Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55371#0876
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heidelberger Zeitung

Frettyg, Len 27. Dezember 1918

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nt. 80L

lA.

5

9

8



Die Besetzung
Nsber die Herausgabe der besetzten
Gebiete
„Journal Les -Dcbats" schreibt: Die von uns
besetzten Gebiete am Rhein werden wir, genau wie
es die Preschen 1871 gemacht haben, erst räumen,
ww m unis-ees Friede sforckerungen bis auf den letz-
te« Punkt erfüllt sind
Keine Besetzung Mannheims
In Ergänzung der Meldung im Dienstagblatt
über dos bevorstehende Ankunft von französischen
Truppen zur Bewachung Les Mannheimer Sam-
tnetlagers wird uns vom Mannheimer Bezirks-
kommando mitgeteilt:
Eine Besetzung von Mannheim selbst ist
nach den neuesten Verhandlungen zwischen der
sdemchen und französischen Obersten Heeresleitung
nicht beabsichtigt. Es wird nur ein Ba-
taillon 'französischer Infanterie in Stärke von et-
,wa 1000 Miann lediglich zur Bewachung des
kSainmellRisers für die hoimkehrenden Gefange-
nen der alliierten Mächte hier einrücken. Das
.Bataillon der 110er und die Urlauber dürfen
Lier bleiben. Bis gestern abend lind die Frant-
zosen noch nicht «ingetreffen. Der Verkehr über
die Rh ein brücke Ludwigshafen-Mannheim ist
von Mitternacht des 27. auf den 28. Dezember
an verboten. Von diesem Zeitpunkt an können
daher nur mit besonderem Ausweis versehene
Personen die Brücke überschreiten.
Wie die Neu« Bad. Landeszeitung in ihrer
heutigen Morgenausgabe mitteilt, wird das Sam-
mellager für Kriegsgefangene der Entente nicht
in Mannheim errichtet. Cs kommen daher auch
skeine Bewachungsmannschaften noch Mannheim.
Geführte Verhandlungen haben weiter dazu ge-
ssührt, das; auch keine Kranke oder Verwundete
der Entente in Mannheimer Lazaretten unter-
gebracht werden
Die französischen Kammersoziattste«
gegen einen Ma<bt*i-repei

Reich der Republikaner von kurzer Dauer sein
wird, beruhigt mich, wenn ich es allmählich heran-
drohen sehen. Und in der Tat, die öde Werkeltags-
gesinnung der modernen Puritaner verbreitet sich
schon über ganz Europa wie eine graue Dämme-
rung, die einer starren Winterzeit vorausgeht . .
Erschütternd in seiner unerhörten Aktualität ist
aber ein Sätzchen, das Leine 1826 in glücklicher
Inspiration hinschrieb: „Ich denke, daß wir ein-
mal durch Amerika von dieser Fürsten-
last erleichtert werden."

* Der Austritt Lx-emS'»^ au, dem Zollver-
ein. Es steht fetzt fest, das, di« luprmburÄschs
Regierung Deutschlands den ZollEreinsvisptrag
kündigen wird. Staats Minister Renten hat
>n der Kammer erklärt, für die wirtschaßWche
Zukunft des Landes könnten nur die Westdnächte
,n Betracht kommen. Frankreich oder Belgien
werde künftig die Losung sein.
* Die Lebknemittelincke der A-- «. S.-Rätr. Der
NrwnEfMter A.- u. S.-Rat bat auf Anfrage berich
tet. daß die Vescklaanabms von Lebens-
mitteln Äs Vrivatnaa-^a--lt'nraea nicht der
Müb« lohne in Frankfurt in nickts dabei her«
«Msaekommien. TaUö-ckslck bat di« Beicklla«nal»me
in FvomKurt chfe Erwartungen auf Besitznahme
gröberer Mengen Lebensmittel vollständig ent-
täuscht. Es ist dies in der Hauptfachs darauf zu-
rüldu-fMren daß man den Solbatenramnlien - die
geringen Vorräte, die i^en von ibren A-tgrhöri-
gen mW dem Feld o«l<hickt wurden, nicht rveaneh-
msn konnte und daß im übrigen keine Lebensmit-
tel in erheblichem llmiauae. anker in wenigen Ein-
»elMllen. vorbanden sind.
** Das Betreten der neutrale« ZE. In der
Vollsitzung der internationalen MrffenstiUtäitds-
kommission wurde bekannt gesehen, das, auch
nicht entlassene Militärpschonen in dis
neutrale Zone beurlaubt werden können,
wenn ihre Angehörigen dort wohnhaft und ste
selbst unbewaffnet stnd. -

