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Heidelberger Volksblatt (69) — 1934 (Nr. 226-299)

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Nr. 281 - Nr. 290 (6. Dezember - 18. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43252#0602
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Dienst«-, 1L DG»m»«r IM

Soldaten
Ein Ausruf Sr. Leys
DNV Berlin, 10. Dezbr.
Reichsorganisationsleiter Dr. Ley hat einen
Aufruf erlassen, in dem es u. a. heißt:
Soldaten der Arbeit!
Der Liberalismus und sein Wechselbalg, der
Marxismus, stellten das Ich des Individuums
in den Mittelpunkt alles Geschehens. Dieses
Ich stellte nur Forderungen. Und wenn diese
Forderungen nicht erfüllt wurden oder erfüllt
werden konnten, rebellierte dieses Ich gegen
Alles und verlangte in jedem Falle, daß sich
die Gemeinschaft ihm, diesem Ich, unterordne
und ihm allein dienstbar sei. Triebhaftigkeit
und Zügellosigkeit nannte man Freiheit, und
damit dieselben Orgien feiern konnten, brauchte
dieses Ich eine Tarnung und flüchtete in die
Anonymität. In die Anonymität der Aktien,
in die Anonymität der Parlamente, die dann
als letzte Konsequenz den Menschen zu Num-
mern und Zahlen machen mußten.
Dagegen bäumte sich der Mensch auf und er
empfand, daß die vielgepriesene Freiheit des
Individuums letztenendes höchste Knechtschaft
bedeutete. Der Soldat fand sich im großen Wel-
tenringen zurück zu seinen ureigensten Tugen-
den und fand, daß die Wertung des Menschen
nicht im Geld, im Wissen allein, in falschen und
fehlerhaften Gssellschaftsnormen bestand, son-
dern in Mannestum, Einsatzbereitschaft und
höchstem Verantwortungsgefühl zu suchen sei.
Der Soldat Adolf Hitler formte dieses Seh-
nen in der nationalsozialistischen Ides und schuf
in der Nationalsozialistischen Deutschen Aroei-
«rpartei jene Kampftruppe, um dieses Ideal
zu verwirklichen. Aus dem Soldat Adolf Hitler
wurde der Führer des deutschen Volkes. Und
heute nach kaum zwei Jahren seiner Macht-
übernahme ist die nationalsozialistische Weltan-
schauung der Lebensinhalt des ganzen Volkes
geworden. Daran können auch einige wenige
Einzelgänger, als Ueberreste der vergangenen
Zeitepoche des Wahns und Aberwitzes nichts
ändern.
Der Erfolg allein ist der Beweis für die Rich-
tigkeit einer Theorie. Die NSDAP hat in ihrer
Gemeinschaftsform, in der der Arbeiter neben
dem Studenten, der Bauer neben dem Bürger
zusammengeschweißt ist, über alle anderen Par-
teien und Organisationen über den Weimarer
Staat und seine Machtmittel, über den Kapita-
lismus und seine Herrschaftsgelüste gesiegt und
damit unter Beweis gestellt, daß ihre Organi-
sation die allein richtige ist. So haben denn
auch wir in der Deutschen Arbeitsfront das
Vorbild dieser Bewegung zu dem unsrigen ge-
macht und haben die Unzahl der Verbände und
Berbändchen, Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-
organisationen, in einer großen Eemeinschasts-
organisation zusammengefaßt, eine Form ge-
schmiedet, um die Menschen für Jahrhunderte
hinaus so zusammenzuschweißen, daß sie nie-
mals wieder auseinandsrsallen können. Wir
wollen die Gemeinschaft, das ist oberstes Gesetz
für all unser Handeln und Tun.-- Allein wir
predigen sie nicht nur, sondern wir wollen sie
täglich in der Arbeitsfront exerzieren und üben.
Die Gemeinschaft ist das Mittel, um den Kampf
für die Existenz unseres Volkes zu führen.
Deshalb stellen wir folgende Forderungen an
eine wahrhaft nationalsozialistische Gemein-
schaft:
1. Di« Gemeinschaft ist nicht ein Kollektiv,
ein zusammengewürfelter Haufen von Menschen,
sondern sie ist ausgerichtet, jeder hat seinen
Platz.
