428 III· Buch. Das Dorische lirela.
III. Zur Charakteristik der Bewohner
K r e t a s.
Ein anderes waren die Kretischen Dorier
durch alte Sitte und überkommenes Gesetz; ein
anderes wurden sie durch die Natur des Lan-
des und durch Einwirkung altheimischer, un-
dorischer Lebenselemente. In Sitte,. Religion
und Kunst hat das urkretische Wesen, wie
anderes Fremdartige, seinen Einsluss auf das
herrschende Λ olk ausgeübt; das öflenlliche Le-
ben regelte sich aber nach Dorischer Staatsord-.
nung. Jedoch nicht bloss diess; Dorisches Le-
ben ist auch sonst hier überwiegend gewor-
den; den meisten Zustanden Kretas hat es den
Charakter ausgedrückt. Der Zeitraum, von wel-
ehern jetzt die Rede ist, hat gewissermassen
auch seine Glanzperiode. So dürfen wir die
Zeit von 600 bis 500 vor Chr. nennen. Jetzt
lebte Epimenides sammt Thaletas; bald nach
diesen blühten die Künstler der Dädalischen
Schule Dipönos, Skyllis, Aristokles und andere;
Chersiphron fällt gleichsalls, wo nicht einer
frühem, so doch dieser Zeit anheim. Was von
diesem religiösen und künstlerischen Leben aus
I)orischem Quell erwuchs, was aus altheimi-
schem Keim der Bildung hervor ging, lässt
sich freylich nicht in jedem einzelnen Fall zei-
gen; indess ist soviel gewiss, dass in Thaletas
musikalischen Bestrebungen sich eine Richtung
offenbart, die ihm nicht durch Dorier gege-
ben seyn kann. Eben so wenig ist das mysti-
III. Zur Charakteristik der Bewohner
K r e t a s.
Ein anderes waren die Kretischen Dorier
durch alte Sitte und überkommenes Gesetz; ein
anderes wurden sie durch die Natur des Lan-
des und durch Einwirkung altheimischer, un-
dorischer Lebenselemente. In Sitte,. Religion
und Kunst hat das urkretische Wesen, wie
anderes Fremdartige, seinen Einsluss auf das
herrschende Λ olk ausgeübt; das öflenlliche Le-
ben regelte sich aber nach Dorischer Staatsord-.
nung. Jedoch nicht bloss diess; Dorisches Le-
ben ist auch sonst hier überwiegend gewor-
den; den meisten Zustanden Kretas hat es den
Charakter ausgedrückt. Der Zeitraum, von wel-
ehern jetzt die Rede ist, hat gewissermassen
auch seine Glanzperiode. So dürfen wir die
Zeit von 600 bis 500 vor Chr. nennen. Jetzt
lebte Epimenides sammt Thaletas; bald nach
diesen blühten die Künstler der Dädalischen
Schule Dipönos, Skyllis, Aristokles und andere;
Chersiphron fällt gleichsalls, wo nicht einer
frühem, so doch dieser Zeit anheim. Was von
diesem religiösen und künstlerischen Leben aus
I)orischem Quell erwuchs, was aus altheimi-
schem Keim der Bildung hervor ging, lässt
sich freylich nicht in jedem einzelnen Fall zei-
gen; indess ist soviel gewiss, dass in Thaletas
musikalischen Bestrebungen sich eine Richtung
offenbart, die ihm nicht durch Dorier gege-
ben seyn kann. Eben so wenig ist das mysti-