Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0440
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Aus der Karlsruher Zeituug.

— Scine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Wirkl. Geheimen Oberregierungsral Kranold, Prä-
sidenten der Eisenbahndirekrion in Berlin, das Kommandeur-
!reuz 1. Klasse des Ordens dom Zähringer Löwen, dem
Hauptlshrer Wendelin Matt in Scppenhofen das Ver-
dienstkreuz vom Zähringer Lömen, dem Hauptlehrer Oswald
Schultes in Grießen das Verdienstkreuz vom Zähringer
Löwen und dem Privatgelehrten Professor Dr. Alfred Voeltz-
kow in Strahburg das Ritterkreuz crster Klasse mit Eichen-
laub des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.

— Das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unter-
richts hat den Expeditor Ludwig Simianer beim Land-
gericht Waldshut zum Laudgericht Freiburg, und den Ge-
richtsschreiber Karl Bernauer beim Amtsgericht Donau-
eschingen zum Amtsgericht Mannheim versetzt, soivie den Kanz-
leisekretär Johann Neuer beim Landgericht Offenburg zum
Expeditor^ beim Landgericht Waldshut, dcn Gerichtsschreiber
Richard S ch wab beim Amtsgericht Mannheim zum Kanzlei-
sekretür beim Landgericht Offenburg, den Registrator Frisd-
rich Z a h n beim Amtsgericht Donaueschingen zum Gerichts-
schreiber bei diesem Gericht, dcn Gerichtsschreiber Oskar F ä r-
ber Leim Amtsgericht Engen zum Registrator beim Amtsge-
richt Donaucschingen, den Aktuar Ludwig Kleiber beim
Amtsgericht Bühl züm Gerichtsschveibcr beim Amtsgericht
Engen uud den Aktuar Theodor K e r n beim Amtsgericht
Karlsruhc zum Registvator beim Amtsgericht Mannheim er-
nannt.

— Es wurden in gleicher Eigenschaft versetzt:: Gewerbe-
lehrer Hermann Lohr an der Gewerbeschule in Baden an
jcne in Mosbach, Gcwerbelehrer Josef Geißler an der
Gewerbcschulc in Meßkirch an jcne in Pforzheim, Gewerbe-
lehrcr Fcrdinand Huber an dcr Gewerbeschule in Mosbach
an jcne in Pforzheim, Gewerbelehrer Hcrmann Eckert an
dcr Gcwerbeschule in Zell i. W. an jene in Meßkirch.

— Dem Zeichcnlchrerkandidaten Fvanz Stetter an
dcr Geiverbeschnle in Schopfheim wurde die etatmäßige Amts-
stellc cines Gewerbelehrers an der Gewerbeschule in Zell i. W.
übörtragen.

K arls r u h e, 3. Sept. Heute Vormittag fuhren
der G r o sz h e r z o g und die Großherzogin von
Mainau nach Konstanz und empfingen daselbst uni halb
12 llhr die Herzogin von Genna, welche aus Stresa an-
kam. Jhre Kgl. Hoheiten geleiteten die Herzogin nach
Schlosz Mainau, wo dieselbe einige Wochen zu verweilen
beabsichtigt. Nachmittags 4 Uhr erwarteten die Groß-
herzoglichen Herrschaften die Ankunft des Königs Georg
von Sachsen. Leine Majestät wünscht in Schloß Mainau
nüt seiner S-chwester, der Herzogin von Genua, einige
Tage vereint zu sein. Der König ist begleitet von seiner
Tochter, der Prinzessin Mathilde nnd einem kleinen Ge-
folge. Die Reise Sr. Masestät erfolgte über Friedrichs--
hasen, von wo das Kursschiff bis Meersburg benützt
wnrde. Tort erwartete den Konig das Sonderboot,
welches der Großherzog demselben zur Fahrt nach Mainau
entgegen geschickt hatte. Heute ALend spät sehen die
Großh. Herrschasten der Ankunst der Erbgroßherzogin
Hilda entgegen. Der Kaiserliche Botschafter Freiherr
von Marschall und Gemahlin sind heute Nachmittag nach
Freibnrg znrückgekehrt.