2. Oberstes Gesetz der Gemeinschaft ist die
Disziplin, ausgedrückt durch die Begriffe „Füh-
rer" und „Gefolgschaft"
3. Jeder muß wissen, daß er nur soviel von
der Gemeinschaft verlangen kann, als er be-
reit ist, der Gemeinschaft zu geben.
4. Die Gemeinschaft wird erst dann zu einer
Kampfgemeinschaft, wenn sie auf ihr Ziel mar-
schiert. Deshalb müssen wir verlangen, daß je-
der, der in Deutschland Arbeit und Brot haben
will, an dem Aufbau dieses Deutschlands teil-
nehmen muß.
8. Damit die Gemeinschaft den Kampf mit
dem Schicksal bestehen kann, muß sie zur Höchst-
leistung erzogen werden, d. h. daß jeder Einzelne
in dieser Gemeinschaft zur höchsten Leistung an-
gespornt wird.
Unser Vorbild ist der Soldat. Und
wenn wir jene neue Gesellschaftsordnung von
gleicher Ehrauffassung, von Anständigkeit und
höchster sozialistischer Einsatzbereitschaft formen
wollen, werden wir immer wieder zu dem Vor-
bild des Soldaten zurückkehren müssen.
Dieser Auffassung dienen auch alle Einrich-
tungen, die wir in der Arbeitsfront gebildet
haben.
Wir gehen indieVetriebe,um dem Ge-
meinschaftsgedanken Eingang zu verschaffen.
Diese Arbeit zu vertiefen, gehen wir jetzt
einen Schritt weiter. Eine ganz neuartige Wer-
bung setzt ein: der Betriebs appell- Wir
wollen damit erreichen, daß dem Betriebsführer
wie seinem Gefolgsmann Gelegenheit gegeben
wird, sich im Betrieb Äug' in Auge zu schauen,
um alsdann die Sorge« des Betriebes gemein»
lam W tragen.

der Arbeit
Aus meinen Erfahrungen, die ich aus den
bisher abgehaltenen Betriebsappellen gesam-
melt habe, kann ich nur bestätigen, daß sowohl
Arbeiter wie Unternehmer, die an einem solchen
Appell teilnehmen konnten, unendlich beglückt
waren, und daß mir viele Unternehmer bereits
heute erklären, daß sie ohne diesen Ap-
pell gar nicht mehr Auskommen kön-
nen. Ein Unternehmer schreibt mir, daß die
Verspätungen in den Zeiten der Kontrolluhr bis
zu 30 Prozent betragen haben, und heute bei
dem Betriebsappell auf 3 Prozent zurückgegan-
gen sind. Ein anderer Wirtschaftsführer, und
zwar von einer Weltfirma, teilt mir mit, daß
sie durch die Betriebsappelle eine derartige
Leistungssteigerung erreicht habe, daß
sie in der Lage sei, jede Konkurrenz zu schlagen.
So sehen wir auch, daß das Gerede, die Ve-
triebsappelle würden wirtschaftlichen Nachteil
bringen, absolut abwegig ist. Ich möchte hier
einige wenige Anregungen geben, die ich aus
meiner Vesichtigungsreise gewonnen habe.
1. Bei Kleinbetrieben, wo der Unternehmer
sowieso täglich im Betrieb ist und jeden Einzel-
nen genau kennt, wird sich ein Betriebsappell
überhaupt erübrigen. Hier ist auch natürlich
eine Kontrolluhr überflüssig.
2. Bei Mittel- und Großbetrieben empfehle
ich zu versuchen, mindestens monatlich einmal
zusammen zu kommen. Und zwar am besten zu
Beginn der Arbeitszeit. In Großbetrieben wird
es sich empfehlen, sich zu diesem Appell einer
Lantsprecheranlage zu bedienen. Die Belegschaft
stellt sich in ihren einzelnen Abteilungen und
Werkstätten auf, und der jeweilige Betriebs-
führer nimmt die Meldung entgegen.
