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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Juli bis August)

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Nr. 149-175 (1. Juli 1919 - 31. Juli 1919) ohne Nr. 166
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-f.'t



«»»

L.' das aewaltike Mehrerfordernis an ?.ulünsti-
aen Steuern und

8. wohl auch noch das künftiKe Mindrrcrträg-
nis seiner Industriepapiere. so datz er in Zu
kunft. auch wcnn er Alles. was cr einnrmmt.
für sich und seine Familie oerwendet, nicht
mehr auf dem Futze leben kann. auf dem er
bisher. bei Verwendung von nur zwei Drit-
tel seincr Einnachmen, gelebt hat.

„Schadet nichts! er soll sich eben einschränken!"
Eut! aber bedeutet diese seine Einschränkung u. die-
jenige aller Seinesgleichen nicht eine gewaltige
Minderun» der deutschen Kaufkraft? .Lugegeben,
aber die neue Struktur des deutschen Volkes be-
deutet eine viel aröhere Erhohung: diese Lücke ist
bald auskrfüllt." Aber sind es auch die andern
Lückcn? Da sind zunächst die Beträge. die unfer
Mann bisher zu mildtätigen Zwecken hergeaaben
hat. Wer etwas hinter die Kulissen des fröh-
lichen Lebens. ,wie es sich uns präsentiert. geblickt
hat. der weik. welch gcwaltige. wenn auch häufig
aanz diskrete Rolle die private Mildtätigkeit trot;
der wachsenden staatlichen und kommunalen Ein-
richtungen spielt. Und gerade hier hat er aewirkt:
daneben ist er vielleicht auch Mitglied von etwa 50
Wohltätiakeitsvereinen gewefen. Für alle dicse
Zwccke werden ihnr in Zukunft kaum Mittel übriq
btmben und es ist zu befürchten. das; das Votiercn
der Vermöaensabgabe zualeich das Läuten der
Dotenqlocke für viele Beranstaltungen. Verein^
Stiftunaen etc. bedeutet. Auch für Wisienschaft
und Kunst und ihrer Iünaer mird er kaum
mehr eintreten können. Ünd was wlrd aus der
st llen Kapitalbildung für welche das restliche ein
Sechstel bisher verwendet wurde? Diese Ersparnis
ist natürlich auch nicht mehr vorhanden. aber ae-
rade sie war es. welche still und unwiderstehlich
die Befruchtung der deutschen Volkswirtschaft mit
gespeist hat.

Wir haben aus der Schichtung des deutschen
Dolkes dieses ein« Schicht hcrausgegrlffen. ein-
mal, weil sie in der Tat besondere Aufmertsamkeit
verdient. dann aber auch. weil ihre Nöte — hier
in nerstärktem. dort in gerin«erem Matze — auch
die Nöte der ganzen Nation sind. Iede allgemeine
Unt«.istüt;una würde auf Schritt und Tritt den
Nachweis liefern. dasi die Steuerfragen für die
ganile Bevölkeruna und auf allen Eebieten ihres
wirtschaftlichen Lebens ganz ftewaltig in die Spei-
chen der Entwicklung greifen. Und es würde sich
klar ergeben, das; es ein Ding der Unmöglichkeit
ist, gleichzeitig alle Aufgaben zu lösen. die
Reichsminlster Erzberger dem deutschen Volke zu-
mutet.

Es ist in Bezug auf die Forderungen der En-
tento das Bild gebraucht worden: man kann eine
Kuh nicht gleichzeitig schlachten und melken. Aber
ebenso ist es für Deutschland. ganz.besonders in
seiner heutigen Situation. ganz unmöglich. gleich-
zeitig dreierlei sich leider widersprechende Aufga-
ben zu bewältigen: Unsere Staatsfinanzen
wesentlich zu verbessern. steuerkräf-
tig zu bleiben und wirtschaftlich zu
prosperieren. Bei fofortiger Erfüllung der
ersten Aufgabe geraten dle zweite und dritte sofort
in die Brüch-:. Wer kann annehmen. dasi die
Steuerergebnisie. nach Durchführung einer allzu-
hohen Vermögenskonfiskation. auch nur annähernd
dieselben bleiben. als welche sie heute im Voran-
schlag erscheinen. Man nehme nur die uns vorge.
legte Erbschaftssteuer? Wenn die beabsichtigte nr-
vellierende Entwicklung der Vcrmögensoerhältnl'se
eingetreten sein wird. ist auch den Berechnungen.
die der neuen Erbschaftssteuer zu Erunse l eg"n,
dcr Boden entzoaen: ebenso wird es rber drn a,.-
deren projektierten Steuern ergehen. wenn dem
Wirtschaftskörper durch die große Vermögensabgabe
zu viel Blut abgezapft wlrd.

