blickend kann man fieh daher nur freuen, mit
welcher Elaftizität Behrens über das Stadium des
abftrakt Stereometrifchen hinausgelangt ift zu einer
immer lebendigeren Erfaffung der plaftifchen
Wirklichkeit, damit feinem langjährigen Freunde
und EntwicklungsgenolTen Julius Meier-Graefe
Recht gebend, der von ihm Tagt: In Behrens Ent-
wicklung Spielt bei aller Konlequenz immer ein
latentes Regulativ mit, das dafür forgt, daß die
Dinge nicht zu wörtlich genommen werden. —
Die gefteigerte Plaltizitat ericheint gleich in den
beiden Zimmern der Berliner Ausstellung moder-
tungen der Art befi^en. Vor allem zeigen die
behaglichen Klubfeflel und das große Sofa hinter
dem runden Tifch eine erfreuliche Saftigkeit der
Formen, dicke Pollferlehnen von kreisrundem
Querfchnitt. Und auch die übrigen Möbel, das
Klavier, der Schreibtifch, der hoheGlasfchrank und
die Auffatjkommode, die Stühle, gehen trot> ihrer
immer noch bewahrten idealen Kaftenform doch
weit über das Dünne, bloß «Bretterne» des Olden-
burger Interieurs hinaus, ohne freilich irgendeine
raumklärende Beziehung zu der fchlicht gereihten
Wandgliederung aufzugeben: man empfindet Tie
■«Ar nnnnr
'I rillerwcg Spidierer Höhe
Abb. 35. Wohnhaus Gultav Obenauer in St. Johann-Saarbrücken 1905 bis 1906.
Querfchnitt von Nordolfen nach Südwelten
ner Wohnräume und modernen Kunstgewerbes vornehmlich in den durch die typifchen Quadrate
bei A. Wertheim von 1905, weniger in dem fehr mit einbefchriebenen Kreifen in (ich felbft archi-
einfachen Schlafzimmer, das noch lediglich durch tektonifierten Möbelfronten.
eine feine Flächeneinteilung zu wirken f' cht — Eine reine Aufgabe der FlächenrhythmiSierung
vor dem Hintergrund einer, durch aufgeklebte war dann auch wieder die Herrichtung der Natio-
Streifen rhythmifierten, einfarbigen Kompofitions- nalgalerie für die deutfche jahrhundertausftellung
tapete ftehen die (freng rechteckig geformten und des Winters 1905 zu 1906, die Behrens im Auftrage
mit Intarfien gemufterten Möbel ~, als in dem Tfchudis in einer zugleich perfönlichen und doch
grünen Wohnzimmer, das bereits ganz den Stattlich künftlerilch zurückhaltenden Weife fehrgefchmack-
vornehmen Repräfentationscharakter aufweift, voll durchführte. Denn Behrens hat niemals zu den
den auch die jüngften Behrensfchen Inneneinrich- «Modernen» gehört, die das Wefen der neuen
Künltlern genannt und für die höher organifierte Raumform Herausgegeben in Verbindung mit andern von Georg Lehnert.
(ehr ähnliche Wohnzimmereinrichtungen von Rudolf Emil Weiß 11. Band. Berlin 1910. Tafel nach S. 586). Nur ericheint bei
und Albert Geßner, die ebenfalls 1906 in Dresden ausgeftellt Peter Behrens der Stilwillen von größerer Logik und deshalb
waren (Abb. in der llhiftHerten Gelchichte des Kunltgewerbes. auch die Entwicklungsenergie beträchtlich konl'equenter.
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welcher Elaftizität Behrens über das Stadium des
abftrakt Stereometrifchen hinausgelangt ift zu einer
immer lebendigeren Erfaffung der plaftifchen
Wirklichkeit, damit feinem langjährigen Freunde
und EntwicklungsgenolTen Julius Meier-Graefe
Recht gebend, der von ihm Tagt: In Behrens Ent-
wicklung Spielt bei aller Konlequenz immer ein
latentes Regulativ mit, das dafür forgt, daß die
Dinge nicht zu wörtlich genommen werden. —
Die gefteigerte Plaltizitat ericheint gleich in den
beiden Zimmern der Berliner Ausstellung moder-
tungen der Art befi^en. Vor allem zeigen die
behaglichen Klubfeflel und das große Sofa hinter
dem runden Tifch eine erfreuliche Saftigkeit der
Formen, dicke Pollferlehnen von kreisrundem
Querfchnitt. Und auch die übrigen Möbel, das
Klavier, der Schreibtifch, der hoheGlasfchrank und
die Auffatjkommode, die Stühle, gehen trot> ihrer
immer noch bewahrten idealen Kaftenform doch
weit über das Dünne, bloß «Bretterne» des Olden-
burger Interieurs hinaus, ohne freilich irgendeine
raumklärende Beziehung zu der fchlicht gereihten
Wandgliederung aufzugeben: man empfindet Tie
■«Ar nnnnr
'I rillerwcg Spidierer Höhe
Abb. 35. Wohnhaus Gultav Obenauer in St. Johann-Saarbrücken 1905 bis 1906.
Querfchnitt von Nordolfen nach Südwelten
ner Wohnräume und modernen Kunstgewerbes vornehmlich in den durch die typifchen Quadrate
bei A. Wertheim von 1905, weniger in dem fehr mit einbefchriebenen Kreifen in (ich felbft archi-
einfachen Schlafzimmer, das noch lediglich durch tektonifierten Möbelfronten.
eine feine Flächeneinteilung zu wirken f' cht — Eine reine Aufgabe der FlächenrhythmiSierung
vor dem Hintergrund einer, durch aufgeklebte war dann auch wieder die Herrichtung der Natio-
Streifen rhythmifierten, einfarbigen Kompofitions- nalgalerie für die deutfche jahrhundertausftellung
tapete ftehen die (freng rechteckig geformten und des Winters 1905 zu 1906, die Behrens im Auftrage
mit Intarfien gemufterten Möbel ~, als in dem Tfchudis in einer zugleich perfönlichen und doch
grünen Wohnzimmer, das bereits ganz den Stattlich künftlerilch zurückhaltenden Weife fehrgefchmack-
vornehmen Repräfentationscharakter aufweift, voll durchführte. Denn Behrens hat niemals zu den
den auch die jüngften Behrensfchen Inneneinrich- «Modernen» gehört, die das Wefen der neuen
Künltlern genannt und für die höher organifierte Raumform Herausgegeben in Verbindung mit andern von Georg Lehnert.
(ehr ähnliche Wohnzimmereinrichtungen von Rudolf Emil Weiß 11. Band. Berlin 1910. Tafel nach S. 586). Nur ericheint bei
und Albert Geßner, die ebenfalls 1906 in Dresden ausgeftellt Peter Behrens der Stilwillen von größerer Logik und deshalb
waren (Abb. in der llhiftHerten Gelchichte des Kunltgewerbes. auch die Entwicklungsenergie beträchtlich konl'equenter.
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