Der Wirtschaftsführer wird die Sorgen, den
Geschäftsgang, den Beschäftigungsgrad usw.,
alles was den Betrieb angeht, der Belegschaft
dartun, um die Gefolgschaft an seinen Arbeiten
teilnehmen zu lassen. Wenn möglich, ist es wün-
schenswert, daß bei diesen Monatsappellen auch
ein Amtswalter der DAF kurz und klar einige
weltanschauliche Ausführungen macht. Dort wird
auch die Frage gestellt werden: Hat jemand
noch Forderungen an den Betrieb?
Er melde sich zu einer bestimmten Zeit, wo
der Wirtschaftsführer persönlich für ihn zu spre-
chen ist.
Dort, wo man schon mehr Erfahrung mit Be-
triebsappellen hat, empfiehlt es sich, allwöchent-
lich einen Appell abzuhalten. Und wenn gar ein
Betrieb schon soweit ist, täglich einen Morgen-
und Schlußappell durchzuführen, ist das natür-
lich außerordentlich zu begrüßen und als Vor-
bild zu empfehlen.
Ich verlange nicht, was unmöglich ist. Ich will
auch, daß gerade auf diesem Gebiet keine UeVer-
stürzungen vorgenommen werden, da mir, wie
schon oben gesagt, die Schwierigkeiten bekannt
sind. Ich verlange aber, daß man Verständnis
und zum mindesten den guten Willen zeigt, und
daß man nicht im voraus etwas ablehnt, was
man noch garnicht probiert hat. Wir haben
bewiesen durch die Organisation der Arbeits-
front und durch den Aufbau des Werkes der
nationalsozialistischen Gemeinschaft „Kraft durch
Freude", daß unsere vielerorts verlachte und
verhöhnte Romantik höchste Realität war. Und
dieser Beweis, der sich in der Zufriedenheit der
deutschen Arbeiterschaft ausdrllckt, soll jedem
sagen, auch unseren Gegnern, daß unser Wollen
zum mindesten ernst genommen werden muß.
Siemens Krauß
nach Berlin berufen
DNB. Berlin, 10. Dez. Für den freigewor-
denen Posten des Operndirektors an der Ber-
liner Staatsoper hat Ministerpräsident Göring
den Operndirektor der Wiener Staatsoper Cle-
mens Krauß berufen.
Richard Strauß beglückwünscht Dr. Göbbels
zu seiner Sportpalast-Rede
DNV. Berlin, 10. Dez. Der Präsident der
Reichsmusikkammer, Dr. Richard Strauß, der so-
eben seine Konzertreise durch Holland mit größ-
tem Erfolg beendet hat, sandte, da er an der
Veranstaltung im Sportpalast anläßlich des ein-
jährigen Bestehens der Reichskulturkammer
nicht anwesend sein konnte, an Reichsminister
Dr. Göbbels folgendes Telegramm:
„Zur großartigen Kulturrede sende herzlichen
Glückwunsch und begeisterte Zustimmung.
In treuer Verehrung Heil Hitler!
gez- Dr. Richard Strauß."
Die Hagia Sofia geschlossen
Istanbul, 10. Dez. Die zahlreichen Gläubigen,
die am ersten Tage der Ramadan-Feiertage die
Hagia Sofia, eine der größten Heiligtümer des
Islam, aufsuchen wollten, wurden arg ent-
täuscht. Die Moschee war geschlossen, und das
Eingangstor trug eine Tafel mit der Aufschrift:
„Wegen Reparatur geschlossen, da jetzt Museum".
Der König von Siam soll sich entscheiden
DNB. London, 11. Dez Der König von
Siam empfängt am Mittwoch die Mission, die
aus Siam eingetrofsen ist, um ihn zu ersuchen,
seine Entscheidung, abzudanken, neu zu erwägen.
Die Audienz findet in Knowle statt, wo das
siamesische Königspaar seit Ende des Sommers
weilt.

