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„Heidelberger Volksblatt« — Montag, den IS. November 1934
Der Bolschewismus in Frankreich
« WWMM SwmiWmen
Der Eesamtverband deutscher antikommunisti-
scher Vereinigungen (Berlin NW. 40, In den
Zelten 9n) veröffentlicht außerordentlich wert-
volles authentisches Material über die kommu-
nistischen Organisationen in Frankreich. Diese
Organisationen, die sämtlich ihre Instruktionen,
Geld, Waffen usw. von Moskau erhalten, haben
als erste Forderung auf ihre Fahnen Sturz und
Vernichtung des bestehenden Systems in Frank-
reich geschrieben. Mit allen Mitteln, mit Ge-
walt, mit Terror, mit bewaffnetem Aufstand su-
chen sie ihr Ziel zu erreichen. So wird haupt-
sächlich Paris immer mehr zu einer Hochburg
der kommunistischen Weltrevolution.
Nachstehend geben wir die Namen dieser Or-
ganisationen, aus denen teilweise ihre Spezial-
aufgaben für die kommunistische Umsturzbewe-
gung hervorgehen:
1« PCF Kommunistische Partei Frankreichs,
französische Sektion der Kommunistischen
Internationale.
2. Kommunistische Jugend (Französische Sek-
tion der Internationale).
3. CETI (Rote Gewerkschaft, Französische
Sektion der Profintern, Moskau).
4. Liga der kommunistischen Frauen.
k. Französische Sektion SOI (Internationale
Arbeiterhilfe), Abt. der Mojrabrom, Mos-
kau.
6. Franz. Sektion der SRI (Rote Internatio-
nale Hilfe), Abt. der MOPR Moskau.
7. Freunde der UDSSR, Abt. der VOKS,
Moskau.
8. FST, Arbeitersportföderation, Franz. Sek-
tion der Arbeitersportinternationale.
5. Konföderation der proletarischen Bauern.
1V. Franz. Sektion der Internationale der Ma-
rine- und Hafenarbeiter. '
11. ARAG Republikanische Frontkämpfer,
Franz. Sektion der Internationale der re-
publikanischen Frontkämpfer.
12. Kulturverband der Arbeiter.
Dieser Verband umfaßt folgende Organi-
sationen:
n) AEAR (Verband der revolutionären
Schriftsteller und Künstler;
b) FTOF, Vereinigung für das proletari-
sche Theater in Frankreich (franz. Sek-
tion der internationalen Union des re-
volutionären Theaters);
c) APO (Proletarische Amateurphotogra-
phen) ;
ck) RPUO (Prolet. Radio-Union).
13. Liga der proletarischen Gottlosen (franzöf.
Sektion der proletarischen Freidenker-In-
ternationale).
14. UFE Proletarische Studentenunion.
15. FEO Proletarische Esperanto-Union.
16. UPM Marxistische Volksuniversität.
17. Französische Sektion der Internationale der
Lehrer.
18. Französische Union der Kooperative.
19. La Vellevilloise, kommunistische Konsumge-
sellschaft.
20. Weltkomitee für den Kampf gegen Krieg
und Faschismus.
21. Internationales Hilfskomitee für die Opfer
des Hitler-Faschismus.
22. Komitee für die Befreiung Thälmanns.
23. Internationale Liga gegen Antisemitis-
mus.
24. Anti-Imperialistische Liga.
25. Liga gegen den Imperialismus und die
Unterdrückung in den Kolonien.
26. Italienische antifaschistische Liga in Frank-
reich.
27. Französische Sektion der proletarischen Ne-
ger.
28. Komitee für die Aufrechterhaltung der ,,L'-
Humanite".
29. MOJ Eingewandterte Proletarier.
30. Zentrale polnischer Proletarier in Frank-
reich.
31. Zentrale rumänischer Proletarier in
Frankreich.
32. Arbeiter- und Vauernunion (Serbisch).
33. Komitee des 1. September (Ungarisch).
34. Kulturverein jüdischer Proletarier.
35. Der „Gezerd", kommunistisch-jüdische Orgce
nisation.
36. Union russisch-ukrainischer Proletarier.
37. Vereinigung bessarabischer Emigranten.
38. Vereinigung der Streikkomitees.
39. Gesellschaft für die kulturellen Beziehungen
zwischen Frankreich und der UdSSR.
40. Internationale Aerztevereinigung gegen
den Krieg.
41. Internationale Chemikervereinigung gegen
den Krieg.
42. Internationale Juristenvereinigung.
43. Antifaschistisches Aktionskomitee.
Dieser Aufstellung ist wohl kein weiteres Wort
hinzuzufügen. Es sei jedoch noch erinnert an den
Nichtangriffspakt, der am 29. Nov. 1932 zwi-
schen Sowjetrußland und Frankreich abgeschlos-
sen wurde. Im 8 5 dieses Nichtangriffspaktes
heißt es:
„Jeder der vertragschließenden Parteien ver-
pflichtet sich, in jeder Hinsicht die Souveränität
und Autorität der anderen Partei zu achten; sich
in keiner Weise in die inneren Angelegenheiten
der anderen Partei einzumengen, sich insbeson-
dere jeder Aktion zu enthalten, durch die Agita-
tion, Propaganda oder der Versuch einer Inter-
vention hervorgerufen werden könnte, deren
Ziel es wäre . . ., das politische und soziale Re-
gime eines Teiles oder aller seiner Hoheitsge-
biete mit Gewalt zu verändern.
