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Karl Ernst Henrici <Berlin> [Hrsg.]
Arnim und Brentano, Des Knaben Wunderhorn: Handschriftliches aus dem Nachlaß der Bettine v. Arnim ; Besichtigung: Freitag, den 22. März 1929 ..., Versteigerung: Sonnabend, den 23. März 1929 ... (Katalog Nr. 149) — Berlin, [1929]

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https://doi.org/10.11588/diglit.17001#0046
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IV. Des Knaben Wunderhorn

102 Sammlung enthaltend die handschriftlichen sowie die gedruckten
Materialien für Des Knaben Wunderhorn, darunter die eigen-
händigen Beiträge von Achim von Arnim, Clemens und Bettine

Brentano, Jakob und Wilhelm Grimm.

„Von Rechts wegen sollte dieses Büchlein in jedem
Hause, wo frische Menschen wohnen, am Fenster,
unterm Spiegel, oder wo sonst Gesang- und Koch-
bücher zu liegen pflegen, zu finden sein....." Mit

diesen Worten begrüsste Goethe den ersten Band von „Des Knaben Wunder-
horn" im Jahre 1806; und er dankt den Herausgebern für „Neigung, Fleiss,
Geschmack und Zartheit".

Mit Neigung, mit einer tief innerlichen Liebe fühlte Clemens Brentano eine
Verwandtschaft und eine Verantwortung, die ihn mit dem deutschen Volksliede
verband. Von seiner Begeisterung wurde Arnim mitergriffen, — Bettine, —
die Brüder Grimm, — immer weitere Kreise verbinden sich in Liebe dem „Wun-
derhorn". Und mit einem Fleiss, den man wohl dem preussischen Landedel-
mann Arnim, kaum dem ruhelos leidenschaftlichen Brentano zugetraut hätte,
sammeln die Freunde, Clemens auf seinen Fahrten durch Deutschland, Achim
auf seinen Reisen durch die Schweiz, England, Schottland. Aus Spinnstuben und
von Märkten, aus dem Mund alter Dienstboten und Handwerksburschen, aus
Liederbüchern und Flugblättern wird ihnen ein reicher Schatz. Im Frühjahr
1805 fassen sie den Entschluss zur Herausgabe des Wunderhorns, nach Jahres-
frist erscheint der erste Band im Druck. Was „Geschmack" und ivas „Zart-
heit" in dieser Zeit den oft nur fragmentarisch, unverstanden und unverständlich
überlieferten Volksliedern angedeihen Hessen, hier liegt es vor uns, hier haben
wir die Belege, die Original-Handschriften, die alten Drucke, die die Heraus-
geber benützten. Hier sehen ivir, wie Brentano und Arnim mit „Neigung, Fleiss,
Geschmack und Zartheit" dem deutschen Volke das deutsche Volkslied zu er-
halten suchten.

Gedruckter Aufruf.

1 Aufruf zur Mitarbeit, am II. und III. Band vom Wunderhorn. Wahrscheinlich
Nov. 1807. 3 S. 4°.

Im Okt. 07 siedelten Arnim und Brentano nach Cassel über und nahmen dort, gemeinsam
mit den Brüdern Grimm, ihre Arbeit am Wdh. wieder auf. In den gelesensten Zeitschriften
erschien die Voranzeige des II. und III. Bandes, sowie eine Bitte zur Mitarbeit. Gleichzeitig
wurde an die Freunde die Aufforderung verschickt, „recht viele brave deutsche Männer,
die mit dem Landmann und den übrigen unteren Volksklassen in näherer Berührung
stehen, dahin zu bewegen, alle älteren Volkslieder, welche die Tradition im Gesänge
dieser Stände noch erhalten hat, schriftlich aufzufassen . . . Vorzüglich . . . Liebes-
handel, Mordgeschichten, Rittergeschichten, Wundergeschichten u. s. w. je älter und
einfacher, je grösser der Gewinn". Sie weisen ferner auf Goethes Rezension des I. Bandes
hin, in der Jenaischen Literaturzeitung vom 21. Januar 1806 „man möchte sagen,
jene Lieder seien durch die herrlichen und kräftigen Worte,
die ein Solcher über sie ausgesprochen selbst herrlicher

*

Auktionskatalog 149. Karl Ernst Henrici, Berlin W. 35.
 
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