Samstag, 6. Mai 1803
Crstes Blatt.
47. Jahrgang. — Nr. 106.
Trscheint täglich, Sonntags ausgenomnien. Preis mit FamilienLlättern monatlich 60 Pfg. 'in'L Haus' gebracht, bei üer Expeüition und den Zweigstationen abgeholt 40 Psg.
Durch die Post bezogen vierteljährlich 1,36 Mk. auSschlietzlich Zustellgebühr.
Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Rellamezeile 40 Pfg. Für hiesige GeschäftS» u. Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird leine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnferate auf Len Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. 82.
Deutsches Keich.
Baden.
KarIsruhe, 5. Mai. Von seiner Mittelmeerreise
EEckkehrend, ist hente Nachmittag 5 Uhr der Kaiser in
^egleitung seiner Gemahlin und seiner beiden Sohne,
Prinzen Walbert und Qskar, hier eingetrosfen.
Noch Einfahren des kaiserlichen Sonderzuges
^utstieg zuerst die Kaiserin dem Wagen, und dann
der Kaise r, dessen Gesicht von der südlichen Sonne
Kark gebräunt ist. T-em Kaiserpaar solgten die Kaiser-
^chen Prinzen, die wie das ho'he Elternpaar von den
^rotzherzoglichen Herrschaften aufs herzlichste begrüßt
^urden. Die Fahrt nach dem Schlotz erfolgte im ossenen
^agen. Jm ersten satz der Ltaiser mit dem Großherzog,
sur zweiten die Kaiserin mit der Großherzogin. Dann
^lgten die beiden kaiserlichen Prinzen, das Erbgrotzher-
sogspaar, Prinz un'd Prinzessin Max und Prinzessin Wil-
^im. Aus dem ganzen Wege bildeten die Wereine und
^chüler Spalier. Außerdem hatte sich ein nach Tausen-
zä'hlendes Pub-Iikum eingesundeu, w'elches das- Kaiser-
baar durch Zurufe und Tücherschwenken lebhaft begrüßte.
^esonders vor dem mit Blumen- und Pflanzenarrauge-
^ents auss prächtigste geschmückten Rathaus trug die
Eegrüßung den Ausdruck der freudigsten Gesühle, wosür
"se ho'hen Herrschaften unermüdlich dankten. Ein offi-
^eller Empsang durch die städtischen Behörden war auf
^unsch des Kaisers unterblieb-en. N-ach 'der Ankunft der
^iserlichen Herrschaften im Schlosse wurde der Tee ein-
^nommen. llm 8 llhr fand Diner, iFürstlich'e und
^arschalltafel statt.
Aus der Karlsruher Zeitung.
g, — Seine Königlichc Hoheit der G r otzhe rz o g habcn dcm
iöndineister Ludwig Schnei-der in Badenweiler und dem
^chaffncr a. D. Karl Müller in Freibur-g die silbernc Ver-
ftenstmedaille, dem Exprorektor der Univerfität Freiburg, Pro-
Uor Dr. Rud-olf Thurneysen, das Ritterkreuz erster
stinsse mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen ver-
n«hen, den Bezirksbauinspektor Dr. Fritz Hirschin Wruchsal
?Uni. Vorstand dcr Bezirksbauinspektion daselbst ernannt unü
^n Finanzassessor Dr. 'Wilhclm Roth in Karlsruhe aus sein
Unsuchen aus dem staatlichcn Dienst entlassen.
. — Es wurden nachfolgende charakteristcrte Postsekretäre,
tsnngjch Heinrich Weber aus Schollbrunn in einer »Sekretär-
Nelle Postamt in Pforzheim, Otto Blum-Neff aus
Mstngen, Jriedrich Krämcr aus Walldürn und Wilhelm
^fcheidlen aus Hohnhurst je in einer -Sekrctärstelle beim
^oistamt I in Karlsruhe, Ferdinand Rebmann aus Ober-
«oombach in- einer Sekretärstelle bcinr Po-stamt II in Karlsruhe,
Nbert Mang aus Krauthcim iu cincr Sekretärstelle Leim
tsostarnt in Wertheim, Heinrich Kritzler aus Wromibach in
Sekretärstelle beim Postamt in Heidelberg, Friedrich- R i ck
Wein-Heini in einer Sekretärstellc beim Postamit in Wein-
Uoim (Bergstrahe), sowie Adarn Schleicher aus Wertherm in
^uier Sekretärstelle beim Telegraphenamt in Karlsruhe, fcr-
der charakterisicrte Telegraphensekrctär Adolf Schmidt
ous Geimningen- in einer Se'kretärstelle in Karlsruhe etatmä-
o'S angestellt.
, — Der charakterisierre Telegraphensekretär Georg Stad-
aus Ziegelhausen wurde in einer Sekretärstelle beim Te-
^graphenamt in Weinheim (Bergstrahe) angcstcllt.
