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Heidelberger Volksblatt (69) — 1934 (Nr. 226-299)

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Nr. 291 - Nr. 299 (19. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43252#0752
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„Hskdelderger BolkSvlatt" — Samstag, den SS. DezsM« WM

Nr. »SS


auen.-LsV-

Brzirk ßeidelderg
Leimen. (We ihnachtsfeier des
Männergesangvereins.) Am Sonn-
tag abend hielt der Männergesangverein im
Saale „zum Weinberg" seine Weihnachts-
feier ab, die gut gelungen und ebenso gut
besucht war. Nach der herzlichen Begrüßunog
durch Len Vereinsleiter Jakob Schober kamen
abwechselnd Musikstücke und Eesangsdarbie-
tungen unter der bewährten Stabführung
des Chordirigenten H. Hormuth, Heidelberg-
Rohrbach, zum Vortrag, die bei den Anwe-
senden reichen Beifall fanden. Auch die bei-
den Theaterstücke: „Wilderers Weihnachten"
und „Der Ehemann unterm Weihnachts-
tisch", deren sich die Spieler geschickt entledig-
ten, begegneten großem Interesse und ließen
die Lachmuskeln der Zuschauer in rege Tä-
tigkeit treten. Namens der Sänger über-
reichte Vereinsleiter Schober dem Chordiri-
genten als Dank und Anerkennung für seine
Mühewaltung einen mit ansehnlichen Ge-
schenken gefüllten Weihnachtskob. Der reiche
Gabentempel, der die Anwesenden zu regem
Zuspruch der Lose anspornte, ließ jeden auf
seine Rechnung kommen. Alles in allem: Es
war eine stimmungsvolle und dem Charak-
ter der Zeit entsprechende Weihnachtsfeier.
Leimen. (V o lk s w e i h na ch t sf e i e r.)
Am Sonntag abend versammelte sich die Ein-
wohnerschaft auf dem Marktplatz, um in fest-
licher Weise die Volksweihnacht zu begehen
Anschließend fand am Gabentisch unter den!
brennenden Weihnachtsbaum die Bescherung
der bedürftigen Kinder vom 1. bis 8. Schul-
jahr statt. Auch der Werkgesangverein des
Zementwerkes ließ es sich nicht nehmen, die
Feier durch das Lied: Heilge Nacht o gieße
du, zu verschönern. Mit dem Deutschland-
und Horst-Wessel-Liöd und der Einholung der
Fahne fand die eindrucksvolle Feier ihr
Ende.
Wiesenbach. (Berichtigun g.) Unser ge-
striger ArtikÄ könnte Mißverstanidniffe verur-
sachen. Es sollte nämlich bei dem Weihnachts-
stück heißen: das von Herrn Oskar Wein-
mann inszenierte erste Stück fand reichen
Beifall.
Wiesenbach-Langenzell. (Stratzenum -
bau.) Vor einigen Wochen wurde hier ein
Straßenumbau an der Kurve bei der Schloß-
gärtnerei in Angriff genommen, um die Bie-
gung übersichtlicher zu gestalten. Die Arbeiten
find lebhaft fortgeschritten, leiden aber unter
der anhaltenden feuchten Witterung. Die zum
Umbau notwendigen Mauersteine und Schot-
ter werden in den Wissenbacher Steinbrüchen
gewonnen. Die äußerst steile Kurve stellte
einen großen Gefahrenpunkt für großen Auto-
verkehr dar und hat schon manches Menschen-

