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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger Zeitung

Freitag, den 27. Dezember 1918

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Lanow. in Wsnikbeim.— 27. Eckert Fak.. Postsö-
kretär in SÄroekinaen. - 28. Krau Ur b ick A..
Hausfrau in Mannbeim. — 29. Hermann Baut
Dr.. Chemiker in NÜnmbeim. — 30. Lam ml er
Jcck. Lanidw- u. Büraerm. in Gauanaaellock — 31.
Li« v er V.. Obersteuerkontrollsur in Wertheim.
- - 32. Maustartb Jak.. KmEm. in Mannheim.
— 33. Ho bl Mick. ScklokkernMr. in Hött-Mera. —
Ll. Hettler Konr.. Landw. in Adelsbsisw

Badischs Politik
Zum Neubau der badischen evangelischen
Kircheaverfassung
wird der- BadUchen Landeszeitum« non einem
Landacistli ck e n aesckriübrn:
-WedevbM wMüde non der kirchlichen Oberbe-
böüde in den lebten Tagen begannt aemackt. daß
eine Neulbeaabeituna der KirchenVeriaffunä lebt er-
iolae. Da ist cs an der Zeit. daß Unkundige cmf-
neklärt weiiden. wie io die bisberias Kiircksnvor-
lasfuma veraltet war und an welchem Punkt
dis Erneuerung einzusetzen bat. Asußer-
lick kch'sen die bisberiae Kirckenverfaskuna ganz mo-
dern». denn der kirchliche Verwaltuirasavvnrat schien
nana aus freien Mablen bervorzuaeben. Siebt
man aber nckbsr- zu. ?o batten die Urw übler
zur Zussamm « nssstzun a der Diöz-esanfy-
nöden und der Eemeindefrinode so aut
wie nichts su saaen. Denn der Urwäbler
bat nur ein einaiaes Mal E-sleaenbeit. das Te-
mickt sseinsr Stimme zur Geltung zu bringen, näm-
lick bei der Wcrbl der Kirchen asm einde ver-
sa m m l u n a: nackber eriolate der Aufbau der
übriaen Bevwaltunasoraaue aanz automatisch
durch «wÄLlte Instanzen. Die Kirckenaemeinde-
veiLammluna wählte den K i r ck e n a e me i n d e-
rat. und der Kircksnaemeinderat wählte den Ab-
c-sordneten zur Dlözessanlsynode. Auch wäblte- der
Kirchenasmeinderat einen Stimmbevecktiaten. der
mit den iibriaen StiMniberecktiaten der Diözese
den Abgeordneten zur Genevalsynode wäblte. Wer
dabei aowÄblt wurde eUrubr nur ein »ans kleiner
Kreis von Einaeweibten. und die einzige Krage
dabei war. ob er liberal oder voütiv war. Diese
Geacnssätze bestimmten und vergüteten das aanze
kirchliche Leben der Coaenwart. und die Laimwelt
iüate sick fchw-iaenh. Nur die grenzenlose Tn-
ieressenlokiakeit der Laien, bei den kirchlichen WaL-
len war gleicksgin ein stiller Protest aeaen diesen
Wablnradus. Fn die Eenerallynsde kamen nun
Leute, die drei-, viermal aösiobt waren. Soll eine
Snrucde wirklich dis Willensmeinuna der Volks-
küche vertreten, io müssen die Uvwäkler das d i -
rekte Wablreckt baden, und von den Kandi-
daten siner solchen Wabl darf man- fordern, daß
sie lick den Wählern vorstellen. Es bandelt sich in
er Zlkku-M nickt mebr u-m Ltzn kleinlicksn Hader der
liibsralen und volitiven Partei, sondern um die
G ei und er Kal tu na der Kirche -selbst.
Sie kann nur bestehen. wenn das ganze evange-
lische Volk hinter ibr stebt und sie stiikt. Auch ban ¬
delt es sick in der Zukunft weniger um Lebrsragen.
als um Ge'ldsraaen. um Steusrssachom und übn-
lichrs. Da ist es wobl Äor Mibe wert, wenn der
WäÄler leine Stimme abaibt und sick den Kandi-
daten oeiMrlich cmsteht dem er sein Vertrauen
lcksnlken soll. Nur eine KircheiW-srsgssuna. die auf
diesem Meae voraskt. kann dm Forcderunacn der
Goaenwart aenliaen.