Der charakterisierte Postsekrctär Anton Reichle aus
Heinstetten wurde in eincr Sekretärstelle des Postamts in
Ueberlingcn angcstellt.
— Ferner wurden folgende charakterisierte Post- bezw. Te-
legraphensekretäre in Sckretärstellen- etatmähig angestellt und
zwar: der Postsekretär Otto Wagenbach beim Postamt in
Pforgheim, die Telegraphensekretäre Franz Mbert Möhler
beim Telegraphenamt in Mannheim, Wilhclm Saam beim
Postamt in Wruchsal un-d Johann H ü m in e l beirn Telegra-
phenamt in- Karlsruhe, die Postselretäre Ludwig Bertele
und Philipp Gaßner beim Postamt I in Mannheim, sowie
Peter Stich s beim Postamt in Bruchsal.
— Die Uebertragung einer Wezirksaufsichts-beMntenstelle bei
der Kaiserlichen O-ber-Postdirektion in Konstanz an den OLer-
Postinspektor W. O. Meyer aus Berlin und die Uebertragung
einer Postratsstclle bei der Ober-Postd-irektion in Karlsruhe
an den Kaiserlichen Postrat Bnn-d schu und die Uebertragung
einer -gleichen Stelle bei -der Ober-Postdirektion in Konstanz
an den -Kaiserlichen Postrat F-rankenberg auf Len 1. April
d. I. haben die Höchstlandesherrliche Bestätigung erhalten.
Karlsru h e, 5. Mai. Heute Vormittag 9 Uhr traf
'der Chef des iG-e'heimen Zivilkaibinetts des Kaisers Wirk-
licher Geheimerat Dr. v. Lucanus hier ein und wurde
zum Grotzhierzoglichen Sch-Ioh geleitet, wo er Wohnung
bezog. Der Grohherzog nahm von 10 Uhr an den Bor-
trag des -Geheimerats Dr. Freiherrn von Babv entgeg-en
und empfing sodann den Flügeladjutanten Obersten Dürr.
Hierauf empfing Seine Königliche Hoheit den Geheimerat
'Dr. von Lucanus. Um 11 Uhr 57 Minuten kam der
Reichskanzler Graf v. B-ülow aus W-er-lin h-ier an u. wurde
im Namen des Großherzogs am Bahnhof von dem- Ge-
heimerat Dr. Freiherrn von Babo begrüht und bewill-
kommnet. Auch der Prästdent des Mtnisteriums d-es
Grohherzoglichen Hquses und der auswürtigen Angelegen-
heiten Geheimerak Freiherr von Marschall w-ar zur Be°
grühung ami Bah-nh-0'f anwesend. Der Reichskanzl-er
wurde zum Großherzoglichen Schlosse geleitet und nahm
dort Wohnung im' Küchenbau. Ferner tr'afen der Ober-
hos- und Hausmarfchall Graf zu Eulenburg, sowie der
Flügeladjutant Major von Friedberg aus Berlin hier ein
und stiegen gleichfalls im Grohherzogtichen Schlosse ab.
Zur Früh-stücktafel 'der G-rotzherzoglich-en Herrschaften
waren der Reichskanzler Graf von Bülow und d-er Ober-
hof- und Hausmarschall Graf zu Eulenburg eingeladen.
Jhre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten mit ihren
Söhnen, den Prinzen Adalbert un-d Oskar trafen mit dem
von Basel kommenden Extrazug um 5 Uhr hter ein. Der
Kaiser hatte jeden offiziellen -Empfang abgelehnt. Am
Bahnhof waren zur Begrützung anwesend: der G-rotzher-
zog, die Großherzogin, der Erbgrotzherzog und die Erb-
großh'srzogin, Prinzessin Wilhelm, der Prinz und die
Prinzessin Max, ferner der Reichskanzler Graf von Bü-
'low, der Ober'hof-- und' Hausmarschall Graf zu Eulenburg,
>der Wirkliche Geheimerat Dr. von Lucanus, der Königlich
Preußische Gesandte von Eisendecher nrit Gemvh-Iin sowie
die 'Damen und Herren des Gefolges.
Auslarrd.
Türkei.
KonstaNtinopel, 4. Mai. Das hiesige Franzis-
k ane r-Kl o st er sowie scimtliche hiesigen Franziskaner-
Mönche, die fast seit 200 Jahren die Protektion Frankreichs
genossen haben, richteten gestern an die französische Botschaft
eine Note, worin sie ihren Dank für den von Frankreich
ihnen erwiesenen Schutz aussprechen, gleichzeitig aber mit-
teilen, daß sie mit dem heutigen Tage das Protektorat
F-rankreichs aufgeben und sich unter dasjenige Jtaliens.
stellen.
Aus SLsdt und Lünd.
Heidelberg, 6. Mai.
IH Aus der Studentenschaft. Heute reisten drei Vertreter
der Heidelberger Studeutenschaft zur Schillcrseier nach Wei -
m a r ab.
