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Hertel, Carl [Hrsg.]; Schneider, Friedrich [Hrsg.]
Die Katharinen-Kirche zu Oppenheim und ihre Denkmäler — Mainz, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.18865#0011
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ie äussere Geschichte der Katharinen-Kirche beschränkt sich auf verhältnissmässig wenige
Anhaltspunkte. Als in Folge der Bestätigung und Erweiterung der Stadtrechte unter Kaiser
Friedrich II. im zweiten Jahrzehnt des dreizehnten Jahrhunderts Oppenheim an Ausdehnung
beträchtlich gewann und namentlich nach dem Berge hin sich anbaute, wurde in der Neustadt unter An-
rufung der heiligen Katharina, welche seit den Kreuzzügen auch im Abendlande viel verehrt war, eine
Kirche gegründet, welcher der Erzbischof Gerhard von Mainz am 3. Juli 1258 die Rechte einer Pfarrkirche
verlieh. Diese erste Gründung muss immerhin ein Bau von ansehnlichen Verhältnissen gewesen sein.
Darauf deuten die beiden Thürme, welche heute zwischen den östlichen und den westlichen Theilen der
Kirche eingeschlossen sind. Dieselben bildeten ehedem den westlichen Abschluss des ersten Kirchenbaues,
der an der Stelle des jetzigen Schiffes und Ostchores angelegt war. Die Thürme folgen im Ganzen noch
der Ueberlieferung der romanischen Kunstweise; der schlichte viereckige Bau setzt sich aus vier Stockwerken
zusammen, die durch Lissenen und Bogenfriese gegliedert sind. Die Friese haben zum Theil spitzbogige,
zum Theil rundbogige Form und bekunden, wie auch Spitzbogen an der Fensterarchitektur, genugsam
ihre Entstehungszeit am Schlüsse der romanischen Stylrichtung.

Mittlerweile war die Stadt zu hoher Blüthe gelangt. Der Schutz, welchen die Erweiterung
der Befestigung der Stadt und namentlich die Erbauung einer Burg bot, zog eine grosse Zahl von Ein-
wanderern herbei; durch die kaiserliche Zollstelle und die beiden Messen, deren freies Geleit im Mai 1236
von Friedrich II. unter kaiserlichen Schutz genommen wurde, hob sich Handel und Wohlstand derart,
dass Oppenheim mit den alten und hochansehnlichen Städten Mainz und Worms im April 1254 sich zu
einem Bündniss vereinigen durfte, welches den Ausgangspunkt des nachmals so bedeutenden rheinischen
Städtebundes bildete. In dem manigfachen Wechsel der Verhältnisse erfreute sich demnach die Stadt
stets der königlichen Gunst; Wilhelm von Holland erweiterte ihre Gerechtsame, und nachdem die Stadt
in der folgenden zwiespältigen Wahl sich für Richard von Comwall entschieden hatte, sah sie den König
wiederholt in ihren Mauern. In Gegenwart Richards soll im Jahre 1262 der Grundstein zu dem Neubau
der Katharinen-Kirche gelegt worden sein.

Offenbar entsprach die zwar vor nicht langer Zeit erbaute Kirche nicht mehr den Verhältnissen;
wohl mochte sie für die volkreiche Stadt unzureichend sein, wahrscheinlicher aber genügte sie nicht der
Bedeutung und dem Ansehen des blühenden Gemeinwesens. Zudem lag die Baulust in der Richtung der
 
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