſer. der als politiſcher Verbrecher nach
Spanien gedracht wurde, in Freiheit gefeßt.


Adalbert hatte Fauın die Trauerpoft zU
Ende gelefen, al8 ſich die Thür Öffnete und der
Oberſt hereintrat! An der Schwelle blieb Die-
fer ſtehen und fehaute feinen jungen Freund mit
einem unfäglich ſchmerzlichen Blick an. Um
Gott — Oberft — Sie Hier! ſtieß Adalbert
überrafcht und erſchrocken hHeroor, indem er dem
alten Krieger entgegeneilte und tdm forfhend
in das tiefgefurchte Antlitz blickte! Sie kom-
men nicht mit freudiger Runde — Ihr feuch:
tes Auge fagt mir alle8! Sprechen Sie nur
aus, was Ste mir nicht zu verbergen vermögen:
— mein Vater iſt todt! Der Oberſt machte
eine heftige Bewegung und fuhr mit der Haͤnd.
über die Stirn, gleich al8 ob er die unheilver-
kündende Botſchaft nicht über die Lippen zu
bringen vermöge! Ich danke Dir, Adalbert,
daß Du das traurige Wort ausgeſprochen haſt
fagte er endlich den Sohn ſeines langjährigen
treuen Freundes tief ergriffen in die Arme
ſchließend; mir bleibt doch noch manches Schmerz-
liche zu berichten übrig.

Adalbert hatte feinen Vaͤter von früheſter
Jugend auf mit einer wahren Begeiſterung ge-
liebt. Da er ſchon in zaͤrter Kindheit feine
Mutter verloren haͤtte und der Letztere der Ge-
genſtand feiner ungethellten Liebe geweſen war,
fo tvaf ihn der Berluſt deſſelben dopvelt hart.
Es war ihın, al8 fei nun das letzte Band zer-
riſſen, welches ihn an die Heimath gefeſſelt.
Als der erſte Ausbruch des Schwerzes vor-
über war, begann der Oberft, der mit großen
Schritten im Zimmer auf und niedergegangen
war und über etwas nachgefonnen zu haben
ſchien, mit ruhigem Zon: Du bift nüun unum-
ſchränkter Herr ve8 von Deinem Vaͤter ererb-
ten Befißthums, Adalbert, und bift reicher,
als Du vielleicht venfft, da Dein Vater ſich
ſtets einer weiſen Sparſamkeit befleißigte. Willſt
Du aber dem Rath eines alten Freundes folgen,
fo mag es nicht, wie fo viele Edelleute Frank-
reichs, welche ihre Güter einzig und allein dazu
vermenden , um am Hof in eitlem Glanz zu
prunken.
faltigen Verbindungen werden Dir -e8 für die
naͤchſte Zeit noch nicht geſtatten nach der Hei-
math zurückzukehren — e8 iſt ja auch ſtets der
Wunſch Deines Vaters geweſen daß Du das
Leben in der Hauptſtadt und am Hofe gründ-
lich kennen lernen ſollteſt darum bin ich mit
Freuden bereit, Deine Güter bis zu Deiner
Rückkunft mit aller Gewiſſenhaftigkeit und Treue
zu verwalten; laß Dich aber nicht für alle Zeit
hier feſſeln — Du möchteft es einſt ſchwer be-


am Hofe, fo lange fie reich find; haben fie das
ihrige zur Verherrlichung deſſelben geupfert und


fenfofe, ntederirächtige Weiſe Geld zu erfihlei-
Hen oder zu erpreffen, fo ſchaut man ſie mit-
leidig und verächtlich an und überläßt ſte ihren
Schickſal.

Adalbert/ welcher dem Oberſten mit ſteigen
der Bewegung zugehört hatte, ging jetzt auf
ihn zu, ergriff feine Hand und wollte reden,
dieſer aber ließ ihn nicht zu Wort Fommen,
ſondern fuhr mit fanfter Stimme fort! Ich weiß!
Aus Deinen
Briefen an Deinen Vater habe ich erſehen, daß'
Du eine andere Anſicht don der Hofwelt und
dem Hofleben haſt als ich, — laß uns darüber
nicht redhten. Vielleicht kommt die Zeit, wo
Dich das hoͤfiſche Trelben anwidett, eher ‚alg


Herz hängt an Dir wie an einem Sohn, fügte
er mit einem unterdrückten Seufzer hinzu.

