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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Seite 2

Heidelberger Zeitung

Montag, den 28. Oktober 1918

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nr. 2K2

ffen von vosenschen und württemLergischrn Nezi-
tncntern abgewiesen.
«Segen Abend schlugen das Füsilier-Regiment 37,

General- un- Mömiralstabsberichte

Die Kriegslage
Don Generalmajor z. D. v. Dersdorfs.

das Grenadierregiment IIS und das Jnf^Regim«nt
12! oiererneute, mit grober Kraft vorbrechende
Angriffe des Feindes zurück. Beiderseits der
Sisonne blieb die feindliche Infanterie gestern un-
tätig. Auf den Höben westlich der Aisne stirb ein
eigener örtlicher Gegenangei f.f gegen
'den Sachsenwald mit starken Angriffen zusammen,
die der Feind hier mit weit vorgesteckten Zielen
zwischen Nizy le Comte und der Aisne angs-
sctzt hatte. Scho« bei Ueberschreiten der Höhe«
«nordwestlich von Nizy le Comte erlitt der Feind i«
unserem Feuer schwerste Verluste. Hier, so-
wie westlich von Banogne find di« Angriff« des
Gegners völliggescheitert.
In dem schluchtenreichen und dicht bewaldete«
Gelände westlich der Aisne dauerten erbit.
terte Kämpfe tagsüber an. Bis rum Abend
waren sieruunserenGunfte« entschieden. Sie
fanden etwa an der S trabe Banogne—Co teau-
Porcien un- bei Heroy ihren Abschluß.
An der Aiswefront und Sei der Heeres-
gruppe Gallwitz beiderseits der Maas keine
gröberen Kampfhandlungen.
Südöstliche Kriegsschauplatz
Die Bewegungen in rückwärtige Linie« verlaufen
p.langemäb. In erfolgreichen ALwehrkämpfen
bei Kragujevac und Zagodiwr sicherten
Nachhuten den Abmarsch unserer Hauptkräfte.
Der Chef des Grneralstabs des Feldheeres.
Staatssekretär des Reichsmarineamtes von
Mann über die Kriegsanleihe:

Die Wiener Tagesberichte
Wi«n. 2ll. Okt. Amtlich wird verlautbart:
Italienisches Kriegsschauplatz
Die Kämpfe in den Siebengemeinden
fanden «eitern nach de« Mißerfolge». die die Ita-
liener und Franzoien am Vortag erlitten, keine
Fortsetzung.
Oeftlrch der Brenta kam es erneut zu einem
erbitterten, bis in die Nackt andauernden Ringen.
Brennpunkte des Kampfes waren der Monte
Asolone und derMonteNertica. die mcbr-
mals in die Land der Feinde fielen, um immer
wieder durch Gegenangriff zurüüerobert zu werden.
And nur unter den schwerste« Opfern vermochten
die Italiener neuen Abend auf beiden Beralövsen
neuerdings Fub zu lassem, daaeaen blieben ihre
Anitreimmnaen. nordöstlich des Alante Vertica in
unsere Linien einzudrinaen. veraebens. Auch
neuerlich« Anstürme gegen den Svinnuccio
scheiterten an der Tavs«! leit des Verteidigers.
Im Asolonebecken sckluaen Sickerunastruv-
vc« italienische Vorstöbe ab. Die Laltuna unserer
Braven war über jedes Lob erhaben. Verdient von
den vorgestrigen Kämpfen westlich d«r Brenta noch
das oberunaar-Ucke Infanterie-Reaiment Nr. 129
besonders Anerkennung, so trug «eitern im Aiolonv-
aebiet namentlich das kroatische Landwehrregiment
27 durch sein selbständiges Mitwirken an Len Kämp-
fen eines Nackbarabschnittes wesentlich zur Festi-
auna der Front bei. Einstimmig wrrrlke wie-
der die Tätigkeit der Artilleri« hervoraeho-
be«. die durch ihr verständnisvolles Zusammenar-
beiten mit der Inkanter'e an der Beckauotuna des
Schlachtfeldes rukmvoa«» Anteil nabm.
Infanterie- und ScklachMieaer betätigten kick im
Erkundunasdienst und im Kampf aleich erfolgreich.
Balkan-Kriegsschauplatz
In Serbien «inne« wir schrittweise i« die
Stellungen von Kraauievac zurück.