Wir stehen in der Tat oor der grotzen Frage:
Jst es wichtiger. zunachst für die Staatsfinanzen
mit dem Aufgebote sämtlicher Kräfte zu sorflen,
oder aber steuerkräftig und entwlck-
lungsfähig zu bleiben. Und ehe man diese
Frage beantwortet. darf an zweierlei erinnert
werden. Einmal daran. dah es in der Eeschichte
auch der tüchtigsten VLlker — mirn denke an Eng-
land und Lesonders an Holland — Zeiten gegeben
hat. in denen der Staat arm und Lberschuldet. das
Volk aber wohlhabend war und dah dann schliehlich
auch der Staat wieder zu seinem Rechte gekommen
ist: von dem umgekehrüen Wege weih uns aber
die Eeschichte nichts zu melden. Und zweitens ver-

> gcsie man nicht, das; in Zukunft die Entente mitbe-
stimmend über unsere Einkäufe und deren Ver-
wcndung scin wird. Man sorge dafür. dah durch
Aufrechterhaltung unserer Steuerkraft wir unseren
Feindcn jährl:ch etwas Ordentliches bieten kön-
nen. aber man vermeide vor allem. dem Staate
sofort — und auf Kosten spätevcr Leistungen nnd
schliehlich auf Kosten unserer eigenen ganzen Zu-
kunft — so ungehcure Beträge zuzuführen. dah die
Entente von dcm gröhten Wohlwollen zu uns er-
füllt scin mühte. um der Versuchung zu widerstehen,
hier tüchtig zuzugreifen.

Freilich sucht -ein offiziöser Waschzettel uns über
diesen Punkt zu beruhigen. indem er behauptet,
dah nach dem Friedensvertrage die Eegner hierzu
kcin Recht hätten. Aber werden wir denn niemals
am Ende unserer Selbsttäuschungen angelangt sein?

Republik Birkenfeld

Birkenfeld, 15. Iuli. Jn der Provinz Birken-
feld ist gestern die Republik Birkenfeld als selbst-
ständige Nepublik unter eigener Derwaltung im
Verbande des Deutschen Reiches ausge-
rufen worden. Nach Ausrufung dcr Republik bleibt
die alte Regierung noch im Amt. bis am Donners-
tag dcr neugebildete Landesausschuh zusammentritt,
um über die weitere Zukunft des Landes zu ent-
scheiden. Die Bestrebungen der Nepublik zielen
auf eine Loslösung von Oldenburg und
auf den Anschluh der Republik an ein gröheres.
möglichst benachbartes Staatsgebilde hin.

Weimar, 16. Iuli. Von mahgebender Seite
wird uns gemeldet: Jn Virkenfeld soll morgen
der Landesausschuh. der unter dem Druck der
Okkupationsbestrebungen neuge-
wShlt wurde. zusammentreten. Auf der Tages-
ordnung steht die Loslösung von Oldenburg. Der
Neichsregierung ist bekannt. dah hinter diesen
Loslösungsbestrebungen Leute stcchen. die einen
Anschluh an das Saargebiet wollen.
Diese Bestrebungen verstohen gegen die Reichsver-
fasiung und gegen den Fri e d e n s v>e r t r a g.
Die Neichsregierung im Verein mit der oldenbur-
gischen legt daber dagegen schärfste Verwah-
rung ein. Sie wird jeden zur Rechen-
schaft zu ziehen wisien. der sich daran betei-
ligte oder sie führte.

