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VORWORT.

Die nachfolgend beschriebenen Medaillen und Plaketten des XV. bis XVII. Jahrhunderts der Sammlung
des Herrn Arthur Lübbecke in Braunschweig, die der Unterzeichnete im Auftrag des Besitzers zur Ver-
steigerung bringt, sind in kaum mehr als zehn Jahren zusammengebracht worden. Jeder Liebhaber dieser
feinen, intimen Kunst muss bedauern, diese herrlichen Schätze sich so rasch wieder in alle Winde zerstreuen
zu sehen. Allerdings wird bei vielen Kunstliebhabern in das Bedauern sich die Freude mischen, Gelegenheit
zu finden, jene immer seltener werdenden Erzeugnisse der alten Porträtkunst in einer so überwältigenden Menge
erstklassiger Exemplare erwerben zu können. Trotz der überreichen Fülle an Material, verstand es Herr
Lübbecke, geschult durch eine mehr als dreissigjährige Sammelthätigkeit auf antikem Gebiete, begabt mit einem
unfehlbaren Blick für das Schöne, und einer souveränen Beherrschung der Materie, jedes minderwertiges Erzeugnis
von seiner Sammlung fern zu halten. Unter den 737 Medaillen dürfte keine zu finden sein, die nicht auf
Grund des künstlerischen Wertes oder des historischen Interesses der dargestellten Person ihrenj Platz in
dieser Mustersammlung verdienen würde.

In der Beschreibung folgt der Catalog entsprechend den Intentionen des Besitzers der Sammlung, der
kunstgeschichtlichen Entwicklung der Medaille. An erster Stelle stehen die Begründer und gleichzeitig souveränen
Beherrscher des Kunstzweiges, die italienischen Meister des Quattrocento und ihre Nachfolger im Cinquecento.
Diesen folgen, dem italienischen Vorbild nacheifernd, aber es bei weitem nicht erreichend, die holländischen,
französischen und englischen Medailleure, die immerhin manch’ interessante und tüchtige Leistung aufzuweisen
haben. Den Schluss bildet der lange Zug unserer deutschen Meister, die aus sich heraus Kunstwerke geschaffen
haben, die es, wenn auch vielleicht nicht an Grösse der Idee, wohl aber an realistischer Auffassung und virtuoser
Wiedergabe des Characteristicums der dargestellten Person kühnlich mit den grossen Florentinern aufnehmen können.

Die Reihe der 195 Plaketten, aus den gleichen Sammelprinzipien hervorgegangen und als Anhang zur
Medaillensammlung gedacht, enthält unter den italienischen, deutschen und französischen Arbeiten ebenfalls
viele hochbedeutende Kunstwerke.

Auch nur einen Teil der hervorragendsten Stücke des Cataloges hier einzeln aufzuführen, würde zu
weit führen; der Kenner wird an Hand der 47 Lichtdrucktafeln leicht sich zurecht finden.

Indem ich den Catalog nunmehr der Oeffentlichkeit übergebe, hoffe ich durch die ausführliche Be-
schreibung und reiche Illustration, dieser ausgezeichneten Sammlung, wie der verdienstvollen Thätigkeit ihres
Besitzers, eine dauernde Erinnerung gesichert zu haben.

Di JACOB HIRSCH.
 
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