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Hugo Helbing [Mitarb.]; Adelmann, Karl [Bearb.]
Sammlung Carl Adelmann †, Würzburg: nebst einem Anhang aus verschiedenem Privatbesitz; Keramik, Arbeiten in Glas, Silber, Zinn, verschiedenem Metall, Möbel und Einrichtungsgegenstände, Holzfiguren, Arbeiten in Holz, Textilien, Gemälde, Stammbuchblätter, Zeichnungen, Bücher und illustrierte Werke; Auktion in München in der Galerie Helbing, Freitag, den 9. und Samstag, den 10. Juni 1911 — München: Helbing, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.55968#0007
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VORWORT.

Was in alten gutsituierten deutschen Bürgers- und Patrizierfamilien an gediegenem Hausrat
des 18. und des beginnenden 19. Jahrhunderts noch vorhanden ist, muss immer von neuem mit
Erstaunen erfüllen.
Einer solchen Familie angehörig und von mütterlicher Seite aus einem der seit Mitte des
18. Jahrhunderts in Würzburg ansässigen hochangesehenen italienischen Handelshäusern stammend,
kam der vor kurzem verstorbene Carl Adelmann schon durch das Erbe der Vorfahren in den
Besitz zahlreicher kunstgewerblicher und künstlerischer Gegenstände. Die soliden, in sich voll-
endeten Einrichtungsstücke führen grösstenteils ihren Ursprung auf die glänzendste Zeit für Kunst
und Kunstgewerbe in der alten Bischofs- und Herzogsstadt Würzburg zurück, als unter dem Mä-
cenate der Schönborns und ihrer fürstbischöflichen Nachfolger, sowie unter der kurzen Regierung
des Grossherzogs Ferdinand von Toskana (1806—1814) die schönste Residenz in deutschen Landen,
sowie zahlreiche Landschlösser und Abteien der Fürsten, des fränkischen Adels und der Klöster
entstanden und eingerichtet wurden. Damals blieb auch der reiche Bürger- und Handelsstand im künst-
lerischen Verständnis nicht zurück. So dürften einige der gediegenen Empiremöbel der Sammlung von
dem grossherzogl. Hofarchitekten Salins de Montfort aus Paris selbst oder doch wenigstens
unter seinem Einfluss entstanden sein, da sie sehr an die von ihm in der Residenz gefertigten Ein-
richtungsgegenstände erinnern. Ein Rokokoschreibtisch stammt sogar nachweislich aus der Resi-
denz selbst. Die übrigen Einrichtungsgegenstände verstand Carl Adelmann dem schon Vorhande-
nen stilvoll anzupassen, Aber selbst ein feinsinniger Kunstfreund und Kunsthistoriker, der noch kurz
vor seinem Tode eine zusammenfassende Monographie über den grössten Würzburger Bildhauer
Tillmann Riemenschneider abschloss (Walhalla, Band VI, 1910), ging er in freudigem Sammlereifer
einigen besonderen Spezialgebieten nach. Unter seinen zahlreichen Fayencen, die teilweise interes-
sante Marken aufweisen, ragt ein sog. Hirschvogelkrug hervor, der sich durch gefällige Farben-
wirkung auszeichnet. Gute Gläser und Kristalle, Silbergerät hauptsächlich der Empirezeit, Rokoko-
zinn in den verschiedensten Formen und Bestimmungen, zahlreiche Metallarbeiten, darunter zwei
hervorragende französische Empirebronzeuhren, schliessen sich an. Bei den Holzfiguren, dann aber
vor allem bei den Arbeiten in Holz und den Gemälden kommt das Lokalkolorit am stärksten zum
Ausdruck' unterfränkische Arbeiten des Barock bis zur Biedermeierzeit, unterfränkische Künstler-
namen sind zahlreich mit charakteristischen Beiträgen vertreten. Eine ganz besondere Wert-
schätzung brachte C. Adelmann alten Stammbuchblättern entgegen, die in einer reichhaltigen Kol-
lektion mit guten und interessanten Stücken des 16.—18. Jahrhunderts zusammengestellt sind.
Seltene und vorzügliche Exemplare sind die französischen und englischen Stich- und Lithographie-
werke des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts.
Der Anhang enthält Antiquitäten und Bilder aus verschiedenem Besitz. Besonders erwähnens-
wert sind einige sehr gute fränkische Arbeiten der spätgotischen Holzskulptur, italienische Truhen
und von neueren Bildern eine Studie von Wilhelm Busch und Schleich.
Dr. phil. GEORG LILL.

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