Jede der vertragschließenden Parteien ver-
pflichtet sich im besonderen . . . Organisationen
weder zu schaffen noch auszurllsten, noch zu unter-
stützen, noch zu dulden, deren Ziel der bewaff-
nete Kampf gegen die andere Partei ist."
Was dem Saargebiet bevorstände, wenn es an
Frankreich käme oder der Status quo beibehal-
ten würde, das kann sich unter diesen Umständen
jeder ausmalen.
M«ss
vornan von Zokneiller-bosrst
kchrftebsrrsctrtsscftntr ciurcft Vorlsx- Oslesr j^leistor, ^erciau
4)' (Nachdruck verboten.)
Er bekam seinen Stuhl neben den des Do-
ridl gerückt, mit dem Blick gegen die lachende
Stadt zu. Die Luft floß wie süßer Trank in
den Mund, und der Himmel stand weit und
offen von tausend Kerzen erhellt.
„Von hier aus macht sie den Eindruck einer
Spielzeugschachtel," sagte er und blickte mit
andächtigem Auge nach dem Häusergewirr,
aus welchem sich' hin und wieder ein schlan-
ker Turm löste oder ein spitzer Giebel aus
dem Blau und Rot der Dächer schoß.
Frau von Kießling wurde ins Haus geru-
fen. Nun saßen die beiden allein.
Amos Hand tastete nach denen des Mäd-
chens. „Die Mutter hat schon an eine Freun-
din in München geschrieben, bei der ich woh-
nen soll," sagte er. — „Warum zuckst du denn
'"o, Doridl? Ich freue mich unsagbar: Mün-
chen! Denk dir nur. All das viele Neue und
Schöne. Und ganz frei! Gar niemand, der
hinter mir her ist. Mein Vater gibt mir
einen Wechsel von hundertachtzig Mark. Ich
weiß gar nicht, was ich mit dem vielen Geld
anfangen soll!" Und als keine Antwort kam,
denn das Doridl fühlte sich mit einem Mole
so unsagbar einsam und verlassen, daß ihr die
weißen' Gassen unten wie Tränenströme er-
ichienen, jubilierte Anio Schütte weiter: „In
Theater soll ich gehen, sagt meine Mutter,
und Konzerte anhören. — Mein Vater spricht
nur vom Kolleg."
„Natürlich," meinte das Doridl klanglos,
„dafür gehst du doch auch hinauf."
„Selbstverständlich. Erst die Pflicht, dann
das Vergnügen." Das kam ganz altväterisch
ernst und gemessen. „In eine Verbindung will
ich natürlich auch eintreten. Vielleicht in die,
bei welcher mein Vater war. Dann wirst du
gucken, wenn ich wiederkomme!" Verwundert,
daß sie nichts sagte, bog er das Gesicht vor,
um in das ihre sehen zu können, das tief ge-
senkt war. „Doridl?" fragte er erschrocken.
„Doridl, was habe ich denn getan? — Sag
doch, was ich getan habe?"
«e schüttelte den Kopf und fing die Trä-
«ch den Lippen auf. Dabei zuckren die
McherMMepn« «und die Kinger, die
sich fest ineinandergeschoben hatten, knackten
hörbar. ,Es ist nichts," wehrte sie, „mir war
nur für den Augenblick so komisch. Leihe mir
doch dein Taschentuch, ich habe meines ver-
gessen."
Er zog es heraus und wischte ihr die Trä-
nen fort, die immer wieder von den Wimpern
den Weg nach den Wangen herab suchten.
„Sag doch, Doridl! Ich habe ja schon manch-
mal blödes Zeug geschwätzt. Aber heute
weiß ich wirklich nicht!"
„Was willst du denn studieren?" fragte sie
ihn, von Schlucken unterbrochen. „Sich dich
doch ein bißchen um, ob Mutter nicht kommt/'
„Sie kommt nicht," beruhigte er und tupfte
ihr wieder über die Wangen hin. „Ich soll
Jurist werden. Mein Gott, was wird man
denn sonst? Arzt dauert zu lgnge, obwohl mich
das am besten freuen würde. Und man ver-
dient nachher auch schön. Aber zwölf Semester!
Und dann bin ich noch nichts. Das kann mein
Vater nicht leisten, und ich will auch nicht so
lange auf Anstellung warten. Sieben Seme-
ster sind keine Ewigkeit. Dann mache ich
meinen Referendar und drei Jahre später
mein Staatsexamen und lasse mich als Rechts-
anwalt nieder."
„Hier unten in Paßfuvt?" fragte das Do-
ridl, das sich schon wieder etwas gefaßt hatte.
„Um Gottes willen!" rief er, mit beiden
Händen ins Blaue fahrend. „Glaubst du denn,
ich will verhungern! Vierzehn Rechtsanwälte
treten sich unten schon die Zehen weg! Ich
wäre der fünfzehnte. Wenn sie mich überhaupt
mitkommen ließen. Und du willst doch auch
nicht lauter schwarzes Brot ohne Butter
essen! Nicht Doridl?"
Der kleine, rote Mund stand Plötzlich vor
Staunen offen und vergaß, sich wieder zu
schließen. „Ich?-"
„Nicht?" meinte er, enttäuscht. „Du bist
doch noch so jung, Doridl, du kannst doch auf
mich warten!"
Nun waren die weißen Gassen unten auf
einmal keine Tränenbäche mehr, sondern ein
breites, lockendes Silberband, das in der
Sonne funkelte. Die blauen und roten Giebel,
die eben noch stumpf und ohne Leben wie
JeutWanbs großem Toten zum GMKtnis
Wenn wir in diesem Jahre an düsteren No-
vembertragen in Ehrfurcht und in Liebe unserer
Toten gedenken, dann wird ein kaum verklunge-
ner Schmerz von neuem uns ergreifen, die
Trauer um den Vater des Vaterlandes.
