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Elisabeth Stuart, Iiönigin von Böhmen

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der Majestät, Elisabeth dargestellt ward,verleugnen sich nie die ihrem
Gesichte charakteristischen Züge auf Kosten der Wahrheit. Dieser
Stuart-Typus, vorzüglich an der schmalen, langgezogenen Nase erkenn-
bar, kommt auf verschiedenen, sie in älteren Jahren wiedergebenden
Bildern der Königin zum Ausdruck. Die welterfahrene Frau, Klugheit
und Ernst in den grossen Augen, schaut da herab. So auf einem anderen
Honthorst’schen Porträt, das im Provinzial-Museum zu Hannover sich
befindet, so auf dem der Gemäldegallerie des Fürstenhauses in Herren-
hausen angehörenden Bildnis Elisabeths. Neben einer ganzen beträcht-
lichen Anzahl übereinstimmender Porträts, tut es nicht allzu viel, wenn
ein der Honthorst’schen Schule zugeschriebenes Bild der Winterkönigin,
ihre Züge geradezu hässlich überliefert. Gilt doch das Gleiche von dem
Pendant zu diesem Porträt, dem ihres Gemahls, der nicht minder un-
sympatisch und unschön ausfiel. Ein anderes, nicht zum Besten ge-
maltes Bildnis der königlichen Witwe, gibt trotz der unvollkommenen
Ausführung, so wohl erkenntlich das länglich schmale Gesicht wieder.
Frischer und runder in den Formen, weist ein zweites Witwenbild frei-
iich wieder auf einen Gegensatz auch in der äusseren Auffassung der
Königin Elisabeth hin. Alle Bilder aber zeigen übereinstimmend eine
blondhaarige Frau und doch schrieb ihre Enkelin, die Herzogin Elisabeth
Charlotte von Orleans, die sich der Grossmutter erinnerte, „alss wenn
Ich sie heutte gesehen hette“, dass „die Königin in Böhmen schwartze
Haar, Ein lang gesicht, starcke Nass“ 1 2) gehabt hätte.

Widerspruch überall. Aber so wenig wie die ungünstigen Beurteiler
konnten zum Schweigen gebracht werden, noch die begeisterten Ver-
ehrer, so wenig raubte der Zeiten Lauf dem tragischen Charakterbild
der „Winterkönigin“ jenen poetischen Zauber, der sich doch nun einmal
mit ihrern Namen verknüpft, der zu verspüren ist in den Ruinen des
Prachtbaues auf dem „Jettenbühl“ über Heidelberg, wo die Trümmer
des „Elisabethbaues“ ihren Namen wach erhalten, wo die vom Grün
ehrwiirdiger Bäume beschattete „Elisabethpforte“ von der Liebe zeugt,
die ihr dies sinnige Denkmal errichtete. Eine vor allem nach Gerechtig-
keit strebende Beurteilung darf sich freilich durch derartiges schmücken-
des Beiwerk nicht blenden lassen. Es gilt auch hier, klar und rück-

1) Öo auf dem iwächtigen Bildnis der Königin Elisabeth von Böhmen im Klub
„Museum“ in Hannover, auf das Herr Geheimer Archivrat Dr. Doebner die Giitc
hatte mich hinzuweisen.

2) S. Menzel: Briefe der Prinzessin Elisahoth Charlotte von Orleans an die
Kaugräfin Louise. Stuttgart 184.3. S. 43. 44.
 
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