zeitweilig errtmaene Vorteile durch unsere Geaen-
ktöke völlig wieder ein. Den Aiolone nahm nach
erbittertem Ringen die 1. Division im Sturmschritt.
Unsere gegen denVertira anaesetzten Bataillone
gelangte« in -en Abendstunden bis an den Fub der
Kuppe; in der Nackt fiel auch diese in unsere Land.
Wiederholte Versacke der Italiener, sich in der Ge-
aend derFontaneSecca auszubreiten, blieben
trotz dem Aufgebot starker Infanterie und Artil-
lerie veraebens. Auch an de« Längen des Monis
Spinuccia bereitete die Standhaftigkeit unserer
Braven dem keindlicken Angriff das gleiche Schick-
sal wie an dem vergangenen Tage.
Di« Leistungen unserer Truppen stehe» aeaenLLer
den gröberen Wffkentat' früherer Schlackten nickt
zurück. Möckte« alle Völker, deren Wohl und Wehe
heute ohne Unterschied von den Ereignisse« an der
Front abbänat. den Braven hierfür gebührend /
Dank wissen.
An der Piave dauerte gestern der Artil -
leriekamvf fort. In der Nackt lebte beider-
seits des Montello e n grober Insanteriean-
griff der Entente ein. Ar den Punkten, an Lene«
der Feind das links User zu betreten vermochte,
wird erbittert gekämotz.
Balkan-rKiegsschauplatz
Iw Serbien geben unsere Bewegungen planmässig
von statten. Kraauievac wurde unter Nack-
butkamvf dem Feinde LLerl-sien.
In Albanien keine besonderen Ereignisse.
Der Chef des Generalstabs.
Der U-BooLskrieg
tz209V Tonnen
MTB. Berlin, 2«. Okt. (AmtlichZ Unsere
Mittelmeer-U-Bsote vernichteten nach imue»
Meldungen in erfolgreichen Angriffen aus stark ge-
sicherten Eeleitrüsen über 12 W-! BRT. Schiffs-

Bei Beurteilung der Kriegs er signisie der jüngst«
veraamrenen Dericktswocke haben wir zwei gros<
Wschnttte inn-erkalb der deutschen Linien zu unter»
Ickerdon. In- Belaisch-Flandern bis zu*
französischen Grenze ein freiwilliges uiud vlan-mäßi»
»es Zurückweichen der Deutschen, verbunden mit
einer Schwenkung nack Südosten, dis di« Norsee»
küste bis zur holländischen, Ereme ireia.bt. gc«e«
Lus und Schelde. Hierbei abichsittsweHe Be-teck
diauna der genannten Flußtäuie. In Nord»
frankreich und weiter bis zu den Usern der
Mosel ändert sich das Bild. Hier finden wir eint
zacke, im Ganzen erfolgreiche Bert ei di»
aung seitens der Deutschen. Ihre Linien bitten
einen Boaen mit nack Westen gerichteter Ausbie»
gnn«. Wenden wir uns zunächst dem nördl.äM
Teile zu. io buben wir hier runäMt glückliche Ab»
woür feindlicher Angriffe seitens der Unseren von
növdlick von Solemnes über beiderseits von LS
Cateau bis längs des Laufs der OKe zu verzeich-
nen. Teilaugriffe der Gegner wurden ferner an
unseren Serre-Stellunaen und an der Aismffront
.deutschen EegoMoß Halt geboten. In der Ges-nd
östlich von Nousiers Boden auf dem östlichen
Aisne-User zu gewinnen. Hier wurde ihm durck
deutsche «Gegenstoß Halt geboten. In der Gegend
von M>:rnd-Bre schließt die Aisnefront an unser«
Araonnenff-ront an. die ihre Fortsetzung an unseren
Stellungen beiderseits der Maas im Kampfgebiet
um W-evdun findet. Amerikanische Angriffe gegen
unsere, Stellungen am Nordrand der Argon neu
wurden mekriack abaewieien.
An der hier skizzierten Laae bat sich in den letz»
ten Tagen wenig geändert. Südlich von Marl«
räumten wir den Brückenkopf an der Serre und
Ssucke und nahmen unsere Linien hinter di« Back»
Abschnitte zurück. Auf dem östlichen Aisne-ltter,
beiderseits von Vousiers kaben die Kämpfe größer
ren llmsana angenommen. Die feindlichen An»
griffe wurden bis auf kleine örtliche Borteile su»
rückaewicken. Ein Ueberblick Wer das Ean»^
überzeugt ohne Boreinsenomnrenbeit von der tiia»