Vor nicht langem ist er eingegangen in die Ge-
schichte als unser „Reichspräsident Eeneralfeld-
marschall von Hindenburg", des deutschen Volkes
Schutz und Schirmherr, der er war und ewig blei-
ben wird.
Beste deutsche Kunst hat uns jetzt eine Gedenk-
medaille geschaffen, die unsere unauslöschliche
Verbundenheit mit dem Verewigten und seinem
bis zum letzten Atemzuge fürsorgenden Wirken
sinnvoll zum Ausdruck bringt. Akademieprofes-
sor Bernhard Bleeker, der große deutsche Bild-
hauer, hat sie im Entwurf gestaltet; seine be-
kannte nach dem Leben geformte Büste Hinden-
burgs geformte Büste Hindenburgs war Vorbild
für diese neue künstlerische Schöpfung.
Das Gedenkstück vergegenwärtigt uns auf dst
Vorderseite den Heimgegangenen Feldherrw i '
wie wir ihn alle kennen. Die rückseitige Da
stellung versinnbildlicht uns sein heiliges De.
mächtnis; es legt die künftige Sorge um D
und Vaterland in die Hände Adolf Hitlers »sh
stellt allen Deutschen die mahnende und
verpflichtende Aufgabe, in treuer Arbeit ZV",
menzustehen am Wiederaufbau des Vaterland
und gemeinsam hinzuwirken auf das große Ast
VOHkW MO VOllE
DM« vüil M
V1M6 LM8MW VOHL8. „
Die Prägung ist im Bayer. HauptmLnzaim
alter Fünfmarkstückgröße, in Feinsilber
Bronce ausgeführt und bei dem Bankhaüse
Witzig u. Co., München 2 M, als BetriebsstH
zu beziehen. Möge dieses sinnvolle Gedenkst
als ein Wahrzeichen deutscher Treue und de
scher Geschichte weiteste Verbreitung finden.
StlMdMmtsoMrWen
Sterbefälle.
7. Nov.: Thekla Hofstetter geb. Philipp, Hor-
renberg, 37 Jahre alt; 6.: Maria Regina Hack
geb. Eder, 67 I.; 7.: Ruth Bös, Malsch, 9 Mon.;
6.: Magdalena Burger geb. Zanger, Nußloch,
86 I.; 6.: Alfred "Hohmann, Dielheim, Amt
Wiesloch, 30 Tage; 6.: Hans Mathes, Lorsch, Kr.
Bensheim, 24 I.; 7.: Kaufmann Karl Leonhard
Fürchtegott Kühn, München, 67 I.; 7.: Privatin
Maria Amalie Koelle geb. Rottra, 85 I.; 7.:
Steinbrecher Peter Michaeli, Stadtrandsiedlung,
48 I.; 7.: Sophia Regina Schüßler geb. Arnold,
77 I.; 8.: Schlosserlehrling Hugo Niedel, Amt
Bruchsal, 19 I.; 8.: Maria Böhl geb. Ries, Il-
vesheim, Amt Mannheim, 52 I.; 8.: Ziegelei-
arbeiter Heinrich Haag, 59 I.; 8.: Kaufmann P.
Liefert, 77 I.; 9.: Zigarrenmacher Karl Bill-
maier, 62 I.; 10.: Monteur Heinrich Christof
Weber, 59 I.; 10.: Hausangestellte L. Schmitt,
ledig, 33 I.; 10.: Ingen. Albert Gustav Ham-
minger, 32 I.; 10.: Elisabeth Ritter geb. Wer-
mutho, Mannheim, 42 I.; 10.: Privatin Marga,
rete Leßmeister geb, Ohnesorg, Üandstuhl, 72 I.;
11.: Kaufmann "Jakob Vlach, Weinheim, 65 I.;
11.: Philipp Zahn, Vorarbeiter, Hockenheim, A.
Mannheim, 53 I.; 11.: Anna Koch geb. Ereuen-
bllhler, 27 I.; 12.: Susanna Pfisterer geb.
Spath, 37 I.; 10.: Schneiderin Susanna Martin
Watteflöckchen in die Spitze" eines jeden
steckt. Es fällt nicht im mindesten auf, verhw^
aber, daß der Fingernagel dauernd am Gew
scheuert und es schließlich durchstößt.
Neue Handschuhe, namentlich solche aus Se-
und anderen Faserstoffen, halten viel la"S^
wenn man vom ersten Tragen an ein w-stE.
""-"-"-'ckchrn in dir Lxitze'eines joden HinAj
fällt nicht im mindesten auf, verhrM^
der Fingernagel dauernd am Gew-
62 I.: 10.: Wilhelmine Kollmar geb, Vogt, ,
I.; 12.: Bürstenmacher Karl Borromäus Df .
ner, 66 I.; 11.: Zigarrenmacherin Elisas.
Katharina Büchner geb. Büchner, 35 J-!„
Berta Maria Hertenstein, ledig, Radolfzell,^
I. ; 11.: Gertrud Dllrphold geb. Fischenich,
bau (Pfalz), 50 I.; 11.: Malermeister J-E
Peter Rimmler, 60 I.; 12.: Büchsenmacher:",
ster und Waffenhändler Karl Srba, 75 J-'/At
Friedrich Johann Haffner, Hockenheim,
Mannheim, 7 2. 11 Mon.; 13.: Rosa MagdE.