— Äin 2. September e n t g l e i st e n bei Einfahrt in
den Hauptbahnhof Baset von Güterzug-836 beide
Lotomotiven und füns Güterwagen infotge falscher
Weichenstellung. Der Materialschaden ist erheblich, Per-
sonen wiirden nicht verletzt. Ter Betrieb wurde nicht ge-
stört. Untersnchung ist eingeleitet.

Ausland.

Rutzland.

Petersbnrg, 1. September. Jn der vollzogenen
Ernennung Bomsiards zum französischen Bot-
schaster inPetersburg bemerken die „Nowosti"
unter anderem: Wir haben schon häufig davon gesprochen,
daß das französisch-russische Bündnis, das als politische
.Kombination voükomnien gesichert ist, in anderer Hin-
sicht viel zn wünschen übrig läßt, da ihni kein entsprechen-
Ler Handetsve rtrag zur Seite steht. Die Er-
nennung Bompards, eines Spezialisten in Handels- nnd
wirtschastlichen Fragen, gestattet, zu hoffen, daß dieser
großen Lücke Ansmerksamkeit geschenkt werden und der
französisch-russische Bund eine Ergänzung erhalten wird,
deren er bedarf.

Afrika.

— Wie die „Morning Post" aus Pretoria
vom 2. ds. meldet, wurde im Bureau sür einheimische
Angelegenheiten eine H ä u P t l i n g s v e r s a m m -
l n n g abgehalten, der an 400 Häupttinge beiwohnten.
Jn dieser Versammlung wurde ihnen eine Proklamation
Letannt gegeben, nach welcher sie alle in ihrem Besitze
Lefindlichen Wafsen und Biunition abzugeben haben.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 4. September.

Zur Angelcgenheit Baucr wivd in der „Karlsr. Zrg.", ohne
Zweifcl vom Justizministevium, erklärt: Ein an sich unbe-
deutender Rechtsfall, die Verhaftung einer des Diebstahls
beschuldiüteu, durch Urteil ües Schösfengerichts Heidel'berg
vom 17. April üieses Jahres auch schuldig erklärten und mit
4 Wochcn Gefängnis bestraften Ausländerin, der Witwe des
Orangcnhändlers Groggia, Josefine gcborene Schultz tind
deren nach dsr Strafberbühung durch. das Bezirksamt Heidcl-
berg aus Grnnd des 8 3 des badischcn Aufenthaltsgesetzes
Lewirkie Ausweisung hat in den letztcn Wochen zu zahlreicheii
Zeitungsartikeln Veranlassung gcboten, in welchen das Ver-
lialtcn des inzwischen nach Waldshut versetztcn damaligcn
Untersnchungsrichters Landgerichtsrat Dr. Bauer, und dcs
Amtmanns Dr. G u t h - B e n d e r, welcher jene Ausweisnng
verfngte, znnächst zum Gegenstandc überrriebener Beschuldi-
gungcn gcmacht, schließlich aber auch in einer, -dcm wahren
Sachberhalt nicht entsprcchenden Weise beschönigt worden ist.

Jn 'der That hat >der erstgenannte Beamte zwar nicht
in scincr amtlichen Eigenschaft als Untersuchungsrichter —
Lcnn als svlcher war cr mit jcncm Straffall überhaupt nicht
vefatzt — wohl aber nnter miß-bränchlicher Ausnützung semer
amtlichcn Stellnng im Jnteresse cincs durch seine Beziehungen
znr Groggia kompromittierten Freundes durch ein seiner rich-
terlichen Stellung nicht entsprcchendes außerdienstliches Verhal-
ten sich eines Disziplinarvcrgehens schuldig gemacht, wegen
dessen das Fustizministerinm unter dem 8. Juli dieses Jahres
aiif Grnn-d der Paragraphen 8 nnd 91 ff. des Beamtengesetzes
emf die Ordmingsstrafe des Verweiscs in Verbindung mit
ciner Gel-dstrafe im Höchstbetrage von 200 Mark erkannt bar
Das Jnstizministeritim, welches in der strengen Wahrung dcr
Jntegritüt dcs BcamtenstandcS nnd ganz besonders der richter-