Lckwrtzinaen. -rte». Da das letzt der Lösung
nnkcEommenId-e Problem der N e ck ar ka n a l is a-
tion auch für SckwsiMaen Vsdsutuna bat. so bat
das Büraermeistsramt eine Einaabe an dos
Ministerium gerichtet, in der die Krage g^f-
aeworsem wbrd. oib es nicht möM.ch Märe. aiÄ
"Schwekinaen an dis NeckarkanoMisvung amuschlie-
ken. Der Stskeriae Entwurf «der bad. und wärt
tcmbergi/cken Wgsserbauverwaltunasn bat nämlick
kür dis in der Ebene lteaends Strecke Mannbeim^-
Heidelberg einen Seitenkanal Ms'dem rech-
ten UÄr vorgsieben dsr etwa 14 Krlomieter Länge
boiben soll. Dto Stadt Schweckinaen regt nun an.
diesen Teilt de« KanalKerun so dur-chruMbren. daß
ein Kanlal von Hei'delbeva in den Ketlcker Ältrbein
Mdiweltlick Brübl «inaeleitet werden könnte, wo-
durch es möglich wäre. Schwetzingen. Plankstadt
und Evvelbe'm an die WasisEpaH« aWnickließen.

lD Neckargemünd, 23. Dez. Im der letzten Bür-
g er a usfchutzsi tzun-g lag folgende Tages-
ordnung vor: 1. F-estsetzünz der Badeta-xsi« für das
städtische Bad; 2. Genehmigung von 40 000 Mark
behufs Beteiligung an der SiedluiWsgesellschast
Heidelberg-Land^ 3. Gewährung einer Teuerungs-
beihklfs für die Wdt. Beamten, Bsdienstetsn und
Arbeiter und dergl. an dis Beamten der- Spwv-
und Waifenkasss. Der Vorsitzende. Bürgermeister
Kirchmaysr, eröffnete dis sSitzung. indem er
in einer Ansprache der Krieger gedachte und ihnen
den Dank der Stadt aussprach. Die aus dem
Heeresdienst entlassenen und Wm 'ersten Maike
wieder anwesenden Mitglieder des Bürgeraus-
schusses hieß er willkommen. Daraus wurde in die
Besprechung der Tagesordnung eingetreten. Der
Minsinderütliche Antrag M Punkt 1 die Taxen
für 1 Wannenbad auf.50 Pfg„ für 1 Brausebad
auf 25 Pfg. - festzusetzen, wurde ohne weitere De-
batte genehmigt. Der Antrag zu Punkt 2 wurde
in reger Aussprache begrüßt und mit dem Vorbe-
halt angenommen, daß Neckargemünd bei Errich-
tung von Wohnhäusern und die ansässigen Bau-
handwerker Lei der Vergebung der Arbeiten ent-
sprechend berücksichtigt werden. Boi Punkt 3 sah
der gemeinderätliche Antrag eine prozentuale Ab-
stufung der .an die städtischen Angestellten zu ge-
währenden eininaligenTeusruMsboihilfe vor. Hier-
zu brachte dis sozialdemokratische Rathaussraktion
einen Abänderungsantrag «in. der von dem
Grundsatz ausgehend, daß alle Angestellten von
der Teuerung in gleicher Weif« betroffen seien,
auch den gleichen Betrag für feden als Beihilfe
festgesetzt wissen wollte. Bei der Erörterung des
Antrags wurde dieser durch Gsmsinderat Köh-
ler (Sog.) dahin erweitert, einen Unterschied in
