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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1950

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Deutsch, Joseph: Oberbibliothekar Karl Zangemeister (1873-1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.47636#0026
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Vorerst ging es noch eine geraume Zeit im alten Geleise weiter. Im
Jahre 1825 gab Schlosser das Oberbibliothekariat an Franz Joseph Mone
(1825—1827) ab, diesem folgten Joseph Eiselein (1827 1833) und die
nahezu vierzig Jahre währende Äera des Philologen Johann Christian
Felix Baehr (1833—1872). Ganz im Gegensatz zu der Forderung Zacha-
riae’s war unter ihm die Kummulation der Ämter so groß, daß die Miß-
stände 1849 noch mal besonders ein Eingreifen verlangten1.
Die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts sind die erste Reformperiode
der deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken, jetzt beginnt die Durch-
bildung der wissenschaftlichen Gebrauchsbibliothek, wie sie Georg Leyh
in seinem grundlegenden Werk geschildert hat. Die Aufgaben und Ar-
beiten der Bibliotheken, und insbesondere der Universitätsbibliotheken,
die „gegenüber den Landesbibliotheken offensichtlich vernachlässigt wor-
den“ * * * 5 waren, hatten einen solchen Umfang angenommen, daß sie den
ganzen Mann und die ganze Arbeitskraft verlangten. Im Jahre 1872
wurde Karl Dziatzko Oberbibliothekar der Königlichen und Universitäts-
bibliothek Breslau, im folgenden Jahr Karl Zangemeister an der Uni-
versitätsbibliothek Heidelberg, 1875 ging August Wilmanns an die Uni-
versitätsbibliothek Göttingen, im Jahr 1876 übernahm Otto Hartwig die
Leitung der Universitätsbibliothek Halle. Alle vier haben ihren Namen
in die Geschichte der Bibliotheken eingeschrieben als die Organisatoren
und Reformer der ihnen anvertrauten Bibliotheken.
Karl Friedrich Wilhelm Zangemeister6 war geboren am 28. November
1837 in Hallungen im Herzogtum Gotha. Nach dem Besuch des Gym-
nasiums studierte er auf den Rat seines Lehrers Otto Schneider grie-
chische und lateinische Sprache und Literatur an den Universitäten Bonn
(1857—1859) und Berlin. In Bonn hatte er seine Studien auf einer brei-
teren Grundlage angelegt. Gewiß stand auch hier die klassische Philo-
logie im Vordergrund. Von ihren Lehrern, die seine Vita nennt, seien
hier nur Otto Jahn, Friedrich Gottlieb Weicker und Friedrich Ritschi
herausgehoben, die beiden zuletzt genannten waren nacheinander auch
Oberbibliothekare der Universitätsbibliothek Bonn gewesen. Zange-
1 Handbuch der Bibliothekswissenschaft. Bd.3. Geschichte der Bibliotheken
(Leipzig 1940). G.Leyh: Die deutschen Bibliotheken von der Aufklärung bis
zur Gegenwart. S. 733.
5 G. Leyh a. a. O. S. 729.
6 Vgl. über ihn die Gedächtnisrede von J. Wille in: NHJ 11 (1902), S. 143—152;
J. Wille in: BB 6 (1935), S. 14—22 (im einz. abweichend und mit Bibliographie);
Änthes in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts-
und Ältertumsvereine 50 (1902), S. 175f.; K. Schumacher in: Biographisches Jahr-
buch und Deutscher Nekrolog 10 (1907), S. 297—501; die Vita am Schluß seiner
Berliner Diss.; s. Änm. 7.
 
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