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Hirschler & Comp.
Der wertvolle künstlerische Nachlass des Herrn Carl Göbel, geb. 1824, gest. 1899: prächtige Aquarelle, Zeichnungen, Studien, Skizzen : Versteigerung: Dienstag, 21. bis inklusive Samstag, 25. April 1903 — Wien, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.32091#0009
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Jagdszenen beschäftigt. 1861 sah Göbel Paris zum zweitenmal,
von da er nach Belgrad berufen wurde, um dort den Fiirsten
iind die Fürstin Obrenovic zu malen. Spanien, das Land der
Sehnsucht so mancher Künstler, bereiste er im Jahre 1864, wo-
selbst er sich drei Monate emsig studierend aufhielt. Mit diesen
Studien, die er zumeist in Aquarellen reproduzierte, soll Göbel,
wie er mir gelegentlich erzählte, ’ vornehmlich in England sein
meistes Geld verdient haben.

Bei der Vielseitigkeit, die diesem Künstler eigen war, darf
es uns nicht wundern, zu vernehmen, dass er auch gelegentlich
kirchliche Arbeiten vollfiihrte, sowie er mit grossem Geschicke
Diplome und Adressen zeichnete und malte. Als einer sehr dankens-
werten Leistung miissen wir der durch den seinerzeitigen Oberst-
kämmerer Exzellenz Grafen Foliiot de Crenneville bei dem Kiinstler
bestellten und in der derzeitigen Sammlung der Aquarellen und
Handzeichnungen placierten Aquarelle, darstellend die Räume des
unteren Belvederes, der sogenannten Ambrasersammlung, gedenken,
welche Darstellungen ein getreues Abbild der vormaligen Auf-
stellung der freilich heute im kunsthistorischen Hofmuseum umso
grossartiger entwickelten, unter Hofrat v. Leitner seinerzeit be-
nannten II. Gruppe der Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser-
hauses zeigen.

Göbel wurde von vielen fremden Herrschern mit Aus-
zeichnungen bedacht und noch in seinen alten Tagen ward ihm
die Ehre zuteil, vom Kaiser durch die Allerhöchste Verleihung des
goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone dekoriert zu werden.
Carl Göbel war fast bis zu seinem Lebensende unermüdlich tätig.
Ihm war, wenn er sich auch schon längst von den Ausstellungen
zurückgezogen hatte, die Arbeit Freude und Genuss. Einigejahre
vor seinem Tode hatte er das Unglück, seine Frau zu verlieren
(1892), die ihm eine gar treue und liebevolle Lebensgefährtin
gewesen ist und über deren Hingang er sich auch nicht mehr
zu trösten vermochte. Die letzte Zeit seines Lebens trübte leider
auch noch ein langwieriges, recht schmerzliches Leiden.

Eheich auf seine nunmehr ausgestellten Arbeiten zu sprechen
gelange, sei es mir gestattet, einiges über den unbedingt sym-
pathischen Menschen Carl Göbel zu bemerken. Er gab sich stets
als eine elegante Erscheinung, wie die meisten Wiener Maler
der älteren Zeit, die viel Verkehr mit der vornehmen Gesellschaft
hatten und daher sich ähnlich in Kleidung und Benehmen zu
erweisen bestrebt waren. Ehrenhaft bis zum äussersten, gewissen-
haft und treu in Wesen und Gesinnung, genoss Göbel die vollste
Achtung ali jener, die mit ihm in Verkehr standen. Und mit
dem liebenswürdigen und gebildeten Menschen verband er auch
eine echte künstierische Bescheidenheit, wobei er sich stets an-
gelegen sein liess, das Gute und Schöne an dem Walten und
Wirken seiner Fachgenossen zu würdigen.

Aber schauen wir uns in seinen Arbeiten und seinem hier auf-
gerollten Studienschatz gewissenhaft um, so sehen wir neben deni
stets freudigen Schaffen auch Elemente in seinen Arbeiten, welche
darnach beschaffen gewesen wären, seinem Werdeprozesse höhere

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