Deutsches Reich

Der deutsch-nationale Parteitag

befahte sich nach einor ergiebigen Au-sivrache üiber
div wvrtschastlichen Fragen mit der Auhenvoli-
t i k. Das N-eferat hierüjber hi«lt Eraf W e sta r v.
desien Rade in starken Vonvürfen gegen die Regia-
rung ausklang. Die Amgube und das Endziel der
deutschen Politik müsie die Wliede.ioere'.ln-igung mit
den geraubten Landestei-len werdcn; wenn die an-
geovdnete Volksabstimmung unter denr Druck der
Entente g"gen Deutschland ausfalle, so werde die
deutsch-natioiralc Partei sie niemals anerLennen.
Man solle sich nicht damit trösten, dah die V.dins-
ungoiv des Fviedens unerfüllbar seien. Die Feinde
würd-nr ihre Erfüllung bis zum lotzten I-Tüvfel-
chrn verlangen. Englands Verbältnis ru Deutsch-
land sei das des Unterjochers zum Sklltv<n. Eine
VerständigU'M mit ibm sei nicht niöglich. Im Osten
sitze an unscrer G.enze der bisiige volnische Mncht-
bund. Zwisch'n Polen und Deutschlan-d sei keine
Freundschaft möglich. Das voln'.sche Re'ch werde
keinen langen B-'stand baben. Die deutschen Brü-
der in Oest-rreich trügm dasselbe Leid w'ie wir.
Schultev an Schultcr mit ihnen mühten wir uns
LU oinem freien deutschen Volke durchikämpfen. Mit
Nuhland sei eine Verständigung uvtwendiig, mit
dcm Volschewismus jcdoch könne ke'.n Pakt schchlos-
sen werden. Dadurch, dah England die Oistsee be-
herrsche. feien unsere Aussichtn im fernen Ost:n
dumkel. Wir wühten nicht. wie stch unleo Verhält-
nis ru Javan und Ehina gestalten werd". Das
parlamentarische Süstcm sei geseitert. Die Brock-
dorff-Rantzau-Politik fei ebenfalls in die Brüche
gegangen. Er habe viel Gutes vcrsucht und gs-
wollt. abeo den Fehler gemacht, sich der Drmokratie

anzuvasien, um su retlcn, was za retten fel. Ietzt
müsie «s heihen : Beseitigt dcn Volksver-
derber Ersberger. Fort mil diefem
Msenischen.

Ncuh ihm svrach v. Delbrück übex den Wieder-
cmfbau. Die kulturellen Anfgabcn der Vartef be
lcuchteto der Abgeordnete Goneralsuvcrintendcnt
Dr. Reinhard (Danyig). Der EeschcrftSber.cht
wnrde oihne Erörterung erledigt, cbenio An-
träge, die volkische Fragen, Jugendbewsgung,
Prcsie und sämtliche Pa-rteifragen bohcmdelten. Der
Hamxtausschuh wird Mitte Oktober zuisammentrs-
ten und sich danln darüber schlüsiig werden. ob Ju-
den Parteimitgliedcr werden können. Auf An-
tva.g Hugenberg wurde zu dem jetzt vorliegenden
Entwurf der Neichsvermögensabgaibe eine Ent-
schlicibung angenommen, in der die Stcllungnahnie
der Fraktion in Weimar überlasien wird. Di-e Bor-
lage in dielfeo Form und ihre beabsichtigte Durch
veiischung focdere schärsiten Widerfpruch hcraus.
Die Satzungen w-urdcn einstimmig und obne Erör-
teruug in der vo-n- den Partennstansen vorgeschlage--
nen Form gcnehmigl.

Es fand dann ernc Aussvrache über die Nese-ate
zur äuheren Politik statt. Nach einer Schluhan-
sprache des Miinilsters Hevgt sang die Versammlung
„Deutschland, Deutschland. üb"r alles".

Badische Politik

Der FaN Klumpp

ist. uachdem sich die Regierung, das Mnifterium
des Iimern und das Presiebüro wochenlang in
Stillichwoigen gehüllt hobon. in der sestrigen
Sihnng des Haushaltsausschusses de§ Landtags
zur Sprache getoinmen. In dom Lvrüber oerb-reii-
teten Bericht heiht es:

«Die von Heidelberger und Pforche-imer Mat-
te-rn gegen die Rogievung gevichteten An griffe
wogen Einstellung des Matrosen Klumpp in die
Dolkswehr. auf deren Büro er tätig ist. wurden
für unbegründet erklärt. Klumpv fei P fy-
chopat h."