graf Pallavioini sagte: .Die Macht befindet sich
in den Händen der Engländer. Der -Äul-
tan wohnt in Konstantinopel. Auch die Regierung
Tewfik Paschas befindet sich dort. Diele Regie-
rung stellt aber nichts anderes dar. als ein Exe-
kutivorgan des BssetzungskomnUmdos. Usher das
Los Konstantinopels wird natürlich ebenso
wie über dis anderen Fragen die Friedenskonfe-
renz entscheiden. Meiner Ansicht mach gibt es
zwei Eventualitäten, entweder wird Konstantin-
opel ein großer internationaler Hafen
werden oder — und das ist wahrscheinlicher — es
verbleibt unter englischer Herrschaft.
Heeresstätken iw Kriege
Nach dem Londoner ..Daily Ervvsß" brachten es
die verschiedenen Nationen im Kriege auf folgende
Heeresstärken:

Notwendigkeit der Anteilnahme der deutschen FraH
am nationalen Wirtschaftsleben und forderte di«
Frauen aus. volltzWlia von ibrem Wahlrecht iW
Sinne der D. dem. Partei Gebrauch zu macken,
An per veaen Erörts-n w beteiligten sich die Mar-
ren Bollert. Fabrikant Freu den berg unK
Houvtlebrer Himmel s b a ck. Zahlreiche Reu-,
anmeldunaen war:-! der Erfolg der Veranstaltung.
.* Wahlordnung zur verkaiiunaaebenLen Ba-
dischen Nationalversammlung in übersichtlicher Zu-
sammenstellung. lWlabltaa: Sonntag. 5. Ja-
nuar 1919.1 Bearbeitet von Ernst Frey. Ver-
las der G. BiMmicken Hoibucksruckerei in Karls-
ruhe. Press 50 Mg. — Die vorlicaeinbe Asahlord-
nuna bat der aus früheren Verhältniswahl Schrif-
ten bekannte Verfasser zu dem Zwecke zMammsn-
aestellt allen Wäblerkressen und vor allem den
MMvovstsbern eine übersichtliche Darstellung der
für die Wiablsn zur badischen Nationalveriamm-
luna geltenden Bestrmtmmasn zu breten. Die neu-
lich bsrausaekammene amtliche Zusammenstellung
der Wahlordmunasbestimtnunaen enthält nur den
sachlich unao'«dneten Abdruck der in verschiedenen
früheren Gc-Ietzen zerstreut l-eaebenen Bestnnmun-
aen die Bsstwridteile der ietziaen Wablordnuns
bilden sollen, so daß sich niemand darin z:-.r cht
iiuden wird, der sie nickt aründlick studiert Kat,
Das Sckriftchen von Ernst Fvsv aber bietet unter
Zuarundeleauna der ant'tlicken Verordmana. meM
mit deren vollem Wortlaut eine übersichtlich geord-
nete Darstellung, aus der ieder Wähler und iedo
Wählerin Antwort erhält auf alle »inschläsigW
Fragen. ,
Wafflkrels Korrztanz
Die Der! tick» Dem,->ki-gt'sche Partei 'bat für Len
LairL'Sskoinm iliariatsbeairk Konstanz folgende
Kandivatn! auiaestellt:
1. Venedev Mjartin Rechtsanwalt Konstanz.
2. Sänaer. Landwirt. DiersLeim lMmt Keblf.
3. Hummel Herrn. Professor. Karlsruhe.
4. Sckön F.. Bürgermeister. Donaueschingen.
5. Schlok. Frau Marie. Veterzell Königssell».
8. Maver Wendelin. Bürgerm.. Kreenbeinstetten
7. Waibel O.. Bleckner u. Installateur. Sinaen.
8. Kövker Rudolf Fabrik. Furtwanaen.
g.Ebinaer Dr. Otto. Bierbrauer u. Landwirt.
Meersburg.
10. Grüninaer Fr. Jos.. Landw. Gwatttnaön
lAmt Bonndorfs.
11. Ben er le. Reiervesübrer. Will innen.
12. Honold Wbil.. Kauim.. Hatting-n lA. Engens
13. Keiner R.. Haüvtl.. Oeil,innen lA. Säckinaenl!
14. Scklsasl R«b„ Obervostasiistent. Konstans.
15 Fink Fr. Malermeister. Waldsbut.
lO.Mablter Frcm Ernestine Ww.. Konstanz.
17. Da bl Josef Ober Justizsekretör. Radolfzell.
18 S ck midt Job.. Land».. Waldsbut.
Die Wablvoricklaaslcae oer Deutick-
i, «tionalen Volkssartei lLbriltl. Volks-
o-artei in Badens, des Bsdücken Bauern-
bundes, der Freideuticken Büraerbun-
des und d« Evang.-sozialen Partei in
unlersm Wahlkreis enthält folgende Namen: .
1. Hertle G. Landw. u. Bür«rm- EaMen-
ilur. — 2. Karl W.. Marrer in Tauberbischoss-
boom. — 3. Maser L.. Kausm. in Heidelberg. --
4. Moses All. Stadtinisiwnar in Mannheim."-
5. SLmitt G.. Tavez-iermstr. in Heidelbrr«. —
6. Ruvo I.. Landw .u. Bürgerm. in Reihen. —
7. Ruse W. Dr.. VrivaLment in Heidelberg. --
8. Raumer Sh. Laudwitt vn Handschubsbeim. —
9 Frau Bender Juli«. Vrivatin in MannL.
— 10. Kaltschmitt VIII Eg.. Landwirt in
sirrckbeim. — 11. Helmstadter Vkil.- Oberiu-
sti^ekretär in Heidelberg. — 12. Meinhardt
Mül.. Schlosser in Mannheim. — 13. Hübsch
mann. Ludw.. OLerlMtmi-ekretär in Mosbach.
14. Matter W. Landw. in Untetkesiach. — 15.
Stier O.. Ingenieur in Heidelberg. — 16. K e b r-
beraer A.. Handlungsgehilfe in Mannheim. —
17. Eberhardt Mil.. Oberaewerbel. in Mos-
back. — 18. Zahn Jul. Jak.. Landw. in Altluk-
beim. — 19. Röick. Frdr. Dr.. Vrofeskor in Heidel-
berg. — 20. Sckilvv N. Fabrikarb. in Neckarau.
— 81. Hollenback Ed.. Rektor in EerlmLsbeim.
— 22. Schmidt Wilb.. Kauim. u. Eemeinderat
in Heddesbeim. — 23. Hesse V.. HandlunasgebMe
in H^ dAbera.— 24. Weber Job.. Kaufmann in
Neckarbischofsheim. — 25. Stachelhaus Herrn..
^ru^mnmW in Mannheim. — 26. B a n m ern n M>..

