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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1933

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Wahle, Ernst: Karl Wilhelmi <1785 - 1857> als Begründer der Altertumsforschung in Süddeutschland
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Bis zum Abschluss des Studiums
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Die Zeit auf dem Dilsberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.47619#0014
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10

diejenigen, welche jene Periode nicht mit durchlebten, kaum eine An-
schauung. Wie freudig begrüßte man eine jede der neuen großen poeti-
schen Erscheinungen, die Jahr für Jahr nacheinander hervortraten! wie
eilte man zu dem Buchladen, sich ein Exemplar des neuen Dichtungs-
werkes zu verschaffen! Wenn gleichwohl Schiller später zu dem Ausruf
sich gedrungen fühlte:
„War es immer wie jetzt? Ich kann das Geschlecht nicht begreifen.
Nur das Alte ist jung; ach, und die Jugend ist alt!“
wenn in dem Nachhalle seiner Klage König Ludwig im Jahre 1835 sich zu
dem Monodistichon veranlaßt sah:
„Klagt vor vierzig Jahren schon Schiller, daß alt sei die Jugend,
So ist jene noch jung gegen die jetzige doch!“
welches Urtheil sollen die Alfen, welche jene Begeisterung mitgefheilt
haben und in denen die Flucht der Jahre sie nicht ganz auszulöschen ver-
mochte, über die Jugend gegenwärtiger Zeit fällen?“
DIE ZEIT AUF DEM DILSBERG
Von 1811 bis 1819 ist Karl Wilhelmi Pastor in Dilsberg. Vorher vier
Jahre hindurch als Geistlicher in Ziegelhausen und Kirchheim, Weinheim
und Sinsheim tätig, hat er jetzt eine feste Anstellung. Die Zeit des Wan-
derns und der Vorbereitung gehört der Vergangenheit an. Das neue Amt
gestattet ihm die Verehelichung, und er macht sogleich von dieser Mög-
lichkeit Gebrauch. Sodann aber gibt ihm der neue Wirkungskreis, nach-
dem er sich in ihn eingelebt hat, die Möglichkeit zu mannigfacher Betäti-
gung und insbesondere zum längeren Verweilen bei einunddemselben
Stoff23 * * * * 28.
Der Bruder schildert uns, in welcher Richtung sich die Interessen des
jungen Landpasfors bewegen29, und wir entnehmen seinen Angaben, daß
neben der Freude an der schönen Literatur die Beschäftigung mit Proble-
men der Geschichtswissenschaft steht. An die Seite des Schöngeistigen,
das schon den Studenten fesselte, und das weiterhin durch den Verkehr
mit dem literarisch selbst produktiven Bruder genährt wird, trift jetzt
also dasjenige Fach, das ihn dann später ganz gefangen nimmt.
Auch von theologischen Studien spricht der Bruder30, doch ist es wohl
23 Natürlich hat es auch nicht an unliebsamen Unterbrechungen gefehlt. In
einer Gedächtnisschrift auf eine der Töchter des Ehepaares lesen wir, daß die
Eltern unter dem 1815 beendeten Kriege in Dilsberg viel gelitten haben. Vgl.
(Karl Heinrich Friedrich Wilhelmi), Zum Andenken an unsere liebe am 18. 11. 1879
im Herrn entschlafene Dorothea Moppey, geb. Wilhelmi. (Karlsruhe 1880, bei
Reiff.)
29 Bll. d. Erinn. 14.
30 Ebenda.
 
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