Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Volksblatt (69) — 1934 (Nr. 226-299)

DOI Heft:
Nr. 281 - Nr. 290 (6. Dezember - 18. Dezember)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.43252#0569
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HMlberserVMsblatt

Bezugspreis: Durch Botenzustellung und Post monatlich 2.00 eA-F, bei der Geschäfts-
stelle abgeholt 1.80 Einzelnr. 10 Erscheint wöchentlich 6 mal. Ist die Zeitung
an» Erscheinen verhindert, besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die
einspaltige Millimeterzeile (46 mm breit) 7 eH/. Reklamen: Die 70 mm breite Milli-
"eeterzeile 25 eH/. Bei Konkurs erlischt jeder Rabatt. Gerichtsstand: Heidelberg.
Srimatzritung mit den Beilagen: Sonntag der Seele Leimaiwarte


Sch-iftlettung und Geschäftsstelle: Heidelberg, Bergh. Str. 59'81, Tel. 7151. Geschäfts-
stunden: 7.30 bis 18 Uhr. Sprechstunden der Redaktion: 11.30 bis 12.Z0 Uhr. Anzeige»,
schlug: 9 Uhr, Samstag 8.30 Uhr vorm. Für telefonisch übermittelte Aufträge wirb
keine Gewähr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 8105. Unverl. Manuskripte
ohne Rückporto werden nicht zurückgesawdt.
ZSWnschaft und Kunst / Aus brr Mit brr Frau / Dir LEmröe

Pfälzer Note

Freitag, 7. Dezember iszi

so. Jahrgang / Ar. 282

tlm die Sicherung der SaaraWmmnng

WeltmiffionssonntaglS34

Die deutsche Antwort an Varon Aloifi

Von Alois Für st zuLöwenstei«
An einem Tag des Jahres erinnert uns di«
Kirche daran, daß es kein „auserwähltes Volk"
im alttestamentlichen Sinne mehr gibt. Daß der

der

DRV Genf, 6. Dez.
Der deutsche Konsul in Genf hat am Don-
^rstagnachmittag dem Vorsitzenden des Saar«
Ausschusses, Baron Aloisi, im Auftrage der
Aeichsregierung die Antwort Deutschlands über-
dEben. Sie hat folgenden Wortlaut:
»Ich beehre mich, den Empfang Ihres Tele-
Ntamms vom 5. Dezember über die Sitzung des
Biilkerbundsrates vom gleichen Tage zu bestäti-
gen und Ihnen darauf namens der deutschen
Regierung folgendes mitzuteilen: Die deutsche
Regierung hat von den Erklärungen Kenntnis
Kommen, die im Völkerbundsrat zur Frage
Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung
M Saargebiet während der Abstimmungs-
periode abgegeben worden sind. Sie ist ihrer-
^ts zwar der Ansicht, daß die Verhältnisse im
daargebiet eine Heranziehung auswärtiger
Kräfte für die Aufrechterhaltung von Ruhe
^ud Ordnung nicht notwendig erscheinen lassen;
°e wist sich «brr gleichwohl damit einverstanden
^klären, daß, sofern der Rat dies beschließt,
"°«trale internationale Kontingente in ange-
^sftner Stärke zu dem erwähnten Zweck ins
«aargebiet entsandt werden.
gez. Freiherr von Neurath,
Neichsminister des Auswärtigen.«
Sowjetrußland und die Tschechoslowakei
verzichten
DNB Genf, 6- Dez. Nach hier vorliegenden,
zuverlässig geltenden Nachrichten haben
^"wjetrußland und die Tschechoslo-
wakei dem Völkerbundsrat mitgeteilt, daß sie
^f die Entsendung etwaiger Kontingente aus
hren Ländern an die Saar verzichten.
Der englische General Temperley, der
Militärische Sachverständige Englands in Ab-
stungsfragen, ist, wie man weiter erfährt, von
^ndon nach Genf abgereist, um sich hier mit
Regierungskommission des Saargebietes
^er dl« Bedingungen für die Entsendung und
Aufenthalt der internationalen Truppen-
^ieilungen zu besprechen.
die voraussichiiiche Zusammen-
setzung der poilzeitruppe
DNB Genf, 6. Dez.
ileber die Zusammensetzung der internatio-
Äen Truppenabteilung für die Saar verlautet
ws englischer Quelle, Laß es sich voraussichtlich
Abteilungen in der Ee s a m t st ä r ke v on
OO — Zggg Mann handeln werde. Man
dnnit an, daß der Rat am Schluß seiner jetzi-
/w Tagung den Beschluß über die Zusammen-
hang und Stärke dieser Truppen fassen wird,
wch von englischer Seite wird bestätigt, daß
Mische und italienische Truppen sich zweifel-
hw an der Aufstellung beteiligen werden und
p Man mit Schweden und Holland verhandelt,
M« aber schon eine bestimmte Antwort zu
In englischen Kreisen wird gleichzeitig
nrt, daß die englische Truppenabteilung etwa
wf Tage nach dem Beschluß des Völkerbunds-
. im Saargebiet eintreffen könne. Im Zu-
Mmenhang damit wurde dann auch von unter-
Aeter englischer Seite die Meinung ausge-
^^chen, daß die Uebergangszeit im
»arg«biet spätestens im April nächsten Jahres
* Ende finden und das neue Regime in Kraft
An werde.
H-lme wan hört, sind von italienischer Seite
°staglieri für das Saargebiet in Aussicht ge-
-T^nien. Nachdem die Sachverständigen der ver-
Mdenen Staaten in Genf eingetrosfen sind —
England General Temperley — sollen hier
h Einzelheiten über die internationale Trup-
Nabteilung festgelegt werden, wobei auch der
^ierausschuß im Auftrage des Rates verant-
wrtljch mitsprechen wird.