Schell, ledig, Asbach, Amt Mosbach, 22 "
II. : Helene Hockenbrinck geb. Herrmann, 28
Aus unübersichtlichen Strecken
ist die äußerste rechte Seite einzuhalten. SchE
d«t keil« Kurven! Das war schon für
leichtsinnige Radfahrer und Kraftfahrer
Tod.
tote Klötze ausgesehen hatten, triumphierten
in schillerndem Glast. Eine Trommel, da-
zwischen Klarinett und Bambardon klangen
von unten herauf: Wandermusikanten, die
auf der Durchreise ihr Nachtquartier ver-
dienten. Es stimmte kläglich und lat dem
Ohre weh, aber das Doridl bekam plötzlich
Schwung in die Füße und ein Zucken und
Ziehen in dem Oberkörper. „Horch doch,
Anio! Wie schön!"
„Fein, ja!" Sie faßten sich an den "Händen
und wiegten sich im Takt. Immer hopste die
Klarinette einen Ton hintendrein. Aber das
machte nichts. „Dara, dara, dara," dudelte
das Bombardon, und die Trommel schlug
„bum, bum, bum" dazwischen.
Vom Hause her duftete es nach frischen
Krapfen und gebackenem Apfelkuchen. Ein
bitterer Duft von Weißdorn und Schlehenblü-
ten trieb vom Hang herauf. Anio Schütte
hielt noch immer Doridls Rechte fest und
wiegte sie leise im Takt.
Frau von Kießling kam zurück, gefolgt von
einem Mädchen, das blitzende Silber-
kannen und einen Berg von Streuselkuchen
trug. Anio mußte sich immer wieder verge-
genwärtigen, daß nicht Sonntag war, sondern
ein ganz, ganz gewöhnlicher Mittwoch. Auf
dem Kießlinghof kam man völlig ans der
Reihe. Immer war es hier, als ob Feiertag
sei.
Zu Hause hatte die Mutter ewig zu schaf-
fen: wenn sie nicht fegte, wischte sie Staub.
Wenn kein Staub auf den Möbeln lag, wa-
ren die Gardinen zu waschen. Und wenn die
Gardinen in unnachahmbarer Sauberkeit an
den Fenstern schaukelten, gab es Wäsche zu
flicken. Ein ewiger Kreislauf von Arbeit.
Wann die auf dem Kießlinghof ihr Haus-
wesen in Ordnung setzten und wie sie das
machten, blieb dem jungen Schütte ein Rät-
sel, denn es war immer alles und jedes in-
takt, wohin man auch sah, in welches der vie-
len Zimmer man auch trat, ob angemeldet
oder unangemeldet oder überraschend, nir-
gends war etwas auszusetzen.
„Nehmen Sie doch, Anio!" ermunterte
Fran von Kießling und hielt ihm die Kuchen-
platte entgegen. Er war so abwesend, daß
er sich ein zweites Mal nötigen ließ.
Nach dem Kaffee machte man einen großen
Trott durch den Garten nach den Stallungen
hinüber und besah die jungen Kälber, die noch
so unbeholfen an der Mutter tranken. Anio
kletterte auf den Heuboden, wo eine
hin verlegt haben sollte, wie das Doridl " i
hauptete. Aber er fand nichts, als vier «r
junge Katzen, über deren Augen noch em
nes Häutchen lag. "
„Lege sie wieder hinein," drängte das
ridl, „die Knechte ersäufen sie sonst."
Davor wollte Anio sie nun unbedingt
wahren. Alles Tier war ihm geschwiMUL
Kreatur. Er sparte seinen Frühstückszucker l
die Pferde, die mit hängenden Köpfen
den schweren Kohlenwagen gingen. Die
der halben Stadt kannten ihn und umtam »
ihn mit freudigem Gekläff. Wenn er
nichts hatte, ein Stück Brot trug er
für sie in der Tasche. ,
Einmal, ein einziges Mal, hatte er in
der Jungenlnst sein Luftdruckgewehr
eine Amsel losgedrückt und sie mitten
Auge getroffen. Mit brechenden Lidern st
ihn das Tier angeklagt. Da war er d
niedergekniet wie vor einem Menschern
Tod er versckmldet hatte, und hatte sei"
sicht in das schwarze Federkleid genmhlst,,
wollte ich nicht. Das wollte ich nickst!
Bleich und verstört hetzte er ins
denn sie-gab immer noch Lebenszeichen
sich. Im Büro hab der Amtmann den "
Unerhört, was sich der Junge erlaubte,
rend der Dienststunde zu ihm zu -nM
„Was ist?" -
„Ich habe eine Amsel wundgeschos^'^
Üeber das schmale Gesicht des
ging ein Verstehen. „Man schießt
nicht wund! Gib ihm den Gnadenschuß-
„Ich kann nicht, Vater." yF
„Herrgott," dachte Schütte nun
der Verzweiflung des Jungen mitgff M
wenn da nun einmal in dessen Leben e:n
kam, eine Katastrophe, eine Stunde,
Brunnen verschüttete und alle Lichter
löschte, was dann?