der Festsetzung der Zulage zwar zu machen, doch
nur Mischen Verheira.teten und Unverheirateten.
Dieser Antrag wurde auch von den anderen Par-
teien insbesondere von Bürgermisschustinitslied
Molitor und Dr. Carl unterstützt. In der
Ueberzeugung. daß der ursprüngliche Antrag tat-
sächlich eine befriedigende Lösung nicht darstellte,
gab der Gemeinderat dem ALäNderunssantraa
statt und die Vorlage wurde in der Weist einstim-
mig angenommen, dass jeder Unverheiratete 800
Mk., feder Verheiratete 450 Mk. erhalten soll.
Pforzheim. 24. Dez Gestern abend gegen 9
Uhr brach in dem neben dem Maschinenrt«--n ge-
legenen Allpapierlager der grasten Papier-
fabrik im Stadtteil Dill-Weistenstein Jener
aus, welches durch starken Weststurm begünstigt
in kürzester Zeit das ganz; Maschinenbaus ergriff,
das völlig niederbrannt-e. Die maschinelle Ein-
richtung ist grösstenteils völlig zerstört oder sonst
unbrauchbar geworden. Der Schaden ist sehr 'grast
da der MtrjoS -yöktts eingestellt werden must. Die
Fabrik ist vor iS Jahren schon einmal -abge-
brannt.
Baden-Baden, 26. Dez. Dem Sergeanten Emil
Heitz bei der hiesigen Kriminalpolizei gelang es in
der Nacht in der in der Lichtenthaler Allee gelege-
nen Villa Tbur einen gefährlichen Einbrecher
durch einen Revolverschuß unschädlich zu
machen und zu verhaften. Dsr Festgenommene,
der aus dem unbewohnten Besitztum schon wieder-
holt allerlei geraubt hatte, war der 20jährige Jul.
Villaret, der wegen Fahnenflucht in das Karls-
ruher Militärgefängnis eingsliefert worden war,
aus'ihm aber mit einem Spießgesellen wieder
''Lcktig gegangen war.
Smae» a. K., 26. Dcz< Am Sonntaa abend ver-
suchten zwei Soldat em mit .schwarzen Ge-
ist ck t s m a s k e n -in dsr Villa des Direktors dsr
Alnminiumwe-rke W. Borckmann. g.mvaWam -ein'-
zubvrchrn. Durch Hilferuf« der Betoobner wurden
sie vermal. Tür die Nambaftmackun-a ist eine Bs-
lobnuno von 1060 M. ausaeletzt.
Freiburg, 26. Dez. Infolge des heftigen Regens
am Montag und dsr starken Schneeschmelze inm
Schwarzwald führte der Rhein Hochwasser, das
'dis Schiffbrücke Lei Neuenburg wsarist.
!Durch die losgerisfsnen Teile dieser Schiffbrücke
j wurde auch dis Schiffbrücke bei Breisach
!z er stört. Auch die Gutach, Kinzig und Wolfach,
!sowie die Waügx im Gebiet der SchwarzwaldWWW,
iführten am Dienstag Hochwasser, das teilweise
tzrosts llsbestckwemmungcn bervorrief. Vielfach
war der Straßenverkehr unterbunden. In Triberg
stst ein kleines Haus zusammenqestürzt. Verletzt
iwurds niemand. Nachdem die Negenfälls nachge-
lassen hatten ging am Mittwoch das Hochwasser
wieder zurück.

