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Karl W. Hiersemann (Firma); Karl W. Hiersemann
Katalog (Nr. 475): Kunst: Archäologie, Architektur, Malerei, Skulptur, Kupferstich, graphische Kunst, Handschriften, Incunabeln, Kunstgewerbe, Einbände, orientalische Kunst : eine Auswahl seltener und schöner Werke — Leipzig: Karl W. Hiersemann, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.68420#0069
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5. Handschriften. 65
M. Pf.
esse contemnendum. 20) Fol. 225: Paulus de Lyziariis Bonon. 'Pum-
mula decretorum [de beneficio ecclesiastico]. 21) Fol. 248: Aurbach,
Jo de. De observatione Interdicti. 22) Fol. 249: Calderinus, Jo. De
ecclesiastico interdicto. — Ausserdem wichtige alte Einträge. Papier-
handschr. vom Anfang des XV. Jahrh. deutschen Ursprungs. 310 Bl.
Fol. doppelspaltig mit vielen Rubra. Kettenband im originalen Zu-
stande (Holzdeckel, Überzug schadhaft, Messingbuckel). Text sauber
u. vollständig bis auf die ersten 10 Bl. 2000 —
Nr. 22 hat am Ende des Traktats Bl. 274 verso den vollen Titel, nur den;
Autornamen in Kalendarium .verschrieben. Der Text schliesst mit Ver-
weisung auf Heinricus de Hassias Schrift super Genesin, fol. 55. Der
ganze altpaginierte Band ist paläographisch lehrreich wegen der vielen
arabischen Ziffern (in und über den Spalten), die in ihren sehr aparten,
für diese Zeit charakteristischen Formen auftreten.
Auf der Innenseite des 2. Deckels liest man von der Hand des Schreibers
oder des Auftraggebers. . . XXIIII sextar. (das ist ein Weinmass) pro VI
fol. . . Eine ähnliche Notiz, auf Papier oder Schreibarbeit und den Ent-
gelt bezüglich, steht auf dem 2. Deckel eines Kettenbandes gleicher Her-
kunft, nämlich aus dem kleinen ürt Ebern in Bayern, die dort auf
dem 1. Deckel ausdrücklich vermerkt ist.
Nachträglich wurde auf Bl. 248 auf dem breiten Rande der Text einer
ganzen Urkunde eingetragen, gewiss ein seltener Fall, bis auf Datum
XIIH’XLVII = 1447 und Erwähnung des Siegels: Im Auftrage Bischof
Gotfrids von Würzburg teilt Richard Maspach, Generalvikar, an Jo-
hannes von Helb Presbyter (?) in Ebern einen Entscheid mit, betr.
Streitsachen mit dem Georg von Bibra und dem benachbarten Lieh len-
ste in. Die Herren von Bibra spielen in diesem Kreise eine wichtige
Rolle, ganz besonders Kilian v. Bibra, Domherr in Würzburg 1443—1494
und der dortige Bischof Lorenz von B., welcher sich 1518 Luthers energisch
beim Kurf. v. Sachsen annahm, und Bischof Konrad von B., dessen
Testament 1544 Anlass zu den Grumbachschen Händeln gab.
Der Kodex hat noch insofern eine Beziehung zu Luthers Geschichte, als
er ursprünglich wahrscheinlicher aus dem Augustinerkloster in Erfurt
stammt So erklärt sich am ehesten die Aufnahme 'von Nr. 17 und der •
ausdrückliche Vermerk dort am Schlüsse fol. 170 verso: Finis istius ser-
monis collecti et praedicati per ven. Mag. theol. Job. Stephanum de
Calnitz anno dni 1413 in Erfordia in monte beate virginis in synode etc.
Von dort aus wäre also diese Handschr. mit anderen nach Bayern ge-
langt.
NB. In der Urkunde scheint es sich um Nachwehen des fränkischen Städte-
krieges zu handeln, speziell um die Streitigkeiten, welche seit lange:
zwischen dem Würzburger Bistum und diesem Georg v. B. bestanden. Ein
anderer Georg . von B. war 1471 Amtmann in Ebern. Lichtenstein ist
vermutlich Stammsitz der später angeheirateten Familie. Vgl. Gesch. der
Farn, von B. München, Chr. Kaiser 1870, S. 42, 49, 168.
387 — Summa. Pars I—II. 2 Bde. Lateinische Pergt.-Handschr. aus
der Mitte des XV. Jahrh. von sehr schöner Schrift, zweispaltig, breit-
randig, jeder Band mit herrlicher Eingangs-Bordüre, zahlreichen drei-
farbig ornamentierten Initialen, auch sonst hübsch ausgestattet. I hat
vorn in Miniaturmalerei das Bild des schreibenden Autors, in vor-
züglicher Charakteristik, II eine grosse Zier-Initiale P(ost); dazu
kommt dort ein weltliches Wappen, hier ein bischöfliches: Alles von
gediegenster künstlerischer Ausführung in Gold u. Farben. Der Stil
deutet auf Mittelitalien. Am Schluss von I vor dem Kapitelverzeichnis
liest man: In Fabriano in conventu S. Beuedicti, per me Gherardum
Helye Hollandrinum, civitatis Rotterdamensis . . A. d. 1457 m. Februar
d. 18 finita est. Ad petitionem . . . theologiae professoris mag.
Stephani, Silvestrinorum ordinis generalis dign. Alter italienischer
Holzdeckelbd. d. XV. Jahrh. m. braun. Leder; Schliessen ab; Rücken
ausgebessert. 9000 —
Die im Innern tadellos erhaltenen 2 Codices lassen an den Deckeln die Blind-
pressung vollständig nur noch an der Vorderseite von I erkennen: Dop-
pelter Rahmen aus kleinen Feldern, in dem inneren eine grosse Raute
aus den gleichen Elementen, die mit verschlungenem Bandmuster ge-
ziert, durchweg aussen u. innen mit je einem einzigen Stempel hergestellt
wurden.
Karl W. Hiersemann in Leipzig, Königstrasse 29. Katalog 475.

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