*—* Zur Schillerfeier. Ein koloriertes Bild von Müller
u-nd K-rautz „W a I le n ste i n-s 'L a ge r" ist zur Zeit im
Schaufenster Ler Kun'stha-ndlung vcm Julius Bamberger am
Kornmartt aus-gcftellt.
I! Eine Schillerfeier dcr Oberrealfchule findet am Montag
in der Turnhalle der Anstalt statt, Leren. -Raum für eine grötzere
Un-ternehmung nicht ausreicht. Die Hauptfeier ist für die Zeit
am Schlusse des -Schukjahres in Aus'ftcht genommen und soll
eine 'Aufführung des „Fiesco" bringen.
(*) Altkathvlifche Gemeinde. Als Organistin dcr altkatho-
lischeü Gemeindc fungiert seit Lem-1. Mai 'Frl. Anna Batlio „
unsere junge Eellistin. Frl. Wallio ist auch Leiterin des alt--
katholischen Kirchenchors.
Hj Mannheim, 5. Mai. (D i e S ch i l le r fe i e r) ver-
spricht hier einen äutzerst im-posanten- Berlaus zu nehmen. Auf
dem Schillcrplatz am Theatcr ist in änßerst wirksamer
architektoniischer Verbindung mit der Stätte, wo einst des Dich-
tcrfürsten Erstlingswerk gum erstenmal aufgeführt wurde, eine
grotze, mit Säulen, Kandelabern un-d Zierbäumen geschrnückte
hohe Estrade errichtet, welche, den Sockel des Denkmals zur
vollen Höhe umschlietzend, den Dichter im Vordergrund der
Bühne srei hervortreten läßt. Die Huldigung der Schulen er-
solgt am Montag Wormittag vor dem Denkmal.
Mannheim, 6. Mai. (Der Erbgrotzherzog) traf
gestern Nachmittag 3.36 Uhr' in Wegleitung seincs Ordonnanz-
ofsiziers Oberlt. v. Göler hicr ein. Beide Herren waren in
Zivil. Sie begaben sich zu Futz in die Stadt. Jm Laufe des
Rachmittags bestchtigte der Evbgrotzherzog die Schillerausstel-
lun-g, welche in -den Bcreinsräumlichkeiten im Schlosse arran-
giert und morgen eröffnet wcrden wird. Der Erbgrotzherzog
sprach seine lebhafte Anerkennung über die Ausstellung aus.
Abends erschien er dann bei der vom Altcrturnsverein im
Ballhaufe veranstalteten Schillerfcier. Major z. D. Leubert,
Vorstand des Vereins, beleuchtete in längerer Ansprache die
Bedeutung des Dichters für die Literatur und die Stadt
Manniheim, worauf Prof. Armand- Wauinann über Schiller und
seine Frcundinnen in Mannheim sprach. Kurz nach S Uhr war
die -Feier beendet. Der Erbgrotzherzog fuhr um ihalb 10 Uhr
nach Karlsruhe zurück.
Karlsruhe, o. Mai. (Abgelehnt.) Wie dic „Bad.
Corresp." tzört, ihat die S t ude n te n s cha f t der hiestgen
technischen Hochschule -das -Ersuchen des Stadtrats, an der
Spalierbilduntz anlätzlich Les Einzuges des Kaiserpaares teil--
zunchmen, ohne Angabe von Gründen abgelehnt.
Karlsruhe, 5. -Mai. (F e stz u g.) Anlählich der zur Feier
des 80. Geburtstages und- der goldcncn Hochzeit des G-rotz-
herzogs stattfindenden landwirtschaftlichen Ausstellung soll auch
eiu Festzug veranstaltet werden. Die Projektierung und künst-
lerische Leitung desselbcn wurde dem Vorstaud der Kunstge-
werbeschule, Direktor Hoffackcr, übertragen.
L Karlsruhe, 6. Mai. (Bei der Stadtverordne-
tenwahlder 2. W äh le r k l a 's s e) ihaben von 2458 Wahl-
berechtigten 1049—1075 abgestimmt. Die Liste der liberalen
Parteien d-rang ohne Gegenvorschlag durch. Die Wahlbetei-
ligung war wieder sehr schwach. Vor drei Jahren haiben von
1946 Wahlberechtigten 1266 abgestimmt. Damals entfielen auf
Kleine Zeitnng.
, — Bambcrg, 5. Mai. Jn dem> benachbarten Trost-
2ors vxxstarb ein Mädchen. an Genickstarro.
— Berlin, 5. Mai. Jst das e r st e Garde - Re -
^w-ent hat der Kaiser einen M-arokkaner als
^chellenbaumträger ctngereiht. Der Berbsr, Musiker
, Beruf, hat Lie stattliche Grö-he von 2,10 Meter unö
nächsten Tagen in seiner Garnison etntrsffen.
