ORTS- UND BAUGESCHICHTE
Lautenbach im Renchtal, heute eine geschlossene Siedlung um die alte Walifahrtskitche,
die seit 1815 Pfarrkirche des Ortes ist, zu dem außer dem Mittelpunkt Lautenbach die
Zinken Sulzbach, Altschmatt, Sohlberg, Rüstenbach, Spitzenberg, Winterbach, Hubacker
und Sendelbach gehören, ist als Gemeinde und geschlossener Ort erst nach Gründung der
Wallfahrtskirche - sogar erst sehr spät danach - entstanden. Die Kirche, deren Bau nach
Ausweis des Grundsteins 1471 begonnen wurde, stand damals auf dem Gewann "Hofstet-
ten", das zwei größere Bauernhöfe am Eingang des Rüstenbachs umfaßte und den oben
genannten Zinken einschließlich Lautenbach (Lutenbach)* selbst in der Größe glich. Alle
diese Zinken waren Einzelsiedlungen des großen Königshofes Nußbach (genannt 994), der
sich von der Rheinebene bis an den Fuß des Kniebis erstreckte. Die Zentrale für den hin-
teren (östlichen) Teii dieses Königsgutes war Oppenau, nach dem das Tal selbst den Namen
"Noppenauer Tal" (Tai des Noppo) bekommen hatte. Die politische Verwaltungs- und
später auch die Kirchspielsgrenze ging mitten durch die Lautenbacher Gemarkung. Sulzbach,
Hubacker, Altschmatt gehörten zum Gericht Oppenau, Sendeibach sogar nach Durbach
(Mooswaldgenossenschaft), der Rest nach Oberkirch-Oberdorf-Nußbach, dem alten fränki-
schen Königshof. Erst durch die Griindung einer Kirchengemeinde wurden 1815 die hete-
rogenen Teile zusammengefaßt. Die alte Wallfahrtskapelle "Maria Krönung" ist also -
wie auch noch Bilder aus dem 19. Jahrhundert ausweisen**- eine reine Feldkapelie gewesen.
Sie stand ohne Anlehnung an irgendeine Siedlung fast genau auf der Grenze zwischen
Oberkircher und Oppenauer Gericht.
Diese Unverbundenheit betont auch die Gründungssage, die sich allerdings auf eine ältere
kleine Kapeile bezieht. In einem Wald habe der Hirte einer dort weidenden Herde aus
einem Baum ein wunderbares Singen gehört. Als man nachforschte, habe man in dem
hohlen Baum ein schönes Marienbild gefunden. Man habe es vor dem Baum zur Verehrung
aufgestellt und später eine hölzerne Kapelle hier erbaut. Diese sei dann 1471 durch die
große Kirche umbaut und schließlich selbst durch die kleine steinerne Gnadenkapelle
ersetzt worden.
Aus dieser Sage und anderen Hinweisen geht lediglich hervor, daß schon vor dem Bau der
jetzigen Kirche eine Wallfahrtskapelle bestand. Ob das heute als Gnadenbild verehrte
kleine Holzbildnis aus Buchsbaum das ursprüngliche Wallfahrtsbild ist, läßt sich nicht mehr
feststellen, da es überschnitzt ist. Es kann sowohi aus dem Ende der romanischen Epoche
wie auch aus der Zeit der Frührenaissance stammen***. Blaidel, der erste Pfarrer von Lau-
tenbach, ehemaliger Mönch von Allerheiiigen, datiert den Beginn der Wallfahrt auf 1303,
* Königsurkunde Heinrichs (VII) vom 19. Mai 1233, ausgestellt in Hagenau, in weichet der König dem Kio-
ster Giiter des Berthold von Winterbach in Winterbach, Truckindsberg, Lutenbach, Zur Birken, Sulzebach,
Vachsesshurst und das Gut Fischers mit der Mühle überträgt. (GLA Khe).
** Kupferstich von Scherm (Freiburg), ca. 1805 (^Offenburg und die Ortenau, Jg. 1935). Senssburg: Beschrei-
bung der merkwürdigen Kirche zu Lautenbach. Freiburg 1830. "Lautenbach bey Oberkirch", Baumann
1846 (=Sammlung Siefert 389/394).