Verband Südwestdeurscher
Industrieller
Der Geschäftsführend« Ausschuß des Verban-
des Südwestdeutschsr Industrieller nahm in sei-
ner am vergangenen Donnerstag stattgefundenM
Sitzung zur derzeitigen Wirtschaftslase Stellung.
Dis eingehenden Erörterungen führten zu folgen-
der Entschließung:
»Man scheint vielfach in Deutschland di« gegen-
wärtige Lags unseres Vaterlandes noch nicht recht
erkannt und erfaßt zu haben, man schreitet zur
Durchführung sozialer Maßnahmen und erörtert
dis Verwirklichung von Theorien auf wirtschaft-
lichem Gebiete, als ob Deutschland zurzeit die
Hegemonie in der Welt besäße und auf'dem Welt-
markt konkurrenzlos dastünde, während es sich doch
in einer s-chr schwierigen wirtschaftlichen Lase be-
findet und sein ganzes Wirtschaftsleben erst wie-
der neu -atufbauen must.
Der Geschäftsführende Ausschuß des Verban-
des'Südwestdeutscher Industrieller steht sich deshalb
»in Interesse der vom Verband vertretenen Indu-
strie gezwungen, ausdrücklich darauf hinzuwsisen,
daß der Industrie die Umstellung ihrer Betriebe
auf eine geregelte Friedensarbeit, das Treffen
der nötigen Dispositionen nicht nur erschwert,
sondern größtenteils unmöglich gemachi
wird, wenn nicht so bald wie möglich in Deutsch-
land wieder einheitliche, auf gesetzlicher Grund-
lage beruhende Verhältnisse geschaffen werden und
wenn nicht hei den unser Wirtschatsleben betref-
fenden Maßnahmen auf die KvnkurrsnzfähisMt
unserer Industrie gegenüber dem Auslande ge-
bührende Rücksicht genommen wird.
Es liegt im dringenden Interesse unseres deut-
schen Wirtschaftslebens, daß durch schnellmöglichste
Schaffung einer auf gesetzlicher Grundlage beruhen-
den deutschen Negierung, bei deren Schaffung alle
Verufskreise mitzu-wirken berufen - sind, allen Los-
lösungsbostrebungen Einhalt geboten, und daß
durch eine solche Rsgierung ein sofortiger Frie-
densschluss hsrbeigeführt wird, damit die Lebens-
miitelversorgugn dsr deutschen Bevölkerung, dis
Rohstoffversorgung der deutschen Industrie und di«
baldige Wiederaufnahme der deutschen Ausfuhr in
die Wege geleitet und sicher-gestellt werden kann.
Die gegenwärtige Zeit aber, wo nach den
gewaltigen politischen Umwälzungen eins vom
ganzen Volke gesetzmäßig gewählte Regierung noch
nicht einmal in Deutschland besteht, der Frieden,
von dessen Gestaltung unendlich viol für unser Volk
und unser Wirtschaftsleben abhängt, noch nicht
geschlossen ist, ist nicht dazu geeignet, die deutsche
Industrie zum Versuchsbjekt für übereilte Ver-
geselstchastnngs- und Sozialisierungs-Matznahnien
zu machen.
Die feste Einheit des deutschen Reiches ist Vor-
.ansfetzuiig für die Wiederaufrichtlung unseres
Wirtschaftslebens und für denWiddsvaufbau unse-
res fast völlig verstörten deutschen Außenhandels.
In dsm bsvoxstehenden scknveren Konkurrenzkampf
mutz, das kann nicht laut und dsutlich genug er-
klärt werden, die deutsche Industrie unterliegen,
wenn die deutsche Industrie bet kürzerer Arbeits-
zeit, wie das Ausland, höhere Löhne, wie das
Ausland, zahlen und größere soziale Lasten, als
das Ausland, bei gleichzeitiger starker steuerlicher
Heranziehung tragen soll.
Industrie und Arbeiterschaft <rb»r
auch Gewerbe und Handel, haben das absolut
gleiche Jnleresse an Laldmöglichstem Friedensschluß
und Aufrechterhaltung der WettbemerbsfäbiE:!
unserer Industrie".
Bezirksverciri Mosbach-Wertheim
Mosbach, ,21. Dez. Der Verband Südwestdeut-
fiher Industrieller hat in einer Versammlung im
l stol »Prinz Karl" zu Mosbach einen Beztrksver-
ern Mosbach-Wertheim a. M. des Verbandes
Südwestdeutscher Industrieller gegründet. Den
-Vorsitz führte Fabrikant Eütschow, in Firma Sand-
stcrnwer-k Eberbach und Dolomitemvsrk Auerbach,
Verbandsfyndikus Dr. Mieck-Mannheim sprach
die Aufgaben und Ziele des Verbandes. Zum
dsten Vorsitzenden des Bezirksvereins wurde Dr.
Gübner, in Fi»ma Mysbachsr Aktienbrauerei,
zum zweiten Vorsitzenden Salinendirektor Frick-
Wimpfen, zum dritten Vorsitzenden Fabrikant
Nidip Heß, zum ersten stellv. Vorsitzenden Fahr.
Fritz Kumpf-Erbach i O. zum zweiten stellv.
Vorsitzenden-Direktor F r i tz-Diedeshsim, zum drit-

...