lichen Beamten eine der wichtigsten Ausgaben der Staatsver-
waltung erkennr, hatte alsbald, nachdem es von jenen Vor-
kommmssen durch den zu deren Mirteilung dienstlich verpslich-
teren Staarsanwalt Kenntnis erhalten hatte, die Einleitung
des förmlichen Disziplinarve-rfahrens und sodann mir Zu-
stimmimg des Diszipliiiarhofes für richterliche Beamte die vor-
läufige Amtsenthebung des Landgerichtsrates Dr. Bauer ver-
sügt. Nach Durchfü-Hruiig der Disziplinaruntersuchung durch
-den hiermit beanftragieii besonderen Untersuchungsrichter er-
klürte sich Landgerichtsrat Bauer mit seiner Versetzung an ein
beliebiges anderes Landgericht einverstcmden. Nachdem so di^
Möglichteit einer — gegen den Willcn eines Richters n-ur auf
Grund einer Entscheiduiig des Disziplinarhofes zulässigen —
Versetznng eröffnet war, wurde das weitere Verfahren vor dem
Disziplinarhofe gemäß Pavagraph 107 des Beamtengesetzes
eingestellt un-d nach Ausspruch der erwähnten Ordnungs-
strafeii innerhalb der Zuständigkeit des Justizministeriiims
die Versetzung des Landgerichtsrates Bauer nach Waldshut
Herbeigeführt. Was sodann das Verhalten des weiter ge-
iimmten Verwaltungsbeamten angeht, so -war dersetbe zwar
zu der bon ihm verfügten Ausweisung der vorbestraften Aus-
ländcrin gesetzlich befugt, er hatte aber n-ach Ansicht des
Ministeriiims des Jnncrn bei Nusübimg diessr Befngnis sich
glciihsalls durch persönliche Rücksichten auf dio Privatinteressen
des gleichen Freundes beeinflussen lassen, so d-aß diesem Be-
amten die ernste Mißbilli-gung seines borgesetzten Ministeriums
ailsgesprochen wevden mußte. Nachdem so das Verhalten -der
beideii beteiligte-n Beamten die gebotene Sühne gesunden hatte,
lag für die vorgesetzten Dienstbehörden vorerst tein Anlaß vor,
iii einc amtliche Erörterung dcs Sachverhaltes bor der Oeffent-
lichkeit einzutreten; dcnn nach den bestehenden Vorschriften ist
das dienstpolizeiliche Verfahren ein nicht öffentliches; nnd,
soweit es angezeigt erscheint, übcr die Ergebnisse eines solchen
aus besonderen GrüNden Anskimft zu erteilen, tann regcl-
mäßig nicht die Presse, sondern nur die Volksvertretunq als die
hiefiir geeignete Stelle anerkannt werden. Jm vorliegenden
Fallc konnte aber nunmehr eine solche Zurückhaltung nicht
weiter beobachtet werden, nachdem (zuerst im Heidelberger
Tageblatt vom 27. Angnst dieses Jahres) der bedauerliche
Vcrsnch Uliternommen worden ist, auf Grund einer angeblich
aktcnmäßigen, in Wahrheit aber durchans einseitig gefärbten
nnd Iveseiitliche Thatsachen nicht bcrücksichtigenden Darstellnng
des Sachverhatts den disziptinarisch bestraftcn Landgerichis-
rat als das nnschuldigc Opfer einer dem Heidelbergcr Staats-
anw-alte vorgeworfcnen gehässigen Dennnziation erscheinen zn
lasscn. Diesc Beschnldigimg dcsjenigen Beamien, welchcr die
kollegialen Rücksichten nach Pflicht nnd Gewissen bis an die
äußerstcn, ihm dnrch seine eigcne dicnstliche Stellung gezogene
ßlrenzen beobachtet hat, muß scitens dcr vorgesehten Dienstbe-
hörde desselben als völlig haltlos znrückgcwiesen werden.