Einreiseverbot für SA md SS
in- Saargebiet
DNB Neustadt a. d. H., 8. Dez.
Der Saarbevollmächtigte des Reichskanzlers,
Bürckel, erläßt folgende Anordnung:
„An alle SA- und SS-Männer im Reich
Kommunisten und Emigranten versuchen un-
ter dem Hinweis, daß aus dem Reich „größere
Trupps" von SA- und SS-Männern in das
Saargebiet kämen, die Öffentlichkeit wieder
von angeblichen deutschen Putschabfichten zu
unterichten.
Um auch diese Zweckmeldung von vornherein
entsprechend zu beleuchten, wird angeordnet:
Allen SA- und SS-Männern ist es streng-
stens untersagt, in das Saargebiet einzureisen,
gleichviel aus welchem Grund dies geschehe,
es sei denn, daß es sich um Abstimmungsberech-
tigte handelt. Diese haben sich selbstverständ-
lich an den vorgeschriebnen Einreisetermin zu
halten.
Wer trotz dieser Anweisung den Versuch
macht, in das Saargebiet einzureisen, wird
von der zuständigen Parteidienststelle sofort zur
Rechenschaft gezogen.
Neustadt a. d. Haardt, 6. Dezember 1934.
gez. Bürckel
Saarbevollmächtigter des Reichskanzlers.«
Eine deutsche Stellungnahme
zu den Erklärungen Laval-
DNB. Berlin, 6. Dez.
Zu dem von dem französischen Außenminister
Laval dem Völkerbundsrat unterbreiteten
und von diesem angenommenen Ersuchen, zur
Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung im
Saargebiet eine internationale Polizeitruppe
einzusetzen, schreibt die Deutsche diplomatisch-
politische Korrespondenz u. a.:
Vom deutschen Standpunkt aus ist zwar nach
wie vor nicht einzusehen, daß eine solche Maß-
nahme überhaupt notwendig ist. Schon in frühe-
rer Zeit wurde wiederholt darauf hingewiesen,
daß die vorbildliche Disziplin der deutschen Be-
völkerung an der Saar ausreichende Garantien
für einen normalen und ruhigen Verlauf der
bevorstehenden Abstimmung biete, deren rei-
bungslose Abwicklung schon in ihrem eigensten
Interesse liegt. Zu ernsthaften Zwischenfällen ist
es im ganzen Saargebiet nirgends gekommen.
Diese Feststellung verdient umsomehr hervorge-
hoben zu werden, als die politischen Spannun-
gen durch das unverantwortliche Treiben und
die gewissenlose Hetze deutschfeindlicher Kreise
künstlich gesteigert wurden. Es ist auch ein offe-
nes Geheimnis, daß die Personalpolitik des Vor-
sitzenden der Regierüngskommission nicht uner-
heblich zu der allgemeinen Verbitterung unter
der Bevölkerung beigetragen hat. Die Betrau-
ung antideutscher Elemente mit einflußreichen
Verwaltungs- und Polizeiposten im Saargebiet
war sicherlich nicht dazu angetan, die Atmo-
sphäre zu bereinigen. Trotz alledem hat, wie ge-
sagt, die Gesamtlage an der Saar in keinem
Augenblick zu ernsten Besorgnissen Anlaß ge-
geben.
Unbeschadet dieser grundsätzlichen und sicher-
lich stichhaltigen Erwägungen aber ist die Er-
klärung Lavals ein erneuter Beweis dafür, daß
er auch weiterhin streng auf dem Boden der
Gerechtigkeit und Billigkeit verbleiben will, was
als ein glückliches Symptom angesehen
werden darf. Wenn England dem Vorschlag in
dieser Form zugestimmt und sich sofort bereit
erklärt hat, tatkräftig an der Durchführung des
Planes mitzuwirken, so gibt es damit indirekt
zu verstehen, daß sich London letzten Endes doch
zum Geist von Locarno bekennt, den man in
letzter Zeit gerade bei den verschiedensten Mani-
festationen leider vermissen mußte.
Im Verlaufe der heutigen Genfer Debatte
hat der französische Außenminister dann noch
einmal seine unlängst vor der Kammer gemach-
ten Ausführungen hinsichtlich der Haltung
Frankreichs im Falle einer Abstimmung im