löben gefordert und manchen Knochenbruch
verursacht.
Mitt MHlsch
Rotenberg. (Die älteste Einwoh-
nerin.) Am heutigen Samstag kann Frau
Therese K ö n i g Witwe ihren 84. Geburts-
tag begehen. Die Jubilarin ist die älteste
Einwohnerin in hiesiger Gemeinde. Herz-
lichen Glückwunsch!
Bezirk Mannheim
. Plankstadt. (Tab a k v e r w ieg u ng.) Am
gestrigen Freitag wurde auf der hiesigen Ge-
meindewaage der stark verhagelte Tabak von
ca. 100 Zentner verwogen, den die Firma
Borrel Friedrichstal zum Preise von 50 Mark
pro Zentner aufgekauft hat. Am Donners-
tag und Freitag wurden durch die Zweigstelle
der Bezirkssparlasse ca. 60 000 Mark Tabak-
geld der zuletzt verwogenen Gruppen ausbe-
zcchlt. Ein schöner Betrag, der hauptsächlich
der örtlichen Wirtschaft wich« zu Gute kommt.
Der noch nicht verwogene Tabak der Gruppen
1 bis 3 und 8 bis 10 gelangt am 2. und 3.
Januar 1935 mit ca. 1500 Zentner zur Ver-
wiegung. — (Aus der Bewegung.) Die
Deutsche Arbeitsfront Ortsgruppe Plankstadt
hielt für die Mitglieder der Zellen 1 bis 4
zwei Schulungsabende ab, bei welchen Orts-
gruppenleiter der NSDAP. Pg. Würslin in
einem anderthalbstündigen Referat die für
Deutschland so wichtige Frage der Rohstoff-
versorgung behandelte".
Mannheim. (Wieder Neujahrs-
au fmarschder närrischen Gar-
d e n.) Der früher übliche Neujahrsaufmarsch
der Prinzengarde des „Feurio" soll wieder
zur Tradition in Mannheim werden. Die
Prinzengarde des „Feurio", die Ranzengarde
der „Fröhlich Pfalz" und die Lindenhof-
garde der „Karnevalgesellschaft Lindenhof"
werden am Neujahrstag gemeinsam aufmar-
schieren und sich der Bevölkerung vorstellen.
Um auch den auswärtigen Besuchern Mann-
heims Gelegenheit zu geben, sich diesen Auf-
marsch anzusehen, wurde dieser auf 2 Uhr
mittags festgelegt. 15.11 Uhr findet auf dem
Paradeplatz die große Gratulationscour statt,
bei der der Kreisleiter, der Landeskommissar,
der Oberbürgermeister usw. die Glückwünsche
entgegennehmen werden.
Mannheim. (Lustmord in Mann-
heim.) Am Freitag nachmittag lief bei der
Mannheimer Kriminalpolizei die Meldung
ein, daß sich in den K-O-uadraten ein 'gewalt-
samer Todesfall ereignet habe. Die sofort an
den Tatort geeilte Mordkommission unter
Leitung des 1. Staatsanwalts Dr. Weinreich
und Kriminalrat Lüthy stellte einen Lustmord

