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Hirschmann, Otto; Goltzius, Hendrick [Ill.]
Hendrick Goltzius als Maler: 1600 - 1617 — Quellenstudien zur holländischen Kunstgeschichte, Band 9: Haag: Martinus Nijhoff, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.62429#0047
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Goltzius als Maler.

Goltzius’ Bedeutung als Maler tritt für uns hinter der
des Stechers vollständig zurück. Seine kalten, konstruierten
Bilder wollen uns zunächst in einer Zeit, da wir Rubens
und Frans Hals an der Arbeit wissen, als unzeitgemäss
erscheinen. Das ist aber ein falsches Urteil. Die Geschichts-
schreibung neigt stets dazu, das Neue oder Ausserordentliche
vor der breiten Grundströmung zu betonen. Rubens und
Frans Hals haben zu Lebzeiten von Goltzius — Rubens
wenigstens in Holland — noch nicht in die Entwicklung
eingegriffen. Goltzius erscheint uns vielmehr auch als Maler,
nach den Urteilen von Zeitgenossen, als einer der führenden
Meister.
Goltzius hat, wie van Mander überliefert, erst um 1600,
also in einem Alter von über vierzig Jahren, zu malen
angefangen x). Es bleibt trotz dem Erklärungsversuch, den
wir unternehmen werden, etwas Merkwürdiges an der Tat-
sache haften, dass Goltzius, im Kupferstich der erste Meister
seiner Zeit, auf der höchsten Höhe seines Könnens, den
Griffel beiseite legte, um den Pinsel zur Hand zu nehmen
und sich in einer bisher ungeübten Kunst zu betätigen. Da
dieser Wechsel noch vor das Erscheinen von van Manders
Schilderboeck fällt, könnte man hoffen, in diesem die Auf-
klärung zu finden. Van Mander meldet aber bloss das Faktum,
dass Goltzius sich im Jahre 1600 an das Malen mit Ölfarbe
und Pinseln gemacht habe. Dies hätte eigentlich nichts
Ausserordentliches an sich; man kann sich höchstens wundern,

1) v. Mander-Floerke II S. 251 (1604 fol. 285 verso).
 
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