Zuckungen unter einem HolunderbauM
Anio sah weg. Da war es schon Hzß
dem Garten, wo das Tier mit, sckll'
„Komm," sagte er und ging mit >st^
Ein kurzer, schwacher Knall nur. - dck
Dann holten sie eine Schaufel
kleinen Gartenhütte und begruben den
lernden, schwarzen Körper, der noch
nuten so froh durch die Luft geseM^,^
„Merk dir das," sagte der Amtmann
„man kann töten — aber man
nicht tödlich." (Fortsetzung
„Heidelberger Volksblatt« — Montag, den IS. November 1934
Der Bolschewismus in Frankreich
« WWMM SwmiWmen
Der Eesamtverband deutscher antikommunisti-
scher Vereinigungen (Berlin NW. 40, In den
Zelten 9n) veröffentlicht außerordentlich wert-
volles authentisches Material über die kommu-
nistischen Organisationen in Frankreich. Diese
Organisationen, die sämtlich ihre Instruktionen,
Geld, Waffen usw. von Moskau erhalten, haben
als erste Forderung auf ihre Fahnen Sturz und
Vernichtung des bestehenden Systems in Frank-
reich geschrieben. Mit allen Mitteln, mit Ge-
walt, mit Terror, mit bewaffnetem Aufstand su-
chen sie ihr Ziel zu erreichen. So wird haupt-
sächlich Paris immer mehr zu einer Hochburg
der kommunistischen Weltrevolution.
Nachstehend geben wir die Namen dieser Or-
ganisationen, aus denen teilweise ihre Spezial-
aufgaben für die kommunistische Umsturzbewe-
gung hervorgehen:
1« PCF Kommunistische Partei Frankreichs,
französische Sektion der Kommunistischen
Internationale.
2. Kommunistische Jugend (Französische Sek-
tion der Internationale).
3. CETI (Rote Gewerkschaft, Französische
Sektion der Profintern, Moskau).
4. Liga der kommunistischen Frauen.
k. Französische Sektion SOI (Internationale
Arbeiterhilfe), Abt. der Mojrabrom, Mos-
kau.
6. Franz. Sektion der SRI (Rote Internatio-
nale Hilfe), Abt. der MOPR Moskau.
7. Freunde der UDSSR, Abt. der VOKS,
Moskau.
8. FST, Arbeitersportföderation, Franz. Sek-
tion der Arbeitersportinternationale.
5. Konföderation der proletarischen Bauern.
1V. Franz. Sektion der Internationale der Ma-
rine- und Hafenarbeiter. '
11. ARAG Republikanische Frontkämpfer,
Franz. Sektion der Internationale der re-
publikanischen Frontkämpfer.
12. Kulturverband der Arbeiter.
Dieser Verband umfaßt folgende Organi-
sationen:
n) AEAR (Verband der revolutionären
Schriftsteller und Künstler;
b) FTOF, Vereinigung für das proletari-
sche Theater in Frankreich (franz. Sek-
tion der internationalen Union des re-
volutionären Theaters);
c) APO (Proletarische Amateurphotogra-
phen) ;
ck) RPUO (Prolet. Radio-Union).
13. Liga der proletarischen Gottlosen (franzöf.
Sektion der proletarischen Freidenker-In-
ternationale).
14. UFE Proletarische Studentenunion.
15. FEO Proletarische Esperanto-Union.
16. UPM Marxistische Volksuniversität.
17. Französische Sektion der Internationale der
Lehrer.
18. Französische Union der Kooperative.
19. La Vellevilloise, kommunistische Konsumge-
sellschaft.
20. Weltkomitee für den Kampf gegen Krieg
und Faschismus.
21. Internationales Hilfskomitee für die Opfer
des Hitler-Faschismus.
22. Komitee für die Befreiung Thälmanns.
23. Internationale Liga gegen Antisemitis-
mus.
24. Anti-Imperialistische Liga.
25. Liga gegen den Imperialismus und die
Unterdrückung in den Kolonien.
26. Italienische antifaschistische Liga in Frank-
reich.
27. Französische Sektion der proletarischen Ne-
ger.
28. Komitee für die Aufrechterhaltung der ,,L'-
Humanite".
29. MOJ Eingewandterte Proletarier.
30. Zentrale polnischer Proletarier in Frank-
reich.
31. Zentrale rumänischer Proletarier in
Frankreich.
32. Arbeiter- und Vauernunion (Serbisch).
33. Komitee des 1. September (Ungarisch).
34. Kulturverein jüdischer Proletarier.
35. Der „Gezerd", kommunistisch-jüdische Orgce
nisation.
36. Union russisch-ukrainischer Proletarier.
37. Vereinigung bessarabischer Emigranten.
38. Vereinigung der Streikkomitees.
39. Gesellschaft für die kulturellen Beziehungen
zwischen Frankreich und der UdSSR.
40. Internationale Aerztevereinigung gegen
den Krieg.
41. Internationale Chemikervereinigung gegen
den Krieg.
42. Internationale Juristenvereinigung.
43. Antifaschistisches Aktionskomitee.
Dieser Aufstellung ist wohl kein weiteres Wort
hinzuzufügen. Es sei jedoch noch erinnert an den
Nichtangriffspakt, der am 29. Nov. 1932 zwi-
schen Sowjetrußland und Frankreich abgeschlos-
sen wurde. Im 8 5 dieses Nichtangriffspaktes
heißt es:
„Jeder der vertragschließenden Parteien ver-
pflichtet sich, in jeder Hinsicht die Souveränität
und Autorität der anderen Partei zu achten; sich
in keiner Weise in die inneren Angelegenheiten
der anderen Partei einzumengen, sich insbeson-
dere jeder Aktion zu enthalten, durch die Agita-
tion, Propaganda oder der Versuch einer Inter-
vention hervorgerufen werden könnte, deren
Ziel es wäre . . ., das politische und soziale Re-
gime eines Teiles oder aller seiner Hoheitsge-
biete mit Gewalt zu verändern.