Dann gehort er in ein Sanatorium uind
rvicht in die Karlsruher Volkswebr! Oder ist
Valkswehrdienst heilsam für Viychovathon?

» Deutsche liberale Volkspartei in Vaden. Zum
Generalsekretär des Land-soerbandes der
Deutschen Volkspartei Bädens (Deusiche liberwle
Volkspartei Heid'lberg) wurde Herr Siegfried
v. Waechter gewählt. Herr v. Waechter, e'n
geborener Württcmberger, d^r insbcsondere se.t der
Reoolution durch viesieitige organisato-rifche Tätig-
kett hervorgetret<n ist, ilst der Urenkel des a-uch rn
Hoidelberg bekannten ehemaligen Rechtslehrers
und Kanslcrs v. Macchter.

Aus dem Haushaltsausschuh. 'cn dar Mitt-
wcchs-Sitzung d<s Haushaltsaus'chusip« des bad.
Landtcrgs wurde ein weiterer Teil aus dem 3. Nach-
trag sum Staatsvoranschlag beratcn. und -war
Avforderuugen aus dem Bereiche dcs Mfniste-
riums des Jnnern. Von besonde >er Bodeu-
tung ist bier die crhMiche Vermehrung der
Polizei um 122 Stellen. die zur Hebung desGe-
fühls der Sich:rheit in der Dooölkeruna beitrcrs"n
soll. Bewerbungen um Stellen von PolizeifergeM:-
ten lregen zablreich vor; die Auswabl soll vorsich-
tig getroffen wcrden. Auf die Klagen der höhe-
ren Derwaltungsbeamten über ru lanalames Dor-
rucken von Gchaltsklasie B ini C und ibre dadurch
bedingte Benachteiligung gegenüber den 9Lmtsr ch
tern sagte der Minister gewisie Besicrvnnm zu. Es
wurde abov in der Kommisiion nicht verkamvt, dah
die Notwendigkeit der Vercinfachung dsr Staats-
vevwaltung hier hemmend wirken werdr. — Die
Bci>behaltimg von Frauen als Schrcibbeamtinneir
erklärte die Regierung als im dienistlichen Jntcresie

erwüuscht: die KrU:gsb schäd.gte i 'oll n da urck,
obec nicht verncrchlässigt werden. — Ueb^r dic C>n-
richlung und Notwcüdigkeit des im M n sie
dcs Innern gcschaffcnen Presscbüros gab d.e
Regierung eingehende Auskunft. Die Wünsche dcs
Vcreins tcchnsicher Eichbeamier Badcns > m W>
serstellung in ihren Bezügen sollen beim nächsion
ordentlichen Etzat nach Möglichkeit bcrücksicht gt
wcrden.

* Der Ausschuh sür Iustiz und Verwaltuug
nahm in der Sitzuna am Dienstag nachmittag den
Eesetzentwurf über die Dnrchführung vo.n Kul-
turverbesserungen tm wesentlich.n nach dex
RogierungsVorlagc an. Nach dcm Entwurs kön-
nen. wenn ein drrngliches öfsentliches Interesse
an der Durchführung von Masinahmcn dex De-

wäsferung. Entwäfjerung oder des
Wasferfchutzcs besteht. und die Bildung ei-

ner dreseni Zweck dienenden WassergenossensLaft
wvder durch freie Entschliehung fämtlichrr betei-
ligter Grundrigentümer noch durch .M-rhr-
heitsbeschluh auf Erund des Wasier-
geset-es zu erreich-n ift, di< heteiligten Evundeigen-
tüiner durch Anordnung des Arbeitsimimsteriums
M oiner Wasiergenossenschaft veretnigt werde. Die
Elltigkeit des Eesetzes ist bis zum Ablauf des'Iah.
res 1921 begr-rnzt. 'Dann befasite sich der Aus-
schuh gutvchtlich mit dem Entwurf einer neuen
Verordnung des StMllsministerimns über die
Kommunalverbände. Der Minfster des
Iimcrn erklärte, die geplante Verovdnung fej als
Einlsitiung zu dom beabsichtigten Abbau Ler
Z-wangsbeWirtschaftuilg aufzufassen. Der Ans5chuh
erklärte stch mit dem Verordnungsentwurf einver-
standen.