Die Gefahren der
FraueuherrschafL
Mit eEer Aufrichtigkeit, vor der man Achtung
Haben mutz, äußert sich ein Engländer in ei-
ner englischen Zeitschrift über L e Gefahren der
drohenden Frauenherrschaft. Seine Freimütigteir
ist um so mehr zu schätzen, als er selbst bekennt,
datz man jn dieser Zett über alles Mögliche, selbst
über den lieben Golt, frei und ohne jede Rücksicht
sprechen dürfe — mir nicht über die Frauen. Es
habe sich, Mini es, das ganze Land verschworen,
für die Charakteristik der Frauen fedes andere
Urteil, als „wunderbar." ausMschliestsn. Die
Staatsmänner sprechen, von den Frauen mit Rüh-
runH, die Geschäftsleute, denen sie das männliche
Personal ersetzt haben, bezeichnen sie als ihre Ret-
tung, und die Allgemeinheit spricht wie Gewöhnlich
nach, was ihr vorgesagt wird. Der englische Ver-
fasser bemüht sich nun, die Nachteile >unr> Vor-
teile de« Wirksamkeit der Frau unparteiisch dar-
gulesen.
Di« Frauen kömien. -wo es gilt, mu-
tig sein, viel a!u shalten und sie haben
Gefühl für andere. Aber hei allen Preu Vorzü-
gen entbehren sie in empfindlichem Mast« der Ur-
teilskraft der Initiative und des Verständnisses
für Zusammenarbeit. Sie sind von Natur ens
gesinnt- Es wird ihnen schwer, einen Ueberblick
über die Lase zu gewinnen und von rein persön-
lichen Rücksichten abzusehen. Jn untergeordneten
Stellungen, wo ihre Arbeit rein mechanischer Ra-
trrr ist, Wunen sie grobartig fein, aber sie eignen

