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Annelise Stemper
Pfälzer Goldschmiecle-Rechnungen im Kammermeister^Rech^
nungsbuch des Jahres 1661
Ein Beitrag zum Werk Georg Pfründts
Die deutsche Guß-Medaille gelangt erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts
zu voller Blüte. Die Zentren ihrer Entfaltung im süddeutschen Raum waren
die Stadtrepubliken Augsburg und Nürnberg, Städte, die sich zur Reforma-
tion bekannten. Im Verlauf der reformatorischen Bewegung erfolgte nicht
zufällig die Hinwendung der Holzschnitzer und Steinbildhauer zum Por-
trät, denn die Aufträge an großen Altären wurden immer seltener. Vertre-
ter aller Kunstgattungen: Maler, Erzgießer, Stempelschneider, Siegelstecher
und Goldschmiede begannen, sich mit den Möglichkeiten dieser neuen Kunst-
gattung auseinanderzusetzen. Die von Gelehrten, gebildeten Bürgern, welt-
lichen und geistlichen Fürsten gepflegte Sitte, Freunden und Verwandten
ihre Bildnisse zu schenken, stellte hohe Anforderungen an den Berufsstand
des „Conterfetters“; denn seine Aufgabe bestand nicht nur in der Wieder-
gabe des Porträts. Das Thema der Medaille sollte Zeugnis davon ablegen,
wie weit der Auftraggeber sich mit dem Ideengut des Humanismus vertraut
gemacht hatte.
Die großen Medailleure aus den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts:
Schwarz, Daucher und Hagenauer arbeiten alsbald für die Kurfürsten und
Pfalzgrafen bei Rhein. Die Schaumünze des 16. Jahrhunderts ist nicht denk-
bar ohne die Porträtstücke für die Mitglieder des pfälzischen Hauses. Auf
den Reichstagen zu Augsburg, Speier und Worms, wo die pfälzer Kurfür-
sten ihres Amtes walteten, wird die Begegnung mit jenen Medailleuren er-
folgt sein. Denn von nun an mußte der Künstler diese Versammlungen der
geistlichen und weltlichen Fürsten aufsuchen, wenn er Porträtaufträge er-
langen wollte1. In den zahlreichen und köstlichen Medaillen, die jene Künst-
ler für das pfälzische Haus schufen, dokumentiert sich einerseits deren her-
vorragendes Können, andrerseits auch das starke künstlerische Interesse der
Mitglieder dieses Hauses.
Auch im 17. Jahrhundert erlahmten die Bemühungen der pfälzischen
Kurfürsten auf dem Gebiet der Medaille keineswegs. Der sich heranbildende
1 G. Habich, Die deutschen Schaumünzen des 16. Jahrhunderts bis zum Ausbruch
des 30jährigen Krieges, München 1929—34, Bd. I Einleitung.
 
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