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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9513#0734
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„Heidelberger Reuefie Rachrichten* — „Heidelberger Anzeiger^

Mittwoch, 2. September 1-936

Nr. 205

Ner Mann, ber den erfien Schuß bes Weltkrieges abgab.

Sie Tragöbie eines serblsrhen Nauern. - Eelbftmor- im Bersolgungstvabn.

Ein Toter an Bord.

Auf der Ueberfahrt nach Newhork wurden t>ie Pas-
sagiere der „Britanic" plötzlich durch einen Schuh aus
chrer lässigen Ruhe aufgeschreckt. Die Kapelle brach ihr
Spiel mitten im Takt ab, die Schaufelspieler lietzen ihre
langen Schagbesen fallen, aus dem Lesezimmer und der
Bar stürzten aufgeregte Menschen herbei. Der Mixer
hatte in der Aufregung vergessen, den Coctailmischer bei-
seite zu stellen. Er zeigte in einen Kabinengang und sagte:
„Von dort kam es..."

Sie rüttelten an den Türen. Aus Kabine 23 kam
keine Antwort. Der Steward lieh sie unverzüglich auf-
brechen. Dort fanden sie guer über dem schmalen Bett
liegend die Leiche des Majors Michael Miloykovitch.
An der Wand hing ein billiger Vielfarbendruck, der das
Bilü eines Sodyten zeigte, wie er mit einem Gewehr auf
einen imginären Feind zielte. Ein tschechischer Passagier,
de^auch einige Worte serbisch verstand, übersetzte die Un-
terschrift: „Der Mann, der den ersten Schutz des
Weltkrieges a b fe u e r t e ..." Sie sahen in das
Gesicht des Toten, sie sahen das Gewehr, mit dem er sich
die Kugel durch die Brust gefeuert hatte. Und sie wutzten
nun, datz der Mann, der den ersten Schutz abfeuerte, nun
vor ihnen lag, durch Selbstmorö geendet.

Seltsam ist die Geschichte des Majors Michael Miloh-
kovitch, der so tragisch starb. Drei Monate vor Kriegsaus-
bruch nimmt ein frischer junger Bauer aus dem Städt-
chen Kragujevac Abschisd. Es ist»Mai, er wird den an-
dern nicht bsi der Ernte helfen können, er wird nicht da-
bei sein, wenn sie den goldgelben Mais von den Feldern
fahren und abends beim dunkelroten Montenegriner Wein
fettriefende Gänse über dem offenen Feuer braten. Am
schwersten trennt sich Michael doch von seiner schwarzhaa-
rigen Tina. Aber Pflicht ist Pflicht, er mutz zum M i l i-
tärdienst nach Belgrad. Auf der Fahrt dorthin sieht
der junge Rekrnt die Braut noch lange vor sich in ihrer
weitzgestärkten Festbluse mit der bunten Stickerei... Ein
Jahr Dienst, dann wird er ja wiederkommen!

Das erste Gefecht des Weltkricges.

Michael tut seinen Dienst bei der Jnfanterie in Bel-
grad. Schon schwirren allerlei Kriegsgerüchte durch die
Luft und dann prahlt der junge Milohkovitch von seiner
Kraft, seiner Zielsicherheit. Da, am 29. Juni ertönen
unweit von Michaels Kaserne in Sarajevo di« Schüsse
gegen den österreichischen Thronfolger. Nun ist
an einem Krieg nicht mehr zu zweifeln. Die Soldaten
sind voller Uebermut. Sie veranstalten ein Wettschietzen,
wer von ihrem Bataillon den ersten Schutz tun dürfe. Und
Michael, der beste Krähenjäger von Kragujevac, beweist
nun, datz er auch unter diesen erfahrenen Soldaten der
sicherste Schütze ist.

Am frühen Morgen des 31. Juli 1914 stehen sich ei-
nige Meilen vor Belgrad üie ersten feindlichen Fronten
des grohen Völkerringens gegenüber. Aus den Reihen der
Serben fällt der er st e Schutz und tötet einen österreichi-
schen Offizier, der gerade seine Männer zum Sturman-
griff auf die feindliche Stellung anfeuert. Eine Salve
folgt dem Signal, der erste Funke des grotzen Welt -
brandes ist entfacht. Millionen von Detonationen wer-
den über viele Jahrk lang über den Erdball drö'hnen, Mil-
lionen tapferer Männer werden sterben.