Vertrauen zur Kriegsanleihe
ist Vertrauen zum Vaterland.


Machenschaften hirtter den Kulissen
Berlin, 26. Okt. Im Reichstag wurden
-oute di« hastigen Aeußerungen der konservativen
Preif« zu den Verfassungsänderungen lebhaft be-
krochen. Man sah darin nicht,bloße journalistische
Meinungsäußerungen, sondern den Verfolg von
Vorgängen, di« sich in den letzten 24 Stunden
hinter den Kulissen abgespielt haben. Es
besteht kaum noch ein Zweifel darüber, das: füh-
rende militärische Kreise den Kaiser
-«stürmt hacken, die Bedingungen der
Wilson - Note rundweg ab zu lehn en, jede
wsitere Aussprache abzubrechen und das Volk Mim
Kampf bis zum Aeußersten aufzurufen. Die bei-
den Telegramme, d« Hindenburg «inevsoits
an die Anweefiihrer und andererseits an die kom-
mandierenden Generäl« in der Heimat gerichtet
Hat. gaben deutlich di« Stimmung der militärischen
Anise wieder.
Umsturz in Ungarn
Berli», 26. Okt. Aus B «da pest wir- vom LS.
Oktober hiercker gemeldet: Heute Wend bat sich
Wiler dem Vorsitz des Grafen Michael Ka -
rolyf ein ungarischer Nationalrat ge-
bildet. Ebenso-AdetastH heute ein Ar bei ter«
und Soldatenrat. Karolvr tMte heute nach-
mittag in einer Audiem -em Kaffer die Absicht des
Natcancüraies mit, Ücker das Schicksal des Landes
allein bestimmen zu wollen. Der Nationalrat
veröffentlichte «in« Proklamation, in der sein Pro-

Auf -em albanischen Kriegsschauplatz keine
arskeren KampfhanLl-noe»
Der Chef des Generalktabs.
Wien. 27. Okt. Amtl'ck wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz
Aus -er Lochfläcke -er S i «he« Gemeinde«
unternahm gestern de" 2 ein- wieder eine Reih«
starker Teilvorstöße. die alle im NaLkamvf
oder im Gssenov.!, >fff abgeschlagen wurde».
Weitere Anariffsversycke sckeiterten schon i« unse-
rem Ahmehrfex er. D-- ^e'nd erlitt große Verluste.
In -em Eehipss östlick Brenta dauert
die Scklackt in vniorm-n-ovtee Lestiskeit fort.
Im Bereich -es Col C -* vr il e Gißt« -er Fei«-

raum. D«s weiter«« wurde eie mit ein-m Ze -
ftörer zusammen arbeitende U - Bootsfalle durch
mehrere Artillerietreffer beschädigt.
Mehrfach rmrrde als Ladung de- versenkte»
Schiffe Kriegsmaterial festgestellt. Ein
Munitionsdampfer flog unmittelbar n"ch -em
Torpedotreffer mit hoher Stichflamme und unter
gewaltiger Detonation in die Luft.
Der Seglerverkehr in der Nordiigiiis sowie
der Phssphattransvort von Sfer (Tunesien) «och
Italien wurde durch Versenkung von 31
Seglern geschädigt.
Der Chef -es Admiralst-cks -er Msrsine.