Nc. 82 und 182 Seite S
rsn stellv. Vorsitzenden Fabrikant T. Scherer»
Aglasterhausen gewählt. ' Im weiteren Verlauf«
der Versammlung besprach Syndikus Dr. Ali eck
Ne Uebergangswirtschaft und Dipl.-Ins. Karl
Flügel-Karlsruhe wassertechnische Fragen.

Sport und Spiel
* Der Heidelberger,Sportklub Viktoria hält
am morgigen Samstag, den 28. Dezember in sei-
nem Lokal im Hotel Tannhäuser»lNebenAm,mm):
ein« außerordentliche Versammlung ab. in detz
wichtige Fragen erörtert werden sollen. Vor al-
lem handelt es sich um di« Wiederaufnahme des
Fußballspiels, das leider, da fast sämtliche Mit-
glieder im Heeresdienste standen, während des
Krieges ruhen mußte. Manche Lücke hat der
Krieg in die Reihen, des Vereins gerissen, der denk
Heidelberger Sport eänsn güten Namen ver-
schafft und ihn auf ein« achtunggebietende Höhe
gebracht hat. Nun gilt es. diese Lücken zu schiicßen
nnd wieder für den Sport zu werben und tätig
zu sein. In Anbetracht dsr Wichtigkeit der Ver-
sammlung wird auf zahlreiches pünktliches Erschei-
nen sämtlicher Mitglieder gerechnet und sind aach
Jnteressentcn freundlichst eingeladon
H Hockeywettspiel. Am Sonntag, den 29. De-
zember findet um halb 3 Uhr auf dem Mckarvor-
iand 'ein Hockey - Wettspiel der erstens
Mannschaft des Ballspielklubs Mannheim gegen
erste Hockey-Klub Heidelberg statt.

Aus dem Leserkreise
(Für die Auslassungen unter dieser UeberschrifI
trägt die Schristleitung nur die preßgeseglich«
Verantwortung. — Die Zuschriften müssen der
Schriftleitung gegenüber mit dem vollen Namen
des Einsenders versehen sein. Auf Wunsch wirl
der Name verschwiegen).

Lärm in der Hauptstraße
Keradeau herausfordernd und der Zeit wenig
entivreckend bonsbmen sich seit einiger Zeit iuna«
Burschen, dis so amen 9 Ubr abends dis Kneipe
verlassen und durch die Straßen ziehen. SinaenÄ
und ioblend ziehen sie daher, als wenn sts aus
einem siegreichen Krieae bsimaekekrt. stck ihrer Er>
runaenasakten zu erfreuen allen Grund hätten. Neh-
men wir an sie stad der Ansicht, über die Folgen
der Revolution erfreut sein zu dürfen, so haben sie
wobl reckt und man kann es und wird es der M-
aend nickt verübeln, ihrer Freude Ausdruck zu as<
bsn. Aber das mMon sie in einem geschlossenen
Raum tun. sadgß sie niemand belästigen. Fedem
aber, der sick der furchtbaren Laae Deutschlands
bewußt ist. iedem Deutschen der sick klar macht. daH
lein vollständig wehrloses Vaterland irden Tag
vom Feinde besetzt werden kann Und unter dem
Fache eines unerbittlichen Feindes, den Hut in de»
Hand. Frondienste zu leisten in die La« kommen
kann dem klinaon di« Freudenaeiänae der iunaen
Leute gellend in dis Obren und schmerzen ent-
setzlich. Nur durch sckweiaendes Erdulden und
zähneknirschendes Sich-Füaen unter die fsindlickM
Forderungen können wir uns der so unsäglich trau-
rigen Laae DeuMilands würdia erweisen und bit-
ten deshalb die für die Rübe verantwortlichen Po -
lizeioraane. in diesem Sinne sorgen zu wollen.
Bcssoniders-aus eins möchten wir die-Oefsent^
licbkeit ausmerksam mackon. wslck' Geschrei würde
sich auä der ietzt so lauten Seite erbeben, wentz
die akademische Fugend in- der Fetztzeit so laut die
Straßen durchziehen würde. B.