Sinne des Status quo wiederholt. Diesen Aus-
führungen kommt — darüber ist man sich ja
wohl nirgends mehr im Unklaren — nur noch
theoretische Bedeutung zu, weshalb es sich er-
übrigt, bekannte sachliche Einwendungen zu wie-
derholen.
Das Bild der beiden Tage kann abschließend
dahin beurteilt werden, daß Herr Laval
die deutsch- französische Verständi-
gung in Rom folgerichtig weiter-
geführt und die delikate Frage der Polizei-
truppen in einem Sine zu lösen verstanden hat,
der es der Reichsregierung ermöglichte, ihre
früheren Einwendungen und Besorgnisse fallen
zu lassen.
Krise -er Alottenkonferenz?
Amerika will die Abordnung aus London
abberufen
DNB Washington, 6. Dez.
Die amerikanische Regierung wird, wie hier
bekannt wurde, die Kündigung des Flottenver-
trages durch Japan dahin auslegen, daß Japan
die Londoner Verhandlungen zu beenden
wünsche. Sie wird daraufhin die amerikanische
Abordnung abberufen. Die Lage würde durch
die Kündigung so grundlegend geändert, daß
die amerikanische Regierung neue Entschlüsse
fassen und hierzu eingehende Erwägungen an-
stellen müsse. Die amerikanische Regierung
hoffe jedoch, daß sich innerhalb der zwei Jahre,
während der Vertrag in Kraft bleibe, ein Weg
finden lasse, der sowohl die Begrenzung der
Seerüstungen wie die politische Stabilität auf
den Weltmeeren verbürge. Unzweifelhaft be-
trachtet Amerika Japan als verantwortlich für
den Abbruch der internationalen Besprechungen
und wird sich auf weitere Unterhaltungen in
London jetzt nicht einlassen, da sie Japan kei-
nesfalls das Recht auf eine gleich starke See-
rüstung vertraglich zugestehen will.
Neues Abkommen Mischen
Frankreich und Sowjeirsßiau-
Gens, 6. Dez.
Ueber das neue sowjetrussisch-französische Ab-
kommen teilt Havas mit:
Es bestätigt sich, daß der französische Außen-
minister Herrn Litwinow die Zusicherung ge-
geben hat, daß während der ganzen Zeit, die
für die Ostpaktverhandlungen notwendig sein
wird, die französische Regierung keinerlei Ab-
kommen ins Auge fassen wird, das den Zweck
hat, politsche Vereinbarungen zu treffen, die die
Vorbereitung und die Verwirklichung des Ost-
paktes gefährden könnten. Herr Litwinow hat
Herrn Laval ebenfalls die Versicherung gegeben,
daß die sowjetrussische Regierung dieselbe Hal-
tung einnehme und dieselbe Loyalität beweisen
werde.
Golbfieber in Kalifornien
London, 6. Dez. Wie aus Newyork berich-
tet wird, hat ein Ausbruch von Goldfieber eine
wahre Völkerwanderung nach der Stadt
Mojava verursacht, die in der kalifornischen
Einöde gelegen ist. Alle Unterkunftsräume der
Stadt find überfüllt, und die angrenzenden
Hügel find mit Zelten hoffnungsvoller Goldgrä-
ber bedeckt. Den Anlaß der allgemeinen Pilger-
fahrt bildet der Umstand, daß eine im Septem-
ber vorigen Jahres von einem vormaligen llni-
versitätsstudenten entdeckte Goldader sich als
viel reichhaltiger herausgestellt hat als anfangs
vermutet wurde. Der Bergwerkssachverständige,
der die Wiederaufnahme des Betriebes finan-
zierenden Gesellschaft, der sich an Ort und Stelle
befindet, hat erklärt, die Goldader sei groß und
ungewöhnlich reich und werde vielleicht M-otze
Bedeutung Mr Kalifornien und die ganz« ame-
rikanische Nation gewinne».