LS

ächlich machte Diesener seinem früheren Mit-
gefangenen nach dessen Entlassung den Vor-
chlag, eine von ihm noch näher zu'bezeichnende
Person an einem abgelegenen Ort in der Mark
— wohin Diesener die betreffende Person brin-
gen wollte — mit einem Kraftwagen oder Mo-
torrad totzufahren. Er selbst wolle dieser
' Lebensversicherung hoch
«»vensversicherungs-
police abkaufen und sich die Lebensver-

italienischen Konsuls Sergio Eradenigo, der sÄ
bis vor kurzem in Nantes in Frankreich auf'
hielt und jetzt das italienische Konsulat i"
Krakau leitet. In dem Koffer befanden sich kos^
bare Familiendokumente aus dem florentinisW"
Staatsarchiv — die Familie Eradenigo gehört^
zu den historischen Patrizierdynastien der Stadt-
-- eine Sammlung von antikem Meißner Pal'
zellan, chinesische Elfenbeinschnitzereien aus dem
iS. Jahrhundert, Oelgemälde der italienische"
Hochrenaissance und echte Stücke aus der Barock-
epoche. In einer der Diebeshöhlen fand man n"k
Rests dieser Kostbarkeiten. Die Banditen hatte"
die Kunstschätze, die nach bescheidenster Schätzung
einen Wert von 100 0-00 Schilling (etwa 50 M
RM.) haben, zu lächerlichen Preisen an Trödler
und Private verkauft. Die chinesischen Elfeiu
beinwar-en erzielten bei diesem „Ausverkauf
Preise von 5—10 Schilling, Gemälde aus der
Schule Correggios gingen für 20— 25 Schilling
weg. Besonders tüchtige Käufer erhielten ss§
aber auch schon für 10 bis 18 Schilling. Die
Führer der Bande waren zwei Arbeitslose aus
dem 21. Bezirk Wiens. Es dürfte noch mehrere
Diebesversteck-e vorhanden sein, die die Polizei
bisher nicht auffinden konnte.
lleber die Halste der Nationalsozialisten au»
Wollersdorf entlassen
Wien, 10. Dez. Wie zuverlässig verlautet,
sind in den letzten Tagen in Wollersdorf 25Ü"
Nationalsozialisten entlassen worden. Es solle"
sich noch 2000 Nationalsozialisten im dortige"
Konzentrationslager befinden. Da bis Weih'
nachten noch weitere Entlassungen erfolgen sw'
len, war die völlige Auslösung des Möllers«
dorfer Lagers erwogen worden. Da aber di«
Gefängnisse, in die der übrige Teil der Gesa"«
genen hätte überg-eführt werden müssen, k"
stark in Anspruch genommen sind, hat man de"
Plan der Auflösung des Lagers wieder aufs?-
geben.
Scharfer Kampf gegen-as
amerikanische Verbrechertum
Washington, 10. Dez. Der Kampf, den di«
amerikanische Regierung mit der Ausrottung
der führenden Gangster gegen das Verbrech""'
tum eingeleitet hat, soll jetzt zu einer umfasse"'
den Bewegung ausgebaut werden. Am MontaS
begann hier eine mehrtägige Beratung vo"
000 Sachverständigen aus allen Teilen des La"«
des, um die Richtlinien für die Bekämpfung der
Verbrecher festzulegen. Präsident Roosevelt e"«
öffnete die erste Sitzung mit einer Ansprache, G
der er die Verluste, die alljährlich durch Ve"'
brecher in den Vereinigten Staaten verursach"
werden, auf 12 Milliarden Dollar schätzte-
Allein durch betrügerische Spielverluste wurde"
gegen 8 Millionen Dollar im Jahre verlore"-
40 reiche Familien in Chicago mußten sich dum
besondere Schutzwachen gegen die Entf-iihruM
von Familienmitgliedern sichern. Andere hätte"
ihre Kinder in den letzten Wochen nach Europ"
geschickt, um sie vor Ueberfällsn zu schütze"'
Bei neuen Razzien nach Rauschgifthändler"
seien weitere 200 Verhaftungen erfolgt.
