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Hirschmann, Otto; Goltzius, Hendrick [Ill.]
Hendrick Goltzius als Maler: 1600 - 1617 — Quellenstudien zur holländischen Kunstgeschichte, Band 9: Haag: Martinus Nijhoff, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.62429#0079
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GOLTZIUS.

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schäften — der Astronomie? — Goltzius selbst porträtiert
hat. Der vollbärtige Mann zur Linken sticht als Porträtkopf
ohne weiteres aus den übrigen unpersönlichen Physiognomien
heraus. Die Identifizierung mit Goltzius erfolgt einwandfrei
durch einen Vergleich mit den beglaubigten Porträts, dem
kleinen Porträtkopf auf der Beschneidung von 1594 (B. 18)
einerseits und dem grossen Kupferstich von 1615 oder 1616
(B. 172) andrerseits. JMib seinem Datum 1611 steht es dem
letztgenannten erklärlicherweise bedeutend näher. Wir er-
kennen die selbe Schädelform mit der sehr hohen, stark
modellierten Stirn, dem in der Mitte in einem charakteri-
stischen Büschel vortretenden, an den Schläfen weit zurück-
weichenden Haaransatz, wir finden die selben Wülste über
den Augenbrauen, die sich gegen den Nasenansatz zusammen-
ziehen, die starken Backenknochen, die regelmässige, nur
in der Spitze leicht knotig verdickte Nase, die selbe
Bartform und die etwas vorstehende Unterlippe. Dies alles
aber deutlich ein paar Jahre jünger als auf dem späten Stich.
Bildnisse.
Wir haben noch die geringen Spuren zu verfolgen, aus
denen wir auch weiterhin von Goltzius als Porträtmaler
wissen. So wie wir ihn aus seinen Porträtstichen und vor
allem Zeichnungen kennen, müsste man meinen, er wäre
zu jenem praedestiniert gewesen. Aber er mit seinen hoch-
strebenden Tendenzen betrachtete mit van Mander !) die
Porträtmalerei als einen „Seitenweg der Kunst”, den man
nur gelegentlich beschreitet. So blieb seine unbestreitbar
beste Begabung brach liegen.
Urkundlich ist uns die Existenz von zwei Selbstbild-
nissen überliefert. Die Witwe von Goltzius’ Stiefsohn,
Jakob Matham, bezeugt, dass der Meister bei seinem Tode
in der Neujahrsnacht auf 1617 zwei solche hinterlassen
habe; auf dem einen war er antikisch aufgeputzt und trug eine

1) v. Mander-Floerke, im Leben Mierevelds, II S. 219 (1604 fol. 281 recto).
 
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