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Die Pfahldörfer in der Poebene.
kennt in ihnen liguiische Niederlassungen; Chierici und Helm*)
schreiben sie Umbrern zu. Ehe wir jedoch zur Prüfung dieser
Ansichten übergehen, wird es zweckmässig sein, die Geschichte
der Landschaft, welche die Pfahldörfer enthält, in ihren Haupt-
zügen in das Gedächtnis» zurückzurufen.
»«Die älteste Bevölkerung Italiens, von der wir wissen, war
eine ligurische> Mancherlei Spuren beweisen, dass dieses Volk
vor der Einwanderung der Italiker einen ansehnlichen Theil der
Halbinsel inne hatte. Nach TeTrius Flaccus- saßen dereinst
Ligurer und Siculer auf dem Boden, auf dem nachmals die Stadt
Rom erstand. Niederlassungen des ersteren Volkes werden von
Dionysios von Halikarnass, 3) vermuthlich nach Angaben des
Varro, in derselben Gegend angenommen. Zwar ist die bereits
von dem Syrakusaner Philistos4) vertretene Ansicht, dass die
Siculer ein ligurischer Stamm gewesen seien, entschieden falsch
und bleibt es zweifelhaft , ob der flimmernde Volksbegriff der
Aborigines, wie von einigen römischen Gelehrten versucht
wurde,5) mit den Ligurern in Beziehung gebracht werden darf.
Immerhin aber lassen diese Auffassungen darauf schließen, dass
sich das Andenken an die dereinstige weite Verbreitung jenes
Volkes bei der Nachwelt erhalten hatte. Überdies wird die Über-
lieferung durch sprachliche Erscheinungen bestätigt. Der Name
der Insel Ilva (Elba) entspricht dem des ligurischen Gaues der
Ilvates. Ligurisch scheint auch der Name der Möns Ciminus oder
Ciminius in dem südlichen Etrurien, da er in auffälliger Weise
an den der Ortschaft Cemenelum,6) jetzt Cimella oder Cimiez
(bei Nizza), und an den des Ks[a;asvov opoc. der Cevennen, 7) in
dem ursprünglich von Ligurern bewohnten südlichen Gallien an-
klingt. &; Eine ähnliche Erscheinung ist es, wenn eine Lagune,
die sich an der ligurischen Küste unweit der südlichen Ausläufer
der Seealpen hinzieht, Sabata und ein in dem südlichen Etrurien
gelegener See, der heutige Lago di Bracciano, Lacus Sabatinus
1) Chierici le antichitä preromane della prov. di Reggio p. 20.
Hehn Kulturpflanzen und Hausthiere 3. Ausg. p- 501.
2) Festus s. v. Sacrani p. 320 Müller.
3) 140. Auch Lykophron Cassandra 1355 ff. lässt die bei Agylla
(Caere, gelandeten lydischen Tyrrhener mit den Aiyuotivoi handge-
mein werden.
4) Bei Dionys. Hai. I 22. Vgl. Sil. Ital. XIV 37 ff.
5) Dionys. Hai. Iii).
Ii) Über die verschiedene Überlieferung des Namens s. C. I. L.
V p. 916.
7) Die Stellen bei Benseier Wörterbuch d. griech. Eigennamen
U. d. W. K£|A(J.£VOV.
8) Vgl. Müllenhofif deutsche Alterthumskimde I p. 193.
Die Pfahldörfer in der Poebene.
kennt in ihnen liguiische Niederlassungen; Chierici und Helm*)
schreiben sie Umbrern zu. Ehe wir jedoch zur Prüfung dieser
Ansichten übergehen, wird es zweckmässig sein, die Geschichte
der Landschaft, welche die Pfahldörfer enthält, in ihren Haupt-
zügen in das Gedächtnis» zurückzurufen.
»«Die älteste Bevölkerung Italiens, von der wir wissen, war
eine ligurische> Mancherlei Spuren beweisen, dass dieses Volk
vor der Einwanderung der Italiker einen ansehnlichen Theil der
Halbinsel inne hatte. Nach TeTrius Flaccus- saßen dereinst
Ligurer und Siculer auf dem Boden, auf dem nachmals die Stadt
Rom erstand. Niederlassungen des ersteren Volkes werden von
Dionysios von Halikarnass, 3) vermuthlich nach Angaben des
Varro, in derselben Gegend angenommen. Zwar ist die bereits
von dem Syrakusaner Philistos4) vertretene Ansicht, dass die
Siculer ein ligurischer Stamm gewesen seien, entschieden falsch
und bleibt es zweifelhaft , ob der flimmernde Volksbegriff der
Aborigines, wie von einigen römischen Gelehrten versucht
wurde,5) mit den Ligurern in Beziehung gebracht werden darf.
Immerhin aber lassen diese Auffassungen darauf schließen, dass
sich das Andenken an die dereinstige weite Verbreitung jenes
Volkes bei der Nachwelt erhalten hatte. Überdies wird die Über-
lieferung durch sprachliche Erscheinungen bestätigt. Der Name
der Insel Ilva (Elba) entspricht dem des ligurischen Gaues der
Ilvates. Ligurisch scheint auch der Name der Möns Ciminus oder
Ciminius in dem südlichen Etrurien, da er in auffälliger Weise
an den der Ortschaft Cemenelum,6) jetzt Cimella oder Cimiez
(bei Nizza), und an den des Ks[a;asvov opoc. der Cevennen, 7) in
dem ursprünglich von Ligurern bewohnten südlichen Gallien an-
klingt. &; Eine ähnliche Erscheinung ist es, wenn eine Lagune,
die sich an der ligurischen Küste unweit der südlichen Ausläufer
der Seealpen hinzieht, Sabata und ein in dem südlichen Etrurien
gelegener See, der heutige Lago di Bracciano, Lacus Sabatinus
1) Chierici le antichitä preromane della prov. di Reggio p. 20.
Hehn Kulturpflanzen und Hausthiere 3. Ausg. p- 501.
2) Festus s. v. Sacrani p. 320 Müller.
3) 140. Auch Lykophron Cassandra 1355 ff. lässt die bei Agylla
(Caere, gelandeten lydischen Tyrrhener mit den Aiyuotivoi handge-
mein werden.
4) Bei Dionys. Hai. I 22. Vgl. Sil. Ital. XIV 37 ff.
5) Dionys. Hai. Iii).
Ii) Über die verschiedene Überlieferung des Namens s. C. I. L.
V p. 916.
7) Die Stellen bei Benseier Wörterbuch d. griech. Eigennamen
U. d. W. K£|A(J.£VOV.
8) Vgl. Müllenhofif deutsche Alterthumskimde I p. 193.