Einkaussson-ersteuer .
in NewM
Newyork, 11. Dez. Die Newyork-er Bevölke'
rung muß von gestern ab eine Sondersteuer
Höhe von 2 v. H. auf alle Einkäufe bezahl:"'
Die neue Steuer wird nicht einmal dad"^
„versüßt", daß sie im Einkaufspreis verborg«"
werden kann. Sie muß vielmehr ausdrllckM
neben dem Einkaufspreis angegeben werden ""
soll offenbar dem Zweck dienen, die VevölkerUW
an den traurigen Zustand der Finanzen ihr«'
Stadt zu erinnern. Jahrelange Mißwirts-chE
und Unterschlagungen erschütterten den st""'
schen Kredit so stark, daß die reichste Stadt d«
Welt nur noch unter großen Schwierigkeit«
Anleihen erhalten konnte. Seit dem März
ses Jahres sind über 100 000 Einzelperson«
und Familien von den städtischen Unterstützung
listen gestrichen worden, nachdem sich herausAs
stellt hat, daß die Unterstützten im Besitz """
Versicherungs- oder Bankguthaben waren.
„Haus der deutschen Stenographenschaft" i"
Bayreuth
Bayreuth 10. Dez. Wie die „Bayerische LP'
mark" erfährt, wird der Plan, neben dem „H"?
der deutschen Erziehung" in Bayreuth auch «s
Haus der deutschen Stenographenschaft zu er« i
ten, Wirklichkeit. Die Kosten für den Bau tve
den auf 30000-0 Mark geschätzt. Der BaE«
liegt a-n !der Kanalstraß« gegenüber dem H".
der deutschen Erziehung. Die Arbeit Wird '
Frühjahr 1935 .ausgenommen werden. Im
des gleichen JahreS soll das Haus bereits
gestellt sein.
Kältewelle im Osten der Vereinigten
Newyork, 10. Dez. Die ungewöhnliche
dauert im Osten der Bereinigten Staaten
Seengebiet bis nach Florida fort. Zahl^^
Menschen sind erfroren. In Newyork
am Sonntag 12 Grad Celsius unter Null "
Thermometer abgelesen. Vom Atlantik wsr-,§
schwere Stürme gemeldet. Alle Dampfer,
den nächsten Tagen in Newyork erwartet
den, müssen mit Verspätungen bis zu M ^r»
de« rechnen.

Aus aller Ws«
Grauenhafter
VerflchermWmvr- verhindert
Berlin, 8. Dez-
Durch das rechtzeitige Eingreifen der Ber-
liner Kriminalpolizei konnte ein Mordvor-
haben in Verbindung mit einem raffiniert aus-
geklügelten Versicherungsbetrug vereitelt wer-
den. Am SO. November wurde Unter den Lin-
den ein 55jähriger Albert Diesener festge-
nommen, der erst am 13. August 1934 aus dem
Gefängnis entlassen worden war. Diesener hatte
im Gefängnis einem Mitgefangenen erklärt, daß
er ihm nach- seiner Entlassung eine Tätigkeit mit
einem großen Verdienst verschaffen wolle. Tat-
ächlich machte Diesener seinem früheren Mit-
gefangenen nach dessen Entlassung den Vor-
chlag, eine von ihm noch näher zu'bezeichnende
Person an einem abgelegenen Ort in oer Mark
— wohin Diesener die betreffende Person brin-
gen wollte — mit
torrad totzufah
Person, die bei einer !
versichert sei, die Lebe
p' I
sicherungssumme beim Todesfall auszahlen las-
sen. Sein Helfer werde dann seinen entsprechen-
den Anteil abbekommen. Der Todesfall sollte
als tödlicher Verkehrsunfall hingestellt werden.