an einer weiblichen, ungefähr 30jährigen Per-
son fest. Der Täter ist noch unbekannt.
Altlußheim. (Weitere Wilddiebe
festgenommen.) Die Gendarmerie hat
zwei weitere Personen wegen Wilderns ver-
haftet, die mit den am letzten Sonntag auf
frischer Tat ertappten Wilderern in Zusam-
menhang stehen. Sie wurden ins Amts-
gerichtsgefängnis Mannheim eingeliefert.
Mitt Bruchsal
Oestringen. (Todesfall.) Unter großer
Beteiligung wurde gestern der älteste Bür-
ger unserer Gemeinde, Herr Ferd. Essen-
preis zu Grabe getragen. Der Verstorbene
erreichte ein Alter von 96 Jahren 5 Monate.
Der Kirchenchor sang am Trauerhause sowie
am offenen Grabe ein ergreifendes Lied. Na-
mens der Kirchengemeinde legte Stiftungsrat
Michel Menges einen Kranz am Grabe
nieder. Der Verstorbene war 45 Jahre Kir-
chensteuererheber und Rechner des Kirchen-
und Kapellenbaufonds. Er ruhe in Frieden.
Oestringen. (Mißgeschick.) Die Krie-
gerwitwe Anna Hammer blieb auf der
Treppe mit dem Schuhabsatz im Rock hängen.
Sie stürzte, erlitt eine Gehirnerschütterung
und zwei schwere Kopfverletzungen.
Nelkartal, Odenwald, Krankenland
Neunkirchen. (Verschiedenes.) Unter
dem brennenden Wekhnwchtsbaum auf dem
-Rathausplatz fand am Sonntag abend die
Feier der Volksweihnacht statt. Um-
rahmt wurde die Feier von einigen schönen
WeihnachtÄiödern der hiesigen Feuerwehr-
kapelle. Durch die Opferfrsudigbsit der Bevöl-
kerung konnten sämtliche Schulkinder durch
eine kleine Gabe erfreut werden. — Am zwei-
ten Webhnach'tsfeiertage wurde der Foustwart
a. D. Karl Knörzer zu feiner letzten Ruhe-
stätte getragen. Der Verstorbene -war ungefähr
40 Jahre ein strebsamer und pflichtgetreuer
Beamter. An seinem letzten Gang zu seiner
Ruhestätte nahm die ganze Gemeinde teil.
NeuErchen. (H o lz m a cherl oh n.) Am
Ende der vergangenen Woche wurde hier
das Gemeindeholzhauen versteigert. Der Ar-
beitslohn für einen Ster wurde auf 1.50 Mk.
festgesetzt.
Mosbach. (Unfall.) Arbeitsamtsdirektor
Hildenbrand wurde am Samstag bei Hoch-
hausen, als er gerade seinen Wagen zum
Stehen bringen wollte, von einem Motorrad-
fahrer ungefähren. Letzterer zog sich Kopfver-
letzungen zu.
Mosbach. (Ertrunken.) Zwischen Eun-
delsheim und Haßmersheim ist ein 15jäh-
riges Mädchen aus Hüffenhardt, Amt Mos-
bach, ertrunken.

vergelten kann-: Lassen Sie Ihre Hände
von fremdem Gold, Herr Rechtsanwalt."
Er wollte aufbrausen, sah mit jähem
Grauen, wie ihre noch eben phosphoreszieren-
den Augen sich nach den Ecken drehten, so
daß ihm nur mehr zwei leere Höhlen ent-
gögenstarrten. „Ich bringe Ihnen einen
Kognak!" rief er, lief durch rie Diele nach
dem Eßzimmer und entkorkte die Flasche auf
dem Büfett.
Als er mit einem bis an den Rand gefüll-
ten Glas zurückkam, war nichts mehr von ihr
zu sehen.
Vom Treppenhause herauf aber kam ein
Lachen und er hörte, wie eine Stimme „Hexe"
sagte.
Die Präsidentin Steinheil sah dem Schwie-
gersohn, der sie um eine Unterredung hatte
bitten lassen, mit fragenden Augen entgegen.
Sie wußte von Elly, daß sich die beiden jun-
gen Leute wieder einmal verkracht hatten.
Anio war auch zu empfindlich! Und immer
gleich oben hinaus. Und die Elly war nie
sanften Temperaments 'gewesen. Sie sparte
gelegentlich auch nicht mit Ausdrücken, wie:
der Trottl, der Spießbürger, der Hampel-
mann. Im Grund 'genommen war es nicht
halb so schlimm gemeint. Anio mutzte , eben
nicht immer gleich den Gekränkten spielen.
Wo sollte das hinführen.
Es war nichts weniger als angenehm, im-
mer den Vermittler abgeben zu müssen. Sie
zog den Schwiegersohn neben sich auf das
Sofa in ihrem Damenzimmer und legte be-
schwörend die Hand auf die seine. „Werdet
doch endlich vernünftig! Ihr seid doch keine
kleinen Kinder mehr, bei denen kein Tag ver-
geht, ohne daß sie sich zehnmal streiten. Du
könntest die Elly doch jetzt zur Genüge ken-
nen. Laß sie wettern, wenn sie sich einmal
Luft machen will! Wofür hast du denn dein
Büro? Mein Mann ist immer in sein Büro
gegangen, wenn ich schlechter Laune war."
„Es ist traurig, wenn man sich vor seiner
Frau flüchten muß."
Sie hob die Brauen und sah ihn belustigt
an. „Du bist ein Melancholiker geworden,
mein guter Anio. Früher hast du zum Chole-
riker geneigt. Da hattest du entschieden mehr
Aussicht, dich gegen Elly zu behaupten. Wes-
halb seid ihr denn wieder auseinander gekom-
men?"
^Sie will umziehen." Das Helle Lachen