An diesem herrlichen Julimorgen des. Jahres 1914
ahnt noch keiner der Krieger etwas von den Ausmatzen,
welche die Völkertragödie nehmen wird. Noch scheint es
nicht mehr als ein ritterliches Gefecht zwischen zwei feind-
lichen Abteilungen. Michael wird von seinen Regiments-
kamevaden am Ahend nach der Schlacht laut gefeiert. Ein
Kriegskorrespondent macht den Namen des Patrioten, der
den ersten Schutz abfeuerte, in ganz Serbien bekannt.
Bald darauf wirü das Postkartengemälde mit dem
Abbild des Michael Milohkovitch in allen Heeren der Ent-
ente herumgereicht. Der junge Bauer aus Kragujevac ist,
ohne es recht zu wissen, ü'ber Nacht zum Nationalhelden
geworden.

Michael wird zum M ajorernannt. Er bekommt
Orden und Auszeichnungen. Als er auf Urlaub nach Haus
zurückkehrt, wird er begeistert gefeiert. Für Tina hat der
berühmte Mann keinen Blick mehr übrig, da ihn eine
ganze Nation umschwärmt und jede Post ihm ins Feld die
schmeichslhaften Kartengrühe unbekannter Schönheiten
bringt.

Der Soldat als „Bühnenreißer".

„Das Leben ist schön!", mag sich Michael Miloyko-
vitch damals gsdacht haben, aber da wurde er eines Tages
mit seinem serbischen Regiment an die Westfront geschickt.
Jm Grauen der Hölle von Verdun beginnt die
Wandlung des sebbischen Majors. Er sieht, wie die Ju-
gend der Nationen sich in einem heroischen Kampf ver-

blutet, oft durchwandert er die Schlachtfelder der Ver-
wüstung und langsam setzt sich in seinem Kopf beim An-
blick der vielen Toten die fixe Jdee fest: „Ichbin an
allem schulü — denn ich feuerte den ersten Schutz äb,
ich gab das Signal zum Weltkrieg...!"

Dieser Gedanke lätzt den Mann nicht mehr los. Nach
dem Krieg kann er nicht zurückkehren an seine Bauern-
arbeit. Er zeigte sich in Varietes, bereiste die Länder der
Entente, die — damals noch im Taumel des Sieges —
den serbischen Major mit Ehrenbezeugungen überschütte-
ten. Miloykovitch wirft das Geld mit vollen Händen hin-
aus. Frauen, Champagner und Musik, die die millionen-
fache Totenklage übertönt. Und doch wivd der Mann, der
den ersten Schuh abgäb, nicht von seinen grauenvollen
Vorstellungen erlöst. Es scheint ihm manchmal, als sei
er von feldgrauen, azurblauen, khakibraunen Armeen um-
ringt, die ihre Waffen auf ihn richten, unzählige aufer-
standene Krieger, die ihn erschietzen wollen... Vorüber-
gehend wird er als geisteskrank verdächtig in einer
Heilanstalt untergebracbt. Zu Anfang dieses Jahres ent-
lietz man ihn. Vielleiwt hätte Michael zu seiner Feldar-
beit zurückkehren und alles vergessen können, aber da
stöberte ihn ein amerikanischer Agent in Belgrad auf und
verpflichtete ihn noch einmal zu einer Tournee durch die
Vereinigten Staaten.

Auf dem Dampfer mag es dann über ihn gekommen
sein. Die Wellen rauschten — sangen sie nicht von Rache?
Da tat der ZNann im Verfolgungswahn seinen letzten
Schutz...

Mnn ein MaharabMa rM...

Ser Ratimiticka eva RUere in Berltii. - ««nserrnzzimMr wird znm Sindnie»««!-

ratungszimmer dient, muhte vollständig ausgeräuwt ^
den. Gewissenhaft überzeugte sich die Dienerschm^^ ^

Vor einigen Tagen ist, von London kommend,
der Maharadscha von Mysore, einer der
reichsten Männer der Welt, in Berlin einge-
troffen und hat im Hotel Adlon Wohnung ge-
nommen.

Jm Direktionszimmer des grohen internationalen
Hotels in der Berliner Prachtstratze Unter den Linden will
das Telefon nicht mehr zur Ruhe kommen. Jmmer wieder
muh versichert werden, dah auch noch für andere Gäste
genügend Platz vorhanden sei, gewitz, die indische Exzellenz
bewohne die vornehmsten Räume, sie habe den ganzen
ersten Stock für sich und ihre Dienerschgft in Beschlag ge-
legt, aber deswegen sei man noch lange nicht ausverkauft.
„Aufregung?" entrüstet sich der Hotelportier, „nein, die
kennen wir nicht. Jch bin in diesem Haus alt und grau
geworden, habe Fürsten und Könige begrützt und vor Mul-
timillionären und weltberühmten Erfindern meine Ver-
beugung gemacht. Auch ein indischer Maharadscha kann
mich nicht aus der Ruhe bringen!"

