1. Kapitel.
Madonnen.
Die Bilder, die im folgenden als unecht aus dem Werke Tizians
ausgeschieden werden, enthalten fast alle Formen, Typen und Motive,
die bei Tizian Vorkommen. Daraus erklärt sich ihre Zuschreibung.
Samt und sonders aber lassen sie das Bildgefühl Tizians vermissen,
seine Art, die einzelnen Bildteile in der Bildfläche zur Einheit zu-
sammenzuordnen. Daran erkennt man am sichersten, daß sie nicht
von Tizian selbst sind. Denn ein Künstler, der sich einen andern
zum Lehrer oder Vorbild nimmt, kann diesem in vielen Dingen sehi’
ähnlich werden. Jenseits alles Erlernbaren aber liegt die Bildeinheit.
Die Vereinigung aller Bildteile in der Fläche zum Bilde ist ein Vor-
gang, den der Künstler unter stets wechselnden Bedingungen immer
von neuem selbständig vollziehen muß. In der Bildeinheit otfenb art
sich darum das Individuelle des Künstlers ganz rein: sie ist der
Spiegel der Bewußtseinseinheit.
Auf die besondere Art der Bildeinheit Tizians ist im Verlauf
des ersten Teils immer wieder hingewiesen worden. Sie muß im
zweiten Teil der Maßstab der Kritik sein. Doch soll dieser Maßstab
nicht so ausschließlich und mit so rigoroser Systematik angelegt
werden, daß daneben nicht auch andere Gründe zu Worte korhmen,
wenn sie nahe liegen und der Sachverhalt mit ihnen deutlicher ge-
macht werden kann.
Die Madonna mit den Heiligen Ulfus und Brigitta.
Neben der Zigeuner- und Kirschenmadonna werden dem Tizian
noch einige andere Madonnenbilder als Frühwerke zugeschrieben
und in die Zeit von 1505 bis 1515 datiert. Es sind meist Halbfiguren-
bilder mit assistierenden Heiligen. Sie sind mehr oder weniger von
der Kunst Tizians abhängig, aber unter sich so verschieden, daß
nicht zwei von demselben Künstler gemalt sein können.
Madonnen.
Die Bilder, die im folgenden als unecht aus dem Werke Tizians
ausgeschieden werden, enthalten fast alle Formen, Typen und Motive,
die bei Tizian Vorkommen. Daraus erklärt sich ihre Zuschreibung.
Samt und sonders aber lassen sie das Bildgefühl Tizians vermissen,
seine Art, die einzelnen Bildteile in der Bildfläche zur Einheit zu-
sammenzuordnen. Daran erkennt man am sichersten, daß sie nicht
von Tizian selbst sind. Denn ein Künstler, der sich einen andern
zum Lehrer oder Vorbild nimmt, kann diesem in vielen Dingen sehi’
ähnlich werden. Jenseits alles Erlernbaren aber liegt die Bildeinheit.
Die Vereinigung aller Bildteile in der Fläche zum Bilde ist ein Vor-
gang, den der Künstler unter stets wechselnden Bedingungen immer
von neuem selbständig vollziehen muß. In der Bildeinheit otfenb art
sich darum das Individuelle des Künstlers ganz rein: sie ist der
Spiegel der Bewußtseinseinheit.
Auf die besondere Art der Bildeinheit Tizians ist im Verlauf
des ersten Teils immer wieder hingewiesen worden. Sie muß im
zweiten Teil der Maßstab der Kritik sein. Doch soll dieser Maßstab
nicht so ausschließlich und mit so rigoroser Systematik angelegt
werden, daß daneben nicht auch andere Gründe zu Worte korhmen,
wenn sie nahe liegen und der Sachverhalt mit ihnen deutlicher ge-
macht werden kann.
Die Madonna mit den Heiligen Ulfus und Brigitta.
Neben der Zigeuner- und Kirschenmadonna werden dem Tizian
noch einige andere Madonnenbilder als Frühwerke zugeschrieben
und in die Zeit von 1505 bis 1515 datiert. Es sind meist Halbfiguren-
bilder mit assistierenden Heiligen. Sie sind mehr oder weniger von
der Kunst Tizians abhängig, aber unter sich so verschieden, daß
nicht zwei von demselben Künstler gemalt sein können.