Die Wahlen zur badischen
Nationalversammlung
Die endgiltrge Kandidatenliste der
Deutschen Demokratischen Partei in
unserem Wahlkreis
Nack den vom Vollzug saus schust der Par-
tei in Karlsruhe getroffenen EntückeiÄunaen weist
die Kandidatenliste nunmekr folgende Na-
men auf:
Im vierten badischen Wahlkreise Mannheim
(Kreise Mannheim. Heidelberg. Mosbachs
wurden als Kandidaten der DsutiMn Demokra-
tifchen Vartei acnaestellt:
1. Könia. Rocktsanwalt. Mannheim.
2. Voael. Stadtrat und Messerschmied. Mannb.
3. Febn Marree Untericküvf.
4. Fvau Marianne Weber. Heidelberg.
5. Gotbein. Universitätsvrofessor. Heidelberg.
V. Ibria Oberlehrer. ^Mannheim.
7. Sckäiier Lemdw.. Heddesheim.
8. Dr. Leser. Eericktsallessor. Heidelberg.
9. Vielb« uer Otto. Landw. u. O'-'k.-R. Mosbach
10. Freud enb er g Rich. Fabrikant. Meinheim.
11. Gr ost. Akehgorm. u. HandaVerkskam-mervränd..
MiMEdeim.
12. F i n k. Handelsschulvorstand. Wertheim
13. Krau H a u ster. Mannheim.
14. Bl« m. Oberbauinivektor. Eberback
15. Brirner H-vinr. Wasnermstr. in WsüLl
Sckwsstiilaens.
16. Volz'Geora Eifenb.-Beamter ü. Grmeinderar
in Sttkenckeim.
17. Maas. Stadtvfarrer Heidelberg.
18. Z i m m « r m a n n. Mw.. RSmerbof b. Weslock
19. Leiser Natsck"^ber. Sindolsbeim.
20. Grün. Stahtstketär. Mannheim.
2t. Alt. SWoistrmeister Miosbock.
22. Nobren Earl BankKeamter. Heidelberg.
23. Heuler. SMossermeister Heidelberg.
2t Jakob». Notar. N-ckarb-ikchalsbein'.
25 Hakler H-einr.. E'fenbabnk^r. Sck!'^eki"Men.
26. Laren.zen. Bankno-stand. Taubrrbikchofsb.
27. R ibm. Landwirt Feudenheim.
28. M«vfack Ludw.. Landw. u. Bürgerin.. Neckar-
2S.^Fr« RMette Sckmesler. Kirchheim.
SV.Sa*»er ^-«herk. M:ilin«n.
31. Kock Ard->ter. N-'-stroch.
32. Müller Mch.. Land«,.. Ste-i^b-ch sN. Duckens
83. Deimil ina G-nst. La^bn^-r-'Msr.. Mosbach.
34.B«krLer Droknr-st. Mannheim.
An Ri». L n'.u'b« "om ^and»qnotszvg-^»s-ch"st d-r
Nrr^ei Dr. »K. Leier Mr Hg usra t b em--
-nr^ckd--"» d^-»"r auf dir KrndiLotcw- aus-
drücklüL -»rWicktet Latte.
Freit««. 87. Dezember
Uhr mrckm. im Ar ins hoi- I utam m e g-
künkk von F»""-n und Mädchen zur Brsvrrch
WN-* Mer die Db-cklarKe'-t.
Wr nockm. im Rrtus^of' Erster AvfklS-
ruuasvortrs« für Frauen und MLLchrn.
E«m»te«. 28. Dezember.
Ubr nackün. in: Brtusbof: -sweiterA"kklä-
run«snortra* für Fragen uM Machen.
Adr «bck-ds im,.T s nnb L « se r: AMrrsrLrnk-
licke Mit«lieber»erkammlun«.
S«««t««. 28. Dezember:
ngchm. 3 Uhr in der Turnhalle am Klingen-
teich. Grobe Asientlicke Wrrkammlun« kür
Wähler u»ck Wäblerinnrn. Es fvrechsn: F^aer
Marianne Weber über W e l «n> und Ziele
der bürgerlichen Demokratie: Herr
StcMvka'-rsr Herm. M-»«s über Demokratie
undreliaiölr Ideale.