Aus dem Geschästsleben
* Tanzkurse, lieber den zuletzt als 1. Operetten-
tenor in Saarbrücken, vorher im Walhallatheateß
zu Berlin, verpflichteten Operettensänger Alfred
Traut mann, der z. Zt. hier Tanzkurse eröffnet,
(S. Anz.) liegen ausgezeichnete künstl. Besprechun-
gen vor. So heißt es in einer Saarbrückener Kritik
über die dortige Jubiläumsaussührung der „Czar-
dasfürstin": Frl. Helene Martin als erste Sän-
gerin und Herr Alfred Traut mann als erster
Tenor, hatten gute Gelegenheit, ikr Talent zu be-
kunden. Beide verstanden es trefflich, sich vorteil-
haft einzuführen, denn sie fanden mit ihren stimm-
lichen Leistungen und darstellerischem Können so-
fort eine warme Annahme.

Platz zu stellen, aber eins SchreibmaMnWn er-
klärte, mit dem Offizier dem sie bisher beigege-
ben war. nicht weiter arbeiten zu können, well er
sie beim Diktate überhaupt nicht zu kennen und zu
sehen schein«.
Wie man auch diese Ausführungen des Eng-
länders denken ma'g, daß sg manches Richtig« dar-
in liegt, wird kein .unbefangener Beurteiler —
auch unter den Frauen selbst — in Abrede stellen.
Und fetzt, wo.den Frauen, vom Wahlrechte an, al-
les gewährt zu werden scheint, was sie verlangen,
ist die Gefahr der Fratzenherrschaft» weit -mehr
als ein« bloße Chimäre. Für England würde >ir,
wenn sie sich verwirklicht nach der Ansicht des Ver-
fassers das Ende des englischen Volke« als einer
großen Nation bedeuten.
Kunst und Wissenschaft
* Heidelberger Künstler auswärts. Im Berliner
Frauenklub von 1900 veranstaltete am Sonntag
Frl. Else Hölzer aus Heidelberg einen
Vortragsabend. Wir lesen darüber in dsr
,Tögl. Rundschau": Man darf der jungen Künst-
lerin, dis sich zum ersten Male in Berlin hören
ließ, eine aussichtsreiche Zukunft prophezeien. Sie
verfügt über ein starkes Talent und gute Schule,
auch ist sie sich, wie dis Wahl des Programms er-
kennen ließ, über die Art ihrer Begabung voll-
kommen im klaren. Zwar büßte Oskar Wildes
„Die Nachtigall und die Rose" bei der Wiedergabe
durch Fräulen Hölzer nichts von seiner wehmuts-
vollen Poesie ein, aber der aufmerksame Zuhörer
erkannte sofort, daß diese weittragende, dünkel-
getönte Stimme der Epik größeren Stils bestimmt
ist. In Geibels „Tod des Tiberius", llhlands
„Schloß am Meer" und Schillers „Lied von der
Llocke" kam das prachtvolle Organ dsr Vortragen-
den dann zur vollen Geltung."
f- * * Neus Professoren. Den Privatdozenten Dr.
vbil. Wilhelm Worrinaer (Kunstansckickte) in
Donn Dr. med. Ludwia-Gräver (Anatomie u.
D'slogiel in Breslau und Dr. Multber V en t bi n
IE ebnet Skiffe und Ennäkoloais) in Köniasbera ist
Ker Titel Professor verlieben worden. -— Der Ge-
heime Reaierunasrat Dr. Hans Sw em an n. zwei-
2« MrÄtor des Kaiser Wilbelm-FMituts für Vro-

