Chronik der Universität,
969
Die erste der vorliegenden Arbeiten trägt den Spruch:
»Wer alles auf’s Spiel setzt, hat sicher zu viel gesetzt«.
Die zweite hat das Motto:
»Die Wissenschaft ist die beste Freundin der Praxis.«
Der Verfasser der ersten Sehrift hat die Aufgabe richtig auf-
gefasst und zu ihrer Lösung den zweckmässigen Weg eingeschlagen.
Der von ihm gewählte Bezirk, nämlich die Gemarkungen von Mann-
heim und sechs naheliegenden grossen Ortschaften, ist von ihm
durch Augenschein und Erkundigungen an Ort und Stelle mit Sorg-
falt und Einsicht erforscht worden, die vorkommenden Bodenarten
sind nach Beschaffenheit und Umfang beschrieben und die davon
herrührenden Verschiedenheiten der Fruchtfolge, der Bearbeitung
und Düngung, der Ertragsverhältnisse, der Pachtzinse und Kauf-
preise des Landes angegeben worden. Finden wir aber in der Ver-
arbeitung der gesammelten Thatsachen überhaupt schon manche
Mängel, so treten diese ganz besonders bei der, allerdings sehr
schwierigen Ermittlung des rohen und reinen Ertrags hervor. Hier
treffen wir theils manche Rechnungsfehler, theils nicht zu billigende
Berechnungsarten, wesshalh die Zahlenergebnisse dieser Schätzung
unzuverlässig geworden sind. Die Ursache hievon glauben wir in
dem Umstande zu finden, dass diese Bewerbungsschrift schon im
Frühling abgeliefert worden ist und dem Verfasser also muthmass-
lich die Zeit gefehlt hat, seinem Aufsatz diejenige Reife zu geben,
welche derselbe bei längerer Bearbeitung hätte erhalten können.
Wegen dieser Unvollkommenheit der Schrift vermögen wir zu unserm
Bedauern nicht, dem Verfasser den Preis zu ertheilen.
Die zweite Abhandlung, überschrieben »die Wissenschaft ist
die beste Freundin der Praxis«, hat in formeller Hinsicht Vorzüge
vor der ersten, sie ist wohlgeordnet und gut geschrieben; auch hat
der Verfasser Bücher, gedruckte Aufsätze und handschriftliche amt-
liche Angaben fleissig und zweckmässig benützt. Aber während er
bei allgemeinen vorbereitenden Sätzen zu lange verweilt, gibt er
im 4. Capitel keine ausführliche Beschreibung eines Bezirkes nach
allen in der Aufgabe genannten Beziehungen, sondern Vergleichun-
gen grösserer Abschnitte des badischen Landes, ohne in die ört-
lichen Verschiedenheiten des Bodens und des Ertrages näher ein-
zugeheu. Er versucht keine Reinertragsberechnungen, hält sich nur
an die Pachtzinse der Domanialgrundstücke und erklärt nicht die
grosse Ungleichheit in denselben von Ort zu Ort. Wie schätzbar
auch die übersichtlich mitgetheilten statistischen Angaben über
Pachtzins und Rohertrag von Hofgütern und einzelnen Pachtstücken
in 7 Landestheilen sind , so fehlt es doch an der gehörigen Ver-
arbeitung derselben und an der durchgeführten Darstellung des Ein-
flusses, den die Bodenbeschaffenheit bei übrigens gleichen Verhält-
nissen ausübt, sowie an Ergebnissen eigener Anschauung, wie sie
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Die erste der vorliegenden Arbeiten trägt den Spruch:
»Wer alles auf’s Spiel setzt, hat sicher zu viel gesetzt«.
Die zweite hat das Motto:
»Die Wissenschaft ist die beste Freundin der Praxis.«
Der Verfasser der ersten Sehrift hat die Aufgabe richtig auf-
gefasst und zu ihrer Lösung den zweckmässigen Weg eingeschlagen.
Der von ihm gewählte Bezirk, nämlich die Gemarkungen von Mann-
heim und sechs naheliegenden grossen Ortschaften, ist von ihm
durch Augenschein und Erkundigungen an Ort und Stelle mit Sorg-
falt und Einsicht erforscht worden, die vorkommenden Bodenarten
sind nach Beschaffenheit und Umfang beschrieben und die davon
herrührenden Verschiedenheiten der Fruchtfolge, der Bearbeitung
und Düngung, der Ertragsverhältnisse, der Pachtzinse und Kauf-
preise des Landes angegeben worden. Finden wir aber in der Ver-
arbeitung der gesammelten Thatsachen überhaupt schon manche
Mängel, so treten diese ganz besonders bei der, allerdings sehr
schwierigen Ermittlung des rohen und reinen Ertrags hervor. Hier
treffen wir theils manche Rechnungsfehler, theils nicht zu billigende
Berechnungsarten, wesshalh die Zahlenergebnisse dieser Schätzung
unzuverlässig geworden sind. Die Ursache hievon glauben wir in
dem Umstande zu finden, dass diese Bewerbungsschrift schon im
Frühling abgeliefert worden ist und dem Verfasser also muthmass-
lich die Zeit gefehlt hat, seinem Aufsatz diejenige Reife zu geben,
welche derselbe bei längerer Bearbeitung hätte erhalten können.
Wegen dieser Unvollkommenheit der Schrift vermögen wir zu unserm
Bedauern nicht, dem Verfasser den Preis zu ertheilen.
Die zweite Abhandlung, überschrieben »die Wissenschaft ist
die beste Freundin der Praxis«, hat in formeller Hinsicht Vorzüge
vor der ersten, sie ist wohlgeordnet und gut geschrieben; auch hat
der Verfasser Bücher, gedruckte Aufsätze und handschriftliche amt-
liche Angaben fleissig und zweckmässig benützt. Aber während er
bei allgemeinen vorbereitenden Sätzen zu lange verweilt, gibt er
im 4. Capitel keine ausführliche Beschreibung eines Bezirkes nach
allen in der Aufgabe genannten Beziehungen, sondern Vergleichun-
gen grösserer Abschnitte des badischen Landes, ohne in die ört-
lichen Verschiedenheiten des Bodens und des Ertrages näher ein-
zugeheu. Er versucht keine Reinertragsberechnungen, hält sich nur
an die Pachtzinse der Domanialgrundstücke und erklärt nicht die
grosse Ungleichheit in denselben von Ort zu Ort. Wie schätzbar
auch die übersichtlich mitgetheilten statistischen Angaben über
Pachtzins und Rohertrag von Hofgütern und einzelnen Pachtstücken
in 7 Landestheilen sind , so fehlt es doch an der gehörigen Ver-
arbeitung derselben und an der durchgeführten Darstellung des Ein-
flusses, den die Bodenbeschaffenheit bei übrigens gleichen Verhält-
nissen ausübt, sowie an Ergebnissen eigener Anschauung, wie sie