* Vor einer Beamten- nnd Off zie sb d 7 Jn

einer Derfammlung des Rastatter soizaldomo!ia-
tischon Verorns wurde nach einem Vortraa des Mi-
nsiters Remmele solgender Antrao angenom-
men: ,/vie Eenosien in der Regieruna werden er-
sucht. mit aller Krast dcchin zu wiikm. dah gogen
reaktionäre Offisiere unid Beamte
rückhaltslos vorgegangen wird, smvie. dasi die noch
imm-cr beftehcnde Militävgerichtsbaikeit aufg.:lho-
bcn wird." — Da wäre es doch sehr interesiant, zu
erfahren, was der Minister Renimele vorhev gs-
fagt hat, dcck ein folcher Antrag angenommen wer-
dsni konnte.

Landwirtschoft

Mahnahmen zur Hebung der Schafzucht

D.ie Landwirtschaftskammer hat ln ihr Arbeits«
gebiet die Förderung dcr Schaszucht aufgenom-
men und hat einen Erundplan ziur Förderung der
Sck-afWcht aufgestellt. Um die bäuerlcche Schaf-
haltung naimLiitlich im Schwarzrvald zu heben. ist
sie bestrebt. dre Züchter zu Eenofsenschaf-
ten zufakimnenzuschliehen. Auch ist sie bere't, den-
jendgen Auchtvereinigungen, welche die von ihr
herausgegebenen Satzungen cvnnehmon und den
Anschluh an die Dadsiche Landwirtschastskcrmmer
schriftlich erklären, zu unterftützen. In Eesenden,
wo stch die Eründung einer Genosienischaft d>arch-
führen läht. sollen Bockstationsn errtchtet werden,
um dadurch die bäuerlich.m Schafhalter von de-n
Vorteilen eines guten Zuchtbockes eines richtigen
Zuchtbetriebes uw) der gsoigneten Rasse zu über-
zcLigen. Ferner hat die Bcvdische Lanldwirtschafts-
kammer zwei Stammzuchtherden errich-
tet. Für die Errichtung und don Detrieb von
woikeven Stammtzuchiherden geltcn besondere Be-
stimmungen. Vorerst sind wir iedoch in Baden auf
die Ernfuhr von wsrtvollen Zuchtböcken angewie-
sen. Die Landwirsichaftskammer A Lereit. den-
jenigen Züchtern und Züchterver-chnisungen. dre
sich ihr anseschlosien haben. Beihilfeir zum
Anöauf der Böcke lach MahgLbe der hierzu zur
Verfüiguing stehsnden Mittel m gewähren. Soweit
ein Bedürfnis vorliegt. sollen Schauen mit Preis-
zuerkennuing veranstaltet werden. Auch sollen gr-
legentlich hochwertige Zuchttiere auf gröhere Aus-
ftellrmsen gefchickt werden. wobei, die Lan'kMirt-
schaftskammer einen Teil der Koften Lberniinmt.
Ferner wurde eine Anentgeltliche» Vevmrttelung
des An- und Verkaufs von Zuchtschafen eingerich-
tet. auch follen nach Dedarf Cchafmärkte aibgehab
ten werden. nach eiuer noch fvstzuftellenden Markt-

Neues aus aller Welt

Die alte Fahne

Von L. Mathy*)

Ich habe meine Fahne eingezogen,

Die teuren Farben schwarz und weiß und rot,
Sie durften lehtmals heut im Winde wogen,
Da es die Pflicht der Dankbarkeit gebot.

Es galt den heimgekehrten tapferen Heeren
Nach diesem furchtbar langen schwSren Krieg.
Wir durften sie wie stolze Helden ehren,

Ihr Heimgang war ihr letzter großer Sieg.
Nun aber ruht, die ich so oft entfaltet.