Freilich, so wie dieser Herrscher aus dem grotzen in-
dischen Staat, ist Hier noch kein zweiter Fürst empfangen
worden und noch niemals hat ein Gast so grohe Ansprüche
an die Hoteldirektion gestellt, als dieser Mann von dem
heiligen Ganges, dessen Gesamtvermögen auf annähernd
8 Milliarden Mark geschätzt wird. Nicht weniger als 4 0
Zimmer wurden für ihn reserviert, selbst ein grotzer
Saal, der sonst Jndustriellen oder Wissenschaftlern als Be-


— Em Stausee künftig „Max Ehth-See". Der Stutt-
garter Oberbürgermeister hat zu Ehren des bekannten In-
genisurs und Schriftstellers Max Eyth dem Stausee
be i Hosen den Namen „M ax-Eyth-See" gegeben.
Das am Stausee angelegte Frerbaü führt künftig die Be-
zeichnung „Max-Eyth-Bad".

— Einweihung der „Otto Weddiflen Iuaendherberge".
An Wilhelmshaven-Rüstringen wurde am
Sonntcw die neue Jugendherberge, die den Namen
des U-Bootbelden Otto Weddigen trägt, durch den
Reichsjugendführer eingeweiht. Vor der Einweihung legte
Baldur von Schirach an den Gräbern der Skagerak-Gefal-
lenen auf dem Heldenfriedhof einen Kranz nieder.

— Der Edelstein im Hühnermage« . Jn Bröl
(Rheinland) vermitzte eine Frau seit einigen Tagen einen
wertvollen Brillanten auf dem Goldring. Alles Su-
chen war vergebens, bis die Verliererin aüs eigenartige
Weise wieder zu ihrem wertvollen Stein kam: Sie fand
ihn nämlich beim Schlachten eines jungen Hahnes
im Magen des Tieres vor.

— Ein weiter Weg. Die vostalischen Bestimmungen
verlangen, dak Postsendungen in die Orte des Landkreises
Kleve den Vermerk Kleve-Land tragen. Das hat
ietzt zu dem Mitzverständnis geführt, datz eine in Ham-
ourg aufgegebene Postkarte den Umweg über Cleve-
l a n d (Öhio) in Südamerika machte und erst nach einmo-
natiger Laufzeit den hiesigen Empfänger erreichte.

— Baucrlaubnis für die Strasze beim Groszglockncr.

Die Kärntener La n d e s r eg i e r u n g hat den Streit
um die Errichtung einer Stratze in die sogenannte
Gamsgrube als Verlängerung des zum Pasterzen-
Gletscher führenden Teiles der Grotzglocknerstratze und die
Errichtung einer Seilbahn auf den 3 200 Meter hohen
Fuscherkarkops zugunsten der genannten Projekte entschie-
den. Bekanntlich hat der Deutsche und Oesterreichische
Alpenverein, der Eigentümer des ganzen Grotzglock-
nergebietes ist, Einspruch gegen die geplanten Bauten
erhoben, weil er eine Zerstörung der als Pflanzenschutz-
gebiet einzigartigen Gamsgrübe befürchtet. Jn einer
Protestschrist, die von zahlreichen wifsenschaftlichen Verei-
nen unterschricben worden war, wurde vor allem darauf
hingewiesen, üatz die von dem berühmten deutschen Moos-
forscher Christian Hornschucher entdeckte, E^imsgrube
Pflanzen und Jnsekten aus der letzten Eiszeit, die sich nur
mehr dort erhalten hätten. beherbergt. Die Kärnte -
ner Landesregierung hat, anscheinend beeinflutzt
bon dem starken Fremdenverkehrserfolg -der Grotzglockner-
Hochalpenstratze und nachdem der Alpenverein jede gebo-
tene Entschädigung abgelehnt hatte. nunmehr die notwen-
digen Gebiete enteignet und das Projekt der
Stratze zur Gamsgrube und üer Seilbahn auf den Fuscher-
karkopf als begünstigte Bauten erklärt. Auch das Bun -
desministerium für Hcmdel und Verkehr hat der
Grotzglockner-Hochalpenstratze AG die Erlaubnis erteilt,
den Bau der Stratze in die Gamsgrube sofort in Angrisf
zu nehmen.