nur der erste Akt des grotzen Speltakelstückes, gleich-
sam das Vorspiel. Der zweite Akt ist die euro-
päische, die Welt-Revolution, her große
Zweicampf der Besitzlosen mit der Aristokratie des
Besitzes, und da wird weder von Nationalität noch
von Religion die Rede sein: nur ein Vaterland
wird es geben, nämlich die Erde, und nur einen
Glauben, nämlich das Glück auf Erden . . . . Die
Zukunft riecht nach Juchten, nach Blut, nach
Gottlosigkeit und nach sehr viel Prügeln. Ich rate
unfern Enkeln, mit einer fshr dicken Nückenhaut zur
Welt zu kommen."
Auch andere politische Aeußerungen Heines, die
unmittelbarste Beziehungen zu unserer Gegenwart
haben, wie tief eindringend Hkine, dessen Gedichte
vielleicht zu viel, dessen Prosa leider viel zu wenig
beacktet wird, die Geschicke unserer Zeit voraussah.
„Ich glaube nicht so bald an eine deutsche Re-
publik; letztere erlebe ich auf keinen Fall; aber ich
bin überzeugt, wenn wir längst ruhig in unseren
Gräbern vermodert sind, kämpft man in Deutsch-
land mit Wort und Schwert für die Republik. Denn
die Republik ist eine Idee, und noch nie haben dis
Deutschen eine Ides aufgeaeben. ohne sie Lis in
alle ihre Konsequenzen durchgefochtrn zu haben."
„Ja, leider, das Regiment der Republikaner ha-
ben wir noch zu üb erduld en. aber, wie ich schon ge-
sagt, nur auf eine kurze Zeit. Jene plebeji-
schen Republiken, wie unsere heutigen Re-
publikaner sie träumen, können sich nicht
lange halten. Gleichviel, von welcher Verfas-
sung ein Staat sei, er erhält sich nicht bloß durch
Gemeinsinn und Patriotismus der Volksmasse,
wie man gewöhnlich glaubt, sondern er erhalt sich
durch die Gei st es macht großer Indivi-
dualitäten, die ihn lenken. Nun aber wissen
wir, daß der eifersüchtige Gleichheitsflnn in den
oben erwähnten Republiken alle ausgezeichneten
Individualitäten immer zurückstoßen, ja unmöglich
machen wird, und daß in Zeiten der Not nur Ge-
vatter Gerber und Knackwnrsthändler sich an die
Spitze des Gemeinwesens stellen werden. . . . Wir
baben's erlebt, durch dieses Erundübel ihres in-
nersten Wesens geben die plebejischen Republiken
gleich zugrunde, sobald sie mit energischen Olig-
archien und Autokraten in einen entscheidenden
Kampf treten. — Dieses Bewußtsein, daß das

Seite 5.
Za für die VolksiwrrtschE gleich. So »der fv —
Las Geld fliegt zum Schornstein her-
aus, Höcksis Zeit. Last den Rsvolutronsaellvinn--
lern. alerckvi«! welcher Art. auf dze Finaer aekloust
.werde

Die iran-wsis* "> Kammerlazial sten Laben eine Land«svorst>andfHgft".
Don 182 Mctalied^rn unterlaß ix e I -
tervellatio-n in der Kamine« «tnaeürackt. di«
jweaon eines Mackttriedens aeaen die neue deutsche
'RsviMiik Sielluna nimmt und Erklärungen der
Mraieruna hierüber verlanat
Ium Aeimtransport der deutschen
Truppen
Wie «tir erführen, sinh vom Messen noch
«und viereinhalb Millionen, vom Osten noch
eine halbe Million Mann in die Heimat abAi-
transportleren. nachdem di« Internierung der
Armee Mackensen vollendete Tatsache geworden ist
und dies« deshalb hierbei nicht milgerechnet wird.
Täglich laufen zu diesem Zwecke über 8 00 Züge
Md 9 0 0 00 Waggons werden wöchentlich dadurch
dem Übrigen Verkehr entzogen
Heimbeförderung der Ostafrlkaner
Kapstadt, 2g. Dez. iReuter). Die Dampfer
»Feldmarschall" und „Durban" gehen nach der
Dlagaackucht aib, um die deutschen Offiziere und
Mannschaften aus Ostafrika nach Europa zu
Bringen. Unter ihnen befindet sich wahrscheinlich
auch General v. Lettow-Vorbeck
Die Engländer Herren in
Konstantinopel
Der gewesene Botschafter der österreichisch-un-
Sarischen Monarchie in Konstantinopel, Ma-rk-
«raf Pallavicini, machte dem Wiener Mit-
arbeiter des Budapesti Hirlav interessante Mit-
teilungen über seine Reis« und über sein« Ansich-
ten bezüglich der Zukunft Konstantinopels. Mark-