In dunkeln Schrankes Schotz für immer aus;
Das Schicksal hat zu düster sich gestaltetl
-- Nie schmückt die Fahne künftig mehr mein Haus.
Die andern, die im Reiche jetzt befehlen,

Sie stellen wohl ein ncues Deutschland her
Und werden andere Standarten wählen,

Ich aber feiere keine Feste mehr.

Wir Alten können nicht zu hoffen wagen
Auf einer Lesseren Zukunft goldne Zeit;

Uns bleibt nur der Erinnerung stilles Klagen
An eine köstliche Vergangenheit.

Drum, wenn wohl bald ich lebensmüde sterbe,
Dann legt mir auf den Sarg dies Fuhnentuch;
Am Erabe weihe mir ein Freund, ein Erbe
Als einz'gen Nachruf diesen kurzen Spruch:
„Der Tote, dessen trauernd wir gedenken,

Er war getreu und hold bis in den Tod
Ter Fahne, die wir mit ins Erab versenken,
Den alten Farben schwarz und weitz und rot."

*) Vei der Griindungsfei-er der Jugendgruppe
der „Deutschen liberalen Volkspar-
tei" Mannheim. von Frl. Baunach vorse-
-trcigen.

* Richard Wagner als Kommunalaardist. Bei
den Vorarbeiten zu einer Veröffentlichmva übcr die
Dresdner Mairevolution von 1849 fand sich
im Ratsarchiv zwischen den Aktcn dec Kom-
munalgarde, Divifion Fried-richstadt.. ein Schrei-
ben. das Richard Wagner an den Kommunalgarde-
Vusfchuh am 21. März 1849 richtete unb in roel-
chem ex um Entlasiung bat aus Gefunbbeitsrücrstch-
ten weWn dovvelten Leistenbruches. Er war al'o,
wie Lisher noch nicht bekannt, Mi'rtglied der Kom-
MMvalaarde.

* Die ftudentifchen Verbindungen im befetzten
Eebiet. Div Befetzung des Westens durch die
Entente hcrt zcvhlreiche studentifche Verblndmgen
zur Uebersivdelung nach UmiVsrsitäten des unbe-
setzten Deutschland vsranlatzt. Die Stratzburger
Burscheirschaft uud die favbontvagende Turnerfchast
siud nach Frcrukfurt a. M. übergesiedelt. Die
Stratzburger Corps haben die Unioersität Müuster
ge-wÄilt. Dort rechnet man auch damit. datz ein
Teil der studentischen Vevbindungen Bonns in
die westfälil'chc Universität kclnume". wlrd. ba unter
der Ententebesetzung sich kauin ein Verbindungs-
leben entsialten kann.

Kunft und Wissenschaft

* Erklärung der Hallenser Nektorcn-Konfcrenz.

Von der Hallenser Nektoren-Konferenz ist folgende
Erklärung zu Gunsten der Stratzburger Universität
befchlossen worden: „Die in Halle versammelte
Konferenz der Rektoren der deutschen Universitäten
und Hochschulen spr.cht der Reichsregierung. ven
Negierungen der e'mzelnen Bundesstaaten sowie
den Universitäten. zumal der zu Freiburg i. Br..
ihren warmen Dank aus für die schnellbereite tat-
kräftige Hilse. die den von brutalcr nationaler In-
toleranz vertriebenen Stratzburger Pwfesioren.
Dozentlen und Studentcn zuteil geworden ist. Die
Rektoren-Konferenz drückt aber auch die Erwar-
tung aus, datz sowohl di-e Ministerien als auch d>e
Fakultäten und die einzelnen Profesioren alles tun
werden, was in ihrer Macht steht, um die aus
ihren Aemtern gedrängten Stratzburger Kollegen

in gleichwertigen Stellen wieder unterzubringen.
Endlich erklärt es die Rektoren-Konferenz für eine
Ehrenpflicht. den aus Elsatz-Lothringen stammen-
den deutschen Studenten. die ihr Deutschtum zu
behaupten innern Antrieb und Mut finden. jetzt.
wie auch in der Zukunft an deutschen Unwersitäten
tunlichst die Wege zu ebnen. Wie in d-cm Iabrc
1871 die akademifchcn Kreise Deutfchlands es als
eine heilige Pflicht empfanden. die dsutfche Uni
versitat Stratzburg zu einem stolzen Vollwerk des
deutschen Eeistes auszubauen. so soll auch j-etzt. d
dies Bollwerk zerstört wird. es als nntionale
Ehrenpflicht geltcn, allen deneu» die lks ü's
zum letzten tapfer gehalten haben. eine ihrer Be-
deutung entsprcchende Stellung zu verschafsen."

