Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Karl Ernst Henrici <Berlin> [Hrsg.]
Arnim und Brentano, Des Knaben Wunderhorn: Handschriftliches aus dem Nachlaß der Bettine v. Arnim ; Besichtigung: Freitag, den 22. März 1929 ..., Versteigerung: Sonnabend, den 23. März 1929 ... (Katalog Nr. 149) — Berlin, [1929]

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17001#0024
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16

Berlin, 5. Sept. 1809. An Bettine:,,Stralauer Fischzug. Es wird aber
Petri Fischzug gezeigt, der Fischzug selbst ist bey Sonnenaufgang, und lange vorbey, ehe die
Gäste kommen. Doch glaubt jeder von den Fischen zu essen, die nach alter Erfahrung der
Kirchenbücher fruchtbar machen sollen. An den Gondeln ist kein Mangel, zu Fuss, zu Wagen
ein Strom, ein Thor zur Einfahrt, der andre zur Ausfahrt . . . Wiese und Wald sind bewohnt.
Katz und Maus (spielen) zu 80 (Personen). Tanz am Wasser, ein beständiges Geschrey „Alle-
weile", „Alleweile" von den Schifferbuben, die zur Abfahrt bereit. Kreuz und Quer wie am
Webstuhle, nach Stralau, Treptow, Rummelsburg . . . Die Nacht war kühl, aber prächtig,
die Marketender feuern bey der Kirche, die Leuchtkugeln an den Gärten und das Geschrei der
Kinder über die Ebene, wo jedes ein Stück seiner Lust mit nach Hause nehmen wollte wie am
Stück Kuchen für die kleinsten Geschwister...")

12. April (1811). An Wilhelm Grimm:

„Bis hieher schrieb ich als ein Junggeselle,

Heut sing ich als ein Ehemann,

Schon jenseit einer goldnen Schwelle

In eines stillen Zaubers Bann,

Belebte Nächte, ruhig heitres Tagen

Umgibt mich mit Verwunderung,

0 süsser Morgen, fröhliches Behagen,

Wie fühl ich mich in Gott so jung,

O Gott, wie bist du stark in deinen Schmerzen,

In Freuden deine Liebe schön;

Ich kann zu dir aus tieferfreutem Herzen

Wie in den klaren Morgen sehn."

Arnim und Bettine.

76 Arnim. Eigh. Brief m. U. AnBettine und ihre Schwester Kunigunde Bren-
tano. Genf, 18. November 1802. 4 Seiten. 4°.

Achim befand sich auf einer Reise durch Süddeutschland und die Schweiz. Dieses Schrift-
stück, in dem er seiner durch den Spätherbst beeinflussten Stimmung Ausdruck giebt, ist d a s
erste, mit dem sich Arnim unmittelbar an Bettine und ihre
ältere Schwester Gunda wandte. Dem Briefe selbst hat Achim ein Gedicht
von 12 vierzeiligen Strophen aus „Ariel's Offenbarungen" vorangestellt und
„Meinen verehrungswürdigen Freundinnen [Gunda und] Bet-
tine" gewidmet.

„Frühling und Somme r".
„Es jagen sich zwei Knaben munter
Vom Thal zur Höhe leicht und frei etc."
[aus Ariel (Scene Heymdal und Odin) S. 11 bis 14].

„So ist es nun wirklich um Genf alles öde und traurig, beklemmende Herbstnebel und
dürre Blätter, so wird es in Frankfurt nicht sein ... ich ziehe morgen dem Frühling nach gen
Genua und Nizza, vielleicht wage ich es dann, mich Ihnen mystisch in den wunderbaren Zeichen,
die wir Schrift nennen, zu nähern. Sie glauben nicht, meine Freundinnen, wie mich ihr Duet
begeistert hat.

77 Arnim, 17 eigh. Briefe m. U. (dabei einige Entwürfe) anBettine. 1806. 87 Seiten.
4°. — Bettine. 9 eigh. Briefe m. U. an A c h i m. 1806. 21 Seiten. 4°.

Im August 1805 hatte Achim Heidelberg und Clemens verlassen und sich nach Frankfurt
begeben, um hier den Druck des „Wunderhorn" besser überwachen zu können. Mit Bettine,
die er zuletzt im Mai 1805 in Heidelberg gesehen hatte und die auch wieder nach Frankfurt
zurückgekehrt war, setzte er den freundschaftlichen Verkehr im Hause Franz Brentanos fort.
Ende 1805 reiste Achim von Frankfurt ab, besuchte unterwegs Goethe in Weimar, feierte Weih-
nachten bei Reichardt in Giebichenstein und kehrte anfang Januar 1806 nach Berlin zurück.
Achim machte bald einen Versuch nach Heidelberg zurückzukehren, um mit Clemens die Be-
arbeitung der weiteren Bände des „Wunderhorns" fortzusetzen, auch mit dem Gedanken erfüllt
Bettine wiederzusehen. Die durch den Krieg von 1806 hervorgerufenen unsicheren Zustände,
die Schlachten von Jena und Auerstädt wurden geschlagen, Hessen sein Vorhaben nicht zur
Ausführung kommen; in Göttingen musste Achim verbleiben. Dezember 1806 reiste er nach
Königsberg, um sich dort vaterländischen Diensten zu widmen. Bettinen finden wir während
des Jahres 1806 in Frankfurt, Marburg bei Savigny, Offenbach bei der Grossmutter Laroche
und Kassel. Der vorliegende Briefwechsel berichtet von den Erlebnissen und Studien Beider.
Bettine widmet sich in dem Jahr der Trennung besonders der Musik, componiert Lieder, die
Achim begeistern. Wiederholt ist Goethe erwähnt, ebenso Besuche Bettinens bei Frau Rat
Goethe und der Tod der Günderode.

Auktionskatalog 149. Karl Ernst Henrici, Berlin W. 35.
 
Annotationen