. . — Leipzig, 5. Mai. Slmtlich wird konstatiert, datz
^st dxxxx 2 Mgi hixx Fälle von Genickstarre
,.^gekommen sind, von denen einer (vierjährig-es Kind)
Z^kich verlief. Die -Erkrankten sind in eineh der Jfoliex-
^acken des Krankenhauses untergebracht.
— Lemgo, 4. Mat. Der Anonymus gsht, wie
"an der „Frankf. Ztg." berichtet, hier wteder um. Jn den
Men Wochen wurden wieder verschiedene hiesige Fami-
mit anonymen Briefen bedacht, die große Unruhe
i ^orgerufen haben. Aus den Urheber wirö ei-frig ge°
lahndet.
. Paris. Ein reicher Pariser Jinanzmann saß in
chern Restaurant und frühstückte; da trat, wie der „Gau-
erzählt, ein einfacher Mann in das Lokal, setzte sich
? den benachbarten Tisch und verlangte beim Kellner
^ ^ Dutzend Austern. Die Austern kamvn und das Mahl
kgayx, Kaum aber hatte der Gast die dritte Auster g-e-
als er, die Hand nach dem Mund führend, leise
aufschrie: „Jch- glaube, ich habe mir einen Zahn ausge-
btssen." Jndem er dies sagte, entfernte er den Gegen-
stand seines Leidens. Es war etne schwarze, pracht-
volle Perle, noch ganz umgeben vom Fleisch des
Mollusken, aber von einer Grötze, die sie ganz besonders
wertvoll machte. Der Nachbar betrachtete natürlich die
Perle, bew-underte sie und wünschte dem Mann Glück, der
sie auf so unerwartete Weise entdeckt hatts. „Moiner
Treu", versetzte dieser, „es ist woh-l möglich, datz das Ding
schön ist, ich aber wünschte es znm Teufel; mein Zahn
Wächst dadurch nicht wieder." „Nun Sie werd-en es ver-
kaussn." „Was kcinn dieser -Kiesel wert sein?" „Wenig-
stens 200 Fr." „Wenn Sie ihn für die HAfte hoben
Wollen, gehört er Jhnen." Der Handel wird geschlossen,
der Finanzmann bezahlt 100 Fr. und erhält die Perle.
Unterwegs tritt er bei einem Juwslier ein und erkundigt
sich nach ihrem Wert. Aber welcher Schreck: Die Perle
war falsch und der Betrüger um 100 Fr. reicher.
— 1,68 roi8 tz'nillN86nk. Man schreibt der „Frankf.
Zeitung" aus Paris vom 4. ds.: Kömg Eduard hat
hier wieder vier Tage lang den Prinzen von Wales ge°
spielt. Ganz und gar ist der Bsrsuch, die schönen Pariser
Zeiten des kronprtnzlichen Gentleman wiejder aufleben zu
lassen, diesmal nicht geg-lückt. In einer fremden Haupt-
stadt sin gekröntes Haupt unsichtbar zn machen, gelingt
anch dem strengsten Jncognito nicht ganz. Und wäre es
in Paris selbst möglich, den Präsidenten der Republik
Die heutige Nummer umsaßt vier Blätter zusammen
zu umgehen, es getänge einem Monarchen ntemals^
die heilige Polizei zu vermeiden. Deren ängstliche Be-
sorgtheit mnßte si-ch König Eduard hilflos gefallen lassem
Nur zweimal, dank einer List und 7>er Geschwindigk-eit
seines Automobils, hat sich der König dieser zudringlichen
Liebe erwchren können. Jm übrigen genotz er seine Fröi-
heit in vollstem M-aße. Die Geschäfte der Etikette und
der Politik machte er gleich am ersten Tage ab: Eine Wer-
telstunde bei Herrn Lo-ubet, eine Viertelstunde Andienz
für Herrn DelcaM, zwei Stunden Bankett im Elysöe. Und
dann kein Wort mehr v-on Geschäften, nicht einmal mehv
persönliche Verabschiedung vom Prästdenten der Republik.
Nur noch Besuche bet alten Freunden und Freundinnen,
Mners in den großen Restaurants, einen Nachmittag
beim Wettrennen, einen Abend im THMtre Franyais, sin
Rundgang im Salon, gew-ürzt durch das bürgerliche Ver»
gnügen, eigenhändig seinen Franken Eintrittsgeld erlegen
zu können. Das reizendste Jdyll in diesem viertägigen
Jnkognito bot aber 'der gestrige Wend im niedlichen
THMtre des Capucines. Mme. J-eanne Granier, eine
der pariserischsten Pariser Künstlerinnen, eine afte Freun-
din des ehemaligen Prinzen von Wales, hat dort eine
Rolle in einem sehr pariserischen Zweiakter. Der Saal
ist dicht gefüllt, aber er faßt kaum 200 Personen. Ein in-
timerer Theaterraum läßt sich nich-t denken. Der König
sitzt in einer Loge und folgt vergnügt dem Spiel. Mme.
Jeanns Granier ist in Stimmnng wie bei einer Premiäre.