ZWZSSSK
komsn von Lcirneicisr-boorstl
VlrchohsrreofttZscftutr; Zurcla Vorlsx Oskar Ukistsr,

37) (Nachdruck verboten.)
Einen Augenblick torkelte der Mann zwi-
schen Stuhl und Schreibtisch, dann stand er
wieder aufrecht. „Darf ich Sie etwas fra-
gen, Herr Doktor?"
„Noch etwas," meinte Schüütte. Er dachte
an ein weiteres Delikt und wurde ärgerlich.
„Was haben Sie denn noch auf dem Kerb-
holz?"
„Nichts mehr," sagte Kaspar Jaros ernst.
„Entschuldigen Sie, Herr Doktor, sind Sie
verheiratet?"
Anio lachte unwillkürlich auf. „Interessiert
Sie das?"
Jaros nickte. „Ist Ihnen das blonde Mäd-
chen vom Kießlinghof eine gute Frau gewor-
den?"
Für einen Augenblick stutzte Schütte, suchte
in seinem Gedächtnis und erinnerte sich plötz-
lich. „Ach," sagte er und machte eine Hand-
bewegung, die'den jungen Menschen auffor-
derte, noch einmal Platz zu nehmen. „Sie
hatten damals so schön geschnitzte Peitschen-
stiele zu verkaufen."
„Ja, Herr Doktor, meine Großmutter leb^
auch noch!" setzte er hinzu.
Unter halbgesenkten Lidern sab Schütte nach
ihm hin. „Sagen Sie ihr, daß ich — eine
Tochter habe." Und nach einem kurzen Zö-
gern, „das blonde Mädchen, dem ich damals
so gut war, ist einem Autounglück zum Opfer
gefallen."
„Also doch", sagte Jaros. „Meine Groß-
mutter hat immer behauptet, Sie würden
Viöl Leid erfahren."
„Viel Leid, ja," erwiderte Anio. „Aber
man erträgt alles. Und wenn Sie morgen
oder heute Ihre Gänse zum Markt bringen,
gehen Sie zuerst noch zu ein paar meiner
Kollegen — er notierte ihm rasch die Adressen
auf einen Zettel — und sagen Sie, daß ich Sie
geschickt habe. Man soll mich, nur antelepho-
nieren, wenn man etwa Zweifel haben sollte.
Und grüßen Sie Ihre Großmutter von mir!"
„Danke, Herr Rechtsanwalt. Nur Ihre
Wohnung müßte ich noch wissen, wegen des
Wlieferns der Gans."
KMUtz MjeM Ke noch rasch aus einen