— Eine 14tägige Dcutschlandreise 30 unflarischer Han-
delsschulprofcssoren ging am Freitag zu Ende. Wie aus
ihren Bekundungen hervorgeht, kehren sie voll tiefster
Eindrücke über den neuen deutschen Menschen heim.

Besonders nachhaltigen Eindruck haben der Reichsarbeits-
dienst und die HI aus die ungarischen Gäste gemacht.

— Dunkle Ahnungen. Darinka Rakitsch aus einem
Ort bei Belgrad erzählte ihrer Mutter morgens beim
Frühstück, sie habe einen schrecklichen Traum gehabt. Es
sei ein schweres Gewitter aufgezogen, und sie habe mittsn
auf dem Feld gestanden. Da sei ein furchtbarer Blitz vom
Himmel gefahren und habe sie erschlagen. Man sprach
nicht weiter darüber, und die Tochter ging zur Arbeit.
Doch abends kehrte sie nicht von üen Feldern zurück. Ar-
beitskameraüen brachten der Mutter die Nachricht, datz ihre
Tochter auf dem Feld von einem Blitzschlag getroffen
worden und auf der Stelle totgewesen sei.

— Ein neuer Dalai Lama aefunden? Aus Kalim-
pang kommt die bisher noch unbestätigte Nachricht, datz es
den tibetanischen Mönchen und Wahrsagern nach zweijäh-
riger Suche gelungen sei, den wieder leaendig gewordenen
DalaiLama zu finden. Gut unterrichtete Reisende,
so meldet Reuter, berichteten, datz das heilige Kind, in des-
sen Körper die Seele des sterbenden Dalai Lama über-
ging, in einem zweistöckigen Haus geboren wovden sei. Der
derzeitige Aufenthaltsort des Kindes werde geheim gehal-
ten. Gerüchte wvllten wissen, datz es sich entweder in der
Mongolei oder in Süd-Tibet befindet. Reuter
hält es für möglich, datz eine Mitteilung an die Welt erst
nach der Rückkehr des zur Zeit noch im Exil leben-
den Taschai Lama erfolgt, um die sich ein Vertreter
der britisch-indiscben Regierung im Augenblick in Laasa
bemüht. Es werde nicht für ausgeschlossbn gehalten, datz
der Taschai Lama schon in den nächsten Monaten nach Ti-
bet zurückkehrt. Der 13. Dalai Lama ist im Dezsmber
in Laasa im Alter von 60 Jahren gestorben. Nach dem
tibetanischen Glauben wandert die Seele eines Dalai
Lama beim Eintritt des Todes in den Körper eines im
gleichen Augenblick geborenen Kindes.

— Eine bittcre Entscheidung. Im Gradh Hospital
von Atlanta hat vor siebzehn Iabren eine Kranken-
schwester wahrscheinlich zwei Kinder miteinan-
der vertauscht. Niemand wutzte, wessen Eigentum
das einzelne Kind eigentlich war. und so sprach ein Rich-
ter, vor den die erregten Ehepaare den Fall gebracht hat-
ten, das Urteil, die Spitalleitung möge jeder Mutter
eines der Babhs zusprechen und den herangewachsenen
Ki n d e r n dereinst die endgültige Entscheidung
überlassen, welche Eltern eigentlich die seinen seien.
Nun ist es soweit. Inzwischen ist aber das Töchterchen ves
Jngenieurs Garner in Macon gestorben, und nur ein
Mädchen stand vor der Wähl, sich für ihre bisherigen
Sltern oder für die Garners zu entscheiden. Louise Ma-
deline Pittman war ihr bisheriger Name. Sie hat sich aber
entschieden, ihninMary LouiseGarner ver-
wandeln zu lassen. Eine Woche lang hielt sie sich bei
der Familie Garner auf, um sie kennenzulernen. „Ich
liebe die Pittmans, bei denen ich siebzehn Jahre meines
Lebens verbracht habe. Trotzdem habe ich sie niemals als
meine Eltern anzusehen vermocht", sagt das Mädchen, „da-
gegen habe ich vom ersten Augenblick an das Gefühl ge-
habt, datz die Garners meine Eltern und ihre drei Töchter,
die mir ähnlich sehen. meine S ch w e st e r n sind. Die
Pittmans sind von dieser Selbstentscheidung tief er -
s ch ü t t e r t.

datz kein Lederteil mehr in diesem Raum blieb. ^

Dinge, die an Fleisch erinnern, müssen von
strenggläubigen Hindu serngehalten werden, der
tischen Kshatriya-Kaste angehört. Jn diesem Saal ^
nun vier Männer im hohen, reichbestickten Turban ^
geheimnisvollen Koffer, der das Familienheiligtuw
Maharadscha, ein mit Edelsteinen besetztes ^ ^
enthielt. Das Konferenzzimmer wurde so zum
mäßigen T e m p e l, in dem der Fürst dreimal aw
seinen religiösen Verpflichtungen obliegt. ..