X Neuer Komet. Am 1. Septcmbcr wurde anf der Lick-
Sternwartc in Kalifornien von- Perrine ein ncucr Komet
cntdeckt. Derselbe bewegt sich zwischen den Plejaden nnd
/? im Perseus, nahezu auf diesen Stern hin, so daß er am
11. etwas östl'ch von cl Persei stehen dürfte. Er ist mit
eincm Opernglas als rini-dcs ncüliges Fleckchen zu erkennen.
Jm Fernrohr zeigt er eincn kurzcn von Ler Sorme abgcwandten
Schweif.

Maniilicim - Wcinheim - Hcidelberg - Mannlieimcr Eisen-

bahn. Die Gesamtcinnahmcn betrngen 768 068 Mk. (im Vor-
jahre 756 669 Markt, die Gesamtausgaben 673 821 Mnrk
(629 009 Mark), der Ueberschnß 256 781 Mart (259 474).
Davon in den Ernenerungsfond 28 750 Mart und in die
Rescrve 2000 Mark wie im Vorjahre. Der Verfügbare llcber-
schuß bcträgt also 226 031 Mark gcgen 228 724 Marl im
Vorjahrc. Jm Jahresbericht wird nnter anderem ausgeführt:
Wegen Erw-erbes d-er Konzession für die normalspurige Neben-
bahn von Heidelberg über Handsclmhsheim nach Schriesheim,
zn ivelchem die Gesellschaft dnrch- die Geiieralversammlung
vom 10. April 1901 ermächtigt wuvde, schweben noch die
Verhandlnngeii. Bei denselben legt die Stadt Heidelberg Wert
daranf, die Ausdehnung des elcftrischcn Betriebes 'der städti-
schcn Straßenbahn auf dic Strccke Heidclberg-HcmdMuhsheim
sclbst vorzimehmen. Die Angclegcnheit wird voraussichtlich
in Kürze znm Abschluß gclangen.

Besitzwcchsel. Herr Mcmrermeister Konrad WoIf ver-
kanfte scin H-cms, Handschuhshcirncr Lan-dstraße 15, an Herrn
Ailgust Maper um den Preis bon Mk. 62 000.

X Einbruchsdiebstalil. Die am Dienstag Ncrchmittag von
eincr Reise in die Wohrmng ihrer Herrschast (Professor
Iannas ch), Rohrbachcrstraße 22, zurückgckehrte Köchin fand
zu ihrem nicht geringeii Entsetzen die Wohnung vollständig
demoliert vor. Sümtliche Thüren der Schränke, Ko-mmoden
nnd Schrcibtische stcmden offen. S-ämtliche Sllb'erfachen warcn
aus dcn Etuis geraubt. Selbst die Betten waren aufge-
schnitien. Der Herrschaft, welche crst morgSn von der Som-
merreise zurückkehrt, konnte, da ihr Aufenthaltsort nnbekannt
ist, bisher keine Nachricht gegcben wcrdcn. An der Glasthnr
znm Vorplatz war eine Spur von gewaltsamer Oeffnung nicht
zn bemerkcn.

** Berlmftet wurde gestern eine Frau, die im Verdacht
steht, dcn gestern srüh in cinem Hintcrgebäude des Gasthauses
znm Schifs in Nenenheim ansgcbrochenen Brand angelcgt zu
haben.

-j- Polizeibericht. Zwci Kellncrimien und eine Verkäuferin
Ivurden wegen Umherziehens und drei Arbeiter wegen Bettclns
vcrhaftet. Zur Anzeige kamcn 2 P-crsonsn wegen Rnhe-
störung nnd eine wegcn Bcdrohilng.