Heinnch Heines
Prophezeiungen
Daß ein echter Dichter zugleich ein Prophet ist,
erleben wir, wenn wir heute unseren Heine zur
Hand nehmen. Er hat wirklich geahnt, daß
Deutschland in einem Kriege, den es zugleich gegen
England und Rußland führen würde, besiegt werde,
worauf die große Revolution über Deutschland
hereinmechen werde. Man muß die Sätze, die Heine
im 42. Stücke der „Lutezia" am 12. Juli 1842 nie-
derschrieb, im vollen Wortlaute lesen, um zu er-
kennnen, mit welcher fast nachtwandlerischen Si-
cherheit der Dichter vor 76 Jahren die politische Zu-
kunft Deutschlands beurteilte;
„Gestern sah es hier sehr schwül aus, und die
Gemüter verrieten eins Aufregung, wie ich sie nur
in großen Krisen bemerkt habe. Die alten wohlbe-
kannten Sturmvögel rauschten wieder unsichtbar
durch die Luft, und die schläfrigsten Köpfe wurdm
plötzlich aufgeweckt aus der zweijährigen Ruhe. Ich
gestehe, daß ich selbst, angeweht von dem furcht-
baren Flügelschlag, ein gewaltiges Herzbeben
empfand. Ich fürchte mich immer im ersten An-
fang, wenn ich die Dämonen der Umwäl-
zung entzüngelt sehe; späterhin bin ich sehr ge-
faßt und die tollsten Erscheinungen können 'N'ch
weder beunruhigen noch überraschen, eben weil ich
sie vorausgcsehsn. Was wäre das Ende dieser Be-
wegung, wozu Paris wieder, wie.immer, das Siq-
dal gegeben? Es wäre der Krieg, der gräßlichste
Zerstörunaskrieq, der leider die beiden edelsten Völ-
ker der Zivilisation in die Arena riefe zu beider
Verderben; ich meine Deutschland und Frank-
reich. England, die große Wasserschlangs, die
immer in ibr ungeheures Wassernest zurückkriechen
kunn, und Rußland, das in seinen ungeheuren
K-ckren, Stevven und Eisgeftlden ebenfalls die
sichersten Verstecke.bat, diele Leiden können in einem
gewöhnlichen politischen Kriege selbst durch die ent-
licknedensten Niederlagen nicht ganz zugrunde qe-
D-ntkckland ist in solchen
Mllcn weit schlimmer bedroht, und gar Frankreich
ftonnte in der kläglichsten Weise seine
politische Existenz einbüßen. Doch das wäre

Deutsches Reich
Trennung dss BaiD^schen Zentrums
vom Reichszentrum
Wie die Germania mitteilt, hat dis Baye-
rische Volkspartei, wie sich jetzt die Zen-
trumsPartei in Bayern nennt, den io-lsenden Be-
schluß gefaßt:
«Die Abgeordneten der Bayerischen. Vcckks-
partei für dis Deutsche Natipnsl-Beisammlmns
bilden in der Deutschen National-Versirmmluns
eine eigene Gruppe. Sie Müssen sich vor der
MM hierzu sowie auf das Programm der Baye-
rischen Volkspartei schriftlich verpflichten. Ein
gemeintchastnches Zusammenarbeiten mit ande-
r-n Fraktionen oder Parteien in die« Dsütschsn
Natianal-Verfammlung von Fall zu Fall
bedarf jedesmal eines MMr^rtsLeKHIusses
ö ruppr. E.n enaeker Un-chlust an andere
"-rEionen oder Parteien in ds-r DsiuMM Ra-
tioi^-Verfaiinmluna bedarf der GNAhNnsuns der
Di« Germania bedauert den haverifchen Seoa-
.. ._ . . . r-aftsmus, Lsfst aber, daß sich auch in ZMmft
8wn eines Mackftriedens aeaen^dve neue deutsche die Möglichkeit für Parlamentär?chrs Hand-llr-
- . . **" - - Hand-Nrieiten d«s wnh Les bayerischen
' Zentrums ergeben wird.