Jede der vertragschließenden Parteien ver-
pflichtet sich im besonderen . . . Organisationen
weder zu schaffen noch auszurllsten, noch zu unter-
stützen, noch zu dulden, deren Ziel der bewaff-
nete Kampf gegen die andere Partei ist."
Was dem Saargebiet bevorstände, wenn es an
Frankreich käme oder der Status quo beibehal-
ten würde, das kann sich unter diesen Umständen
jeder ausmalen.
M«ss
vornan von Zokneiller-bosrst
kchrftebsrrsctrtsscftntr ciurcft Vorlsx- Oslesr j^leistor, ^erciau
4)' (Nachdruck verboten.)
Er bekam seinen Stuhl neben den des Do-
ridl gerückt, mit dem Blick gegen die lachende
Stadt zu. Die Luft floß wie süßer Trank in
den Mund, und der Himmel stand weit und
offen von tausend Kerzen erhellt.
„Von hier aus macht sie den Eindruck einer
Spielzeugschachtel," sagte er und blickte mit
andächtigem Auge nach dem Häusergewirr,
aus welchem sich' hin und wieder ein schlan-
ker Turm löste oder ein spitzer Giebel aus
dem Blau und Rot der Dächer schoß.
Frau von Kießling wurde ins Haus geru-
fen. Nun saßen die beiden allein.
Amos Hand tastete nach denen des Mäd-
chens. „Die Mutter hat schon an eine Freun-
din in München geschrieben, bei der ich woh-
nen soll," sagte er. — „Warum zuckst du denn
'"o, Doridl? Ich freue mich unsagbar: Mün-
chen! Denk dir nur. All das viele Neue und
Schöne. Und ganz frei! Gar niemand, der
hinter mir her ist. Mein Vater gibt mir
einen Wechsel von hundertachtzig Mark. Ich
weiß gar nicht, was ich mit dem vielen Geld
anfangen soll!" Und als keine Antwort kam,
denn das Doridl fühlte sich mit einem Mole
so unsagbar einsam und verlassen, daß ihr die
weißen' Gassen unten wie Tränenströme er-
ichienen, jubilierte Anio Schütte weiter: „In
Theater soll ich gehen, sagt meine Mutter,
und Konzerte anhören. — Mein Vater spricht
nur vom Kolleg."
„Natürlich," meinte das Doridl klanglos,
„dafür gehst du doch auch hinauf."
„Selbstverständlich. Erst die Pflicht, dann
das Vergnügen." Das kam ganz altväterisch
ernst und gemessen. „In eine Verbindung will
ich natürlich auch eintreten. Vielleicht in die,
bei welcher mein Vater war. Dann wirst du
gucken, wenn ich wiederkomme!" Verwundert,
daß sie nichts sagte, bog er das Gesicht vor,
um in das ihre sehen zu können, das tief ge-
senkt war. „Doridl?" fragte er erschrocken.
„Doridl, was habe ich denn getan? — Sag
doch, was ich getan habe?"
«e schüttelte den Kopf und fing die Trä-
«ch den Lippen auf. Dabei zuckren die
McherMMepn« «und die Kinger, die
sich fest ineinandergeschoben hatten, knackten
hörbar. ,Es ist nichts," wehrte sie, „mir war
nur für den Augenblick so komisch. Leihe mir
doch dein Taschentuch, ich habe meines ver-
gessen."
Er zog es heraus und wischte ihr die Trä-
nen fort, die immer wieder von den Wimpern
den Weg nach den Wangen herab suchten.
„Sag doch, Doridl! Ich habe ja schon manch-
mal blödes Zeug geschwätzt. Aber heute
weiß ich wirklich nicht!"
„Was willst du denn studieren?" fragte sie
ihn, von Schlucken unterbrochen. „Sich dich
doch ein bißchen um, ob Mutter nicht kommt/'
„Sie kommt nicht," beruhigte er und tupfte
ihr wieder über die Wangen hin. „Ich soll
Jurist werden. Mein Gott, was wird man
denn sonst? Arzt dauert zu lgnge, obwohl mich
das am besten freuen würde. Und man ver-
dient nachher auch schön. Aber zwölf Semester!
Und dann bin ich noch nichts. Das kann mein
Vater nicht leisten, und ich will auch nicht so
lange auf Anstellung warten. Sieben Seme-
ster sind keine Ewigkeit. Dann mache ich
meinen Referendar und drei Jahre später
mein Staatsexamen und lasse mich als Rechts-
anwalt nieder."
„Hier unten in Paßfuvt?" fragte das Do-
ridl, das sich schon wieder etwas gefaßt hatte.
„Um Gottes willen!" rief er, mit beiden
Händen ins Blaue fahrend. „Glaubst du denn,
ich will verhungern! Vierzehn Rechtsanwälte
treten sich unten schon die Zehen weg! Ich
wäre der fünfzehnte. Wenn sie mich überhaupt
mitkommen ließen. Und du willst doch auch
nicht lauter schwarzes Brot ohne Butter
essen! Nicht Doridl?"
Der kleine, rote Mund stand Plötzlich vor
Staunen offen und vergaß, sich wieder zu
schließen. „Ich?-"
„Nicht?" meinte er, enttäuscht. „Du bist
doch noch so jung, Doridl, du kannst doch auf
mich warten!"
Nun waren die weißen Gassen unten auf
einmal keine Tränenbäche mehr, sondern ein
breites, lockendes Silberband, das in der
Sonne funkelte. Die blauen und roten Giebel,
die eben noch stumpf und ohne Leben wie
JeutWanbs großem Toten zum GMKtnis
Wenn wir in diesem Jahre an düsteren No-
vembertragen in Ehrfurcht und in Liebe unserer
Toten gedenken, dann wird ein kaum verklunge-
ner Schmerz von neuem uns ergreifen, die
Trauer um den Vater des Vaterlandes.
