338
Romane Ton Walter Scott.
dem Stücken, werden wir auch hier oft durch diese Mischung
von Dichtung und Wahrheit versetzt.
Uehrigens ist gleich gewaltig, wie die Zeichnung der kö-
niglichen Gefangenen, auch die ihres Halbbruders, des Re**
genten, besonders da, wo Roland vor ihm stehet, dessen
Vorschriften in Hinsicht seiner Schwester zu empfangen. Mit
dem kühnen, von hier an durchaus edel gehaltenen Jünglinge
erweckt aber gleiches Interesse die von ihm innig geliebte
Catharina Seyton, dieses Wesen voll gemüthlicher Tiefe
und froher Lebenslust zugleich, und der Reiz in dem Ver-
kehre der beiden ihrer frühem Einschliefsung Entlassenen,
aber nun von neuem von dem heitern Leben Losgeschiedenen
wird noch erhöhet durch die geheimnifsvolle Verwirrung, die
in dem Geiste des Liebenden durch den in der Gestalt der
Geliebten umherwaudelnden Zwillingsbruder des Fräuleins
erregt wird.
Besonders bemerkt zu werden verdient noch der unglück-
lich liebende schwarze Ritter, Georg Douglas, der we-
nigstens für die geliebte Königin stirbt, die er nicht besitzen
kann. Als untergeordnete Person übt hier, wie dort Hein-
rich Warden, immer einigen EinAufs Elias Henderson.
In edler männlicher Gesinnung zeigt sich Halb er t Glen-
dinning, als Ritter von Avenel. Nur in dem Eingänge der
Geschichte, und auch hier ohne besonders bedeutende Persön-
lichkeit, erscheint Maria, und dann an dem Schlüsse wieder.
Wo sie den als den einzigen Erben ihres Stammes zurück-
empfängt, den sie als verwöhnten Edelknaben aus dem Hause
verwiesen. In desto schrofferer Haltung hebt sich die kühne
Magdalena Gräme empor, mit ihrem Sehergeiste und ih-
rem Irrsinne, mit der versengenden Gluth ihres Glaubens und
der mütterlichen Liehe zu dem einzigen Enkel. Zu ihrer Seite
stehet, als die eigentliche Stütze und besonnene Mitte der
katholischen, für die Königin thätigen Parthei, noch gewal-
tiger Eduard Glendinning da, nun Ambrosius, er-
wählter und auch vertriebener Abt des einst so blühenden
Klosters Kennaqmbair, und wenigstens noch einmal tauchet
in dem Getümmel erschütternder Ereignisse, als blödsinniger,
nur noch um seinen Garten besorgter Greis, der friedliche Abt
Bonifacius herauf, wie eine webmüthige Ironie über das
rasche, gewaltthätige Leben, das doch auch endlich verstum-
men mufs in leise verhallenden Tönen.
So müssen wir denn dem zweiten Gemälde in jeder Hin-
sicht den Vorzug vor dem erstem einräumen , so wie als uie
Iptüthe desselben nicht die Gefangenschaft der Stuart, sondern
Romane Ton Walter Scott.
dem Stücken, werden wir auch hier oft durch diese Mischung
von Dichtung und Wahrheit versetzt.
Uehrigens ist gleich gewaltig, wie die Zeichnung der kö-
niglichen Gefangenen, auch die ihres Halbbruders, des Re**
genten, besonders da, wo Roland vor ihm stehet, dessen
Vorschriften in Hinsicht seiner Schwester zu empfangen. Mit
dem kühnen, von hier an durchaus edel gehaltenen Jünglinge
erweckt aber gleiches Interesse die von ihm innig geliebte
Catharina Seyton, dieses Wesen voll gemüthlicher Tiefe
und froher Lebenslust zugleich, und der Reiz in dem Ver-
kehre der beiden ihrer frühem Einschliefsung Entlassenen,
aber nun von neuem von dem heitern Leben Losgeschiedenen
wird noch erhöhet durch die geheimnifsvolle Verwirrung, die
in dem Geiste des Liebenden durch den in der Gestalt der
Geliebten umherwaudelnden Zwillingsbruder des Fräuleins
erregt wird.
Besonders bemerkt zu werden verdient noch der unglück-
lich liebende schwarze Ritter, Georg Douglas, der we-
nigstens für die geliebte Königin stirbt, die er nicht besitzen
kann. Als untergeordnete Person übt hier, wie dort Hein-
rich Warden, immer einigen EinAufs Elias Henderson.
In edler männlicher Gesinnung zeigt sich Halb er t Glen-
dinning, als Ritter von Avenel. Nur in dem Eingänge der
Geschichte, und auch hier ohne besonders bedeutende Persön-
lichkeit, erscheint Maria, und dann an dem Schlüsse wieder.
Wo sie den als den einzigen Erben ihres Stammes zurück-
empfängt, den sie als verwöhnten Edelknaben aus dem Hause
verwiesen. In desto schrofferer Haltung hebt sich die kühne
Magdalena Gräme empor, mit ihrem Sehergeiste und ih-
rem Irrsinne, mit der versengenden Gluth ihres Glaubens und
der mütterlichen Liehe zu dem einzigen Enkel. Zu ihrer Seite
stehet, als die eigentliche Stütze und besonnene Mitte der
katholischen, für die Königin thätigen Parthei, noch gewal-
tiger Eduard Glendinning da, nun Ambrosius, er-
wählter und auch vertriebener Abt des einst so blühenden
Klosters Kennaqmbair, und wenigstens noch einmal tauchet
in dem Getümmel erschütternder Ereignisse, als blödsinniger,
nur noch um seinen Garten besorgter Greis, der friedliche Abt
Bonifacius herauf, wie eine webmüthige Ironie über das
rasche, gewaltthätige Leben, das doch auch endlich verstum-
men mufs in leise verhallenden Tönen.
So müssen wir denn dem zweiten Gemälde in jeder Hin-
sicht den Vorzug vor dem erstem einräumen , so wie als uie
Iptüthe desselben nicht die Gefangenschaft der Stuart, sondern