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helmis zum bekanntesten Vertreter der süddeutschen Prähistorie wird.
An der Gründung sowohl des Gesamtvereins wie der Museen in Mainz
und Nürnberg nur noch mittelbar beteiligt, ist er doch einer der be-
deutendsten Wegbereiter der Gedanken, aus denen heraus diese Ein-
richtungen entstehen.
Die Beschäftigung mit der Geschichte des eigenen Volkes ist für Wil-
helmi sowohl eine Angelegenheit der Vaterlandsliebe wie eine solche der
innersten religiösen Ueberzeugung. Die Geschichte läßt uns, so sagt er in
den Begrüßungsworten, die er der ersten Jahresversammlung seiner Ge-
sellschaft widmet, „die Gottheit selbst in ihrer ganzen Wallung
schauen170“. Demgemäß ist das Christentum für ihn das größte Erlebnis
der Menschheit. Streng scheidet er zwischen Christen- und Heidengrä-
bern, auch wenn die Letzteren die Gebeine der eigenen Vorfahren ent-
halten. „An dem Rheine leuchteten längst des Christenthumes freund-
liche Strahlen, während die Wolken der heidnischen Finsterniß noch auf
den Gauen der Elbe düster ruheten171.“
Wilhelmi ist ein bedeutender Gelehrter, weil er als Mensch etwas
Großes in sich birgt. Kein kleinlicher Geist, wird ihm die Union zu einer
ganz besonderen Tat. Ihm ist der Streit der Theologen zuwider; das ge-
schichtliche Studium lehrt ihn, daß alle religiösen Vorstellungen Kinder
desjenigen Zeitalters sind, dem sie entspringen. Auf der Grundlage des
von den Vätern Geschaffenen soll, so formuliert der Bruder seine Auf-
fassung172, besonnen fortgeschritten werden. „Die religiöse Wahrheit
bleibt unwandelbar ewig dieselbe; aber in der Reinheit oder Trübung des
Spiegels ihrer Auffassung in Gefühl und Gedanken, in ihren Symbolen,
in dem Ausdruck durch das Wort und in der Art ihrer Bethätigung in
dem Leben wechselt sie stets mit der ganzen Lebensumgestaltung der
vorüberwandelnden Geschlechter; und die Söhne sind darum nicht un-
fromm, weil sie nicht mehr mit den Formeln der Väter sprechen, nicht in
der alten Weise zu dem Einen, ewig unwandelbaren Gotte beten.“
Diese großzügige Geisteshaltung verläßt ihn auch im Jahre 1849 nicht,
in dem selbst das kleine Sinsheim zum Schauplatz unerfreulicher Er-
eignisse wird. Nachdem er als Kind die französische Revolution erlebt
und in den aufnahmefähigsten Jahren das Auf steigen Napoleons und die
Freiheitskriege verfolgt, so lesen wir in dem Nachruf auf ihn in der
Karlsruher Zeitung, der vermutlich Heinrich Wilhelmi zum Verfasser
170 I. Jahresbericht S. 3; vgl. auch den Schlußsatz in der Geschichte Sinsheims
(14. Bericht S. 208).
171 Im Anschluß an die Mitteilung, daß Wagner-Schlieben einige Altertümer
gesandt hat; 6. Jahresbericht S. 33.
172 Bll. d. Erinn. S. 20.
 
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