«Wimm verkündet wird. Diese Wendung ist vor al-
lem durch den E-ssonsatz der Außenpolitik -'S Eva-
fen Julins Andrassy und d-s Grafen Michael Kcv-
rolyi zu erklären. Gas Ka-olyi wurde heute nach-
mittws vom Kaiser emvfamgen.
Sin Liquisatisnskaöinett
Lammasch
Wen, 26. Okt. Hoffrat Lammasch. der «ach
Mitteilungen aus parlamentarischen Kreise» vom
Kaiser mit der Bildung des Kabinetts
betraut wurde, beabsichtigt, ein sogenanntes
Liquidierunss - Ministerium und zwar
eine unparteiische Beamtenregierung zu
bilden, deren Programm »oben der Herbeifüh-
rung eines schleunigen Friedens i» er-
ster Linie ein« geordnete U «bergab« der Ge-
schäfte der Zentvalresierung an die nationalen
Regierungen und Wahrung der gemeinsamen In-
teressen beim Umbau der Staatsverwaltung bil-
de« soll Hofrat Lammasch würde das bisherige
Kabinett bis auf Mei Ressortminister überneh-
men. Fiuamzminister soll der deutsch« Abgeordnete
Proff. Redlich, der keiner Partei ansehört,
werden. _

Pogrome in Warschau
Warkcka«. 26. Okt. In letzter Zeit wiederholten
sich in Warschau Angriff« gegen die Inden. Es fan-
den Schlägereien zwischen jüdischem- und christlichen
Trägern am Eroiecer-KleinbobnLoff und der
Warschaus Dorstadt Mokotow statt. Ungefähr
2üvü Personen beteiligten sich an den Ausschreitun-
gen. Eine iudiffcke Kaffeewirtschaft wu-de
zertrümmert und die Wirtsleute mißhan-
delt und beraubt. Jüdische Läden u>nd Mob-,
nunaen wurden verwüstet, auch Messer-
stechereien kamen vor. Die iiiLÄcke Vev-ö'ke-
runa Mcckotows lebt in großer An-fft. Kein Iüde
wast sich nach Einbruch der Dunkelheit mehr auf
bi« Straße.

* Auslösung -es Kriegspresieamts. Wie aus
Berlin verlautet, dürste in den nächsten Tagen
des Kriegsvresseamt aufgelöst werden.
Heber verschiedene Herren ist bereits anderweitig
verfugt worven. Damit scheidet ein« aiuff der einen
Seit«.für die Presse außerordentlich nützlich« Ein-
richtung aus dem öffentlichen Leben, die aber lei-
der in der letzten Zeit dadurch, daß sie eine die
, Mshrbettspolrtik durquerende Politik trieb, sich
selbst ihr Grab gegraben hat.