20 Seiten.
Crstes Blatt.
47. Jahrgang. — Nr. 106.
Trscheint täglich, Sonntags ausgenomnien. Preis mit FamilienLlättern monatlich 60 Pfg. 'in'L Haus' gebracht, bei üer Expeüition und den Zweigstationen abgeholt 40 Psg.
Durch die Post bezogen vierteljährlich 1,36 Mk. auSschlietzlich Zustellgebühr.
Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Rellamezeile 40 Pfg. Für hiesige GeschäftS» u. Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird leine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnferate auf Len Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. 82.
Deutsches Keich.
Baden.
KarIsruhe, 5. Mai. Von seiner Mittelmeerreise
EEckkehrend, ist hente Nachmittag 5 Uhr der Kaiser in
^egleitung seiner Gemahlin und seiner beiden Sohne,
Prinzen Walbert und Qskar, hier eingetrosfen.
Noch Einfahren des kaiserlichen Sonderzuges
^utstieg zuerst die Kaiserin dem Wagen, und dann
der Kaise r, dessen Gesicht von der südlichen Sonne
Kark gebräunt ist. T-em Kaiserpaar solgten die Kaiser-
^chen Prinzen, die wie das ho'he Elternpaar von den
^rotzherzoglichen Herrschaften aufs herzlichste begrüßt
^urden. Die Fahrt nach dem Schlotz erfolgte im ossenen
^agen. Jm ersten satz der Ltaiser mit dem Großherzog,
sur zweiten die Kaiserin mit der Großherzogin. Dann
^lgten die beiden kaiserlichen Prinzen, das Erbgrotzher-
sogspaar, Prinz un'd Prinzessin Max und Prinzessin Wil-
^im. Aus dem ganzen Wege bildeten die Wereine und
^chüler Spalier. Außerdem hatte sich ein nach Tausen-
zä'hlendes Pub-Iikum eingesundeu, w'elches das- Kaiser-
baar durch Zurufe und Tücherschwenken lebhaft begrüßte.
^esonders vor dem mit Blumen- und Pflanzenarrauge-
^ents auss prächtigste geschmückten Rathaus trug die
Eegrüßung den Ausdruck der freudigsten Gesühle, wosür
"se ho'hen Herrschaften unermüdlich dankten. Ein offi-
^eller Empsang durch die städtischen Behörden war auf
^unsch des Kaisers unterblieb-en. N-ach 'der Ankunft der
^iserlichen Herrschaften im Schlosse wurde der Tee ein-
^nommen. llm 8 llhr fand Diner, iFürstlich'e und
^arschalltafel statt.
Aus der Karlsruher Zeitung.
g, — Seine Königlichc Hoheit der G r otzhe rz o g habcn dcm
iöndineister Ludwig Schnei-der in Badenweiler und dem
^chaffncr a. D. Karl Müller in Freibur-g die silbernc Ver-
ftenstmedaille, dem Exprorektor der Univerfität Freiburg, Pro-
Uor Dr. Rud-olf Thurneysen, das Ritterkreuz erster
stinsse mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen ver-
n«hen, den Bezirksbauinspektor Dr. Fritz Hirschin Wruchsal
?Uni. Vorstand dcr Bezirksbauinspektion daselbst ernannt unü
^n Finanzassessor Dr. 'Wilhclm Roth in Karlsruhe aus sein
Unsuchen aus dem staatlichcn Dienst entlassen.
. — Es wurden nachfolgende charakteristcrte Postsekretäre,
tsnngjch Heinrich Weber aus Schollbrunn in einer »Sekretär-
Nelle Postamt in Pforzheim, Otto Blum-Neff aus
Mstngen, Jriedrich Krämcr aus Walldürn und Wilhelm
^fcheidlen aus Hohnhurst je in einer -Sekrctärstelle beim
^oistamt I in Karlsruhe, Ferdinand Rebmann aus Ober-
«oombach in- einer Sekretärstelle bcinr Po-stamt II in Karlsruhe,
Nbert Mang aus Krauthcim iu cincr Sekretärstelle Leim
tsostarnt in Wertheim, Heinrich Kritzler aus Wromibach in
Sekretärstelle beim Postamt in Heidelberg, Friedrich- R i ck
Wein-Heini in einer Sekretärstellc beim Postamit in Wein-
Uoim (Bergstrahe), sowie Adarn Schleicher aus Wertherm in
^uier Sekretärstelle beim Telegraphenamt in Karlsruhe, fcr-
der charakterisicrte Telegraphensekrctär Adolf Schmidt
ous Geimningen- in einer Se'kretärstelle in Karlsruhe etatmä-
o'S angestellt.
, — Der charakterisierre Telegraphensekretär Georg Stad-
aus Ziegelhausen wurde in einer Sekretärstelle beim Te-
^graphenamt in Weinheim (Bergstrahe) angcstcllt.