Ein anderes grotzes Zimmer wurde als K " w ^
gerichtet. Hier walten drei indische Köche ihres
die nur vegetarische Gerichte zübereiten, da dem ^
radscha von Mhsore Eier, Fisch, Geflügel, Fcite
strengstens untersagt sind. Zum Glück liegt diejj,
Hotels im Kellergeschotz, denn schon der geringste 7s

in die Zimmerflucht des v" ^

der aus diesem Raum in die Zimmerflucht des ck ^
dringen würde, könnte zu einer Katastrophe führen-
das heilige Gangeswasser, das er in einigen ph,

Fässern nach Europa mitgebracht hatte, in London ver>^
mutz sich der Maharadscha in Berlin mit Spreew ^
s e r begnügen, das allerdings seine Priester, die
gleiten, durch einige Segenssprüche „genietzbar" ,

Selbst die Betten haben die Diener mit nach ^
lin geschleppt, die aus Schafwolle bestehen, währen
selbst auf Matratzen vor den Türen schlafen.
engste Begleiter des Maharadscha, Ministerpräsident ^
Mirza Ismail versicherte, habe man sich nur a"s ^
notwendigste Gepäck beschränkt. Jmmerhin bestand d>
„Notwendigste" noch aus etwa 80 Koffern, secW
tzen Kisten und einem Dutzend Säcke Reis. Auch einM ^ ^
strumente führt der Maharadscha mit, der ein bcsicisiV
Musiker ist, und die Hoteldirektion hat ein übriges
getan, indem sie ihm einen herrlichen Flügel
Wohngemach stellte, auf dem er nun stundenlang
Weisen spielt. Auf der Fahrt von London nach ^e ^
reiste der indische Fürst zum erstenmal in einem
und war darüber so begeistert, datz er sofort eine
Flugzeuge deutscher Konstruktion als neueste Verkehr»
tel seines Landes bestellen lietz. ^

Olympia-Ehrengahe an den Rcichssportführer.

Die Lauchhammerwerke haben nach Modellen
Bilühauerin Barbara von Kalckreuth mehrere die>e
Bronzetafeln gegossen, die nach Motiven altgriechisi"^
Vasen die alten Olympischen Spiele darstellen. iIUst
größere Anzahl dieser Bronzetafeln wurde
Reichssportführer von Tschammer und Osten als
innerung an die XI. Olhmpischen Spiele in
zur geeigneten Verwendung übergeben.

(Pressephoto,

Berli«

MsenWast tm KvWnbunker.

«Schonhelt der Arbeit' auch auf fteberseebamvfern.

Gegenwärtig befindet sich eine interessante
wissenschaftliche Unternehmung auf der Fahrt
nach Südafrika, die die Aufgabe hat, die Ar-
'beits- und Lebensbeoingungen der
„blauen I u n g e n s" zu stüdieren, die im
engen Schiffsraum unter einer mörderischen
Tropenhitze ihre Pflicht erfüllen müssen. Die
Ergebnisse dieser Forschungsreise . sollen für
eine Neugestaltuny von Arbeits- und
Mannschaftsräumen auf Tropen-
schiffen verwertet werden Unser Hamburger
Mitarbeiter 'berichtet hierüber:

orscher vor dcm Kcsselfeuer

Auf dem Deck des schmucken Afrikadampfers „T an -
anjika" ist schon seit einigen Tagen das fröhliche La-
en und Plaudern der Passagiere verstummt. Seitdem das
chiff auf der Höhe von Svanisch-Guinea den Aequator
issiert hat, verweilen die Menschen fast regungslos auf
>ren Liegestühlen und „dösen" unter der Gluthitze Süd-
est-Afrikas teilnahmslos dahin. Es bedeutet schon eine
nstrengung, wenn man den immer dienstfertigen Ste-
avd zu sich rufen will und ihn um eisgekühlte Getränke
tten will. Auch die Mannschaft leidet unter dieser
rälenden Schwüle und es fällt ihr sichtlich schwer, mit
w gewohnten Exaktheit ihren Dienst zu verrichten.