«V«««««««««« »
A Der Zweck ist der Schöpfer des ganzen Rechts. ««
L Jhering «

Platanenallee Nr.14
Roman von vr. P. Meißner.
^meriksaisckes Lop/rixht 1416 stob. l-uir, Ltuttzsrt
Nachdruck verboten — Alle Rechte Vorbehalten.
(23. Fortsetzung.)
Ein Gemurmel lief durch di- Anwesenden.
Also das war der Mörder i
.Mari« Bieste?"
„Hier!"
Der Aufruf war beendet. Der Richter liest alle
Zeugen bis auf Kirchhoffs Wtveten. Die Küche
mußte ihnen als Aufenthaltsort Lienen. Ein
Schutzmann faßte vor der Kückentür Posten.
„Herr Sanitätsvat, wollen Sie bitt« Platz neh-
men und mir einige Fräsen beantworten. Ich
jabe di« Pflicht. Sie darauf nuffmerKMn zu mä-
hen, daß ich iSi« zwar nicht vereidigen werde, daß
Wer Ihre Aussagen zu Protokoll gegeben und von
Ihnen durch Unterschrift bestätigt wercken müssen.
Ls ist auch -immer möglich, daß die eine oder an-
dere Aussage in späteren Verhandlungen herän-
-ezogen wird"..
Kirchhoff gab durch Nicken sein Einverständnis
m erkennen und nahm in einem Stuhl «egsnüb-er
Vollmer Platz-
,,Si« haben gestern morgen das Polizeirevier
34 imseruffen. Wann war das?"
„Genau 10 Ahr 30 Minuten".
„Woher wissen Sie das Io genau?"
„Ich bin gewohnt von meiner Praxis her, mir
stets die Zeiten meiner Handlungen zu nrerken,
unchomehr bei diesem Ereignis". -
„Woher hatten Sie Kenntnis von dem Ver-
brechen. das hier geschehen war? Wollen Sie bitte
einmal alles im Zusammenhang -genau erzählen"
Kirchbofff sah ein« ungsms-in klare Darstellunq
aller Er-erswisse, wie sie sich vom ersten- Augenblick
an in seiner Gegenwart absesvielt hatten. Er
stellt« k-nx- Vermutungen irm-nb wet-h«- Art auf,

sondern blieb streng nur bei den realen Tatsachen.
Eine derartige Vernehmung war dem erfahrenen
Arzt wohl nichts Neues, das merkt« man an der
sangen Art, wie er sprach. Als er geendet, stellt«
Volmer noch einig« Fragen.
„Kannten Sie den Ermordeten schon laus«
.persönlich?"
. „Seit zehn Jahren, Am diese Zeit -erbaut« sich
Ribbentrop hier diese Villa und wurde mein un-
mittelbarer Nachbar. Ich wohne Nummer 15".
„Was war der Er'mord-ete für ein Mann? Ich
meine im Privatleben. Hatte, er Feinde?"
„Er war ein ungemein lebenslustiger, sehr
Sutmütig-er und liebenswürdiger Herr. Mir ist
von persönlichen Feinden nichts bekannt".
„Halten Sie ihn für reich?"
„Er gallt -allgemein da,für. Ich selbst ollaub«,
daß -er sehr wohlhabend war".
„Haben Sie irgend einen Verdacht auff eineu
mutmaßlichen Täter?"
„Ich möchte mich darüber nicht äußern".
„Warum nicht?"
„Wenigstens setzt noch nicht. Meine Ansicht ist
durch einen Umstand veranlaßt, der mir aber noch
nicht klar genug erscheint. Ich möchte bitten, dies«
, Frag« und Antwort nicht in das Protokoll aufzu-
nehmen".
„Sie wollen also Ihrs diesbezüglich« Aussage
«uff später verschieben?"
„Jawohl".
„Herr Doktor Helmstedt, haben Si« noch eine
Frage an den Zeugen zu richten?"
„Wenn ich bitten darf. Herr Sanitätsvat. ist
Ihnen bekannt, wann der Kammersänger Ribben-
trop Mfzustehen pflegte?"
,/Er war -ein Frühaufsteher. -Ich Hacke di« Ge-
wohnheit. früh morgens zu reiten, und ich muß
iMtürlich hlvr an der Villa vorüber. Ausreiten
tue ick gewöhnlich um Halb -sechs und meistens
Hobe ich dann schon, wenn das Wetter gut war,
meinen Freund im Garten arbeiten sehen".
„War das auch gestern der Fall?"
„Ja, Wer etwas später, ich war schon auf dem
Weg nach Hause gegen sieben Uhr".
«Roch eine Frage, Herr Sanitätsrat! Haben
Sie gestern, als Sie die Leichs fanden, auch das
Laboratorium betreten und ist Ihnen vielleicht ir-

