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Fachkreisen wird er die für eine Übersiedlung notwendige persönliche
Fühlung genommen haben. Daß er mit Männern wie Paul Melissus, Mar-
quard Freher, Hippolytus a Collibus, Jacob Christmann, Justus Reuber
und Quirinus Reuter seit langer Zeit freundschaftliche und wissenschaft-
liche Beziehungen unterhielt, lehren schon die paar erhaltenen Briefe
aus früherer Zeit, die Sylburg an P. Melissus9 und Hippolytus a Collibus
richtete; sie zeigen auch, und die auf uns gekommenen Legscheine be-
stätigen es, daß Sylburg schon im Jahr 1589 einige Hss aus der Biblio-
theca Palatina nach Frankfurt ausgeliehen bekam10.
Was damals aus den Besprechungen in Heidelberg sich ergab, darüber
fehlen Nachrichten. Jedenfalls aber spricht Sylburg im Brief an Höschel
vom 20. September 1591 von seinem baldigen Weggang aus Frankfurt:
„Schick mir (die Abschrift des Ingolstädter Hss-Verzeichnisses mit Er-
laubnis des Hubertus Giphanius) nach Heidelberg; denn dort werd ich
bei Commelin den Winter verbringen (apud Commelinum hibernabo)
und den Clemens und die spanischen Inschriften des Occo 11 und einiges
andere mit ihm zu Ende führen.“ Der Umzug vollzog sich dann auch
bald, wahrscheinlich ist Sylburg gleich nach Schluß der Herbstmesse
nach Heidelberg gefahren, woher denn auch der nächst erhaltene Brief
an Höschel vom 17. Dezember 1591 stammt: die Arbeit schritt nach
Wunsch voran: „Wir stehen schon im vierten Buch der Sfromateis (des
Clemens), die zweite Hälfte des Bandes haben wir bereits überschritten.
Ich fahre mit den Anmerkungen und Wortverzeichnissen fort, so daß wir
womöglich das Ganze zur nächsten Messe herausbringen können. Im
zweiten Teil, haben wir zu geben beschlossen die Bücher des Tafian,
Justin, Athenagoras, Theophilus und Theodoret mit gleichem Inhalt und
zum Schluß des Hermias Verspottung der heidnischen Philosophen.“
Der Fortgang dieses Druckes, den unvorhergesehene technische Schwie-
rigkeiten besonders im zweiten Band immer wieder hemmten, läßt sich
in den Briefen Sylburgs an Höschel bis in die Einzelheiten hinein ver-
folgen12: das Ausarbeiten der Druckvorlagen, das Überwachen des Sat-
zes, die Erledigung der Korrekturen, das Vorbereiten anderer Ausgaben,
an die sich Sylburg und Commelin mit gleichem Fanatismus wagten, ohne
an die Grenzen ihrer menschlichen Kräfte zu denken — das allein schon13
macht es verständlich, daß Sylburg offenbar auch in Heidelberg nicht
daran dachte, sich um Aufnahme in den Lehrkörper der Universität ir-
gendwie zu bemühen. Mit keinem Wort wird denn auch in seinen Briefen
diese Möglichkeit erwähnt, während kurze Anspielungen auf die Lage
Sylburgs wohl begegnen.
Schon hatte Sylburg fast seinen ganzen ersten Winter in Heidelberg
verlebt, ohne daß er mit Commelin zu einem festen Abschluß gekommen
 
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