Der charakterisierte Postsekrctär Anton Reichle aus
Heinstetten wurde in eincr Sekretärstelle des Postamts in
Ueberlingcn angcstellt.
— Ferner wurden folgende charakterisierte Post- bezw. Te-
legraphensekretäre in Sckretärstellen- etatmähig angestellt und
zwar: der Postsekretär Otto Wagenbach beim Postamt in
Pforgheim, die Telegraphensekretäre Franz Mbert Möhler
beim Telegraphenamt in Mannheim, Wilhclm Saam beim
Postamt in Wruchsal un-d Johann H ü m in e l beirn Telegra-
phenamt in- Karlsruhe, die Postselretäre Ludwig Bertele
und Philipp Gaßner beim Postamt I in Mannheim, sowie
Peter Stich s beim Postamt in Bruchsal.
— Die Uebertragung einer Wezirksaufsichts-beMntenstelle bei
der Kaiserlichen O-ber-Postdirektion in Konstanz an den OLer-
Postinspektor W. O. Meyer aus Berlin und die Uebertragung
einer Postratsstclle bei der Ober-Postd-irektion in Karlsruhe
an den Kaiserlichen Postrat Bnn-d schu und die Uebertragung
einer -gleichen Stelle bei -der Ober-Postdirektion in Konstanz
an den -Kaiserlichen Postrat F-rankenberg auf Len 1. April
d. I. haben die Höchstlandesherrliche Bestätigung erhalten.
Karlsru h e, 5. Mai. Heute Vormittag 9 Uhr traf
'der Chef des iG-e'heimen Zivilkaibinetts des Kaisers Wirk-
licher Geheimerat Dr. v. Lucanus hier ein und wurde
zum Grotzhierzoglichen Sch-Ioh geleitet, wo er Wohnung
bezog. Der Grohherzog nahm von 10 Uhr an den Bor-
trag des -Geheimerats Dr. Freiherrn von Babv entgeg-en
und empfing sodann den Flügeladjutanten Obersten Dürr.
Hierauf empfing Seine Königliche Hoheit den Geheimerat
'Dr. von Lucanus. Um 11 Uhr 57 Minuten kam der
Reichskanzler Graf v. B-ülow aus W-er-lin h-ier an u. wurde
im Namen des Großherzogs am Bahnhof von dem- Ge-
heimerat Dr. Freiherrn von Babo begrüht und bewill-
kommnet. Auch der Prästdent des Mtnisteriums d-es
Grohherzoglichen Hquses und der auswürtigen Angelegen-
heiten Geheimerak Freiherr von Marschall w-ar zur Be°
grühung ami Bah-nh-0'f anwesend. Der Reichskanzl-er
wurde zum Großherzoglichen Schlosse geleitet und nahm
dort Wohnung im' Küchenbau. Ferner tr'afen der Ober-
hos- und Hausmarfchall Graf zu Eulenburg, sowie der
Flügeladjutant Major von Friedberg aus Berlin hier ein
und stiegen gleichfalls im Grohherzogtichen Schlosse ab.
Zur Früh-stücktafel 'der G-rotzherzoglich-en Herrschaften
waren der Reichskanzler Graf von Bülow und d-er Ober-
hof- und Hausmarschall Graf zu Eulenburg eingeladen.
Jhre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten mit ihren
Söhnen, den Prinzen Adalbert un-d Oskar trafen mit dem
von Basel kommenden Extrazug um 5 Uhr hter ein. Der
Kaiser hatte jeden offiziellen -Empfang abgelehnt. Am
Bahnhof waren zur Begrützung anwesend: der G-rotzher-
zog, die Großherzogin, der Erbgrotzherzog und die Erb-
großh'srzogin, Prinzessin Wilhelm, der Prinz und die
Prinzessin Max, ferner der Reichskanzler Graf von Bü-
'low, der Ober'hof-- und' Hausmarschall Graf zu Eulenburg,
>der Wirkliche Geheimerat Dr. von Lucanus, der Königlich
Preußische Gesandte von Eisendecher nrit Gemvh-Iin sowie
die 'Damen und Herren des Gefolges.
Auslarrd.
Türkei.
KonstaNtinopel, 4. Mai. Das hiesige Franzis-
k ane r-Kl o st er sowie scimtliche hiesigen Franziskaner-
Mönche, die fast seit 200 Jahren die Protektion Frankreichs
genossen haben, richteten gestern an die französische Botschaft
eine Note, worin sie ihren Dank für den von Frankreich
ihnen erwiesenen Schutz aussprechen, gleichzeitig aber mit-
teilen, daß sie mit dem heutigen Tage das Protektorat
F-rankreichs aufgeben und sich unter dasjenige Jtaliens.
stellen.
Aus SLsdt und Lünd.
Heidelberg, 6. Mai.
IH Aus der Studentenschaft. Heute reisten drei Vertreter
der Heidelberger Studeutenschaft zur Schillcrseier nach Wei -
m a r ab.