Zettel, den Faros behutsam in seine Brief-
tasche steckte.
Abends, als Elly sich eben anschickte, ins
Theater zu fahren, und Köchin und Zimmer-
mädchen ihr bei der Toilette behilflich wa-
ren, schellte die Flurklingel. „Ich gehe gleich
selbst," sagte Anio und war unangenehm
überrascht, eine alte, ärmlich gekleidete Fran
vor sich zu sehen. „Was wollen Sie denn so
spät noch?"
Sie hielt ihm ein Paket entgegen und lä-
chelte ihn aus hohlen Augen an. „Das schickt
mein Enkel."
„Ach," sagte er und öffnete die Türe zur
Hälfte, „Sie haben sich selbst bemüht. — —
Wie geht es?"
„Wie immer," war die Erwiderung. Ihr
Blick suchte forschend in dem seinen. „Wissen
Sie noch, Herr Rechtsanwalt?-"
Sein Blut war mit einem Male ganz
schal und kroch nur mehr durch das Geäder.
Er nickte und hatte ein müdes Lächeln um
den Mund. „Mein blondes Mädchen ist ge-
storben."
„Ich weiß es," sagte sie leise. „Es ster-
ben soviele an der Liebe. Wem sieht Ihre
Tochter ähnlich?"
„Mir!" stieß er hervor und suchte vergeb-
lich die Beklemmung abzufchütteln, die ihn
förmlich lähmte. Schließlich war er dach kein
Junge von achtzehn Jahren, der sich durch
ein fabrendes Weib — erlchrockeü brachen seine
Gedanken ab, so phosphoreszierend glänzten
Plötzlich die Augen der Alten. „Wenn erst
alles vorüber ist, kommt auch für Sie wieder
Ruhe," sagte sie tröstend.
„Sie meinen, wenn ich tot bin," unterbrach
er sie apathisch.
„Früher." sagte sie gütig. „Man muß alles
erwarten können."
Er hatte sein Gleichgewicht wieder gefun-
den und zuckte die Achsel. „Ich muß jetzt meine
Frau ins Theater bringen. Wenn ich Ihnen
noch irgendwie dienlich sein kann —"
„Mit nichts mehr," dankte sie. „Wir sind
in Ihrer Schuld." And als er die Türe
schließen wollte, streckte sich ibre Hand dazwi-
schen und legte sich schwer auf seinen Aermel.
^WeÄ ich Ihnen doch mit nichts anderem

Seckach. (Tödlicher Unfall.) Der 74-
jährige Postschaffner a. D. Andreas Frank
glitt in seinem Anwesen auf einer Treppe
aus und stürzte. Er erlitt dabei einen
Hüftenbruch, an dessen Folgen er im Kran-
kenhaus in Osterburken gestorben ist.
Höpfingen. (8 0. Geburtstag.) Hochw.
Herr Pfarrer i. R. Friedr. Alois Schell
konnte in diesen Tagen den 80. Geburtstag
feiern. Er löbt seit einer Reihe von Jahren
hier im Ruhestand und konnte vor vier Jah-
ren das goldene Priesterjubiläum feiern. H
H. Pfarrer Schell ist heute noch dienstbereit,
besonders im Beichtstuhl und zur Aushilfe am
Sonntag in der Umgebung. Sein Tagewerk
füllt er aus mit Gebet und unermüdlichem
Studium. Allseits wenden sich dem Herr«'
Jubilar die herzlichsten Wünsche für die fer-
neren Lebenslage zu.
Tauberbischofsheim. (Scheunenbrän-
de im Taubergrund.) In MarbaH
ging die Scheune des Landwirts Albert
Schäffner in Flammen auf. — In Unter-
Halbach wurde die Scheune der Gebrüder
Karl und Pius Deckert durch einen Brand
zerstört. In beiden Fällen ist die Brandur-
sache unbekannt. Außer dem Gebäudeschaden
ist auch der Verlust großer Vorräte zu be-
klagen.
Gerchsheim. (Ueberfahrenund ge-
tötet.) Der 22jährige Mafchinenschlösser
Fritz Popp, der auf seinem Motorrad nach
Würzburg fahren wollte, wurde in der Nähe
der Landesgrenze von einem entgegenkom-
menden Lastauto überfahren und so schwer
verletzt, daß bald darauf der Tod eintrat.
Baden und NMbarlönder
Heppenheim. (Veerenernte zu
Weihnachten.) Die ungewöhnliche Wit-
terung, die uns der diesjährige Winter bis-
her gebracht hat, hat vielerorts dazu geführt,
daß die Natur, die sonst um diese Zeit in
tiefstem Winterschlaf liegt, sich noch immer
regt. So sind hier in einem Garten zu
Weihnachten etwa ein Pfund schöner reifer
Himbeeren geerntet worden. Statt Schnee
und Eis also reife Beeren!
Aus Oberhefsen. (Von Leningrad
nach Oberhessen.) In der Nähe von
Stockheim wurden von dem Jagdpächter Köt-
ter zwei große Erpel (männliche Enten)
durch einen Schuß erlegt. Eines der Tiers
wies einen Ring auf, der folgende Prägung
hatte: „Leningrad Lesnoy-Jnstitut v. 10
293". Durch diese Ringaufschrift wurde der
Beweis erbracht, daß der Erpel aus der Ge-
gend von Leningrad bis nach Oberhessen ge-
zogen ist.
Worms. (Das Dominikanerklo-
ster zum Priorat erhoben.) Die
deutsche Dominikvnerordensprovinz hatte
beim Pater General in Rom schon vor län-
gerer Zeit den Antrag gestellt, das Wormser
Kloster zum Priorat zu erheben. Zu Weih-
nachten wurde nun das Dekret zugestellt und
zugleich Pater Willehad Hermes zum Prior
des Klosters ernannt. Als Superior ist Pater
Constanz Wirtz bestimmt worden.