gend etwas ausgefallen, eine Veränderung in der
Lust'oder etwas Aehnliches?"
„Als ich dis Leiche in -der Bibliothek fand Wer
besser gesirrt, zu ihr gerufen wurde, stand die
Glastür nach dem Laboratorium offen. Hineinge-
gangen Lin ich nicht und irgend etwas Beson-
dsres ist mir auch nicht ausgefallen".
D«r Untersuchungsrichter warf «inen ver-
ständnislosen Weck auf Helmstedt. Er wußte nicht,
was er aus dieser Frag« machen sollte. Auch Pop-
per und Wendler wechselten erstaunt« Blicke. Sie
wußten, daßß Dr. Helmstedt Gründe haben mußte,
wenn er diese Fragen stellte, aber was das für
Gründe waren, verstanden sie nicht.
„Der Diener Jakob Gadubeit soll hereinkom-
men".
Der Gerufene« war mit großer Sorgfalt und
Sauberkeit geklerdet; er trug Zivilkleider. Sein,
bartloses Gesicht war blaß, die Lippen fest geschlos-
sen, nur die dunklen Augen liefen unruhig von ei-
nem zum anderen. Das ganz« Wesen hatte etwas
Gedrücktes, Verängstigtes. Hier und da zeigte sich
ein liauerndex Zug, der-ebenso schnell wieder ver-
schwand. wie -er gekommen war. Helmstedt beob-
achtete diesen Mann scharf und es entging ihm
keine seiner Bewegungen, kein Zucken seines Ge-
sichtes. Jakob merkte das wohl und vermied es ge-
flissentlich. den Doktor anzuisehen. Nachdem dis
Personalien Jakobs festgestellt waren, begann das
Verhör.
„-Seit wann sind Sie Diener in diesem Haufe?"
„Seit acht Jahren". .
„Wo waren Sie früher?"
„Ich war Privatdiener bei Herrn Lachmr, was
der Freund von Herrn Kammersänger ist, w-ie er
noch sein« chemische Fabrik in Chemnitz hatte".
„Wie kamen Sie zu Herrn Kammersänger
Ribbentrop?"
„Vor acht Jahren machte dock mein früherer
Herr mit feiner Fabrik pleite und zog nach hier
zu Herrn Kammersänger. Auf seine Empfeh-
lung hin bin ich hier angekommen und weil ich -in
chemischen Sachen ein bißchen Bescheid wußte".
„Nun. erzählen Sie mal. was Sie alles gestern
erlebt haben! Wer bitt«, nur die -Wahrheit. Ich
habe Sie wie den Vorzeugen auf di« Bedeutung
Ihrer heutigen Aussagen aufmerksam gemacht".

Jakob stellte sich in Positur. Man merkte A
an, daß er sich auf diesen Moment gefreut hat»
daß er sich ungemein wichtig vorkam und gern "
zählte. Im allgemeinen blieb er der Weifuh
folgend streng bei den Tatsachen, nur zw«inu>
mußte ihn der Richter ermahnen, nicht a-bzuschove'
fon. Helmstedt konnte sich des Eindrucks nicht e>
wehren, daß diese Darstellung einselernt, vE
überlegt war. Er machte sich ermge Notizen. E>
hebliche Differenzen mit der Aussage des vorige
Zeugen ergab sie nicht. .
.iHaben Sie. Herr Gadu-beit. irgend einen VA
dacht, wer Ihren Herr« erstochen haben könnten
„Herr Amtsgerichtsrat. man möchte sich de^
auch nicht in Angelegenheiten bringen — ck"
- —schließlich — man weiß ja auch nichts
wisses". . „
Seine Augen waren noch unruhiger aewoM"
sie eilten von . einem der Anwesenden zum aim?
ren, nur den Blick Helmstedts vermieden sie.
„Nun. sprechen Sie ganz ruhig, es wird N'/
nichts geschehen. Sie müssen doch das schon Ick«
guten, toten Herrn wegen tun".
„Ach. und ob der selige Herr gut war! Seb<
Herr Amtsgerichtsrat, wenn ick das so offen
gen soll, was ich denke, denn meine ich, Herr NM
was der Neffe von Herrn Kammersänger is. A
war gestern abend hier und hat so s-ehr mit M
sirem Herrn gestritten und gezankt, wie woll säh>
öfter, und da meine ich-".
„Woher wissen Sie denn, daß sich die H-erre'
der Onkel und der Neffe, gezankt haben?" ,
„Wissen Sie, Herr Amtsgerichtsrat. es war E
so gegen zehn Uhr. ich stand an -der Gartentür UN'
sprach mit Fritz, was der Kutscher von Herrn
nitätsrat ist. und da fiel uns beiden auf, "s
laut die Herren im Arbeitszimmer von H«"
Kammersänger sprachen".
„Da -haben Sie wohl gehorcht?"
„Das nich gerade, Wer ick ging dann Lurch
Garten nach hinten zur Hintertreppe und «
hörte ich einige Sätze". . .
„Was war das, was Sie hörten? Aber
/Sie bei der Wahrheit. Es hängt vielleicht m
von Ihrer Aussage ab und Sie müssen sich
irgend etwas hinzuzuzfügen".
(Fortsetzun «kolat.t