Vor nicht langem ist er eingegangen in die Ge-
schichte als unser „Reichspräsident Eeneralfeld-
marschall von Hindenburg", des deutschen Volkes
Schutz und Schirmherr, der er war und ewig blei-
ben wird.
Beste deutsche Kunst hat uns jetzt eine Gedenk-
medaille geschaffen, die unsere unauslöschliche
Verbundenheit mit dem Verewigten und seinem
bis zum letzten Atemzuge fürsorgenden Wirken
sinnvoll zum Ausdruck bringt. Akademieprofes-
sor Bernhard Bleeker, der große deutsche Bild-
hauer, hat sie im Entwurf gestaltet; seine be-
kannte nach dem Leben geformte Büste Hinden-
burgs geformte Büste Hindenburgs war Vorbild
für diese neue künstlerische Schöpfung.
Das Gedenkstück vergegenwärtigt uns auf dst
Vorderseite den Heimgegangenen Feldherrw i '
wie wir ihn alle kennen. Die rückseitige Da
stellung versinnbildlicht uns sein heiliges De.
mächtnis; es legt die künftige Sorge um D
und Vaterland in die Hände Adolf Hitlers »sh
stellt allen Deutschen die mahnende und
verpflichtende Aufgabe, in treuer Arbeit ZV",
menzustehen am Wiederaufbau des Vaterland
und gemeinsam hinzuwirken auf das große Ast
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Die Prägung ist im Bayer. HauptmLnzaim
alter Fünfmarkstückgröße, in Feinsilber
Bronce ausgeführt und bei dem Bankhaüse
Witzig u. Co., München 2 M, als BetriebsstH
zu beziehen. Möge dieses sinnvolle Gedenkst
als ein Wahrzeichen deutscher Treue und de
scher Geschichte weiteste Verbreitung finden.
StlMdMmtsoMrWen
Sterbefälle.
7. Nov.: Thekla Hofstetter geb. Philipp, Hor-
renberg, 37 Jahre alt; 6.: Maria Regina Hack
geb. Eder, 67 I.; 7.: Ruth Bös, Malsch, 9 Mon.;
6.: Magdalena Burger geb. Zanger, Nußloch,
86 I.; 6.: Alfred "Hohmann, Dielheim, Amt
Wiesloch, 30 Tage; 6.: Hans Mathes, Lorsch, Kr.
Bensheim, 24 I.; 7.: Kaufmann Karl Leonhard
Fürchtegott Kühn, München, 67 I.; 7.: Privatin
Maria Amalie Koelle geb. Rottra, 85 I.; 7.:
Steinbrecher Peter Michaeli, Stadtrandsiedlung,
48 I.; 7.: Sophia Regina Schüßler geb. Arnold,
77 I.; 8.: Schlosserlehrling Hugo Niedel, Amt
Bruchsal, 19 I.; 8.: Maria Böhl geb. Ries, Il-
vesheim, Amt Mannheim, 52 I.; 8.: Ziegelei-
arbeiter Heinrich Haag, 59 I.; 8.: Kaufmann P.
Liefert, 77 I.; 9.: Zigarrenmacher Karl Bill-
maier, 62 I.; 10.: Monteur Heinrich Christof
Weber, 59 I.; 10.: Hausangestellte L. Schmitt,
ledig, 33 I.; 10.: Ingen. Albert Gustav Ham-
minger, 32 I.; 10.: Elisabeth Ritter geb. Wer-
mutho, Mannheim, 42 I.; 10.: Privatin Marga,
rete Leßmeister geb, Ohnesorg, Üandstuhl, 72 I.;
11.: Kaufmann "Jakob Vlach, Weinheim, 65 I.;
11.: Philipp Zahn, Vorarbeiter, Hockenheim, A.
Mannheim, 53 I.; 11.: Anna Koch geb. Ereuen-
bllhler, 27 I.; 12.: Susanna Pfisterer geb.
Spath, 37 I.; 10.: Schneiderin Susanna Martin
Watteflöckchen in die Spitze" eines jeden
steckt. Es fällt nicht im mindesten auf, verhw^
aber, daß der Fingernagel dauernd am Gew
scheuert und es schließlich durchstößt.
Neue Handschuhe, namentlich solche aus Se-
und anderen Faserstoffen, halten viel la"S^
wenn man vom ersten Tragen an ein w-stE.
""-"-"-'ckchrn in dir Lxitze'eines joden HinAj
fällt nicht im mindesten auf, verhrM^
der Fingernagel dauernd am Gew-
62 I.: 10.: Wilhelmine Kollmar geb, Vogt, ,
I.; 12.: Bürstenmacher Karl Borromäus Df .
ner, 66 I.; 11.: Zigarrenmacherin Elisas.
Katharina Büchner geb. Büchner, 35 J-!„
Berta Maria Hertenstein, ledig, Radolfzell,^
I. ; 11.: Gertrud Dllrphold geb. Fischenich,
bau (Pfalz), 50 I.; 11.: Malermeister J-E
Peter Rimmler, 60 I.; 12.: Büchsenmacher:",
ster und Waffenhändler Karl Srba, 75 J-'/At
Friedrich Johann Haffner, Hockenheim,
Mannheim, 7 2. 11 Mon.; 13.: Rosa MagdE.