Hochschulnachr chten. Zum Rektor der Tcch-
nischen Hochschule in Stuttga«t ist der Profes-
sor für Baugeschicljte" Baufornieulehre und Vau-
zeichnen. Dr.-Jng. Ernst Rob. Fiechter crnannt
worden. — Der Dirsktor der Akadcmie der Tonkunst
in München. Professor Hans Vutzmeyer. tr'tt
zum 16. September ds. Is. in den dauerndsn Nuhe-
stand. — Der Sanitätsrat Dr. med. Eeorg H o -
nigmann lerhielt in dsr Eietzener med'.zini-
schen Fakultät die oenia legendi für innere Me-
dizin.

Theater und Musik

Die Kriegsfpielzeit des Mannheimer
Nationaltheaters

Im Ajuftrage der Intendanz hat der Dramaturg
Les Natdonalthoaters, Heinh W. Voigt. eine
Darstellung der Leistungen im> Cchauifviel und Qver
wäh-venb ber letzten fllnf Iahre gegeben und die
Ergcbnisie zur lctzten Friedensfvielzeit 1913-ll ins
Derhältnis gesetzt. Wir onitnöbmen dom lleber-
blick, datz die Leistungssäbiskeit deis Theaters si
trotz der zabliue'ichen Betrisbsschwierigkeiten kaum
vermindert batte. J'idenfalls wsift die Soielzeit
seit 1916-17 w'ceder eine Erhöbung der Zisfern jc-
der Art von Darbietungcn fast b'.s zum Fri-dsns-
stcri d von 1913 auf. So ist im Schausv . e l das
DerHältnis der damals und 1918-19 gesvielten ver-

fckncdenen Stücke 62:61; Klassik-r-Vorstelluiigen
wuvden nahezu u-ms Doppelte vermebrt (49:80)
und die Zabl dev anspruchslosen Stücke aanz be-
trächtlich berabgeseht (12:2).

Jiü der Oper weist die Eesamtzahl der 1913-14
und 1918-19 gsspje-lten verschiedenen Overn, Ovs-
retten und Ball<1te ein Verhältnis 61:51 auf. Wäh-
rend in der Zoit von 1909 bis 1914 keine Urauffü!;-
rurg statifaitd, erfolgten währcnd der Kriessjeit
fi'nf solche.

Wir bchchränken uns auf die-se kurse kritiklosc I i
haltsanscvbe dsr dankenswerten Veröffentl.chuno
des Dramatursen und mehmen die Erwartung mit,
datz das Nationaltheater untcr den nun wi d-r-
kehrenden günstigen Bedingungeni nocki erheb! b
mehr leisten wird als wäh end dor lotztcn sünf
Iahre, dercn Evgebnis schon Beachtunig vcrd ent.

k>l.

Schwelzcr Humor

(Aus dem .Nebelsoaltcr")

Aus dcm Frag- und Antwortspiel etnes boshaften
Zunggefellen

Mcrrum verliebt sich ein Iüngling? — Weil
soin Verftand noch nicht entwickelt ist. — Warum
trauert oft ein IungLeselle. wenn er den An-
schlutz ivicht gefuildeil hat? — Weil er ldiurch Er-
fahrung noch nicht kluig gewovden isl. — Warum
sind die Eben uuglücklich? WsÜ der 9Mnn e>u
Woib heiraten mutzte.

* Eutgebrillt. Der WMichtige sieht ^ bei
uah wenig; der Kurzsichtige — bei weite.m
wenigerl

Der Mächtigste
Er

Zentrum

Berlin

Er

Eermania

Er

Der Vielseitigste der modsrnen Staatsmailnc'
wird ein Variete-Theater im Zentruin Berlins er-
richtcn. natürlich: Folies-Erzbergere genannt.


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