lick sick bessernden Lage unserer Armeen im Weste«.
Die Offenffivkva-ft der Gegner ist am Abnahmen-,
uniere Borteib-imMasstärke im Zunehmen bogrdffsn--
In Serbien haben unsere Streitkräfte Stel»
langen mvisch-en nördlich von Mick umd- Iagod-in-h
an den Ostufern der östlichen. Morawa bezogen-!
Ihnen gegenüber stecken die Ententetruvven be,
MeLsimre an -der Morawa. mit dem N-ordslüael aif
der westlick-en Morawa. in der Gegend von Kr:ffe>
vac. Unterdessen war -er Gegner -von Nisch aus
-das Timok-Tatl binauffg-estiegen und batte Za-ieonf
in Besitz genommen. In Albanien sich i-n siH
die G«m«r am Matifflu-ß gegenüber. Wir iebA
auf dem Balkan einer allgemeinen Rück.tugsheMe'
aun-a der Unseren entgegen
Aus Kleinasien kommen folgende Melo um
gen: EnglNcks Kriegsschiffe erschienen vor Aler^n
dr-ette. Man erwartet dort die Landung -MKlffchr
Trnvven bekuffs Unterstützung des enolffcken
morsches nöiidlick von Damaskus. In Mesovota
mien sowohl wie in Aserbeidschan am Kaspisch^
Meere rüsten sick die Engläinber-Indier mm Vor
marsch aeaen die Meneng««. . -
In Italien ckacken nunmehr ebenfalls Grog -
angriffe der Italiener stattaefunicken -re b:ste>
von den veMin-deten Truppen glatt Waewü'sti'
wurden. Die Anstrengungen der Feind« an di-ew
Front dürsten in der nächsten Zeit weiter f"Aae
setzt worden, wenn auch vermutlich diele mame W
tton nur einen Demonstrationswert besitzt. väm''ä
den. daß bei etwaigem Kriegsende der F-eldz^a m-
die Italiener nicht ahne jeden Erfolg au-sl'mst.
Der Kriegsausschuß -er deutschen Landwirt
fchaft erließ eine Kundg ebü n g. die die Land
wirte zur Einigkeit und zur Treue zu Kall«
und Reich auffordert.
* Das amerikanische Heer. Einer Depesche au.
dem Haag zufolge wird aus Washington gemeldet
daß bereits 2 8 0 0 0 0 0 amerikanische Truppe'
verschickt worden sind.
* Die Buren melden sich. Dem Rieuwe C§u
rant" zufolge haben republikanische Buren e-v
Manifest erlassen, im dem sie auff Grund d«
WiUonffchen Programms das Selb st heft iw
m-ungsrecht für sich in Anspruch nehmen.
 
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