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Elisafoeth Stuart, Königin yon Böhmen.

Ein Lebensbild.

Yon

Anna Wendland.

TJnter den fürstlichen Frauen, deren Geschick mit den Wirren einer
dreissigjährigen Kriegszeit unheilvoll verknüpft war, steht Elisabeth
Stuart, Gemahlin des Kurfürsten Friedrich Y. von der Pfalz an
erster Stelle. Wie gross oder gering ihre Schuld an dem Falle des
edlen Pfälzerhauses auch mag gewesen sein, und schwerwiegend, ohne
Frage, fiel ihr Wort bei dem jungen, unentschiedenen Gemahl ins Ge-
wicht, so hat sie dafür in langen Jahren bitterer Not und jammerns-
werten Elendes als entthronte, länderlose, weltflüchtige „Winterkönigin“
gehüsst. Ein augenscbeinlicher Beweis für die Wahrheit des Sprich-
wortes: „Hochmut kommt vor dem Fall“ galt ihr wechselvolles Leben
und rücksichtslos gab die Volksmeinung dem bald schon nach der
Flucht des böhmischen Königspaares in Wort und Bild Ausdruck. „End-
los, erbarmungslos sind die Satiren auf den fliichtigen Winterkönig, er
selbst mit seinem Stolz, seiner Kopflosigkeit, seine Gemahlin und seine
Kinder werden in jeder kläglichen Situation abgeschildert, Brot suchend,
auf schlechten Wegen abziehend, sicli eine Grube grabend.“ J) DieKönigs-
tochter von England musste es sich gefallen lassen, auf schnöden Bildern
dargestellt, in Gassenliedern 2) verspottet zu werden! Die Tragik, die
in ihrem Schicksal lag, verhinderte nicht so einseitige Beurteilung. Sie
war es vielmehr, die fort und fort fim Lebensbilde dieser königlichen
Frau dem schroffen Gegensatz die Herrschaft liess. „Die Perle von

1) S. G. Freytag, Bilder aus der deutschen Yergangenheit. Bd. III. S. 149.

2) S. Elisabeth Stuart von J. 0. Opel in H. von Sybels historischer Zeitschrift,
Bd. XXIII. S. 302.
 
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