Sohn Gottes nicht nur für Italiener und Fran-
zosen etwa oder nur für die Deutschen gestorben
ist; auch nicht nur für die Menschen der weißen
Rasse. Daß die Kirche daher berufen ist, die
Heilslehre des Herrn allen Völkern zu verkün-
den, die Heilsmittel allen Menschen zuzuleiten.
Daß auch der einzelne Katholik, als Sohn seiner
Kirche, mitberufen ist zu diesem weltumspannen-
den Werk; daß er seine Aufgabe nicht erschöpft
im Wirken des ewigen Heiles; daß er mitschaf«
sen darf und soll am Reiche Christi.
Weltmissionssonntag. An diesem Tage sollen
wir einmal über den eigenen Kirchturm hin-
ausblicken, mag er noch so hoch und schön sein.
Sollen wir unsere Alltagssorgen vergessen, sind
sie auch, weiß Gott, schwer genug. Sollen wir
uns bewußt werden, wie gut wir es doch eigent-
lich trotz allem haben, wir, die wir in der Hut
unserer lieben heiligen Kirche sicher leben und
sterben können. Und sollen dankbar dafür sein.
Uns dankbar erweisen, indem wir der Kirche
ein wenig helfen, anderen zu bringen, was wir
als kostbares Erbe unserer Väter längst be-
sitzen.
An diesem einen Tag im Jahr ruft uns die
Kirche zu: Geht mit mir hinaus in alle Welt!
Geht mit mir zu allen Völkern, die unseren —
und ihren — Herrn und Heiland noch nicht ken-
nen. Helft mir sie lehren und taufen und er-
ziehen zum Reiche Gottes. Laßt Euch anwerben
zu der Truppe meiner Missionshelfer, betet mit
ihnen und bringt auch ein Geldopfer, wie Ihr
es vermögt. Gott wird es hundertfach lohnen.
Wir deutschen Katholiken haben Ursache, den
Ruf der Kirche als ganz besonders an uns ge-
richtet zu beachten. Unsere Volksgenossen, di«
deutschen Missionare und Missionsschwestsrn,
ringen um ihr und ihrer Werke Leben. Der
Papst hat den deutschen Missionsorden nach dem
Weltkrieg größere Missionsgebiete anvertraut
als sie vor dem Kriege hatten, schwierige und
überaus wichtige Gebiete. Unsere Missionare
haben sich dieses Vertrauens würdig gezeigt.
Sie haben Großes geschaffen und Gottes Segen
ruht sichtbar auf ihrem Wirken. Sie haben dem
deutschen Namen Ehre gemacht. Jetzt ist der
Fortbestand ihrer Werke, der Kirchen, Schulen
Krankenhäuser gefährdet. Die Einnahmen des
Päpstlichen Werkes der Elaubensverbreitung
sind in den letzten drei Jahren stetig gefallen,
und leider gilt dies auch von den Geldopfern
der deutschen Katholiken. Unsere Missionshäu-
ser beklagen seit kurzem den gleichen Rückgang.
Die Wirtschaftskrise erklärt und entschuldigt die
Abnahme der Opfer der bisherigen treuen
Freunde der Mission- Aber sie entschuldigt nicht
das müßige Beiseitestehen von — Millionen
deutscher Katholiken, unter denen viele Tau-
sende sind, die in die entstandene Bresche sprin-
gen könnten! Mehr als M Millionen Katho-
liken leben in Deutschland, die Kinder einge-
rechnet. Und davon sind rund 400 000 Mitglie-
der des Werkes der Glaubensverbreitung, dem
nach dem dringenden Wunsche unseres Hl.
Vaters jeder erwachsene Katholik angehören
sollte!
Katholiken Deutschlands, so geht es nicht wei-
ter. Wir dürfen unsere deutschen Missionare
nicht im Stiche lassen. Wir dürfen unsere Pflicht
als Söhne der katholischen Kirche nicht länger
versäumen. Wir dürfen dem deutschen Namen,
den wir innerhalb unserer Grenzpfähle mit so
viel Stolz tragen, nicht Schande machen vor
aller Welt. Der Weltmissionssonntag 1934 soll
zum Geburtstag eines neuen Aufschwungs opfer-
freudiger Missionsbegeisterung der deutschen
Katholiken werden!

Auf der Mmandsch-urischeu Eisenbahn sind tu
der Nähe der Station Tashih-Chiao zwei
Eisenbcchnzüge Knfammengestoßen. Bisher wur-
den IS Tatze aus den Trümmern gsdovgen. Zahl-
reiche Personen wurden verlebt.
 
Annotationen