Schell, ledig, Asbach, Amt Mosbach, 22 "
II. : Helene Hockenbrinck geb. Herrmann, 28
Aus unübersichtlichen Strecken
ist die äußerste rechte Seite einzuhalten. SchE
d«t keil« Kurven! Das war schon für
leichtsinnige Radfahrer und Kraftfahrer
Tod.
tote Klötze ausgesehen hatten, triumphierten
in schillerndem Glast. Eine Trommel, da-
zwischen Klarinett und Bambardon klangen
von unten herauf: Wandermusikanten, die
auf der Durchreise ihr Nachtquartier ver-
dienten. Es stimmte kläglich und lat dem
Ohre weh, aber das Doridl bekam plötzlich
Schwung in die Füße und ein Zucken und
Ziehen in dem Oberkörper. „Horch doch,
Anio! Wie schön!"
„Fein, ja!" Sie faßten sich an den "Händen
und wiegten sich im Takt. Immer hopste die
Klarinette einen Ton hintendrein. Aber das
machte nichts. „Dara, dara, dara," dudelte
das Bombardon, und die Trommel schlug
„bum, bum, bum" dazwischen.
Vom Hause her duftete es nach frischen
Krapfen und gebackenem Apfelkuchen. Ein
bitterer Duft von Weißdorn und Schlehenblü-
ten trieb vom Hang herauf. Anio Schütte
hielt noch immer Doridls Rechte fest und
wiegte sie leise im Takt.
Frau von Kießling kam zurück, gefolgt von
einem Mädchen, das blitzende Silber-
kannen und einen Berg von Streuselkuchen
trug. Anio mußte sich immer wieder verge-
genwärtigen, daß nicht Sonntag war, sondern
ein ganz, ganz gewöhnlicher Mittwoch. Auf
dem Kießlinghof kam man völlig ans der
Reihe. Immer war es hier, als ob Feiertag
sei.
Zu Hause hatte die Mutter ewig zu schaf-
fen: wenn sie nicht fegte, wischte sie Staub.
Wenn kein Staub auf den Möbeln lag, wa-
ren die Gardinen zu waschen. Und wenn die
Gardinen in unnachahmbarer Sauberkeit an
den Fenstern schaukelten, gab es Wäsche zu
flicken. Ein ewiger Kreislauf von Arbeit.
Wann die auf dem Kießlinghof ihr Haus-
wesen in Ordnung setzten und wie sie das
machten, blieb dem jungen Schütte ein Rät-
sel, denn es war immer alles und jedes in-
takt, wohin man auch sah, in welches der vie-
len Zimmer man auch trat, ob angemeldet
oder unangemeldet oder überraschend, nir-
gends war etwas auszusetzen.
„Nehmen Sie doch, Anio!" ermunterte
Fran von Kießling und hielt ihm die Kuchen-
platte entgegen. Er war so abwesend, daß
er sich ein zweites Mal nötigen ließ.
Nach dem Kaffee machte man einen großen
Trott durch den Garten nach den Stallungen
hinüber und besah die jungen Kälber, die noch
so unbeholfen an der Mutter tranken. Anio
kletterte auf den Heuboden, wo eine
hin verlegt haben sollte, wie das Doridl " i
hauptete. Aber er fand nichts, als vier «r
junge Katzen, über deren Augen noch em
nes Häutchen lag. "
„Lege sie wieder hinein," drängte das
ridl, „die Knechte ersäufen sie sonst."
Davor wollte Anio sie nun unbedingt
wahren. Alles Tier war ihm geschwiMUL
Kreatur. Er sparte seinen Frühstückszucker l
die Pferde, die mit hängenden Köpfen
den schweren Kohlenwagen gingen. Die
der halben Stadt kannten ihn und umtam »
ihn mit freudigem Gekläff. Wenn er
nichts hatte, ein Stück Brot trug er
für sie in der Tasche. ,
Einmal, ein einziges Mal, hatte er in
der Jungenlnst sein Luftdruckgewehr
eine Amsel losgedrückt und sie mitten
Auge getroffen. Mit brechenden Lidern st
ihn das Tier angeklagt. Da war er d
niedergekniet wie vor einem Menschern
Tod er versckmldet hatte, und hatte sei"
sicht in das schwarze Federkleid genmhlst,,
wollte ich nicht. Das wollte ich nickst!
Bleich und verstört hetzte er ins
denn sie-gab immer noch Lebenszeichen
sich. Im Büro hab der Amtmann den "
Unerhört, was sich der Junge erlaubte,
rend der Dienststunde zu ihm zu -nM
„Was ist?" -
„Ich habe eine Amsel wundgeschos^'^
Üeber das schmale Gesicht des
ging ein Verstehen. „Man schießt
nicht wund! Gib ihm den Gnadenschuß-
„Ich kann nicht, Vater." yF
„Herrgott," dachte Schütte nun
der Verzweiflung des Jungen mitgff M
wenn da nun einmal in dessen Leben e:n
kam, eine Katastrophe, eine Stunde,
Brunnen verschüttete und alle Lichter
löschte, was dann?
Zuckungen unter einem HolunderbauM
Anio sah weg. Da war es schon Hzß
dem Garten, wo das Tier mit, sckll'
„Komm," sagte er und ging mit >st^
Ein kurzer, schwacher Knall nur. - dck
Dann holten sie eine Schaufel
kleinen Gartenhütte und begruben den
lernden, schwarzen Körper, der noch
nuten so froh durch die Luft geseM^,^
„Merk dir das," sagte der Amtmann
„man kann töten — aber man
nicht tödlich." (Fortsetzung