Unermüdlich aber stampfen die Maschinen und
nverzagt tun die Heizer im Kesselraum ihre Pflicht.
ier stehen die Männer mit öl- und ruhbeschmierten Ge-
chtern vor den Kesselfeuern und schaufeln mit der Auf-
etung all ihrer Kräfte Kohlen in die prasselnde Glut,
nd ab und zu hält einer dem andern einen Schlauch
ber den Kopf und lätzt ü'ber seinen Körper kühlendes
Zasser verspritzen. Dann aber tritt aus irgendeiner
inklen Ecke ein Mann hervor, fühlt einem Heizer den
uls, einem andern setzt er das Hörrohr auf die schweitz-
iefende Brust. Seltsame Apparate, die man in Kessel-
rumen sonst nie antrifft. hängen an den. Stahlwänden
,er stehen auf Kisten herum. Pendel schwingen hin und
-r und ein Stift fährt im Zick-Zack über Millimeter-
ipier. Ab und zu macht sich der Mann Notizen, sieht
cüfend vom Boden zur Decke, aber dann scheint er froh
a sein, wenn es im Sprachrohr ruft: „Herr Doktor, jetzt
t es genug, kommen Sie wieder nach oben!"

)as Laboratorium im Bunkcrraum.

Das lätzt sich der Hamburger Hafenarzt D r. Peter
icht zweimal sagen. denn er weitz ja, datz er oder seine
eiden Mitarbeiter D r. E h r i st 0 f f und D r.
ichmättje zwei Stunden später den Heizern in der
>itze des Kesselraumes schon wieder Gesellschaft leisten
lüssen. Hier zwischen prasselnder Feuersglut und trie-
:ndem Oel haben sie für einige Monate M Lab 0 ra -
0 rium aufgeschlagen, um mit dem Rüstzeug einer mo-
ernen Wissenschaft die Lebensb e d i n gungen der
ichwerstavbeiter auf emem Tropenschiff zu erforschen.

Bevor die wissenschaftliche Expedition vor einigen
Sochen Hamburg verlietz, hatten wir Gclegenheit. uns
nt ihrem Leiter, Dr. Peter. uber die Ziele diestr selt-
imen Forschungsreise zu unterhalten. „Unsere Aufgabe
esteht in der Erforschung der meteorologischen, physika-
fchen und klimatischen Verhältnisse in den Mannschafts-
nd Arbeitsräumen eines Tropenschiffes", erzahlte der

bekannte Hamburger Hafenarzt. „Wenn im deutschen Bin-
nenland alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, in Fabri-
ken, Bergwerken und auf Bauplätzen den Arbeitern jede
nur mögliche Erleichterung zu verschaffen, warum
sollte eine gleiche Aktion nicht auch auf unseren Schiffen
möglich sein, auf denen es eine nicht minder schwere und
gefahrvolle Arbeit zu leisten gibt, als auf dem Festland.
So hat die Deutsche Arbeitsfront, Abteilung „Schönheit
üer Arbeit", uns diese Expedition ermöglicht und finan-
ziert, in der auf einer mehrmonatigen Südafrikareise zum
erstenmal die Lebensbedingungen der Seeleute genaue-
stens studiert werden sollen. Die Ergebnisse dieser See-
reise sollen dann später beim Neubau von Schiffen
zugunsten der Schiffsmannschaft verwertet werden."

Man hat deshalb das erst einige Iahre alte Tropen-
schiff „Tanganjkia" zum schwimmenden Laboratorium ge-
wählt, weil diese Konstruktion noch mit Kohlenfeu-
erung arbeitet, während die meisten Schiffe neueren
Baujahres mit Oelheizung ausgestattet sind. Vor Kessel-
öfen müssen die Heizer in einer Höllenhitze arbeiten und
gerade dieser Umstand schien Len Forschern als sehr wich-
tig. Jhr Interesse gilt oor allem der Untersuchung der
Frage, wie weit es ein Mensch unter Temperaturen, die
ein Mindestmatz übersteigen, aushalten kann, wie grotz
sein Schweitzverlust ist und in welchem. Matz die staub-
erfüllte, stickige Luft gesundheitliche Schäden
hervorrufen kann.

Bisite auf dem Tropenschiff.

Eine grotze Anzahl neuartiger Instrumente, die diese
Forschungsreisenden mit sich führen, dienen dazu,
nicht nur die körperliche Konstitution der Schiffsmann-
schaft, sondern auch die hygienischen Verhält-
nisse in den Mannschaftskajüten und in den verschiede-
NLN Arbeits- urnd Lagerräumen festzustellcn. Die Unter-
suchungen erstrecken sich auf die Luftfeuchtigkeit, Wasser-
und Lufttemperaturen, auf die Ventilationsverhältnisse
im Schiffsinnern, auf die Stärke der Sonnenstrahlung
und vor allem auf die ständige ärztliche Beobachtung der
Menschen, die unter ungewöhnlich hohen Temperaturen
in tropischen Gewässern ihre Apbeit verrichten müssen.