*—* Zur Schillerfeier. Ein koloriertes Bild von Müller
u-nd K-rautz „W a I le n ste i n-s 'L a ge r" ist zur Zeit im
Schaufenster Ler Kun'stha-ndlung vcm Julius Bamberger am
Kornmartt aus-gcftellt.
I! Eine Schillerfeier dcr Oberrealfchule findet am Montag
in der Turnhalle der Anstalt statt, Leren. -Raum für eine grötzere
Un-ternehmung nicht ausreicht. Die Hauptfeier ist für die Zeit
am Schlusse des -Schukjahres in Aus'ftcht genommen und soll
eine 'Aufführung des „Fiesco" bringen.
(*) Altkathvlifche Gemeinde. Als Organistin dcr altkatho-
lischeü Gemeindc fungiert seit Lem-1. Mai 'Frl. Anna Batlio „
unsere junge Eellistin. Frl. Wallio ist auch Leiterin des alt--
katholischen Kirchenchors.
Hj Mannheim, 5. Mai. (D i e S ch i l le r fe i e r) ver-
spricht hier einen äutzerst im-posanten- Berlaus zu nehmen. Auf
dem Schillcrplatz am Theatcr ist in änßerst wirksamer
architektoniischer Verbindung mit der Stätte, wo einst des Dich-
tcrfürsten Erstlingswerk gum erstenmal aufgeführt wurde, eine
grotze, mit Säulen, Kandelabern un-d Zierbäumen geschrnückte
hohe Estrade errichtet, welche, den Sockel des Denkmals zur
vollen Höhe umschlietzend, den Dichter im Vordergrund der
Bühne srei hervortreten läßt. Die Huldigung der Schulen er-
solgt am Montag Wormittag vor dem Denkmal.
Mannheim, 6. Mai. (Der Erbgrotzherzog) traf
gestern Nachmittag 3.36 Uhr' in Wegleitung seincs Ordonnanz-
ofsiziers Oberlt. v. Göler hicr ein. Beide Herren waren in
Zivil. Sie begaben sich zu Futz in die Stadt. Jm Laufe des
Rachmittags bestchtigte der Evbgrotzherzog die Schillerausstel-
lun-g, welche in -den Bcreinsräumlichkeiten im Schlosse arran-
giert und morgen eröffnet wcrden wird. Der Erbgrotzherzog
sprach seine lebhafte Anerkennung über die Ausstellung aus.
Abends erschien er dann bei der vom Altcrturnsverein im
Ballhaufe veranstalteten Schillerfcier. Major z. D. Leubert,
Vorstand des Vereins, beleuchtete in längerer Ansprache die
Bedeutung des Dichters für die Literatur und die Stadt
Manniheim, worauf Prof. Armand- Wauinann über Schiller und
seine Frcundinnen in Mannheim sprach. Kurz nach S Uhr war
die -Feier beendet. Der Erbgrotzherzog fuhr um ihalb 10 Uhr
nach Karlsruhe zurück.
Karlsruhe, o. Mai. (Abgelehnt.) Wie dic „Bad.
Corresp." tzört, ihat die S t ude n te n s cha f t der hiestgen
technischen Hochschule -das -Ersuchen des Stadtrats, an der
Spalierbilduntz anlätzlich Les Einzuges des Kaiserpaares teil--
zunchmen, ohne Angabe von Gründen abgelehnt.
Karlsruhe, 5. -Mai. (F e stz u g.) Anlählich der zur Feier
des 80. Geburtstages und- der goldcncn Hochzeit des G-rotz-
herzogs stattfindenden landwirtschaftlichen Ausstellung soll auch
eiu Festzug veranstaltet werden. Die Projektierung und künst-
lerische Leitung desselbcn wurde dem Vorstaud der Kunstge-
werbeschule, Direktor Hoffackcr, übertragen.
L Karlsruhe, 6. Mai. (Bei der Stadtverordne-
tenwahlder 2. W äh le r k l a 's s e) ihaben von 2458 Wahl-
berechtigten 1049—1075 abgestimmt. Die Liste der liberalen
Parteien d-rang ohne Gegenvorschlag durch. Die Wahlbetei-
ligung war wieder sehr schwach. Vor drei Jahren haiben von
1946 Wahlberechtigten 1266 abgestimmt. Damals entfielen auf
Kleine Zeitnng.
, — Bambcrg, 5. Mai. Jn dem> benachbarten Trost-
2ors vxxstarb ein Mädchen. an Genickstarro.
— Berlin, 5. Mai. Jst das e r st e Garde - Re -
^w-ent hat der Kaiser einen M-arokkaner als
^chellenbaumträger ctngereiht. Der Berbsr, Musiker
, Beruf, hat Lie stattliche Grö-he von 2,10 Meter unö
nächsten Tagen in seiner Garnison etntrsffen.
