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Hirschmann, Otto; Goltzius, Hendrick [Ill.]
Hendrick Goltzius als Maler: 1600 - 1617 — Quellenstudien zur holländischen Kunstgeschichte, Band 9: Haag: Martinus Nijhoff, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.62429#0085
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GOLTZIUS.

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braken G den Pieter de Grebber. In dessen Früh-
werken (z. B. Haarlem, städtisches Musenm, Kat. 1912
Nrn. 116 und 117) kann man noch Goltzius wiedererkennen,
sowohl in der Typik als auch besonders in dem Nachleben
eines alten „Akademie”-rezepts, in der Art, wie weibliches
und männliches Inkarnat schematisch differenziert werden.
Bei Frauen und Kindern ist es kreidigweiss mit roten
Reflexen, bei den Männern gelb bis grünlichbraun. In den
dreissiger Jahren hat sich Pieter de Grebber dann an
Rembrandt angeschlossen.
Goltzius’ bedeutendster Schüler war Werner van den
V a 1 c k e r t. Houbraken 2) berichtet von einem 1623 da-
tierten Bild, auf dem verschiedene Personen, unter ihnen
der Maler selbst, in Lebensgrösse dargestellt waren. Es
soll ganz in der Weise des Hendrick Goltzius gemalt ge-
wesen sein. Wir kennen frühere Bilder van den Valckerts,
die uns die Nachricht Houbrakens sehr glaubwürdig er-
scheinen lassen. In einem 1616 datierten Kinderbacchanal
der ehemaligen Sammlung Menke in Brüssel, in dem er
noch mit Form und Ausdruck ringt, scheint er die
Lehrjahre nicht weit hinter sich zu haben. Ausgereifter
zeigt ihn eine grosse, vielfigurige Historie, Christus unter
den Kindern, im erzbischöflichen Museum in Utrecht
(Nr. 121), voll bezeichnet und datiert 1620. Auch ohne
Houbraken hätte man hier den Goltziusschüler erkennen
müssen, so nähert sich dieses Bild durch den Nachdruck,
der auf der Bildung der Figuren liegt, in der hellen Fär-
bung — der nur der warme venezianische Einschlag fehlt
— und durch die Verwandtschaft der ausdrucksleeren Typik
dessen Art. Überaus nahe steht Goltzius auch die jedenfalls
nicht viel später entstandene undatierte „Toilette der Venus1’
des Rijksmuseums in Amsterdam (Kat. 1912 Nr. 2357a), schon
ihrem Sujet nach. Amor zielt mit seinem Pfeil auf den Be-
schauer; dieses Motiv kommt im Kreise von Goltzius schon

1) a. a. 0. II S. 122.
2) a. a. O. I S. 215, 216.
 
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