loais in DaLlem und ord. Honorarmofessor an der
Universität Berlin Hot einen Ruf auf das Ordina-
riat der Zooloai« in> Freib u r a i. N. als Nachfol-
ger Franz Doileins angenommen. Der aus Stutt-
gart achfirtiae Zoologe war Schüler und Assistent
von Bavert in WürAura. wo er stck 1898 habili-
tierte und- sväter zum a. a Professor ernannt
wurde. 1908—1914 war Soemann Ordinarius der
Zoblcmie und vergleichenden Anatomie in Rostock
als N-sckkslaer.. vo-» Oskar Seeliaer. Er verÄksnt-
lichte eine lanas Reibe von exveripi-mt-llen Unlsr-
stickunaen aus dem Gebiet der EntwicklunasMysto-
loaie der Tiere.
* Besuch der Universität Gießen. Dis hessische
Ludwigs-llniverstlät zu Gießen weist im laufen-
den Semester 16^8 immatrikulierte Studierende,
davon 135 in der theologischen, 198 in der juristi-
schen; 400 in der medizinischen, 145 in der tierärzt-
lichen und 737 in der philosophischen Fakultät. Der
Staatsangehörigkeit nach sind: 1015 Hessen, 480
übrige Reichsdeutsche, darunter 467 Preußen, ferner
20 Ausländer. Mit den 201 Hörern, Hörerinnen
und Hospitanten beträgt der Gesamtbesuch 1816.
Gründung eines Instituts für Wirtschafts-
wissenschaft. Der Antrag des Kuratoriums der
UniversitätFrankfurt und der Gesellschaft
für wirtschaftliche Ausbildung auf Gründung eines
Instituts für Wirtschaftswissenschaft an der Uni-
versität Frankfurt a. M. hat nunmehr die mini-
sterielle Genehmigung gefunden. Das Kuratorium
der Universität und die Wirtschafts- und Sozial-
wissenschaftliche Fakultät vereinigen in dem neuen
Institut die bisherigen wirtschafts- und sozialwis-
senschaftlichen Seminare mit den reichen Beständen
der Bibliothek; die Gesellschaft für wirtschaftliche
Ausbildung übergibt ihm ihr Wirtschaftsarchiv, das
u. a. Sammlungen von mehr als 100 Zeitschriften
und 4000 Geschäftsberichten von Aktiengesellschaften
enthkM. Daneben zahlt die Gesellschaft für wirt-
schaftliche Ausbildung jährlich einen erheblichen
Betrag zum weiteren Ausbau der Sammlungen
wie zur Förderung der weiteren ^Imtitutsaufgaben.
Außerdem haben eine Reihe von Förderern Hereits
etwa 150 000 Mark einmalige Stiftungen und 4000
Mark laufende Beiträge zur Verfügung gestellt.
Das Institut soll Wer Lehre und Forschung im
Rahmen des Üniversitätsunterrichts hinaus such

der Fortbildung in den Kreisen der im Wirtschatfs-
' leben tätigen Personen dienen, ermöglicht ihnen
zu diesem Zwecke die Benutzung seiner Bibliothek
und Sammlungen, wird Fortbildungskurse abhal-
ten und rechnet -aus die Mitwirkung der im Wirt-
schaftsleben tätigen Personen bei der Durchführung
seinel Forschungsarbeiten.
-i- Rebabilitieruna des früheren Brioatdozenten
Dr. Arons. Das Ministerium für W-sssn'ckait.
Kunst und BlÄksbikdu-ira bat die Rehabilitierung
des früheren Vriivatdozcntcn der VsrlinerUni-
veriität Dr. Leo- Arons bei der vreukMchen Re--
aieruna boantraat. Loo Arons war vor Fahren
weasn Bekunduiicr iozialistiMsr Esünn.una aus
rein volltücken Gründen disnvliniert wordcn.
Die vbiloiovkUche Fakultät batte wiaderbolt aeaen
die Diszwliwieruna vrotestiert und ist auck für
ieineMobabilitieruna eiaetreten. F« Anerkennung
seiner wistemckÄstlicken Verdienste ist Dr. Leo
Arons der Vrolestortitel verlieben worden.
* Hochschulnachrichten. In Jena verschied der
ordentliche Honoraraprofessor für Anatomie an der
dortigen Universität Dr. med. Karl von Barde-
leben im 70. Lebensjahre. Er verfaßte eins
größere Anzahl von Arbeiten und Werken. — Der
Vertreter der chemischen Technologie an der Tech,
nischen Hochschule zu Karlsruhe Geheime Rat
Dr. phil., Dr. Jng. h. c. Hans Buntö beging am 25.
Dezember den 70. Geburtstag. Der aus Wunsiedel
(Bayern) stammende Gelehrte vertrat früher die
Karlsruher Hochschule in der ersten Kammer der
badischen Landstände. — Der Straf- und Prozeß-
rechtslehrer der Universität Straßburg Prof. Dr.
jur Eduard Kohlrausch hat einen Ruf an die
Universität Berlin als Nachfolger von Geh. Rat
von Liszt erhalten. Eduard Kohlrausch ist 1874 zu
Darmstadt als Sohn des 1910 verstorbenen Präsi-
denten der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
Geh. Rats Prof. Dr. Friedrich Kohlrausch geboren,
widmete sich dem Studium der Rechtswissenschaften
in Straßburg, Leipzig und Berlin, war von April
1897 an als Referendar in Berlin und Charlottev-
burg tätig und promovierte 1899 in Greifswald mit
einer Dissertation: „Zur prozessualen Behandlung
der Jdealkonkurrenz." 1908 habilitierte sich Kohl-
rausch in Heidelberg für Strafrecht auf Grund
der Schrift: „Die Lehre vom Rechtsirrtum und

