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Höhe der in der Mitte rechteckig überhöhten Tafel 1,80 m,
Breite 1,20 m.
Die Composition wird von dem nackten Körper des todten Christus
beherrscht. Der hier besonders fühlbare Mangel der perspectivischen Ver-
kürzung wird völlig aufgewogen durch die herrlichen Formen des Leich-
nams und die edlen Züge des vom letzten Strahl der Lebenssonne ver-
klärten Gesichtes, Der Schein des Lebens wird noch verstärkt durch die
auf die Brust gelegte linke Hand. Der leblos herabhängende rechte Arm
ist von der zur Seite knieenden Magdelena umfasst, die sich in stiller
Trauer an den Leichnam schmiegt. An ihrem dünnen, manierirt behan-
delten Gewand sind die Goldstreifen der Endigungen und Reste von auf-
gemalten Bordüren noch deutlich sichtbar.
Bei den übrigen Gestalten, dem klagenden Nicodemus zu Füssen
des Herrn, einer Alten mit gefalteten Händen, die bangen Blickes einen
allerletzten Lebenshauch von den theuren Lippen vergebens erwartet, ganz
besonders aber bei Maria, der sich Johannes und eine alte Dicke tröstend
nähern, hat sich der Manierismus über die Gewänder hinweg des Ganzen
bemächtigt. Wir sind da angelangt,, wo virtuose Technik an Stelle des
reinen Stiles getreten ist. Der von Engeln bevölkerte Wolkenhintergrund
vollendet den Eindruck. Und doch ist bei den trauernden Engeln ein
Hauch von Naivetät übrig geblieben, und trauernd hat auch die liebe Sonne
ihr Angesicht in Wolken verhüllt.
Christuskopf
im Rosgartenmuseum; beim Abbruch des Kreuzlinger Thores in Konstanz
im Grunde gefunden und mit Recht als Bruchstück eines Morinck’chen
Werkes bezeichnet.
Tod der Maria
(?), nur noch litterarisch erhalten. In den Denkmalen deutscher Bau-
kunst des Mittelalters am Oberrhein3fi) heisst es pag. 27: „Unter einigen
Sculpturen an seinen (sc. des Kreuzganges von Petershausen) Wänden
zeichnete sich vor ihrer muthwilligen Verstümmelung eine Vorstellung
des Todes der Maria, ein kleines aber treffliches Werk des schon ge-
nannten Hans Morung (sic!) vorzüglich aus.“
Sonst wird es nirgends erwähnt.
Vor das zuletzt erwähnte Werk muss ein Fragezeichen gemacht
werden, denn Tradition und Literatur haben manche falsche Taufe vor-
genommen.
Zur endgiltigen Ausscheidung mögen diese Pseudomorinck’s hier kurz
Erwähnung finden.
Brunnen und Marienleuchte
bei der Lorettocapelle bei Konstanz. Material: grauer Sandstein! Marmor36 37)
36) Erste Lieferung Konst, u. Freib. 1825.
37) In dem mehrerwähnten Manuscript.
 
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