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am Bau selbst keinerlei Hinweis auf das Kloster (wie Wappen oder Inschrift) vorhanden ist.
Die erste Nachricht von 1480 ist ein Schenkungsbrief des Bischofs Albrecht von Strassburg
(Wittelsbach), der "die Kapelle, so einige fromme Leute zu Lautenbach begonnen haben
zu bauen" dem Kloster überträgt. Es fragt sich nun, wer diese frommen Leute waren.
Der Vergleich aller Urkunden und Stiftungen, vor allem von der Reorganisation der Bau-
tätigkeit 1481 unter dem übernehmenden Propst Johannes Magistri (Hans Schulmeister)
zeigt, daß jenem Propst als Zeuge, Mituntersiegler und Schutzherr Hans von Neuenstein
zur Seite stand. Durch eine Baurenovierung im Jahre 1955 konnte man feststellen, daß
der heutige Chor der Kirche wohl später erst dazugebaut wurde, da die Ostwand mit zum
Teil noch erhaltenenFenstern durchbrochen war. In diesen Fenstern waren, wie an anderer
Stelle nachgewiesen wird (vgl. S. 81), die Votivbilder von drei Neuensteinern mit ihren
Frauen: Melchior (in der Mitte), Gebhard (links) und Hans (rechts). Die Grabplatten dieser
Neuensteiner lagen vor den Fenstern. Die Kapelle scheint also von der Familie von Neu-
enstein als Grablege für das Geschlecht in Angriff genommen worden zu sein. Die Neuen-
steiner müssen auch die Verträge mit dem Baumeister Hans Hertwig von Bergzabern ab-
geschlossen haben, den Propst Johannes dann 1481 und 1482 gerichtlich zwingen lassen
mußte, den Bau verdingungsgemäß zu Ende zu führen. Hertwig hatte damals den Voran-
schlag bereits zweimal überschritten, bzw. zu viel Geld aufgenommen, und war wohl aus
Lautenbach verschwunden. Der Propst zwang ihn durch diese beiden Gerichtsbeschlüsse,
den Bau wenigstens gebrauchsfertig zu machen (noch etliche Stuck darinnen zu vollenden).
Die Kirche wurde 1483 vom Strassburser Bischof geweiht, sicher noch ohne jeden Einbau.
Nach eingemeißelten inschriften wurden die eingebaute VQtivkapeHe-148.5, und der_Leun&r_
1488 fertiggestellt. Obwohl die Chronisten sonst Hardt immer als Quelle gelten lassen,
verschweigen sie seine Bemerkung, daß bei der Weihe der Kirche 1483 der Bischof angeregt
habe, das wenig attraktiv untergebrachte Wallfahrtsbild in eine würdigere Umgebung zu
versetzen, warum man dann die Gnadenkapelle gebaut habe* Uns scheint diese Lesart
durchaus der Wahrheit zu entsprechen. An der Gnadenkapelle und am Lettner befinden sich
eine Menge Steinmetzzeichen, die sonst nirgends am Bau vorkommen. Es muß also eine
neue Belegschaft gearbeitet haben. Eine Weiterbeschäftigung Hans Hertwigs erscheint auch
unwahrscheinlich. Zudem zeigen die Eihbauten technisch, daß sie ursprünglich nicht ein-
geplant waren, sondern etwas unvermittelt in den Raum gestellt wurden. Beide sind mit
der Außenwand nicht bündig. Die vielzitierten "etliche Stuck darinnen" aus dem Urteil
gegen Hans Hertwig (die dieser noch vollenden sollte), können sich nichr auf diese beiden
Einbauten bezogen haben.
* Ms. Hardt:"Bei der Einweihung der neuen großen Kirche 1483 sagte der weiland Bischof von Strassburg,
welchendie vielen Votivtafeln auf der rechten Seite des Langhauses (nach heutiger Betrachtungsweise
der linken) bei dem schmerzhaften Altar und die Annehmlichkeit des schön gefaßten Bildes aufmerksam
machten, nachdem derselbe die Zeugnisse der Wohltaten genugsam geprüft, dem anwesenden 16.Propst
Johannes Magistri, daß dieses Bildnis wohl verdiene eine besondere Kapelle zu haben, welche auch gleich
verakkordirt worden um 1900 Goldkronen, aber der Meister wird nicht genannt". Der "SchmerzhafteAltar",
das zweite Wallfahrtsziel, stand ursprünglich ganz in der linken Ecke. Daneben müßte der Eingang zur
altesten Kapelle gewesen sein (jetzt Sakristei), zu dessen Seiten die Votivtafeln aufgehängt gewesen sein
müßten. Hardt hat den Zustand ohne Lettner und mit der Tür nicht gekannt und offenbar auch nichts da-
von gewußt.
am Bau selbst keinerlei Hinweis auf das Kloster (wie Wappen oder Inschrift) vorhanden ist.