Eppiiigcii, 2. September. (Eine überaus rohe
Tbat ) spielte sich Sonntag ncrchts hcrlb 12 Uhr vor dem
Hanse des Metzgers Herrmann in Gcmmingen ab. Zwischen
diescm nild seinen bciden Scbwägern, dcm Briesträger Stahl
mi'd dem Schmied Heinrich Beatsch entspann sich ein heftiger
Wortivechsel, in dessen Verlauf 'dcr Erstgenannte den Brief-
träger Stahl mittelst eines Metzgermessers derart in den
Hals stach, daß dreser uriter bedcutcndem Blutverlust znsammcn-
brach, während Beatsch nur leichter verletzt ivurde. Am Nuf-
kommen des Stahl wird gezweifelt. Dir' alsbald -durch einen
Meldereiter hiervon in Kenninis gesetztc Gen'darmeric zu Ep-
pingcn, das dortige Großh. Amtsgcricht im-d dcr 'Großh. Be-
zirksarzt begabcn sich sofori an Ort nnd Stelle. Herrmann
wnrdc noch im Lcmfe der Nacht verhaftet nnd heute Morgen
in das Amisgefälignis nach Eppingcn verbracht.

Brettcn, 3. September. (E i n gräßlicher Un-

glücksfall) ercigncte sich gestern in Gölshausen. Hcrr
Ält-Adlcrwirt Fürst von dort geriet mit dem Fnße unglück-
seligcrweise in die Oeffnnng der Dreschmaschine, in welche die
Gaiben ciiigeschoben- werden. Dcr Fuß wurde ihm bollständig
zcrrissen. Von Miiglicdern der hiesigen Sanitätstolonne
wnrde er in das hiesige Krcmkenhans verbracht, wo -dem Bc-
-dauernZwerteii der Fuß vollends abgenommcn wurdc. Ob er
mit dem Leben davonkommt, taim noch nicht gesagt werden.

-i- Kartsruüe, 3. Septcmber. (D e r Verein Karls-
r n h c r Wirt-e) -beschloß in sciner heutigen Bersammlung,
anf die Tagesordnung der binnen tnrzer Zcit stattfindenden
Ertra-Pcrhandlung cinc Bcsprcchnng dcr Erhöhung der
Flcischvreise zn fehen.

80 Karl-Srnbe, 3. Scptember. (Zweite juristisckie
S t a a t s p r ü f n n g.) Heutc Vormittag begann in den Rä-u-
men der iicncn Kimstgewerbeschnlc der schriftlichc Teil der
zweiten jnristischcn Staatsvrünmg, an der sicb 50 Kcmdidaten
beieiligten. Die Prüfnng wird diescs Jahr Znm zweitenmalc
abgcbalten.

-st Pforzbeim, 3. Septembcr. (G o l d s ch n i p f l c r.)

r)-a,t die ganze Familie des Goldarbeiters Julius Bnrkhardt,
sowie eimge Helfershelser wurdcn unter dem Verdachte,
monatelang verübter Goldschnipfeleien hinter Schloß nnd Rie-
gel gesetzt. Der alre Burthardi machte kurz vor seiner
Berhcrfrimg einen Selbstmordversuch, indem er sich zu erhäiigen
veriuchte; er wnrde jedoch rcchtzeitig aügeschnitten.

80 Freiburg, 3. Septcmber. (R i ch t i g st e l l u n g )
Die Meldung der „Freib. Zeitung" von einem schweren Un-
fall beim hiesigen Artilleriercgimeiü im Manövergebiet ift laut
„Breisg. Ztg." unrichrig. Zwei Mmm erlitten beim Um-
fallen eines Geschutzes nnr einige ganz nnbedeutende Verletz-
ungen.

Wir richten hierdurch nn unsere verehrten
Abonnenten die Bitte, das monatliche Abonne-
ment der „Heidelberger Zeitung" »W- nur

gegen Q.uittung bezahlen zu wollen.

Verlag der Heidelberger Zeitung

(Hörning L Berkenbusch).

Kandet und Merkehr.

Mannheim, 3. Septbr. (A kti e n.) Oberrh. Bank 118.50 G.
Rhetn. Creditbank 142.50 G. Rhein. Hypokh.-Bank 183 30 G.
Brauerei Kleinlein, Hetdelberg 160 G. Schroedl'sche Brauerei-
Aktien 175.— G. Portland Zcment Heidelberg 107.— B.

