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der Sebalduskirche in Nürnberg befindliche Kreuztragung von Adam Kraft.
Aber es sind nur Silhouetten, die er entnahm, und in jedem einzelnen
Umriss componirte er eine neue eigene Gestalt. Den aus dem Bilde her-
ausblickenden Christus entlehnte er dem populären Stiche Martin Schon-
gauer’s sammt der zu starken Drehung des Kopfes. Für den im Raum
beschränkten Bildhauer war diese neue Auffassung ein grosser Vortheil.
Er sparte so die Darstellung der klagenden Weiber (Ev. Lueae 23, 27)
und lässt den schwer Bedrängten zu den ausserhalb des Kunstwerkes
Stehenden die Worte sprechen: „Weinet nicht über mich, sondern weinet
über euch selbst und über eure Kinder.“ Einst waren es die Gläubigen,
zu denen er sprach, heute sind es die Kunstfreunde, die Wirkung bleibt
dieselbe, denn sie beide haben ein empfindendes Herz für die Leiden der
Menschheit I
Die dem strengen Stilgesetz folgende, objectiv in sich abgeschlossene
Darstellung Rafael’s hätte in Stein nie einen so gewaltigen Eindruck
machen können.
Einige Fehler, wie der durch den Kopf von Christus hindurch
dringende Kreuzesarm, der windschiefe Hackenstiel des einen Gebirglers,
der bildeinwärts verschwindende Arm desselben und Aehnliches mehr
sollen nicht verschwiegen werden; aber was bedeuten sie gegenüber der
Grossartigkeit der Composition und den mannigfachen Feinheiten und reiz-
vollen Bezügen in der Zusammenordnung der einzelnen Gestalten? Die
virtuose Behandlung des Details — man achte nur auf den herrlichen Falten-
wurf bei Christus und auf die meisterhaft gebildeten Hände — würde allein
genügt haben, den Ruf des Künstlers zu begründen.
Epitaph des Weihbischofs Johann Jacob.Mirgel
(1582) in die nördliche Wand der Jesuitenkirche in Konstanz eingelassen,
mit Barockumrahmung umgeben, übertüncht und stark beschädigt. Das
Ganze besteht aus zwei völlig von einander unabhängigen Theilen, einer
Relieftafel aus Oehninger Kalkschiefer, darstellend „Christus am Kreuz“.
Höhe 1,35 m, oben halbrund, Breite 65 cm, und einer darunter befind-
lichen Schrifttafel aus schwarzem Schiefer mit der römischen Minuskel-
inschrift :
D[eo]. O[ptimo]. M[aximo],
R[everendissi]mus D[omi]nus D[omi]n[us]: loannes lacobfus] Mirgel, Patrici
[us] Lin || dauiensis, S[anctae] Th[eologi]oe Dfoctor] Episcop[us] Sebaste[n]sis.
Proep[iscopu]s, Vicarifus] || G[enera]lis; Canonic[us], Custos Cathedfralis]
Eccl[es]ioe Constantiensis, optime de || ea annos. 40. merit[us]: Initiator
Antistitufm] 40, Sacerdotufm] 1633. Sfancto] || Chrismate unctoru[m] 274117.
Temploru[m] 284 Coemeterioru[m] 99 Religio[n]e in Deu[m], Deip : [aram]
D: (?) Iosephu[m], Zelo, pudicitia, muuificentia in o[mn]ia Vrbis Tem || pla,
Religiosfas] familias, internes literaru[m] Alumnos, clarissimus. II Hoc angusto
sub Saxo augustiori dign[us] Mausoleo, IESVM, inter IESV Socios, exspectat,
quos viv[us] miice amavit, coluit, et || Quinario, in V Christi Vulnerum
 
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