f-i E-Mnan. 24. Dez. Dl« Deutscke demo-
kratiicke Vartei hielt im Lörvenraal« eine
aut Lekuckte Vertammluna ab mit Iustizrat
Mai«« und Frau Jellinek aus Heidelberg
als Hauvtrednrrn. Ersterer lorach über die inner-
und aukervolititiLen Austnaben der D. dem. Par-
tei, küßend aut- den Leitsätzen des Varteivro-
aranrmes. Frau JelliL.ek verbreitete sick über die

sich nicht dazu, andere zu leiten. Selbstverständ-
lich können und sollen diese Bemerkungen, wie ders
englische Verfasser betont, nur allgemeiner
Natur fem; daß es unter den Frauen Persön-
lichkeiten gibt, die alle Vorzüge des Mannes be-
sitzen, das ja allgemein anerkannt. Er erzählt zur
Begründung seines Urteils eine sang lehrreiclM
Erfahrung. Mar da eine junse Dame, die vor ei-
nem Jahrzehnte eine Stellung übernahm; es war
eine ganz untergeordnete Stellung, aber die
Dame war pflichttreu, hatte einen guten Verstand,
wurde befördert und stieg i-m Kehalt-s. Sie war
eine eifrig« Anhängerin der Frauenfache. Kurz
nach Kriegsausbruch erhielt sie eins führende
Stellung in einer Kriegsarbeit, die ganz von
Frauen betrieben wurde. Nach ein paar Mona-
ten bat sie den Chef um eine Unterredung. Sie
sagte: „Ich mußte nut einem Manne reden, sonst
explodiere ich. Md es drängt mich, jedes Wort,
das ich zum Vorteile meines e'genen Gesch.echts
ausgesprochen habe, zurückzunehmon. Ich habe
.früher nie mit Frauen zusantznrensearbsitet, und ich
habe auch keine Lust es künftig zu tun, denn sie
sind ganz Mmöslich".
.Frauen find nicht immer ritterlich. Briefe, die
für ander« bestimmt sind, tragen sie nicht immer
Bedenken zu lesen. Sie sehen in anderen FrmE
leicht den Nebenbuhler. Aber ihre schZmmste Ei-
genschaft steht der englische Kritiker in ihrer
Plaudorhaftigkeit. Diskrete Frauen sind nicht gar
zu häufig. Er erzählt'daß in einer Gesell'chaft eine
Dame, die er eben erst kennen ««lernt hatte, durch-
aus darauf bestand, ihm «inen Brief vorzMesen,
den sie von ihrem Manne,einem Loben Offizier er-
halten batte. Der Inhalt Les Briefes war durch-
aus nicht zur Weitergabe gssignet. Falle dieser
Art haben sich, wie feder Kenner weiß, auch in
Deutschland nicht selten «reiguet.
Ein Mangel der Frauen ist ferner, daß sie sich
ost an Einzelheiten heften und darüber dis
Haupigesichtspunkt« außer acht lassen. Arbeiten sis
mit Männern zusammen, sc pflegt sich das'Ver-
hältnis entweder defensiv oder offensiv fast tmms»
in einer entschieden persönlichen We se zu gestal-
ten. Eine Mnmtionsarbe.terin veranlaßte, daM
ein junger Mann verabschiedet wurde, weil er es
gewagt hatte, ihr ein paar Blumen auf ihE

Enaland
-
8 000 000 Mann.
Frankreick
6 500 000 Mann
DcrrtsManb
12 800 VS« Mann
Oesterreich
6 000 000 Manch
Amerika
8 000 000 MwW
Rußland
10 000 000 ManU
Italien
3 500 000 Mann
Türkei
1000 000 SMrmr
Serbien
800 000 MriM
Griechenland
300 000 Mann
Belgien
800 000. Mann
Rumänien
800 OOO Mann
 
Annotationen