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neue Typus der „historischen“ Medaille wurde mit großem Interesse von
ihnen aufgegriffen und ihrem wachsenden Repräsentationsbedürfnis dienst-
bar gemacht. Sie kam dem uralten Wunsch des Menschen, seinen Taten ein
Denkmal zu setzen, entgegen. Das einmal geschaffene Denkmal in Stein
oder Erz war eher der Vernichtung preisgegeben als die Medaille, die in
vielen Exemplaren gegossen oder geprägt werden konnte. Sie bot die ver-
lockende Möglichkeit, von den fürstlichen Friedenswerken und Kriegstaten,
von der Pflege der Kunst und der Wissenschaften, von ruhmvoller Bautä-
tigkeit zu zeugen. Wenn nun die Medaille vorwiegend den Charakter eines
historischen Denkmals trug, so widmeten sich ihr doch nach wie vor Künst-
ler von Rang. Es ist kein Zufall, daß die bedeutendsten Medailleure dieser
Zeit, Georg Pfründt und Johann Linck, am Hofe des Kurfürsten Karl
Ludwig (1652-1680) ihren Wirkungskreis und eine Heimstatt fanden.
Waren es im 16. Jahrhundert Medailleure aus Augsburg und Nürnberg,
französische und niederländische Emigranten, welche die pfälzer Kurfür-
sten mit Aufträgen betrauten, so sind es im 17. Jahrhundert vorwiegend
Pfälzer, deren Medaillen von dem wechselvollen Geschick ihrer Heimat er-
zählen. Während der schmerzvollen Auseinandersetzungen des Hauses Habs-
burg mit dem Hause Bourbon wurde die Medaille zum Mahnmal für das
Volk und zum einzigen Ausdrucksmittel seiner Leiden und - künstlerischen
Fähigkeiten, während einer Zeit, die keinen Raum und keine Mittel für
große künstlerische Dokumentationen bot.
Diese Kriege, die das Pfälzer Land ertragen mußte, sind auch die Ur-
sache, weshalb nur wenig Quellenmaterial vorhanden ist, das Aufschluß
über die Aufträge der Kurfürsten an Goldschmiede und Medailleure geben
könnte. Die Angaben in den Rechnungsbüchern aus der Regierungszeit des
Kurfürsten Friedrich IV. (1592-1610)2 sind leider nur summarischer Natur.
Das im Heidelberger Stadtarchiv befindliche Kammermeister-Rechnungs-
buch des Jahres 16613 weist hingegen den Vorzug auf, daß die Angaben
des Kammermeisters Christian Schlöer4 sich über die Namensnennungen hin-
aus auch auf Material, Herstellungsverfahren und Aussehen der Medaillen
des Kurfürsten Karl Ludwig erstrecken. Diese Angaben gestatten, die un-
signierten und undatierten Stücke zu identifizieren und historisch einzuord-
2 P. Ladewig, Pfälzer Goldschmiederechnungen des 16. Jahrhunderts, ZGORh NF
IV, 1889 S. 507; J. Wille, Das Tagebuch und Ausgabenbuch Friedrich IV. v. d. Pfalz,
ZGORh 33, 1880 S. 201.
3 „1661 Dreyzehende Rechnung Mein Christian Schlöers Churfrstl. Pfaltz Cammer-
meisters, welche anfangt Auff Cathedra Petri (22. Februar) 1661, vnd Sich endet auff
gemelte Zeit 1662“. Pappband, Folio. 489 Seiten. Es fehlen folgende Seiten: 21—24,
45—48, 93—96, 285—88, 309—12, 381—82, 407—8, 481—82.
4 J. G. Widder, Versuch einer vollständigen geographisch-historischen Beschreibung
der Kurfürstlichen Pfalz am Rhein, Frankfurt 1786, T. I, S. 71.
neue Typus der „historischen“ Medaille wurde mit großem Interesse von
ihnen aufgegriffen und ihrem wachsenden Repräsentationsbedürfnis dienst-
bar gemacht. Sie kam dem uralten Wunsch des Menschen, seinen Taten ein
Denkmal zu setzen, entgegen. Das einmal geschaffene Denkmal in Stein
oder Erz war eher der Vernichtung preisgegeben als die Medaille, die in
vielen Exemplaren gegossen oder geprägt werden konnte. Sie bot die ver-
lockende Möglichkeit, von den fürstlichen Friedenswerken und Kriegstaten,
von der Pflege der Kunst und der Wissenschaften, von ruhmvoller Bautä-
tigkeit zu zeugen. Wenn nun die Medaille vorwiegend den Charakter eines
historischen Denkmals trug, so widmeten sich ihr doch nach wie vor Künst-
ler von Rang. Es ist kein Zufall, daß die bedeutendsten Medailleure dieser
Zeit, Georg Pfründt und Johann Linck, am Hofe des Kurfürsten Karl
Ludwig (1652-1680) ihren Wirkungskreis und eine Heimstatt fanden.
Waren es im 16. Jahrhundert Medailleure aus Augsburg und Nürnberg,
französische und niederländische Emigranten, welche die pfälzer Kurfür-
sten mit Aufträgen betrauten, so sind es im 17. Jahrhundert vorwiegend
Pfälzer, deren Medaillen von dem wechselvollen Geschick ihrer Heimat er-
zählen. Während der schmerzvollen Auseinandersetzungen des Hauses Habs-
burg mit dem Hause Bourbon wurde die Medaille zum Mahnmal für das
Volk und zum einzigen Ausdrucksmittel seiner Leiden und - künstlerischen
Fähigkeiten, während einer Zeit, die keinen Raum und keine Mittel für
große künstlerische Dokumentationen bot.
Diese Kriege, die das Pfälzer Land ertragen mußte, sind auch die Ur-
sache, weshalb nur wenig Quellenmaterial vorhanden ist, das Aufschluß
über die Aufträge der Kurfürsten an Goldschmiede und Medailleure geben
könnte. Die Angaben in den Rechnungsbüchern aus der Regierungszeit des
Kurfürsten Friedrich IV. (1592-1610)2 sind leider nur summarischer Natur.
Das im Heidelberger Stadtarchiv befindliche Kammermeister-Rechnungs-
buch des Jahres 16613 weist hingegen den Vorzug auf, daß die Angaben
des Kammermeisters Christian Schlöer4 sich über die Namensnennungen hin-
aus auch auf Material, Herstellungsverfahren und Aussehen der Medaillen
des Kurfürsten Karl Ludwig erstrecken. Diese Angaben gestatten, die un-
signierten und undatierten Stücke zu identifizieren und historisch einzuord-
2 P. Ladewig, Pfälzer Goldschmiederechnungen des 16. Jahrhunderts, ZGORh NF
IV, 1889 S. 507; J. Wille, Das Tagebuch und Ausgabenbuch Friedrich IV. v. d. Pfalz,
ZGORh 33, 1880 S. 201.
3 „1661 Dreyzehende Rechnung Mein Christian Schlöers Churfrstl. Pfaltz Cammer-
meisters, welche anfangt Auff Cathedra Petri (22. Februar) 1661, vnd Sich endet auff
gemelte Zeit 1662“. Pappband, Folio. 489 Seiten. Es fehlen folgende Seiten: 21—24,
45—48, 93—96, 285—88, 309—12, 381—82, 407—8, 481—82.
4 J. G. Widder, Versuch einer vollständigen geographisch-historischen Beschreibung
der Kurfürstlichen Pfalz am Rhein, Frankfurt 1786, T. I, S. 71.