Sollte das Opfer nicht sofort tot sein, so solle
der Helfer solange mit den Füßen auf der Brust
herumtreten, bis der Tod eingetreten sei. Die-
sener ging auch tatsächlich an die Vorbereitung
der Tat, während der Mitgefangene der Kri-
minalpolizei Mitteilung machte. Als Opfer
hatte Diesener einen 80jährigen Mann in Ber-
lin ausersehen, nachdem sich die Mordabsicht bei
einem Opfer aus Elsterwerda als unausführbar
erwiesen hatte. Dieser junge Mann hatte seit
1930 eine Lebensversicherung über 20 0-00 Mark
bei Todesfall abgeschlossen und hatte darauf
schon etwa 1800 Mark gezahlt. Da er arbeits-
los wurde, wollte er diese Versicherung verkau-
fen und inserierte deshalb in einer Tageszei-
tung. Diesener trat mit ihm in Verbindung
und verhandelte mit ihm über den Verkauf der
Versicherung. Diesener bot ihm 800 Mark, wenn
er zum Erben bei seinem etwaigen Tod einge-
setzt würde. Der Versicherte, der in großer finan-
zieller Not war, war auch bereit, auf den Ver-
trag einzugehen. Diesener ging nun daran, die
Vorbereitungen für den „llnglucksfall" zu tref-
fen. Er besprach sich zu diesem Zweck mit seinem
Opfer im Wartesaal des Bahnhofs Friedrichs-
straße, wobei sein früherer Mitgefangener sein
kommendes Opfer aus der Entfernung unbe-
merkt ansehen sollte, damit er auch später den
Richtigen töten konnte. Diese Besichtigung des
Opfers ging aber schon unter den Augen der
Kriminalpolizei vor sich. Bald darauf wurde
Diesener von den Kriminalbeamten festgenom-
men, so daß es nicht mehr zur Ausführung des
schändlichen Verbrechens kam.
iso Menschen in einem
Tresorraum eingeschlvfsen
Prag, 10. Dez. Ein aufregender Zwischenfall
ereignete sich am Sonntag mittag im St. Veits-
dom auf der Prager Burg. Eine Gruppe tschechi-
scher Touristen hatte einen Ausflug zum Besuch
des Domes veranstaltet, an dem etwa 150 Per-
sonen, darunter auch Frauen und Kinder, teil-
nahmen. Es wurde auch die neue Schatzkammer
des Domes besucht, in der die Kleinodien des
Kapitels in einem Tresorraum untergebracht
sind. Dieses Gewölbe ist sehr groß und von der
Außenwelt durch eine etwa einen halben Meter
dicke Panzertür abgeschlossen. Als sich die Be-
sucher in dem Raum befanden, schlug plötzlich
jemand die Tür von außen zu, sodaß die Teil-
nehmer eingeschlossen waren. Es bemächtigte sich
ihrer ein furchtbarer Schrecken, denn die Tür ist
nur von außen aufzuschließ-en. Die Schlüssel
hatte jedoch der Führer bei sich, der sich mit in
dem Gewölbe befand. Es gelang schließlich, die
Schlüssel durch eine kleine Oeffnung einem
Küster herauszureichen, doch kam dieser mit dem
Oeffn-en der P-anzertür nicht zustande. Polizei
und Angestellte der Tresorfabrik wurden alar-
miert und nach zweistündiger- Gefangenschaft
konnten die Eingeschlossenen befreit werden.
LiebesiraOdie
fordert zwei Menschenopfer
Kattowitz, 10. Dez. In Groß-Dombrowska
bei Scharlei spielte sich eine Liebestragödie ab,
die zwei jungen Menschen das Leben kostete.
Der 25jährige Nowak aus Gieschew-ald schoß
seine 26jährige Braut Klara Gawelczyk in der
Wohnung ihrer Eltern nieder und durchschnitt
sich dann selbst mit einem Rasiermesser die
Kehle. Wie die Feststellungen ergaben, hatten
die Eltern der Braut dem Nowak, als dieser
vor kurzem arbeitslos wurde, den weiteren
Verkehr mit ihrer Tochter untersagt. Nowak er-
schien bei der Familie und versuchte darauf mit
den Eltern ein Einvernehmn zu erzielen. Als
alle seine Bemühungen vergeblich waren, unter-
nahm er die unselige Tat.
Sisendahnräuberbande
bei Wien ausgehoben
Wien, 10. Dez. Die Wiener Polizei hat eine
gefährliche Bande von Eisenbahnräubern ge-
faßt, die seit dem Jahre 1933 auf der Nordbahn-
strecke ihr Unwesen trieb und es hauptsächlich
aus aus der Richtung Triest kommende und nach
dort abgehende Güterzüge abgesehen hatte. Der
letzte Diebstahl, der dieser Bande gelang, war
der Raub von fünf Koffern aus dem Besitz des
 
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