Die letzten Worte ſchnitten Adalbert durch
die Seele, Er fühlte, was der Obriſt damit
fagen wollte und e8 ſchmerzte ihn tief, Daß er
durch feine Liebe zu der Marquife v. Nemouz
(ing die Hoffnung de8 alten Kriegers vereitelte,
der vor Zeiten manchmal ſcherzend auf Adal-
berts Verbindung mit Helene angeſpielt hatte,
welche letztere er nur ſeine Tochter zu nennen
pflegte! Nachdem er eine Weile ſchweigend in
daͤs fröhliche Getuͤmmel hinabgefhaut, welches
drunten auf dem weiten freien Platze herrſchte,
fragte er endlich mit unficherer Stimme nach
ver Freundin feiner Jugend! — Der Obrift,
dem Ddie Bewegung Adalberts nicht entging,, er-
widerte nach Furzem Beſinnen mit düſterem
Blick: Helene ſttzt einſam auf ihrem Schloß
und ſchaut traurig über die Gebirgshöhen gen
Weften, mo Paͤris liegt! Ich bin der einzige,
den fie auf Erden noch hat, fügte er nach ei-
ner Baufe tiefergriffen hinzu; denn ihre Mut-
ter iſt nicht mehr. — Was — ſagen Sie Obriſt,
Shre Schweſter iſt tkodt? rief Adalbert heftig
erſchrocken indenuv er krampfhaft die Hand des
Greifes umflammerte, — Sie iſt ſchon vor
einem haͤlben Jahr geſtorben, verfeßte Diefer.
Wir verſchwiegen es Dir, um Dir Dein freu-
diges Leben nicht zu trüben; jetzt wo Dungrö-
ßeren Schmerz zu fragen haft, brauche ich Oir
dieſe traurige Kunde nicht länger zu verhehlen.
Aber Fomm, Adalbert — laß uns für eintge
Stunden aug dem Getümmel der Stadt fliehen,
fuhr er fort, den Arm ſeines jungen Freundes
ergreifend. Draußen ziehen fihon die Boͤten
des Frühlings mit milder Luft und Lerchen-
fang über Berg und Thal — unter dem blauen
Himmel wird es uns beiden wohler werden —
hier in den dumpfen Gaſſen ſchauert e8 mich
im Herzenggrund! }

Bald darauf reiste der Obriſt ins Elſaß
zurück. Als er von Adalbert Abſchied nahm,
fragte er in ſichtlicher Gemüthsbewegung; Adal-
bert — haſt Du mir nichts an Helene aufzu-
tragen? — Sagen Sie ihr, Oberſt, entgegnete
jener nach kurzem Schweigen mit mühſam er-
zwungener Ruhe, daß ich ſie immerdar als den


— Das heißt mit anderen Worten: Ich liebe
die Marquiſe von Remoulins und werde nim-
mer von ihr laſſen! murmelte der alte Krieger
finſter vor ſich hin indem er ſich abwaͤndte und
feinem Bedienten einen Befehl ertheilte, damit
Adalbert den ſchmerzlichen Ausdruck in ſeinen
Zügen nicht gewahre.
Dem Oberſten ſchien die
dem letzteren ſehr ſchwer zu
längſt mar alles zur Abfahrt bereit, er aber
ſtand noch immer am Fenſter und blickte ftart
in das Menſchengewühl zu ſeinen Füßen hinab,
— 8 war, als ob er noch etwas auf dem Her-
zen habe, aber unfchlüffig fet, ob er e8 jenem
mittheilen folle oder nicht. Endlich aber fuhr
er au8 feinem dumpfen Hinbrüten auf, ſchloß
Adalbert heftig in die Arme , und, fagte mit
unſicherer Stimme: Adaͤlbert/ ich bin alt und
grau —. meine Jahre ſind gezählt, —: laß mich
noch den Tag erleben, wonich Dich in der Hei-
math, im Schloß Deiner Väter, an die Bruſt
drücken kann! Nach dieſen Worten riß er ſich
los warf ſich in den Wagen und fuhr davon.
Alle mit denen Adalbert in Verbindung
ftand, und befonders der Graf von Armentie-
res und die Marquiſe von Remoulins ſchienen

Trennung von
fallen, Schon
 
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