*** Winsenroth setzt es "Anfang des 16. Jahrhunderts" an, was im Gegensatz zur Wallfahrtsgeschichte steht.
Lautenbach im Renchtal, heute eine geschlossene Siedlung um die alte Walifahrtskitche,
die seit 1815 Pfarrkirche des Ortes ist, zu dem außer dem Mittelpunkt Lautenbach die
Zinken Sulzbach, Altschmatt, Sohlberg, Rüstenbach, Spitzenberg, Winterbach, Hubacker
und Sendelbach gehören, ist als Gemeinde und geschlossener Ort erst nach Gründung der
Wallfahrtskirche - sogar erst sehr spät danach - entstanden. Die Kirche, deren Bau nach
Ausweis des Grundsteins 1471 begonnen wurde, stand damals auf dem Gewann "Hofstet-
ten", das zwei größere Bauernhöfe am Eingang des Rüstenbachs umfaßte und den oben
genannten Zinken einschließlich Lautenbach (Lutenbach)* selbst in der Größe glich. Alle
diese Zinken waren Einzelsiedlungen des großen Königshofes Nußbach (genannt 994), der
sich von der Rheinebene bis an den Fuß des Kniebis erstreckte. Die Zentrale für den hin-
teren (östlichen) Teii dieses Königsgutes war Oppenau, nach dem das Tal selbst den Namen
"Noppenauer Tal" (Tai des Noppo) bekommen hatte. Die politische Verwaltungs- und
später auch die Kirchspielsgrenze ging mitten durch die Lautenbacher Gemarkung. Sulzbach,
Hubacker, Altschmatt gehörten zum Gericht Oppenau, Sendeibach sogar nach Durbach
(Mooswaldgenossenschaft), der Rest nach Oberkirch-Oberdorf-Nußbach, dem alten fränki-
schen Königshof. Erst durch die Griindung einer Kirchengemeinde wurden 1815 die hete-
rogenen Teile zusammengefaßt. Die alte Wallfahrtskapelle "Maria Krönung" ist also -
wie auch noch Bilder aus dem 19. Jahrhundert ausweisen**- eine reine Feldkapelie gewesen.
Sie stand ohne Anlehnung an irgendeine Siedlung fast genau auf der Grenze zwischen
Oberkircher und Oppenauer Gericht.
Diese Unverbundenheit betont auch die Gründungssage, die sich allerdings auf eine ältere
kleine Kapeile bezieht. In einem Wald habe der Hirte einer dort weidenden Herde aus
einem Baum ein wunderbares Singen gehört. Als man nachforschte, habe man in dem
hohlen Baum ein schönes Marienbild gefunden. Man habe es vor dem Baum zur Verehrung
aufgestellt und später eine hölzerne Kapelle hier erbaut. Diese sei dann 1471 durch die
große Kirche umbaut und schließlich selbst durch die kleine steinerne Gnadenkapelle
ersetzt worden.
Aus dieser Sage und anderen Hinweisen geht lediglich hervor, daß schon vor dem Bau der
jetzigen Kirche eine Wallfahrtskapelle bestand. Ob das heute als Gnadenbild verehrte
kleine Holzbildnis aus Buchsbaum das ursprüngliche Wallfahrtsbild ist, läßt sich nicht mehr
feststellen, da es überschnitzt ist. Es kann sowohi aus dem Ende der romanischen Epoche
wie auch aus der Zeit der Frührenaissance stammen***. Blaidel, der erste Pfarrer von Lau-
tenbach, ehemaliger Mönch von Allerheiiigen, datiert den Beginn der Wallfahrt auf 1303,
* Königsurkunde Heinrichs (VII) vom 19. Mai 1233, ausgestellt in Hagenau, in weichet der König dem Kio-
ster Giiter des Berthold von Winterbach in Winterbach, Truckindsberg, Lutenbach, Zur Birken, Sulzebach,
Vachsesshurst und das Gut Fischers mit der Mühle überträgt. (GLA Khe).
** Kupferstich von Scherm (Freiburg), ca. 1805 (^Offenburg und die Ortenau, Jg. 1935). Senssburg: Beschrei-
bung der merkwürdigen Kirche zu Lautenbach. Freiburg 1830. "Lautenbach bey Oberkirch", Baumann
1846 (=Sammlung Siefert 389/394).
*** Winsenroth setzt es "Anfang des 16. Jahrhunderts" an, was im Gegensatz zur Wallfahrtsgeschichte steht.