der Präsidentin peitschte sein Blut zu einer
jähen Wallung auf. Unbeherrscht sprang er
auf die Füße. „Bei dir findet sie natürlich
immer einen Rückhalt!"
„Aber nein," lachte sie und suchte ihre Hei-
terkeit vergeblich einzudämmen. „Umziehen,
mein Lieber, dann, — auf diesen Gedanken
kommt eine Frau nur dann, wenn sie zu we-
nig Beschäftigung hat."
„Das ist es ja!" warf er verärgert hin.
„Seit das Stubenmädchen krank ist, liegt bei
uns der Staub so hoch."
„Ihr müßt euch um eine Aushilfe um-
sehen," sagte sie. „Es gibt doch so viele stel-
lenlose Dienstboten jetzt. Ich werde eine An-
nonce in die Zeitung geben. Deswegen brauchst
du kein solches Gesicht zu machen, Anio. Habt
ihr sonst noch irgendwelche Händel miteintn-
der?"
Er hatte sich wieder gesetzt und spielte mit
den Spitzen seiner Lackschuhe in dem Fell, das
ein Drittel des ganzen Zimmers bedeckte.
„Könntest du nicht auf sie einwirken, Mama,
daß sie sich etwas mehr einschränkt?"
Die Präsidentin sah verwundert nach ihm.
„Wieso denn, mein Lieber?"
„Wir brauchen unglaublich viel!"
Ein erneutes Berwundertsein. „Mehr als
Ellys Zinsen und dein Einkommen aus-
machen?"
„Das nicht," mußte er zugeben. „Aber wir
haben uns bis jetzt keinen Pfennig zurückle-
gen können."
„Ja, aber wozu denn? Das ist ja auch gar
nicht nötig, Anio." Sie schüttelte erregt die
Federn eines Seidenkissens auf. „Du mußt
nicht immer rechnen wie ein Paßfurter Klein-
bürger, mein Sohn! Es haftet dir noch so-
viel von deiner Kinderstube an."
„Erlaube!" rief er empört.
„Sachte, mein Lieber!" Sie zog seinen Arm
herab und legte ihre weichen Finger dar-
auf. „Damit will ich natürlich nicht das ge-
ringste gegen deine Erziehung gesagt haben.
Wenn du uns nicht gut genug gewesen wärst,
hätten wir dir nicht unsere einzige Tochter
zur Frau gegeben. Beruhige dich also. Aber
du mußt einmal großzügiger werden. Es ge-
nügt doch, wenn ihr das Vermögen nicht an-
tafiet."
(Fortsetzung folgt.)


Un»«rkaltung»pisl«
von llLaptstr. 1Z
 
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