Alle zwei StUnden machen die 3 Forscher ihren V i -
sitegang durch die Räume der „Tanganjika", und
während die Passagiere sich durch alle müglichen Bequem-
lichkeiten eines modernen Handelsdampfers vor der tropi-
schen Hitze zu schützen wissen, unterziehen die Gelehrten
mal diesen, mal jcnen Matrosen einer gründlichen Unter-
suchung, lesen die Registrierungen der Jnstrumente ab
und führen über alle vorgefundenen besonderen Erschei-
nungen ein genaues Protokoll. Sie klettern in den La-
deräumen herum, steigen über steile Stiegen in die un-
tersten Regionen des Schiffes, verweilen längere Zeit in
den Kabinen für Aufwärter, Bäcker, Köche, inspizieren
die Mannschaftsküche oder beobachten die Menschen in den
Maschinenräumen. Schon längst haben die Matrosen „ihre
Doktoren" ins Herz geschlossen. wissen sie doch, datz sie
ihre Reise in den Dienst der Wohlfahrt aller blauen
Jungens gestellt haben. Wenn Mitte Oktober 1986 die
„Tanganjika" wieder im Hamburger Hafen den Anker
wirft, darf man gespannt sein, welche Fülle von Ergeb-
nissen und Vorschlägen die wissenschaftliche Kommission
mit nach Hause bringen wird.

Stirbt die beutsche Ulme auö?

Ein Vilz mordet Aaumrieten. - Ulmen tm Eanatorium.

Fast täglich laufen bei den „ P f l a n z e n -
doktoren von Dahlem". den Forlchern
der Biologischen Reichsanstalt für Land- und
Forstwirtschaft, Hilferufe deutscher Stadtver-
waltungen ein, man möge.dem Massen-
sterben der Ulmen, dieser schönen ur-
alten deutschen Ääume, ein Ende bereiten.
Viele Alleen, Zierden zahlreicher Städte, sind
vom Untergang bedroht. Noch ist ein Ende
dieser Epidemie nicht abzusehen, aber die Wis-
senschaft ist unablässig bemüht, der verheeren-
den Seuche, die geradezi/zu einex Tragödie in
üer Natur geworden ist, Ein'halt zu 'gebieten.

Tragödie in der Ratur.

„Sterben unsere Ulmen aus?" Diese bange Frage
'beschäftigte in den letzten Jahren die Fach- und Laien-
welt. Seit dem Jahr 1931, als verschiedene deutsche Län-
der sich zu schützenden Polizeiverordnungen entschlietzen
mutzten, um dcr immer mehr um sich greifenden U l m e n-
krankheit, dieser verheerenden Pest, die den deutschen
Baumbestand um einen seiner schönsten Vertreter zu be-
rauben droht, Einhalt zu gebieten, will der Alarmruf
nicht mehr verstummen. Alljährlich konnte man Zeuge
sein, wie ganze Alleen bis zum letzten Stamm niederge-
schlagen werden mutzten, wie in Parkanlager? ein Baum
nach dem anderen unter dem Schlag der Aexte zu Boden
sank. Und wenn man die Botaniker fragte, warum so
viele dieser herrlichen Bäume dem Beil zum Opfer fallen
müssen, dann zuckten sie nur bedauernd die Achsel: „D a s
U lm e n st erb e n!"

Eine geheimnisvolle Seuche aus Holland.

Die ersten Hiobsnachrichten kamen bald nach 'dem
Krieg.aus Nürnberg. Man stellte fest, datz die Ulmen-
krankheit aus Holland eingeschleppt worden war,
wo diese unheilvolle Seuchs im September 1919 zuerst
auftrat. Nur zu rasch vevbreitete sich die Krankheit, die
die jungen Pflanzen schon nach wenigen Wochen oder Mo-
naten vernichtet, über ganz Mitteleuropa^aus und richtete
ungeheuren Schaden an. Besonders 'aber ritz sie unter
den deutschen Baumbeständen. starke Lücken, aus allen
Orten kamen Klagen über die von ihr angerichteten Ver-
wüstungen. Heute ist die Ulme in manchen Gehenden so-
gar schon völlig ausgestorben, trotz aller Abwehrmit-
tel, die angewendet wurden, diesen schünen deutschcn Baum
vor dem Untergang zu bewahren. Mehr als 2000
Bäume mutzten allein einmal in Hamburg inei-
nem Iahr geschlagen werden. TauseniL von Ulmen fie-
len in den Auen um Leipzig, in den Fliitzniederungen der
Saale und der Oder, wä'hrend glücklicherweise in Süd-
deutschland und Ostpreutzen diese Krankheit bisher nur
wenig aufgetreten ist.

