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In der Friedrichforsehung der DDR ist die Frage aufgeworfen
worden, ob die Bergsymbolik des freisinnigen Friedrich nicht
im Zusammenhang gesehen werden muß mit- der - nichtchrietli-
chen - Erneuerung der Bergsymbolik in der französischen Re-
volution«. Zweifellos konnte sich die französische Revolution
der Bergsymbolik bedienen« weil in der Kirchengeschichte
die Tendenz vorgeherrseht hatte, Bergsymbolik oder gar
"Höhenkult" als "heidnisch” zu meiden« "Nachdem der Konvent
am 7o VU 1793 beschlossen hatte. auf fetionalfesten den
Kult der Vernunft9 der Treidelt und der Gleichheit zu feiern,
wurde zur Einweihung dex* Kathedrale von Chartres als Denk**
mal dieser Ideen an Stelle des Hochaltars ein künstlicher
Berg errichtet» Am 2'k November desselben Jahres erhielt
aus gleichem .Anlaß das Straßburger Münster eine ähnliche
Berganlage gekrönt mit einer Allegorie der Vernunft«
Caspar David Friedrich wird sich durchaus bewußt gewesen
sein, daß seine Bergsymbolik nicht unmittelbar an ein im
christlichen Bildkanon vorgegebenes oder gar übliches Sym-
bol anknüpfte® Er distanzierte sich - vor allem in Front-
Stellung gegen die aog« ^fezarener” - VQ&. der katholisch -
mittelalterlichen Bildwelt wie überhaupt von jeder Bach-
ahmung der Alten« ”Die Zeit der Herrlichkeit des Tempels
o ä Q1
ist vorbei ««»” konnte er sagen« Sein Freiheitsdrang
und seine soziale und antifeudale Gesinnung verweisen auch
an'die Parolen der Fransösiechen Revolution« Daß sein pro
grammatischer ”Tetscheuer Altar”, wie neuerdings erwiesen
(vgl® 8*115), einen beachtlichen zeitgeschichtlichen Kon-
text hat, stimmt auch nachdenklich« Sehr interessant ist
in diesem Zusammenhang eine bildlich-allegorische Darstel-
lung der "Aufklärung” von Daniel Chodowiecki (1726 - 1804;
aus dem Jahre 1792^^ (abgebildet bei Steffen Sietzsch,
Fr«Wilh»Jos« Schelling, Leipzig« 1978, S« 37)« Alle Bild-
elemente dieser Darstellung der Aufklärung - mit der ty-
pischen Ausnahme des Kruzifixes - sind der späteren fatur-
Symbolik Friedrichs eng verwandt? der Weg, der Baum« der
Berg und die Strahlenbündel der Sonne« Hier ist Eatur als
Geschichte gestaltet? nach der Tacht des Mittelalters nun
In der Friedrichforsehung der DDR ist die Frage aufgeworfen
worden, ob die Bergsymbolik des freisinnigen Friedrich nicht
im Zusammenhang gesehen werden muß mit- der - nichtchrietli-
chen - Erneuerung der Bergsymbolik in der französischen Re-
volution«. Zweifellos konnte sich die französische Revolution
der Bergsymbolik bedienen« weil in der Kirchengeschichte
die Tendenz vorgeherrseht hatte, Bergsymbolik oder gar
"Höhenkult" als "heidnisch” zu meiden« "Nachdem der Konvent
am 7o VU 1793 beschlossen hatte. auf fetionalfesten den
Kult der Vernunft9 der Treidelt und der Gleichheit zu feiern,
wurde zur Einweihung dex* Kathedrale von Chartres als Denk**
mal dieser Ideen an Stelle des Hochaltars ein künstlicher
Berg errichtet» Am 2'k November desselben Jahres erhielt
aus gleichem .Anlaß das Straßburger Münster eine ähnliche
Berganlage gekrönt mit einer Allegorie der Vernunft«
Caspar David Friedrich wird sich durchaus bewußt gewesen
sein, daß seine Bergsymbolik nicht unmittelbar an ein im
christlichen Bildkanon vorgegebenes oder gar übliches Sym-
bol anknüpfte® Er distanzierte sich - vor allem in Front-
Stellung gegen die aog« ^fezarener” - VQ&. der katholisch -
mittelalterlichen Bildwelt wie überhaupt von jeder Bach-
ahmung der Alten« ”Die Zeit der Herrlichkeit des Tempels
o ä Q1
ist vorbei ««»” konnte er sagen« Sein Freiheitsdrang
und seine soziale und antifeudale Gesinnung verweisen auch
an'die Parolen der Fransösiechen Revolution« Daß sein pro
grammatischer ”Tetscheuer Altar”, wie neuerdings erwiesen
(vgl® 8*115), einen beachtlichen zeitgeschichtlichen Kon-
text hat, stimmt auch nachdenklich« Sehr interessant ist
in diesem Zusammenhang eine bildlich-allegorische Darstel-
lung der "Aufklärung” von Daniel Chodowiecki (1726 - 1804;
aus dem Jahre 1792^^ (abgebildet bei Steffen Sietzsch,
Fr«Wilh»Jos« Schelling, Leipzig« 1978, S« 37)« Alle Bild-
elemente dieser Darstellung der Aufklärung - mit der ty-
pischen Ausnahme des Kruzifixes - sind der späteren fatur-
Symbolik Friedrichs eng verwandt? der Weg, der Baum« der
Berg und die Strahlenbündel der Sonne« Hier ist Eatur als
Geschichte gestaltet? nach der Tacht des Mittelalters nun