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Karl W. Hiersemann (Firma); Karl W. Hiersemann
Katalog (Nr. 330): Manuscripte des Mittelalters und späterer Zeit: Einzel-Miniaturen, Reproduktionen — Leipzig: Karl W. Hiersemann, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.68377#0192
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Musik-Manuscripte. XIV.—XIX. Jahrh. 143
Aus dem oben Gesagten geht unzweifelhaft hervor, daß die Sonate
Ende Dezember 1812 vollendet gewesen sein muß. Beethovens Datierung
„1813“ ist daher ein augenscheinlicher Irrtum. Ebenso steht aber auch
fest, daß der Meister bis kurz vor diesem Termin an dem Werke arbeitete,
und daß ihn bei der Komposition Rücksichten auf Rode leiteten. Die
Originalhandschrift läßt keinen Zweifel darüber, daß die Arbeit nur
den letzten Satz betroffen haben kann; das beweisen die flüchtigeren
Schriftzeichen, die vielen Korrekturen, die er hier vornahm, und die
separate Paginierung der ersten sechs Seiten. Wenn daher Beethoven
in dem oben angezogenen Briefwechsel mehrfach von einem „letzten
Stück“ spricht, an dem er arbeitete, so kann damit nur dieser letzte Satz
gemeint sein, der demnach im Dezember 1812 vollendet worden sein muß.
Aus den Schriftzügen der ersten drei Sätze läßt sich mit Sicherheit
schließen, daß ihre Niederschrift hintereinander erfolgt ist. Das für das
ganze Manuscript benutzte Papier weist übrigens dasselbe Wasserzeichen
auf. Die ganze Datierung Beethovens zu verwerfen, dazu liegt kein Grund
vor; wir werden daher das mit fester Hand geschriebene „im Februar
1812“ als das Kompositionsdatum der ersten drei Sätze ansehen können.
Verschiedene Korrekturen beweisen, daß Beethoven während der
Niederschrift immer noch konzipierte, wie es ja gewöhnlich seine Art
war. Es kommt hier jedoch nicht über bloße Andeutungen hinaus, die
meist schon nach zwei oder drei Takten wieder verworfen werden.
Merkwürdig ist die Vorwegnahme eines Gedankens, den er später, aber
verkürzt, (6 Takte nach der Wiederholung des ersten Teiles des ersten


Im letzten Satze kommen reichlichere Korrekturen vor, doch ist die
Urschrift infolge starker Rasuren nicht mehr lesbar. Deutlich aber zu
erkennen ist, daß statt der rollenden chromatischen Klavierpassagen
ursprünglich eine andere Begleitung gedacht war. Das sind offenbar
„die Täuschenderen Passagen“, auf die er in seinem Schreiben an den
Erzherzog Bezug nimmt. Vielleicht waren sie anfänglich der Violine
zugedacht. Da sie aber Rode nicht lagen, so übertrug sie Beethoven auf
das Klavier, um das Finale glänzend ausklingen zu lassen.
Das Wiederauftauchen des bisher verschollen gewesenen Autographs
der Violinsonate op. 96, von der der enthusiastische Bericht des Jahres
1813 sagt, daß sie „die übrigen Werke Beethovens dieser Art zurückläßt
und sie fast alle an Popularität, Witz und Laune übertrifft“, wird un-
Karl W. Hiersemann in Leipzig, Königsstrasse 3. Katalog 330.
 
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