Schuldbegriff im Strafrecht." Ostern 1903 lam cS
als a. o. Professor für Straf- und Prozeßrecht nach
Königsberg und erhielt dort 1906 die Ernennung
zum Ordinarius. 1912 erfolgte seine Berufung nach
Straßburg. — Der Breslauer Dermatologe!
-Geh. Med.-Rat' Picks. Dr. ^Jadas s o h n hat den
Ruf an die Berliner Universität als Nachfolgen
Lessers abgelehnt. — Dem Privatdozenten fü»
Geologie und Paläontologie an Ker Bonner Uni-
versität Dr. Heinrich Gorth ist der Titel Profes-
sor verliehen worden. — Dsr Präsident des Land-
gerichts in Marburg Geh Oberjustizrat Muhl
ist anläßlich - seines 50-sck- en Dienstjubiläums
von der dortigen juristische Fa ultät zum Ehren-
doktor ernannt worden. - Der Ordinarius de»
Erdkunde an der Technischen Hochschule in Mün-
chen Geh. Hofrat Prof. Dr. Siegmund v. G üm
ther tritt am 1. Mai 1919 vom Lehramt zurück.
Der bekannte Geograph, ein geborener Nürnberger,
stebt im 70. LG nsiabre. — Der ord. Profess»- d x
daiisteNendeü Geometrie und aravbiickcii Statik.
Dr. Hans Mo k r m a n n in Karlsruhe. ck-U mmn
Rus am jHe Universität Bassel erkalten und wird
ikm voraussichtlich Folae leisten.
Humor vom Tage
Krieasaewi-'nlcr! Ort der H.nidiluna: .eins
vornehme Wirtschaft (zu deutsch „Restaurant").
Ein Herr, der offenbar woblkabend. aber sbcv.ia
pskenkunMa es noch nickt feit la'navm ist bat sich
eins Flass-cke Bordeaux bestellt und '-a es ein«
edlere Marke ist. so wird sie in bekannter Weiss'
in einem Korbe lisaend auf den Tuck nestelst. Da
bekommt er zu ssoben. daß vor eine-m anderen Geste,
der in -der Nabe svoisst. eine Flasche Wein in einem!
Kübel nist Eisstücken stebt. Er ruft den K-'Nac-rL
..Sahen Sie mal Kellner. mar"m bekomme' ick kckr»
Eis zum Weine? Elle ick vielleicht v'ckt eb'nsü
viel wie der da?" Der Kellner. Entick'In »en
Sie. acker Sir trinken ia Boed-krur!" Schon er-
tönt auch der Ruf pack dem Kellner vom.a-ck rn
Tisscke: Hören sie. warum bekomme ick de-w
nickt auch meinen Wein.in io einem Korbe? Soll
der Herr da vielleicht feiner lein als ick?" Der
Kellner: ..Entschuldigen Sis. aber Sie trinken ia-
CLamvaaner!"
 
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