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2. Kapitel.
Andere heilige Darstellungen.

Der tote Christus in der Scuola di San Rocco.
Als eines der frühesten Werke Tizians, wenn nicht als sein
erstes, gilt ein sehr schlecht erhaltenes Bild in der Scuola di San
Rocco zu Venedig, auf dem der tote Christus dargestellt ist. Christus
ist als Halbtigur vor dunklem Grund gegeben; der Kopf mit ge-
schlossenen Augen ist gesenkt, die Hände sind vor der Brust über-
einander gelegt. Die Echtheit des Bildes wird von keinem Forscher
ganz ohne Vorbehalt anerkannt, aber es hat sich auch keiner mit
klaren Worten gegen sie ausgesprochen. Am entschiedensten
äußert sich Gronau1: er stellt das Bild wohl an den Anfang seiner
Betrachtungen, sagt aber ausdrücklich, daß es die charakteristischen
Merkmale von Tizians Stil vermissen lasse, und hat es in dem
seinem Buch beigegebenen Katalog der Werke Tizians nicht auf-
genommen. Gronau hat ganz recht: es führen von diesem Bilde
keine Wege zu irgend einem Bilde Tizians; jeder Versuch, einen
ausführlichen Vergleich anzustellen, erscheint sofort bei dem Mangel
jeglicher Anhaltspunkte als geradezu sinnlos.
Crowe und C’avalcaselle2 führen technische Einzelheiten ins
Feld. Sie wollen namentlich bemerken, daß die Behandlung der
Haare mit der, die sie am Zinsgroschen wahrnehmen, verwandt
sei. Aber technische Einzelheiten kommen bei einem so schlecht
erhaltenen Bilde ernstlich nicht in Betracht und können allein für
die Zuschreibung eines Bildes niemals entscheidend sein. AVer an
der Autorschaft Tizians festhalten wollte, müßte höchstens annehmen,
1 S. 13. Fischei (a. a. 0.) .stellt das Bild zwar an die Spitze der Abbildungen
nach den. echten Werken, sagt aber (S. IX), es sei nicht sicher erweislich von
Tizian.
2 S. 50. Sie behandeln das Bild „die- Echtheit vorausgesetzt1',
 
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