Frankfurt, 3 Septbr. Eff e k t e n s o z i e t ä t. Abends 6ch. Uhr.
Kreditaktien 216 60—70 b., Disconto-Commandit 188 b., Darm-
städter Bank 138 50—60 b., Berliner Handelsgesellschaft 157.90
b. G., Banque Ottomane 116.10 b. cpt, 116.20 b. ult., Deutsche
Effekten- und Wechsel-Bank 103.25 b. G., Staatsbahn 155.80 b.,
Henry 97.90 b, Jral. Miltelmeer 89.80 B. 70 G., Czakathurn-
Agramer 31.50 b., Lombarden 19.30 b.. Hamburg-Amerik. Packet
108.90 B. 80 G. ult.. 108.90 b. cpt, Nordd. Lloyd 108.60 b. G.,
3proz. Mexikancr 26 80 b. G. ult-, 27 B. 26.90 G. cpt., 5proz.
amort. do. 40.50 b., IVzVroz. Portugiesen 51.90 B. 80 G..
3proz. do. 31.40 b. ult., 3140 B. 30 G. cpt., Türk. Lose 125 bis
126—125.60 b., Iproz. Türken D. 29 80 b., Laura 202 b.,
Bochumer 186.40 B. 30 G, Harpener 166.90 b. G., Hibernia
173.50 b., Obeischles. Eisen-Jndustrie 115 b , Concordia 280.30 B.
20 G., Eschweiler 216.50 b, Anglo Continent. Guano 91.80 b.,
Elektr. Helios 22.60 b. G.

6V. bis 6'/, Uhr: Kreditaktien 216.80. 3pcoz. Portugiesen
31.50. Türk-.sche Lose 126.20.

An d-r Abendbörse war feste Haltung vorherrschend, besondcrs
wurden türktsche und portugiesische Werte zu wesentlich höheren
Kursen umgeseyt.

Vcreinigung der deutschcn Besitzer Tiirkischer Staatspapiere.

Nachdcm das rürkische ilnifikatioiisprojekr scir Kurzem greis-
barcre Formen angenommcn hat, und die englischen und fran-
zösischen Jnhabcr von türkischen Sraatswerten besonderc Or-
gane für die W-ahrnehmung ihrer Jnteresscn besitzen, haben
sich hervorragendc Berliner nnd Franksurter BanMuser ver-
einigr, und auch sur die deutschen Besitzer rürlischer Staats-
papiere eine I n t e r e s s e n - V e r t r c t u n g in der „Ver-
einigung dcr deurschen Besitzer türkischer Staatspapiere" gebil-
det. Von Len elf Herren dcs Vorstandes ncmien wir: Arthur
Gwinner, Lirektor der Deurscheii Bank, Vorsitzender, Dr.
Arthur Salomonsohn, Geschästsinhaber dcr Diskonro-Gesell-
schafr, stellvcrtretcnder Vorsitzcndcr.

Die Vereinignng wird ihrc Ziclc Hand in Hand mit dem
Bankhanse S. Blcichröder verfolgen, welches daS im sogenann-
ten Mouharremdekret vorgcsehene Syndikat vertrirt. Wie Ler
an anderer Stelle veröffentlichte Aufrus des Vorstandes her-
vorhebt, ist der Zwcck der Vcreinigung die Schasfung einer Ver-
tretung der Jnrcrcffen dcr deuischen Besttzer derjenigen rür-
kischen Sraatspapicre (d. i. dcr sog. Serientnrken und Tür-
kenlose), welchen durch das llnifikärionsprojekt eine Abän-de-
rung der bisherigen, in dcm Moiiharremdckret niedergelegten
Bcdingungen angebotcn wcrden soll.