Der Käfer als Bazillusträger.

Die Wisienschaft aber ruht in diesem Fall nicht unü
arbeitet seit langem daran, den deutschen Ulmenbestand
vor der Vernichtung zu bewahren. Erstes Gebot war, den
Feind zu kennen, den es zu bekämpfen gilt. Seitdem eine
holländische Biologin das „G^aphium ulmi" als Erreger
der Ulmenkrankheit entdeckt hat — sie bekam den Doktor-
hut dafür — und in der Biologischen Reichsanstalt für
Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem der Versuch
geglückt ist, gesunde Bäume künstlich mit Reinkulturen die-

ses verderblichen Bazillus zu infizieren, der die Wa^,
leitungsbahnen des Splintholzes verstopft, sind die
wehrmatznahmen überall im Gang. u

„Freilich ist noch keine unbedingt wirksame ^ h«»
gegen die Seuche gefunden worden", erklärt uns der
kannte deutsche Biologe, Oberregierungsrat Dr- ^'.^lt
Wollenweber, von der Biologischen Reichsa"^^
Berlin-Dahlem. „Wenn manchmal schon gemeldet M
konnte, daß das Ulmensterben abnehme, so ist dien ^
freuliche Tatsache nicht etwa darauf zurückzuführew
die Krankheit „an sich selbst" zugrunde geht oder dalZ '^,-je
besonders wirksame Jmpfstoffe gefunden worden sisi 'Ap«
ist vielmehr nur dem Umstand zuzuschreiben, datz "Ejihek
wehrmatznahmen energischer und gründlicher als l
durchgeführt werden. Meist wird die Krankheit d"*2,ui"
Ulmensplintkäfer, emen Borkenkäfer, von Baum
verschleppt. Daher ist es unbedingt geboten, kranke jcht
zu f ä l l e n, um die in der Nähe stehenden gesunden
zu gefährden."

Bäume wcrden gcimpft. ^«

Die grotzen Versuchsgärten der Biologischen Veiw^^u
stalt weisen herrliche Ulmenbejtände auf. Es rna8
Wissenschaftlern schwer gefallen sein, stattliche. atte
frische Bäume mit dem Bazilluserreger zu irrlpfen- ,-^,p«
Versuche waren aber notwendig, um geeignete ge«
fungsmittel zu finden und die Krankheitsgeschllh'.Afet
nauestens zu studieren. Man ersetzte den Borle"^^.^ch
also durch die Spritze, und schon nach sechs Woöhe"
die Krankheit an den infizierten Bäumen aus. D>e d>e
ter rollten sich ein, wurden mitten im Sommer !?c ^xje
Aeste vertrockneten — die Bäume st a r b e n. „cgc"

von Ulmen opferte so die Wissenschaft im Kainpl " pe"
die gefährliche Seuche. Alle möglichen Jmpfungcn " p«
ausprobiert, die aber einer ernsten Prüfung niwk
halten konnten.

Dagegen hat man gute Erfolge mit Pfrops""^" oel'
Reisern widerstandsfähiger Ulmenarten erzielt.
wendete dazu die Sämlinge einer asiatischen ZM^rö.
grt, die allerdings den einen Nachteil hat, datz he'
Zimmerhöhe erreicht. Für Neupflanzungen ist sie " av
uns kaum zu verwenden. Dagegen arbeitet wan
Kreuzungen von anderen widerstanidsfähigesi " statb
von denen man erwarten kann, datz sie die gir>W
liche Grötze erhalten als unsere heimischen Brrll'
Feldulmen. Man darf hoffen, datz all diese Prr)""' jxe"'
Erfolg gekrünt sein werden — niemand würde " ,,.,uge"-
diger 'begrützen, als die deutschen Stadtverwa > ^ ge-
denen die Ulme schon seit langem zum Sorge» ^jchl
worden ist. Gibt es doch keine einzige Stadt, die I
einer prächtigen Ulmenalle rühmen könnte.

„Selbstbcwutzt unt» doch befck^iden, ausrcchi
treu, gottesfürchtig und wahrl>aft, verschwicgcu
bestechlich soll dcr Soldat dcm ganzcn Volke c>"
bild männlicher Kraft sein. Nur Leistungcn bcrc
zum Stolz."

Aus den ^

»Pflichten des deutschen Solda
 
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