. . — Leipzig, 5. Mai. Slmtlich wird konstatiert, datz
^st dxxxx 2 Mgi hixx Fälle von Genickstarre
,.^gekommen sind, von denen einer (vierjährig-es Kind)
Z^kich verlief. Die -Erkrankten sind in eineh der Jfoliex-
^acken des Krankenhauses untergebracht.
— Lemgo, 4. Mat. Der Anonymus gsht, wie
"an der „Frankf. Ztg." berichtet, hier wteder um. Jn den
Men Wochen wurden wieder verschiedene hiesige Fami-
mit anonymen Briefen bedacht, die große Unruhe
i ^orgerufen haben. Aus den Urheber wirö ei-frig ge°
lahndet.
. Paris. Ein reicher Pariser Jinanzmann saß in
chern Restaurant und frühstückte; da trat, wie der „Gau-
erzählt, ein einfacher Mann in das Lokal, setzte sich
? den benachbarten Tisch und verlangte beim Kellner
^ ^ Dutzend Austern. Die Austern kamvn und das Mahl
kgayx, Kaum aber hatte der Gast die dritte Auster g-e-
als er, die Hand nach dem Mund führend, leise
aufschrie: „Jch- glaube, ich habe mir einen Zahn ausge-
btssen." Jndem er dies sagte, entfernte er den Gegen-
stand seines Leidens. Es war etne schwarze, pracht-
volle Perle, noch ganz umgeben vom Fleisch des
Mollusken, aber von einer Grötze, die sie ganz besonders
wertvoll machte. Der Nachbar betrachtete natürlich die
Perle, bew-underte sie und wünschte dem Mann Glück, der
sie auf so unerwartete Weise entdeckt hatts. „Moiner
Treu", versetzte dieser, „es ist woh-l möglich, datz das Ding
schön ist, ich aber wünschte es znm Teufel; mein Zahn
Wächst dadurch nicht wieder." „Nun Sie werd-en es ver-
kaussn." „Was kcinn dieser -Kiesel wert sein?" „Wenig-
stens 200 Fr." „Wenn Sie ihn für die HAfte hoben
Wollen, gehört er Jhnen." Der Handel wird geschlossen,
der Finanzmann bezahlt 100 Fr. und erhält die Perle.
Unterwegs tritt er bei einem Juwslier ein und erkundigt
sich nach ihrem Wert. Aber welcher Schreck: Die Perle
war falsch und der Betrüger um 100 Fr. reicher.
— 1,68 roi8 tz'nillN86nk. Man schreibt der „Frankf.
Zeitung" aus Paris vom 4. ds.: Kömg Eduard hat
hier wieder vier Tage lang den Prinzen von Wales ge°
spielt. Ganz und gar ist der Bsrsuch, die schönen Pariser
Zeiten des kronprtnzlichen Gentleman wiejder aufleben zu
lassen, diesmal nicht geg-lückt. In einer fremden Haupt-
stadt sin gekröntes Haupt unsichtbar zn machen, gelingt
anch dem strengsten Jncognito nicht ganz. Und wäre es
in Paris selbst möglich, den Präsidenten der Republik
Die heutige Nummer umsaßt vier Blätter zusammen
zu umgehen, es getänge einem Monarchen ntemals^
die heilige Polizei zu vermeiden. Deren ängstliche Be-
sorgtheit mnßte si-ch König Eduard hilflos gefallen lassem
Nur zweimal, dank einer List und 7>er Geschwindigk-eit
seines Automobils, hat sich der König dieser zudringlichen
Liebe erwchren können. Jm übrigen genotz er seine Fröi-
heit in vollstem M-aße. Die Geschäfte der Etikette und
der Politik machte er gleich am ersten Tage ab: Eine Wer-
telstunde bei Herrn Lo-ubet, eine Viertelstunde Andienz
für Herrn DelcaM, zwei Stunden Bankett im Elysöe. Und
dann kein Wort mehr v-on Geschäften, nicht einmal mehv
persönliche Verabschiedung vom Prästdenten der Republik.
Nur noch Besuche bet alten Freunden und Freundinnen,
Mners in den großen Restaurants, einen Nachmittag
beim Wettrennen, einen Abend im THMtre Franyais, sin
Rundgang im Salon, gew-ürzt durch das bürgerliche Ver»
gnügen, eigenhändig seinen Franken Eintrittsgeld erlegen
zu können. Das reizendste Jdyll in diesem viertägigen
Jnkognito bot aber 'der gestrige Wend im niedlichen
THMtre des Capucines. Mme. J-eanne Granier, eine
der pariserischsten Pariser Künstlerinnen, eine afte Freun-
din des ehemaligen Prinzen von Wales, hat dort eine
Rolle in einem sehr pariserischen Zweiakter. Der Saal
ist dicht gefüllt, aber er faßt kaum 200 Personen. Ein in-
timerer Theaterraum läßt sich nich-t denken. Der König
sitzt in einer Loge und folgt vergnügt dem Spiel. Mme.
Jeanns Granier ist in Stimmnng wie bei einer Premiäre.
20 Seiten.