Die erste Nachricht von 1480 ist ein Schenkungsbrief des Bischofs Albrecht von Strassburg
(Wittelsbach), der "die Kapelle, so einige fromme Leute zu Lautenbach begonnen haben
zu bauen" dem Kloster überträgt. Es fragt sich nun, wer diese frommen Leute waren.
Der Vergleich aller Urkunden und Stiftungen, vor allem von der Reorganisation der Bau-
tätigkeit 1481 unter dem übernehmenden Propst Johannes Magistri (Hans Schulmeister)
zeigt, daß jenem Propst als Zeuge, Mituntersiegler und Schutzherr Hans von Neuenstein
zur Seite stand. Durch eine Baurenovierung im Jahre 1955 konnte man feststellen, daß
der heutige Chor der Kirche wohl später erst dazugebaut wurde, da die Ostwand mit zum
Teil noch erhaltenenFenstern durchbrochen war. In diesen Fenstern waren, wie an anderer
Stelle nachgewiesen wird (vgl. S. 81), die Votivbilder von drei Neuensteinern mit ihren
Frauen: Melchior (in der Mitte), Gebhard (links) und Hans (rechts). Die Grabplatten dieser
Neuensteiner lagen vor den Fenstern. Die Kapelle scheint also von der Familie von Neu-
enstein als Grablege für das Geschlecht in Angriff genommen worden zu sein. Die Neuen-
steiner müssen auch die Verträge mit dem Baumeister Hans Hertwig von Bergzabern ab-
geschlossen haben, den Propst Johannes dann 1481 und 1482 gerichtlich zwingen lassen
mußte, den Bau verdingungsgemäß zu Ende zu führen. Hertwig hatte damals den Voran-
schlag bereits zweimal überschritten, bzw. zu viel Geld aufgenommen, und war wohl aus
Lautenbach verschwunden. Der Propst zwang ihn durch diese beiden Gerichtsbeschlüsse,
den Bau wenigstens gebrauchsfertig zu machen (noch etliche Stuck darinnen zu vollenden).
Die Kirche wurde 1483 vom Strassburser Bischof geweiht, sicher noch ohne jeden Einbau.
Nach eingemeißelten inschriften wurden die eingebaute VQtivkapeHe-148.5, und der_Leun&r_
1488 fertiggestellt. Obwohl die Chronisten sonst Hardt immer als Quelle gelten lassen,
verschweigen sie seine Bemerkung, daß bei der Weihe der Kirche 1483 der Bischof angeregt
habe, das wenig attraktiv untergebrachte Wallfahrtsbild in eine würdigere Umgebung zu
versetzen, warum man dann die Gnadenkapelle gebaut habe* Uns scheint diese Lesart
durchaus der Wahrheit zu entsprechen. An der Gnadenkapelle und am Lettner befinden sich
eine Menge Steinmetzzeichen, die sonst nirgends am Bau vorkommen. Es muß also eine
neue Belegschaft gearbeitet haben. Eine Weiterbeschäftigung Hans Hertwigs erscheint auch
unwahrscheinlich. Zudem zeigen die Eihbauten technisch, daß sie ursprünglich nicht ein-
geplant waren, sondern etwas unvermittelt in den Raum gestellt wurden. Beide sind mit
der Außenwand nicht bündig. Die vielzitierten "etliche Stuck darinnen" aus dem Urteil
gegen Hans Hertwig (die dieser noch vollenden sollte), können sich nichr auf diese beiden
Einbauten bezogen haben.
* Ms. Hardt:"Bei der Einweihung der neuen großen Kirche 1483 sagte der weiland Bischof von Strassburg,
welchendie vielen Votivtafeln auf der rechten Seite des Langhauses (nach heutiger Betrachtungsweise
der linken) bei dem schmerzhaften Altar und die Annehmlichkeit des schön gefaßten Bildes aufmerksam
machten, nachdem derselbe die Zeugnisse der Wohltaten genugsam geprüft, dem anwesenden 16.Propst
Johannes Magistri, daß dieses Bildnis wohl verdiene eine besondere Kapelle zu haben, welche auch gleich
verakkordirt worden um 1900 Goldkronen, aber der Meister wird nicht genannt". Der "SchmerzhafteAltar",
das zweite Wallfahrtsziel, stand ursprünglich ganz in der linken Ecke. Daneben müßte der Eingang zur
altesten Kapelle gewesen sein (jetzt Sakristei), zu dessen Seiten die Votivtafeln aufgehängt gewesen sein
müßten. Hardt hat den Zustand ohne Lettner und mit der Tür nicht gekannt und offenbar auch nichts da-
von gewußt.