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Benrath, Gustav Adolf: Heidelbergs drei theologische Fakultäten 1803-1807 im Blick auf die Unionspolitik Karl Friedrichs
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.47638#0091
Gustav Adolf Benrath
Heidelbergs drei theologische Fakultäten 1803—1807 im Blich
auf die Unionspolitik Karl Friedrichs
Drei theologische Fakultäten - vereinigt als „kirchliche Sektion“ - erhielt
die Universität Heidelberg durch den Grundriß ihrer Neugründung, das 13.
Organisationsedikt vom 13. Mai 1803. Nur der Anfall des Breisgaus an Ba-
den wurde die Ursache zu der Verlegung der katholischen Fakultät nach Frei-
burg im Herbst 1807. Über den Plan an sich, der ursprünglich natürlich auf
weite Sicht und langes Nebeneinanderleben der drei Konfessionen gedacht
war, urteilt Adolf Hausrath: „So wunderlich uns heute eine aus Katholiken
und Protestanten gemischte Fakultät erscheinen würde, so selbstverständlich
war diese Einrichtung für die Generation der Aufklärung, für die es nur eine
Wahrheit gab. Auch die Toleranz war diesen Männern eine so selbstverständ-
liche Sache, daß der Frieden in der Fakultät nie größer war als in jenen Jah-
ren“1.
Zum Verständnis jener Zeit ist zweierlei nicht zu übersehen. Über ein Jahr-
zehnt hindurch hatten die Ideen der großen Revolution, ihre Kirchenverfol-
gung, ihr Kult der Vernunft sowie französische Einfälle in die Pfalz und Hei-
delberg selbst die drei Konfessionen in gemeinsamen Sorgen einander immer
mehr verstehen lassen. Karl Friedrich aber und sein langjähriger Berater, der
Schöpfer der Organisationsedikte, Geh. Rat und Kirchenratsdirektor Brauer
fühlten: Was immer die Eintracht in dem konfessionell so gemischten neuen
pfälzischen Land, vor allem die Eintracht seiner geistlichen Führer fördern
konnte, mußte geschehen. Studierte der Nachwuchs an Seelsorgern und Leh-
rern drei Jahre nebeneinander - nicht in abgeschlossenen Seminarien so
war mit der Zeit zu hoffen, in den Dörfern würden neuaufziehende Pfarrer
nicht mehr von engherzigen Gemeindegliedern in ererbtes Mißtrauen und
Gegeneinander arbeiten hineingetrieben werden. „Schon gut, wir kennen ein-
ander von der Universität“ hieß es dann. Hausrath nennt die dreigeteilte
Fakultät einen weiteren Schritt zur Union. Professor Johannes Bauer urteilt:
„Die Vorgeschichte der Union beginnt im Jahr 1803, dem Jahr der Ent-
stehung unseres Staates und dem Jahr der Erneuerung unserer Universität“2.
1 Prorektoratsrede 1902: Über die Geschichte der theologischen Fakultät Heidelberg im
19. Jhdt. S. 2.
2 Prorektoratsrede 1915: Über die Vorgeschichte der Union in Baden, S. 4.
Heidelbergs drei theologische Fakultäten 1803—1807 im Blich
auf die Unionspolitik Karl Friedrichs
Drei theologische Fakultäten - vereinigt als „kirchliche Sektion“ - erhielt
die Universität Heidelberg durch den Grundriß ihrer Neugründung, das 13.
Organisationsedikt vom 13. Mai 1803. Nur der Anfall des Breisgaus an Ba-
den wurde die Ursache zu der Verlegung der katholischen Fakultät nach Frei-
burg im Herbst 1807. Über den Plan an sich, der ursprünglich natürlich auf
weite Sicht und langes Nebeneinanderleben der drei Konfessionen gedacht
war, urteilt Adolf Hausrath: „So wunderlich uns heute eine aus Katholiken
und Protestanten gemischte Fakultät erscheinen würde, so selbstverständlich
war diese Einrichtung für die Generation der Aufklärung, für die es nur eine
Wahrheit gab. Auch die Toleranz war diesen Männern eine so selbstverständ-
liche Sache, daß der Frieden in der Fakultät nie größer war als in jenen Jah-
ren“1.
Zum Verständnis jener Zeit ist zweierlei nicht zu übersehen. Über ein Jahr-
zehnt hindurch hatten die Ideen der großen Revolution, ihre Kirchenverfol-
gung, ihr Kult der Vernunft sowie französische Einfälle in die Pfalz und Hei-
delberg selbst die drei Konfessionen in gemeinsamen Sorgen einander immer
mehr verstehen lassen. Karl Friedrich aber und sein langjähriger Berater, der
Schöpfer der Organisationsedikte, Geh. Rat und Kirchenratsdirektor Brauer
fühlten: Was immer die Eintracht in dem konfessionell so gemischten neuen
pfälzischen Land, vor allem die Eintracht seiner geistlichen Führer fördern
konnte, mußte geschehen. Studierte der Nachwuchs an Seelsorgern und Leh-
rern drei Jahre nebeneinander - nicht in abgeschlossenen Seminarien so
war mit der Zeit zu hoffen, in den Dörfern würden neuaufziehende Pfarrer
nicht mehr von engherzigen Gemeindegliedern in ererbtes Mißtrauen und
Gegeneinander arbeiten hineingetrieben werden. „Schon gut, wir kennen ein-
ander von der Universität“ hieß es dann. Hausrath nennt die dreigeteilte
Fakultät einen weiteren Schritt zur Union. Professor Johannes Bauer urteilt:
„Die Vorgeschichte der Union beginnt im Jahr 1803, dem Jahr der Ent-
stehung unseres Staates und dem Jahr der Erneuerung unserer Universität“2.
1 Prorektoratsrede 1902: Über die Geschichte der theologischen Fakultät Heidelberg im
19. Jhdt. S. 2.
2 Prorektoratsrede 1915: Über die Vorgeschichte der Union in Baden, S. 4.