Hinsichtlich des UnisikarionSprojekts, welches von dem fran-
zösisehen Finanzminister, Herrn Manrice Rouvier, ausgegangen
ist, crinnern wir daran, daß nach dcn.bisherigen Bcstimmnn-
gen des Mouharremdckret die türkische Regierung nicht oder
nur sehr mittelbar an den Einnahmen der Dette Publique
intercssieri war, weil die verfügbaren ilcüerschüsse der von der
Administration der Dette Publique verwalteten Steuern und
Pfänder hauptsächlich für verstärkte Tilgung der betreffcndeu
Anleihen verwendet werden. Dagegen will das Unifikations-
projekr ein unmittelbares Jnteresse der türkischen Regi-erung
air den Einnahmen der Dette Pnblique schafsen. Zu diescm
Zwecke soll den Staatsgläubigcrn alles vcrbleibcii, !vas sie
bisher erhielten; aber von den künftigen Mehreinnahmen soll
-dic lürkische Regicrimg drci Vierteile, die Glänbiger cin Vier-
te-il crhalten. Nach -den Acußcrnngcn dcs -vorjährigen Präsi-
denten der Dette Publique, Herrn Babington Smith, und
dcm Urtsil andcrer Sachkenner darf crwartet werden, daß nach
dieser Abänderung eine erhcblichc Steigeriing der Einnahmen
dcr Dette Publique, namentlich in -den Eingängen aus der
Stempclsteuer, dem Salzmonopol und andercn Qucllen ein-
trcten wird, da die Aussicht auf eine Beteiligung der Rcgie-
rnng an den Mchreinnahmen diescr dcn Antrieb geben mühte,
dcn Verwattungsrat -der Dette Pnblique in jeder Weisc zn
uutcrstützsn.

Wenn die Durchschnittseinnahmc der letzten zehn Jähre zu
Grunde gelegt wird, so würde der Betrag von 1 465 765 Ltq.
für die Verzinsung und Tilgung der iicuen 4prozentigen Schuld
zn verwendcn sein. Ungenomineii, -die Tilgimgsquote sci 14
Prozent jährlich, so würdc auf Grimd der migcführten Annui-
tät ein Nominalkapital von 32 572 000 Ltq. in neuen 4-pro-
zentigen Anleihetitres zur Vcrfiignng stehen. Daraus könnte
den Besitzern der Serie 8 cin Betrag von 66^4 Prozent, den
Besitzcrn der Serie O ein Betrag von 40 Prozent, -den Be-
sitzern der Serie ! > ein Betrag von 3714 Prozent gewährt wer-
den und es wüvdc noch ein Betrag von über 114 Millioncn Ltq.
nominal zur Decknng dcr Spesen für die Anfertigun-g neuer
Stücke n. s. w. erübrigt, und dcr verbleibende Rest einer Re-
scrve zur Verfügnng der Dettc Pnblique zugeführt wcrden.

Was die Türkcnlose anlangt, so sieht das Projekt cine
feste Zuweisung fnr ihren Dicnst von jährlich 240 000 Ltq.
vor. Mit dieser nenen Annuität, zu welchcr im Jahre 1932 ein
Teil der alsdann frciwerdendcn Aiiniiität der Prioritäts-Anleihe
hinzuireten wird, ist die Möglichkeit gegeben, sowohl eine
Erhöhung der bishcrigcn Trcfferqnote von 58 Prozent als
auch einc Verstärknng dcr Rückkäusc, nnd durch letztere cine
beschleunigtere Tilgimg dcr Anlcihc eintreten zu lassen. Da-
gegcn werden Abäiiderungen dcs Monharremdekretes bezüglich
des jetzt bestehenden Anspruchs ihrer Besitzer auf eine, aller-
dings erst nach mchreren Jahrzehnten eintrctenden Möglichteit
einer Wiederanfnahme der Zinszahlungen zn treffen sein.
Hicrübcr und über anderc wichtige Pnnkte des Projekts dürs-
ten noch langwicrige Verhandlnngen statffinden.

Die Deutsche Treuhand-Gesellschaft, Berlin, welche die
Führung der Sekretariatsgeschäfte der Vereinigung übernom-
men hat, ist zur Annahme von Aiimcldungen nnd Erteilung
von Auskunft bereit.
 
Annotationen